Post on 02-Nov-2021
transcript
Bachelorarbeit
Zum Thema:
„Bitcoin: Currency oder Coupon?“
vorgelegt von
Marco Jahnel
210200158
Erstgutachter: Prof. Dr. Klaus Diller, Institut für Management
Betreuer: Prof. Dr. Klaus Diller, Institut für Management
Zweitgutachter: JProf. Dr. Thomas Kilian, Institut für Management
Koblenz, im September 2014
I
Eidesstaatliche Erklärung
Hiermit bestätige ich, dass die vorliegende Arbeit von mir selbständig verfasst wurde und ich
keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel – insbesondere keine im Quellenverzeichnis
nicht benannten Internet–Quellen – benutzt habe und die Arbeit von mir vorher nicht in einem
anderen Prüfungsverfahren eingereicht wurde. Die eingereichte schriftliche Fassung ent-
spricht der auf dem elektronischen Speichermedium (CD-Rom).
Ja Nein
Mit der Einstellung der Arbeit in die Bibliothek bin ich einverstanden.
Der Veröffentlichung dieser Arbeit im Internet stimme ich zu.
………………………………………………………………………………………………..
(Ort, Datum) (Unterschrift)
II
Inhaltsverzeichnis
1. Die Bedeutung virtueller Währungen ...............................................................................1
1.1 Motivation und Problemstellung .............................................................................1
1.2 Zielsetzung .............................................................................................................3
1.3 Vorgehensweise......................................................................................................4
2. Reale Währung ................................................................................................................6
2.1 Geldfunktionen .......................................................................................................6
2.1.1 Zahlungsmittelfunktion ...............................................................................6
2.1.2 Wertaufbewahrungsfunktion .......................................................................7
2.1.3 Recheneinheitsfunktion ...............................................................................8
2.2 Geldeigenschaften ..................................................................................................9
2.3 Geldformen .......................................................................................................... 13
2.3.1 Warengeld ................................................................................................. 13
2.3.2 Kreditgeld ................................................................................................. 14
2.3.3 Geldnahe Forderungen .............................................................................. 18
3. Virtuelle Währung ......................................................................................................... 19
3.1 Unterschiedliche Formen von virtuellem Geld ...................................................... 19
3.2 Bitcoin .................................................................................................................. 21
3.2.1 Historischer Hintergrund ........................................................................... 22
3.2.2 Bitcoin-Netzwerk ...................................................................................... 23
3.2.3 Blöcke, Blockchain und Mining ................................................................ 24
3.3 Abgrenzung zu anderen virtuellen Währungen ...................................................... 30
3.3.1 Litecoin ..................................................................................................... 30
3.3.2 Ripple ....................................................................................................... 31
3.3.3 Peercoin .................................................................................................... 32
4. Schnittpunkt virtuelle und reale Währung ...................................................................... 35
4.1 Der Bitcoin und die Geldfunktionen ..................................................................... 35
4.2 Der Bitcoin und die Geldeigenschaften ................................................................. 41
4.3 Die Akzeptanz des Bitcoin .................................................................................... 43
5. Fazit .............................................................................................................................. 46
Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 50
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Prognostizierter Bitcoin Umlauf ....................................................................... 26
Abbildung 2 Ripple als Brückenwährung .............................................................................. 32
Abbildung 3 Anzahl der Akzeptanzstellen seit Oktober 2013 ................................................ 36
Abbildung 4 Kursentwicklung des Bitcoin seit Oktober 2011 ............................................... 40
Abbildung 5 Volatilität in prozentualen Schwankungen in US Dollar ................................... 41
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Effizienz der vier Miningarten ............................................................................... 28
Tabelle 2 Unterschiede der virtuellen Währungen Bitcoin, Litecoin Peercoin und Ripple ..... 34
Tabelle 3 Recheneinheit des Bitcoin bei unterschiedlichen Kursen ....................................... 38
IV
Abkürzungsverzeichnis
ASIC Application Specific Integrated Circuit
ATB Austauschbeziehungen
BaFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen
BTC Bitcoin
CPU Central Processing Unit
EC Electronic Cash
E-Geld Elektronisches Geld
EK Europäische Kommission
EU Europäische Union
EZB Europäische Zentralbank
FinCEN Financial Crimes Enforcement Network
FPGA Field Programmable Gate Array
GPU Graphics Processing Unit
IT Informationstechnologie
LTC Litecoin
MMORPG Massively Multiplayer Online Role-Playing Game
PBC People‘s Bank of China
PPC Peercoin
WoW World of Warcraft
XRP Ripple
V
Zusammenfassung
Beim Bitcoin handelt es sich um eine dezentrale virtuelle Währung, in einem Peer-to-Peer
Netzwerk. Die digitalen Münzen wurden 2008 durch Satoshi Nakamoto erfunden und seit
2009 in Umlauf gebracht. Das angestrebte Ziel des Bitcoin sind Transaktionen zum Erwerb
virtueller und realer Güter ohne das Einwirken von Finanzintermediären. Dadurch können
Transaktionskosten minimiert werden. Das Vertrauen in solche dritte Parteien wird dabei
durch ein mathematisches Konzept ersetzt und durch das Bitcoinnetzwerk und all seinen Nut-
zern sichergestellt. Obwohl die digitalen Münzen eigentlich als Tauschmittel konzipiert wur-
den, ist der aktuelle Anwendungsbereich noch sehr gering. Die Kursentwicklung hingegen
erfuhr seit Anfang 2013 mehrere Berg- und Talfahrten auf den Handelsplattformen für den
Bitcoin. Während sich viele wissenschaftliche Arbeiten mit den technischen Aspekten, im
Bereich der Informatik befassen, klafft im ökonomischen Kontext noch eine große Lücke.
Was macht ein Zahlungsmittel eigentlich aus und wie ist der Bitcoin im volkswirtschaftlichen
Sinne einzuordnen. Mit diesen Fragestellungen wird sich in dieser Ausarbeitung auseinander-
gesetzt. Als Vergleichsgröße wurden dabei, auf Basis sorgfältig ausgewählter Literatur, die
Aspekte realer Währungen nach ihren Funktionen, Eigenschaften und Formen untersucht.
Anschließend wurden die technischen Grundlagen der virtuellen Währung dargelegt, um
ebenfalls den Bitcoin darauf anzuwenden. Dabei hat sich gezeigt, dass die digitalen Münzen
als virtuelle Währung, gegenüber realen Währungen, noch deutliche Defizite aufweisen. Eine
besonders gravierende Schwachstelle stellt dabei die hohe Volatilität des Kurses dar. Sie sorgt
dafür, dass der Bitcoin mit einer solchen Instabilität nicht die Wertaufbewahrungsfunktion
gewährleisten kann. Da dies ein ausschlaggebendes Kriterium zur Erfüllung der Geldfunktio-
nen darstellt, kann der Bitcoin ebenfalls nicht die Rolle als Zahlungsmittel erfüllen, wie es bei
den realen Währungen der Fall ist.
1
1. Die Bedeutung virtueller Währungen
In diesem Kapitel wird die Bedeutung von virtuellen Währungen herausgestellt. Im Fokus
steht dabei der Wandel unterschiedlich bevorzugter Bezahlmethoden. Ferner steht die zuneh-
mende Bedeutung und Nutzung des Internets im Vordergrund, welches neue Möglichkeiten
darbietet, Transaktionen abzuwickeln und letztendlich auch als ausschlaggebender Faktor für
die Erschaffung von virtuellen Währungen zu nennen ist. Anschließend erfolgt eine Erläute-
rung und Begriffsabgrenzung der Wörter „Currency“ und „Coupon“. Daran angeknüpft, wird
dann der Aufbau und die Struktur dieser Arbeit geschildert.
1.1 Motivation und Problemstellung
„Bargeld ist nach wie vor das beliebteste Zahlungsmittel in Deutschland und wird es auf ab-
sehbarer Zeit wohl auch bleiben“, so lautet die Aussage von Carl-Ludwig Thiele, Vorstands-
mitglied der Bundesbank, beim zweiten Bargeldsymposium in Frankfurt am Main, am 19.Mai
2014 (vgl. Bundesbank, 2014a). Die schnelle Vorgehensweise, die anonyme Transaktionsab-
wicklung, die allgemeine Akzeptanz und die kostengünstige Verwendung sorgen für eine ho-
hes Vertrauen und Beliebtheit in Münzen und Banknoten innerhalb der Bevölkerung. Den-
noch bildet das Buchgeld und nicht das Bargeld die heute am meisten verbreitete Erschei-
nungsform (vgl. Jarchow, 2010, S. 6). Dies gilt nicht nur für Geschäftsbanken mit ihren tägli-
chen Buchgeld-Transaktionen. Auch in den privaten Haushalten werden die meisten wieder-
kehrenden Zahlungsvorgänge, wie zum Beispiel Mieten, Versicherungen, Strom- und Gas-
rechnungen oder Telefonrechnungen über automatische Kontoabbuchungen abgewickelt (vgl.
Bundesbank, 2009, S. 1). In den vorangegangen 14 Jahren, seit dem Stand von 2009, verlor
der Bargeldanteil 18,3 Prozentpunkte am Transaktionsvolumen (vgl. Bundesbank, 2009, S. 3).
Ausschlaggebende Faktoren dafür waren die Verbesserungen bei bargeldlosen Transaktionen
bezüglich der Sicherheit und Schnelligkeit ebenso wie die Bequemlichkeit, Geldbeträge ein-
fach per Karte zu bezahlen ohne Geldscheine zu suchen, die vorher abgehoben werden muss-
ten. Einen weiteren wichtigen Faktor stellt das veränderte Nutzerverhalten und die stetig
wachsende Bedeutung des Internethandels, welcher meist, abgesehen von der Bezahlmethode
„per Nachnahme“, bargeldlos abgewickelt wird (vgl. Bundesbank, 2009, S. 3). Laut einer
Studie der ibi Research GmbH vom Oktober 2012 war eine „Zahlung per Rechnung (nach
Lieferung)“ mit 35% die beliebteste Methode einen Einkauf in einem Onlineshop abzuwi-
ckeln (vgl. ibi Research GmbH, 2012, S. 22). Etwas weniger beliebt hingegen, waren die Be-
2
zahlmethoden „PayPal“ (26%) und „Vorkasse per Überweisung“ mit 24%. Einen Kaufvor-
gang mit dem Zahlungsverfahren „per Nachnahme“ abzuschließen nutzten lediglich 2% der
Kunden, der befragten Händler.
Seit vielen Jahren nimmt das Internet eine immer wichtigere Rolle des täglichen Lebens ein.
Ab dem Jahr 1997 ist eine rapid steigende Anzahl an Internetnutzern weltweit zu verzeichnen.
Waren es 1997 gerade einmal 121 Millionen Menschen mit Zugriff zum Internet, sind es im
Jahr 2013 bereits 2,7 Milliarden (vgl. statista, 2013a). Alleine in Deutschland hat sich dabei
die Anzahl der Internetnutzer seit 2001 mehr als verdoppelt. Im Jahr 2013 verfügen 76,5%
aller Deutschen einen Zugang zum Internet (vgl. statista, 2013b).
Mit dem zunehmenden Internetzugang stiegen auch die Möglichkeiten, das Internet auf die
unterschiedlichsten Arten zu nutzen. Dabei kommt es nicht selten zu Zusammenschlüssen von
Interessengemeinschaften in Gruppen, oft auch „Communities“ genannt. Manche dieser Ge-
meinschaften wie zum Beispiel „Second Life“ haben sogar ihre eigene Währung erschaffen
und in ihrer virtuellen Welt in Umlauf gebracht. Second Life ist ein „Massively Multiplayer
Online Role-Playing Game“ (MMORPG), welches 2003 gestartet wurde und seit 2006 mit
sogenannten Linden Dollars bezahlt werden kann (vgl. EZB, Virtual Currency Schemes,
2012, S. 28,29).
Da die Linden Dollar nur in ihrer eigen virtuellen Umgebung gültig waren und lediglich ge-
gen virtuelle, nicht aber reale Gegenstände gehandelt werden konnten, wurden global agie-
rende virtuelle Währungen entwickelt. Eines der bekanntesten und populärsten virtuellen
Währungen ist der Bitcoin (BTC). Dieser wurde 2008 durch den Japaner Satoshi Nakamoto
entwickelt und in Umlauf gebracht. Durch den Bitcoin ist es möglich, Transaktionen anonym
und schnell zu vollziehen, ohne das Einwirken von Banken als Intermediäre. Dies führt zu
sehr geringen Transaktionskosten, da Gebühren wegfallen beziehungsweise nur noch gering
ausfallen (vgl. Nakamoto, 2008). Seit der Einführung des Bitcoin nimmt die Anzahl an neuen
virtuellen Münzen, die sich teils stark vom Bitcoin unterscheiden, teils aber auch sehr ähneln,
stetig zu. Auf der Internetseite „cryptocoincharts.info“ sind Mitte August 2014 bereits über
900 unterschiedliche „Coins“ gelistet (vgl. CryptocoinCharts, 2014). Zu den am meisten ver-
wendeten, auch als Kryptowährung bezeichneten, virtuellen Münzen gehören neben den Bit-
coin außerdem noch Litecoin, Ripple, Nxt und Peercoin. Allein die Marktkapitalisierung der
fünf größten Kryptowährungen beläuft sich im August 2014 auf einen Betrag von über sieben
Milliarden US-Dollar (vgl. CryptocoinCharts, 2014).
Die hohe Anzahl an unterschiedlichen virtuellen Währungen und das daran gebundene Kapi-
tal begründet die hohe Relevanz dieses Themas. Dennoch handelt es sich beim Bitcoin um ein
3
noch sehr junges Forschungsgebiet, zu dem es noch nicht sehr viele wissenschaftliche Ab-
handlungen gibt. Zwar finden sich bereits einige Untersuchungen zu den technischen Aspek-
ten von Bitcoin, wie Verschlüsselung oder die Hashwert-Berechnung, allerdings wurde dem
Bitcoin im ökonomischen Kontext bislang eher wenig Beachtung geschenkt. Mit dieser Arbeit
soll dies Thema näher durchleuchtet werden. Mit derzeit 5249 Akzeptanzstellen weltweiten
für den Bitcoin und weiteren 456 für den Litecoin, bei einer stark steigenden Tendenz, ist eine
volksökonomische Betrachtung der virtuellen Währung überaus sinnvoll (vgl. coinmap,
2014). Deswegen soll der Bitcoin in dieser Arbeit hinsichtlich seiner ökonomisch vorgesehe-
nen Funktion als Zahlungsmittel untersucht werden.
1.2 Zielsetzung
„Currency“ oder „Coupon“ – danach soll eine Einordung in dieser Arbeit erfolgen. Diese
englische Alliteration steht für die Begriffe Währung (engl. Currency) und Kupon (engl. Cou-
pon). „Der Begriff Währung bezeichnet in einem weit gefassten Sinne die Verfassung und
Ordnung des gesamten Geldwesens eines Staates, zumeist wird darunter aber die Geldeinheit
eines Staates oder Gebietes verstanden.“ – so definiert die Deutsche Bundesbank den Begriff
Währung (vgl. Bundesbank, o.J.a). Diese Geldeinheiten werden innerhalb der Europäischen
Union (EU) durch den Euro widergespiegelt. In den Vereinigten Staaten und anderen, kleine-
ren Nationen ist es der Dollar. Geldeinheiten zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Geld-
funktionen und Geldeigenschaften erfüllen und aufgrund dessen als gesetzliches Zahlungsmit-
tel eingesetzt werden können.
Bei einem Kupon wiederum, handelt es sich um eine feste Verzinsung die ein Anleihegläubi-
ger für sein überlassenes Kapital erhält. Solchen Kuponanleihen, auch als festverzinsliche
Anleihen oder „Straight Bonds“ bezeichnet, weisen dabei charakteristische Merkmale auf.
Der Emittent einer solchen Anleihe erhält von den Gläubigern ein bestimmtes Kapital für eine
festgelegte Laufzeit. Diese Laufzeit beträgt in der Regel zwischen fünf und maximal 30 Jah-
ren. Während dieser Laufzeit erhalten die Anleihegläubiger auf ihr geliehenes Kapital eine
feste Verzinsung, die als Kupon bezeichnet wird. Dieser Kupon wird dabei jährlich, halbjähr-
lich oder vierteljährlich ausgegeben (vgl. Pape, 2011, S. 162 f.). Eine Modifikation der Ku-
ponanleihe ist die sogenannte Nullkuponanleihe. Hierbei erhält der Anleihegläubiger keine
laufende Verzinsung. Der Kupon wird am Ende der Laufzeit mit der Tilgungszahlung abge-
golten. Bei einer Nullkuponanleihe gibt es demnach nur zwei Zahlungszeitpunkte. Der erste
Zahlungszeitpunkt erfolgt durch die Emission der Anleihe und der zweite durch die Tilgung
der Rückzahlung, in welcher eine Verzinsung inbegriffen ist (vgl. Pape, 2011, S. 175).
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Der essentielle Unterschied dieser beiden Möglichkeiten der Geldverwendung, der hierbei
deutlich gemacht werden soll, ist primär begründet in den unterschiedlichen Geldfunktionen,
die sie erfüllen. Während es sich bei „Currency“ in erster Linie um die Erfüllung der Zah-
lungsmittelfunktion handelt, werden „Coupons“ hauptsächlich als Wertaufbewahrungsmittel
genutzt, da diese an eine befristete Laufzeit gebunden sind und erst nach deren Ablauf in ein
gesetzliches Zahlungsmittel umgetauscht werden können. Wenn gleich auch „Currency“
ebenfalls als Wertaufbewahrungsmittel genutzt werden kann, so können Kupons nicht als
Zahlungsmittel genutzt werden.
Auf dieser Grundlage soll nun, basierend auf einer Literaturrecherche, eine Einordnung der
virtuellen Währung Bitcoin in das aktuell bestehende monetäre System erfolgen. Dabei soll
dieser auf die Erfüllung von Geldfunktionen und Geldeigenschaften hin geprüft werden. Fer-
ner soll die Akzeptanz und Verbreitung des Bitcoin als Zahlungsmittel näher durchleuchtet
werden um herauszufinden, ob der Bitcoin seiner Bezeichnung „virtuelle Währung“ wirklich
entspricht, oder ob es sich dabei eher um ein Finanzinstrument à la Kuponanleihen handelt,
dessen hauptsächlicher Verwendungszweck eher in Form eines Wertaufbewahrungsmittel
angesehen werden kann, welches die Zahlungsmittelfunktion nicht hinreichend erfüllt. Da es
sich - wie bereits erwähnt – bei dem Bitcoin um ein neues Forschungsgebiet handelt, werden
bei der Informationsbeschaffung sehr junge Abhandlungen und Internetquellen herangezogen.
1.3 Vorgehensweise
Die vorliegende Arbeit ist neben dem Einleitungsteil und dem Fazit in drei Hauptsäulen un-
tergliedert. In dem ersten Kapitel, dem Einleitungsteil, wird die Motivation und Relevanz der
Thematik genauer erläutert und Gründe wiedergegeben, die die Bedeutung dieser Arbeit auf-
zeigen. Weiterhin wird eine genaue Unterscheidung zwischen den im Titel verwendeten Be-
griffen „Currency“ und „Coupon“ vorgenommen, mit dem Zweck einer klaren Abgrenzung
zwischen Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel und der daran anknüpfenden Einord-
nung des Bitcoin.
Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen zur realen Währung geschaffen. Eine Definition
und Erläuterung der Geldfunktionen, Geldeigenschaften und Geldformen bilden das Funda-
ment, um eine virtuelle Währung in das reale monetäre System einzuordnen. Dabei werden
etablierte klassische Werke von Ökonomen wie William Stanley Jevons, Adam Smith und
Carl Menger, aber auch aktuelle Experten auf dem Gebiet der Volkswirtschaft wie Otmar
Issing und Hans-Joachim Jarchow herangezogen.
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Das dritte Kapitel befasst sich anschließend mit dem Thema der virtuellen Währung. Dabei
sollen die drei unterschiedlichen Arten von virtuellem Geld verdeutlicht werden. Danach folgt
eine genaue Betrachtung des Bitcoin. Dabei sollen die technischen Grundlagen erklärt wer-
den, wie das Generieren von Bitcoins (Mining), dessen Transaktionen und Verwendung auf
Tauschbörsen und in Geschäften. Außerdem sollen neben dem Bitcoin auch Alternativen wie
beispielsweise der Litecoin und Ripple untersucht werden um Unterschiede und Gemeinsam-
keiten deutlich zu machen.
Im vierten Kapitel folgt ein Vergleich der virtuellen Währung Bitcoin mit realen Währungen.
Hierbei wird überprüft, ob und inwieweit der Bitcoin die Geldeigenschaften und Geldfunktio-
nen erfüllt. Ferner wird auf die Akzeptanz der neuen Onlinewährung einerseits unter den Be-
nutzern, aber auch von den großen Währungsnationen USA, Deutschland und China sowie
wichtige Geldinstituten, wie beispielsweise die Europäische Zentralbank (EZB) eingegangen.
Abschließend erfolgt in Kapitel fünf eine Einordnung des Bitcoin im volksökonomischen
Kontext. Es wird geklärt, ob er die notwendigen Voraussetzungen erfüllt um als Zahlungsmit-
tel fungieren zu können und für welche zukünftigen Verwendungszwecke der Bitcoin in Fra-
ge kommen könnte.
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2. Reale Währung
Dieses Kapitel bildet das Grundgerüst der realen Währungen. Es erklärt dabei die unterschied-
lichen Geldfunktionen, die ein Zahlungsmittel erfüllen muss, damit es als Geld bezeichnet
und als Tauschmittel verwendet werden kann. Weiterhin werden die verschiedenen Eigen-
schaften aufgelistet, welche Geld mit sich bringen muss. Zur Vervollständigung werden auch
jene Eigenschaften thematisiert, die von klassischen Nationalökonomen definiert wurden,
welche in der heutigen Zeit allerdings von geringerer Relevanz sind. Abschließend werden die
unterschiedlichen Geldformen aufgelistet. Hierbei inkludiert, sind ebenfalls die geldnahen
Erscheinungsformen, um herauszustellen, welche Formen tatsächlich als Geld zu verstehen
sind und welche nicht.
2.1 Geldfunktionen
Die Erfüllung der Geldfunktionen zu einem hinreichenden Grad ist eine Grundvoraussetzung,
ein Gut als Geld bezeichnen zu können. Die wohl wichtigste Funktion spielt dabei die Zah-
lungsmittelfunktion, also die Möglichkeit, Geld gegen jedes andere Gut tauschen zu können.
Zusätzlich müssen aber auch die Wertaufbewahrungsfunktion und die Recheneinheitsfunktion
erfüllt sein. Was im Detail darunter verstanden wird, wird im Folgenden genauer ausgeführt
und erläutert.
2.1.1 Zahlungsmittelfunktion
„Ganz allgemein kann man unter Geld oder Zahlungsmitteln alles verstehen, was im Rahmen
des nationalen Zahlungsverkehrs einer Volkswirtschaft generell zur Bezahlung von Gütern
und Dienstleistungen oder zur Abdeckung anderer wirtschaftlicher Verpflichtungen akzeptiert
wird“ (Jarchow, 2010, S. 1). Die hier angesprochene Funktion des Geldes ist wohl die wich-
tigste und bekannteste: die Tauschmittel- beziehungsweise Zahlungsmittelfunktion. In einer
reinen Naturalwirtschaft wird das Gut einer Person gegen ein anderes Gut einer anderen Per-
son getauscht. Das heißt, es muss sich eine Situation einstellen, bei der zwei Personen das Gut
des jeweils anderen begehren, bei gleichzeitigem Verzicht des eigenen Gutes für den Tausch.
Diese eher selten zutreffende Situation, bezeichnet Jevons als „double coincidence of wants“
(vgl. Jevons, 1898, S. 3 f.). Carl Menger beschreibt die Koinzidenz noch etwas ausführlicher
und unterscheidet drei Determinanten bezüglich des Marktes, des Raumes und der Zeit. Die
Marktdeterminante beschreibt, dass eine gewisse Anzahl an Personen vorhanden sein muss,
die ein gewisses Gut haben möchten und diese auch eine entsprechende Zahlungsbereitschaft
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haben. Dieses Gut muss in einer bestimmten Menge vorhanden und in kleinere Einheiten teil-
bar sein, um die unterschiedlichen Nachfragen zu decken (vgl. Menger, 1892, S. 246). Bei der
räumlichen Determinante geht es darum, wie gut und zu welchem Preis sich eine Ware trans-
portieren lässt und bei der zeitlichen Determinante um die Haltbarkeit der Ware, die Opportu-
nitätskosten durch Lagerung und entgangener Zins als auch um die saisonale Abhängigkeit
(vgl. Menger, 1892, S. 246 f.).
In einer Naturaltauschwirtschaft entstehen durch die doppelte Koinzidenz sehr hohe Transak-
tionskosten, da ein passender Tauschpartner gefunden, räumlich und zeitlich abhängige Güter
vorhanden sein und diese von Größe und Menge abhängigen Güter transportiert werden müs-
sen. Der Aufwand wird durch die Austauschbeziehungen (ATB), welche exponentiell durch
die Zahl der gehandelten Güter (n) steigt, verdeutlicht (vgl. Hardes, 2002, S. 430):
Durch die Einführung eines Mediums welches für Jedermann weitestgehend gleich begeh-
renswert ist, wird die doppelte Koinzidenz durch eine einfache Koinzidenz substituiert. Die
Rolle dieses Mediums wird in einer arbeitsteiligen Wirtschaft durch Geld erfüllt. Durch Geld
als „universelles Tauschgut“ werden die Tauschvorgänge vereinfacht und die Transaktions-
kosten somit immens verringert. Ein passender Tauschpartner ist schnell gefunden, da jeder
Geld akzeptiert. Räumliche und zeitliche Probleme sowie die Menge und Größe des Gutes
Geld ist verschwindend gering, da es klein, leicht und handlich ist. Die Zahl der Austauschbe-
dingungen beträgt somit lediglich noch (vgl. Hardes, 2002, S. 430):
Das Geld übernimmt hierbei die Rolle eines Gutes (n). Die Funktion des Geldes als Zah-
lungsmittel ist noch umfassender als die eines Tauschmittels, da Geld auch zur Zahlung von
Steuern oder zur Tilgung von Schulden verwendet werden kann (vgl. Issing, 2010, S. 1).
2.1.2 Wertaufbewahrungsfunktion
Eine weitere, wichtige Geldfunktion ist die Wertaufbewahrungsfunktion. Sie löst die zeitliche
und räumliche Problematik, welche nicht selten in einer Naturalwirtschaft auftritt. Sollte bei-
spielsweise ein Lebensmittel als Warengeld in einer Naturalwirtschaft eingesetzt werden, so
würde der Wert in Zeiten hohen Angebotes sinken. Sollten sich diese Ressourcen hingegen
verknappen, käme es zu einer Wertsteigerung. Der Wert dieses Warengeldes wäre stark vola-
til und würde folglich nicht die Funktion der Wertaufbewahrung erfüllen (vgl. Jevons, 1898,
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S. 14). Mithilfe des Geldes hingegen ist es möglich, eine Ware zu verkaufen um zu einem
späteren Zeitpunkt ein anderes Gut mit dem erwirtschafteten Geld zu kaufen ohne dass sich
der Wert dieses Tauschmittels verändern würde.
Die Wertaufbewahrungsfunktion ist in einer arbeitsteiligen Wirtschaft von hoher Bedeutung,
denn sie ermöglicht, „[…] die beim Verkauf von Gütern und Diensten erworbene Kaufkraft in
Form eines Geldbestandes zu lagern und erst dann zu verausgaben, wenn sich ein entspre-
chender Bedarf einstellt.“ (Jarchow, 2010, S. 3). Es gibt auch zahlreiche andere Vermögens-
anlagen wie Wertpapiere, Sachgüter, Immobilien oder Grundstücke, welche sich als Wertauf-
bewahrung sehr gut eignen. Geld hat allerdings den entscheidenden Vorteil, dass es den
„höchsten Liquiditätsgrad aufweist“ (vgl. Issing, 2010, S. 2). Dadurch ist es möglich, Zah-
lungsverpflichtungen deutlich schneller und flexibler nachzukommen, als beispielsweise
durch Wertpapiere oder Sachgüter. Alternative Anlageformen zur Wertaufbewahrung hinge-
gen haben oft den Vorteil, dass sie in Formen von Mieten, Zinsen oder Dividenden Gewinne
generieren können und somit Profite erzeugen (vgl. Jarchow, 2010, S. 3). So können sie über
die Wertaufbewahrungsfunktion hinaus sogar für einen Mehrwert sorgen. Gleichzeitig bergen
sie allerdings auch das Risiko des Wertverlusts, beispielsweise aufgrund von Naturereignissen
bei Sachgütern oder Immobilien.
Die Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes ist selbstverständlich auch von dessen Stabilität
abhängig. Bei Wertverfall des Geldes, wie es bei Inflationen vorkommen kann, sinkt auch die
Annahmebereitschaft dieses Gutes und dessen Funktion als Wertaufbewahrung ist nicht mehr
gegeben, was wiederum dann ebenfalls mit dem Verlust der Zahlungsmittelfunktion des Gel-
des einhergeht (vgl. Hardes, 2002, S. 431). So kam es beispielsweise nach dem Ersten Welt-
krieg in Deutschland zu einer Hyperinflation. Der rasche Wertverlust und die geringer wer-
dende Bereitschaft, seine Waren gegen die Papiermark zu tauschen resultierten letztendlich in
der Einführung der Rentenmark Mitte November 1923, um die Stabilität wiederherzustellen.
Der Wechselkurs von einer Rentenmark zu einer Papiermark betrug dabei am 20. November
1923 1:1 Billion (vgl. Graham, 2009, S. 3).
2.1.3 Recheneinheitsfunktion
Die dritte Funktion, welche Geld erfüllen soll, ist die der Recheneinheit. Eine der größten
Schwierigkeiten ohne ein allgemein anerkanntes Tauschmittel wie Geld, liegt in der Messung
des Wertes eines Gutes oder Produkts (vgl. Mill, 2009, S. 333). Besonders in einer Natural-
wirtschaft wären die Transaktionskosten enorm hoch, wenn die Werte zweier Güter nicht
vereinheitlichbar wären, sondern sich aus einem subjektiven Wert der jeweiligen Betrachtung
9
ihres Besitzers ergeben würden. Dieser Wert würde außerdem noch stark schwanken, da er
sich je nach Gut, gegen das es getauscht werden soll, und für welches es unterschiedlich hohe
Begierden gibt, variabel messen würde.
Dieses Problem der relativen Preise wird durch die Recheneinheitsfunktion gelöst. Durch das
Gut Geld als allgemein anerkanntes Zahlungsmittel können alle auf einem Markt befindlichen
Waren in ein Verhältnis gesetzt und somit der Wert jeder Ware als absoluter Preis, in Geld-
einheiten ausgedrückt werden. Das aus der Recheneinheitsfunktion hervorgegangene „Rech-
nen in Geldpreisen“ ist der Grundbaustein für „alle Formen der Wirtschaftsrechnungen […]
der modernen Wirtschaft: Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanzen, die Ermittlung der Lohn-
summe oder des Inlandsprodukts […]“ (vgl. Issing, 2010, S. 2).
Das Geld als Recheneinheitsfunktion in einer arbeitsteiligen Volkswirtschaft stellt eine unab-
dingbare Notwendigkeit dar, um arbeitsteilige Güter und Dienste auf einen Nenner zu redu-
zieren und sie somit universell vergleichbar zu machen. „[…] die Verwendung des Geldes
kann daher verglichen werden mit der Einführung eines einheitlichen Maßes für Länge, Ge-
wicht, Kraft etc.“ (Issing, 2010, S. 3).
2.2 Geldeigenschaften
Neben den Geldfunktionen gibt es auch noch diverse Eigenschaften, welche Geld erfüllen
muss, damit es als Tauschmittel charakterisiert werden kann. Die heutigen Kerneigenschaften
bilden dabei die Knappheit (beziehungsweise Seltenheit), die Haltbarkeit, die Homogenität
(beziehungsweise Gleichwertigkeit) und die Teilbarkeit (vgl. Hardes, 2002, S. 429). Jevons
definierte neben diesen vier Eigenschaften noch drei weitere, welche eventuell von geringerer
Relevanz sind, der Vollständigkeit halber hier dennoch angeführt werden. Dabei handelt es
sich um den Nutzwert, die Wertstabilität und die Erkennbarkeit(vgl. Jevons, 1898, S. 30).
Knappheit
Die Eigenschaft der Knappheit (beziehungsweise Seltenheit) beschreibt, dass bereits kleinere
Mengen Geldeinheiten ausreichen sollen um größere Tauschgeschäfte abzuwickeln. Dadurch
soll unterbunden werden, dass beim Tauschhandel zusätzlicher Aufwand betrieben werden
muss um das Geld als Tauschgut zu transportieren. Geld soll also möglichst klein, handlich
und nicht zu schwer sein, um die Transportkosten und zusätzliche Aufwendungen so gering
wie möglich zu halten (vgl. Hardes, 2002, S. 429). Ein Gut von hoher Seltenheit (zum Bei-
spiel Edelsteine) erfüllt diese Eigenschaft sehr gut, da bereits geringe Gewichtseinheiten die-
ses Gutes für eine relativ hohe Kaufkraft sorgen und sie leicht zu transportieren sind (vgl.
10
Jarchow, 2010, S. 3). Jevons beschreibt diese Fähigkeit deshalb auch zutreffend als
„Portability“ (zu dt. Transportfähigkeit). Damit ein Gut als Tauschmittel gut fungieren kann
muss dessen Gewicht ein geeignetes Verhältnis zu dessen Wert vorweisen (vgl. Jevons, 1898,
S. 33-35). Ein Gut von hoher Seltenheit hat zudem noch den Vorteil, dass es schwer zu imitie-
ren ist und dadurch, wenn überhaupt, nur durch sehr hohen Aufwand reproduzierbar ist.
Haltbarkeit
Die Haltbarkeit ist eines der entscheidenden Gründe, weshalb sich Waren- und Naturalgüter
schlecht als Tauschgüter eignen, da sie aufgrund von äußeren Witterungsbedingungen ver-
gänglich sind. Sie würden im Laufe der Zeit an Substanz und Qualität verlieren und dadurch
ihren Wert nicht halten. Genau solche „Substanzverluste“ und eine daraus resultierende Kauf-
kraftminderung darf bei einem Tauschgut nicht eintreten (vgl. Jarchow, 2010, S. 3). Deshalb
muss sichergestellt sein, dass das Gut, welches als Tauschmittel dienen soll, eine hohe Resis-
tenz gegen äußere Einflüsse aufweisen kann (vgl. von Mises, 1912, S. 96). Geld muss also die
Eigenschaft erfüllen, seinen Wert im Zeitverlauf nicht zu verlieren, damit es auch noch zu
einem beliebigen, späteren Zeitpunkt getauscht werden kann (vgl. Hardes, 2002, S. 429).
Homogenität
Damit ein Gut als Tauschmittel verwendet werden kann, muss es das Kriterium der Homoge-
nität erfüllen. Das bedeutet, dass das Gut, egal in welcher Menge, dieselbe Qualität und Be-
schaffenheit aufweisen muss (vgl. Jarchow, 2010, S. 3). Fünfeuroscheine beispielsweise dür-
fen sich in ihrer Form, Struktur, Design und Beschaffenheit nicht voneinander unterscheiden.
Bei Naturalgütern ist dies oft nicht gegeben, da sich viele Waren in kleinen Nuancen vonei-
nander in Größe, Gewicht oder Form unterscheiden, beispielsweise bei Edelsteinen, Kaurimu-
scheln oder Perlen. Es muss untereinander proportional adäquat und gleich sein (vgl. Jevons,
1898, S. 36). Ein Zehneuroschein muss dem doppelten Wert eines Fünfeuroscheins entspre-
chen und muss durch zwei Fünfeuroscheine substituierbar sein, damit die Homogenität erfüllt
ist.
Teilbarkeit
Um einen ausgewogenen Handel unter Zuhilfenahme eines Tauschmittels zu gewährleisten,
muss sichergestellt sein, dass mit einem Gut sowohl sehr große als auch besonders kleine
Mengen getauscht werden können. Geld muss also damit die Eigenschaft der Teilbarkeit be-
sitzen. Hierbei gilt es, dass das Medium Geld in solch kleine Einheiten unterteilt werden kann,
11
damit es auch gegen Waren von geringster Wertigkeit eingetauscht werden kann. Gleichzeitig
muss es nach oben skalierbar sein, damit auch mit den seltensten und teuersten Gütern, sogar
in besonders großen Mengen Handel getrieben werden kann, ohne dass dabei die Transport-
und Transaktionskosten für das Geld signifikant und unverhältnismäßig stark steigen. Die
Teilbarkeit ist eines der ausschlaggebenden Aspekte, um unterschiedliche Preise auf dem
Markt zu realisieren (vgl. Hardes, 2002, S. 429). Per se sind Güter und Waren, mit mehr oder
weniger Arbeitsaufwand, fast immer beliebig oft teilbar. Der Fokus des Geldes liegt bei der
Teilung allerdings darauf, dass absolut keine Wertverluste bei der Umwandlung in eine klei-
nere Einheit entstehen dürfen (vgl. Jevons, 1898, S. 36 f.). Seltene Naturalgüter, wie Perlen
oder Edelsteine, welche zwar sehr gut die Eigenschaften der Knappheit oder Haltbarkeit erfül-
len, sind oftmals nur sehr schwer in kleine Einheiten zu unterteilen, damit auch geringwertige
Güter damit getauscht werden könnten.
Nutzwert
Neben diesen bislang genannten vier Eigenschaften, führt Jevons noch drei weitere an, wel-
ches ein Gut besitzen muss, um als Geld bezeichnet zu werden. Wie wichtigste Eigenschaft
von diesen ist laut Jevons die des Nutzens und des Wertes (vgl. Jevons, 1898, S. 30). Dem-
nach muss Geld, da es gegen Güter eines bestimmten Wertes getauscht werden soll, selbst
einen bestimmten Eigenwert besitzen. Dieser Eigenwert ergibt sich aus der Tatsache, dass das
dafür verwendete Material noch etliche weitere Möglichkeiten aufweist und nicht nur als rei-
nes Tauschmittel fungiert. Als Beispiele werden dafür Edelmetalle wie Gold und Silber ge-
nannt. Hätte das Geld selbst keinen Eigenwert, sondern würde nur, beziehungsweise zum
größte Teil aus dessen Nominalwert bestehen, hätten die Menschen kein Vertrauen darin,
Geld als „wertloses“ Gut gegen eine bestimmte Ware mit einem bestimmten Wert zu tau-
schen. Bei vielen Naturalgütern ist der Nutzwert viel zu variabel und subjektiv, als dass sie als
stabile Tauschgüter verwendet werden könnten. Lebensmittel beispielsweise würden in Zeiten
von Hungersnöten einen deutlich höheren Nutzen als Nahrungsmittel erzielen, als sie zum
Tausch und Handel zu verwenden. Damit Geld also seine Funktionen erfüllen kann, muss es
nach Jevons aus einem wertvollen Material, wie Gold und Silber gefertigt sein, dass von mög-
lichst allen Menschen in sämtlichen Regionen gleichwertig eingeschätzt wird (vgl. Jevons,
1898, S. 31 ff.).
Diese Eigenschaft ist heutzutage nicht mehr zeitgemäß und wird deswegen in der moderneren
Literatur nicht mehr erwähnt. Jevons spricht in seiner Arbeit häufig davon, dass es möglich
ist, dass Geld keinen Eigenwert benötige, wenn die Menschen das nötige Vertrauen darin hät-
12
ten es als reines Tauschmittel zu verwenden (vgl. Jevons, 1898, S. 31). Da der Nominalwert
den Eigenwert des heute verwendeten Geldes weit übersteigt, ist diese Eigenschaft nicht mehr
relevant.
Wertstabilität
Die sechste Eigenschaft nach Jevons ist die Wertstabilität, welche in enger Verbindung mit
der Eigenschaft des Nutzwertes steht. Demnach muss der Wert des Materials, aus dem das
Gut Geld besteht, einen beständigen Wert innehaben und keinerlei oder nur sehr geringen
Schwankungen unterliegen. Nur so können die Funktionen der Geldaufbewahrung und Re-
cheneinheit des Geldes über den Zeitverlauf hinweg gewährleistet werden (vgl. Jevons, 1898,
S. 37 f.).
Auch diese Eigenschaft wird in aktuellen Lektüren nicht mehr thematisiert, da sie an das Ma-
terial und den Nutzwert der vorangegangenen Eigenschaft geknüpft ist. Da allerdings, wie
bereits erwähnt, der Eigenwert des Geldes heutzutage, aufgrund des deutlich höheren Nomi-
nalwertes, im Vergleich zu den Zeiten der Gold- und Silbermünzen keine essentielle Rolle
bezüglich der Eigenschaften spielt, ist auch dieses Attribut der Wertstabilität von geringerer
Relevanz. Heutzutage wäre diese Eigenschaft mit der Preisniveaustabilität zu vergleichen, die
ebenfalls gewahrt werden soll, um eine Inflation und damit verbunden den Kaufkraftverlust
einer Geldeinheit zu vermeiden.
Erkennbarkeit
Die siebte und letzte Eigenschaft, welche Jevons erwähnt, ist die Erkennbarkeit. Geld muss
demnach einen hohen Wiedererkennungswert haben und sich von allen anderen Gütern signi-
fikant unterscheiden und als Tauschmittel wahrgenommen werden. Dies muss für Jedermann
erkenntlich sein. In einer Naturalwirtschaft beispielsweise könnten nur jahrelang geschulte
Fachkundige den Wert von Edelsteinen oder den Goldgehalt von Goldlegierungen bestimmen
und somit richtig einschätzen. Weiterhin soll Geld aufgrund seiner Form, seines Designs oder
Prägung sofort von außen erkennbar sein. Jevons verwendet dafür den Terminus
„impressibility“ (dt. Empfänglichkeit) (vgl. Jevons, 1898, S. 38 f.). Es beschreibt, dass bei-
spielsweise ein bestimmter Geldschein bereits von weitem ohne genauere Betrachtung auf-
grund seiner Größe und Farbe als solcher erkannt werden kann.
Die Eigenschaft der Erkennbarkeit wird in zeitgenössischen Texten nicht genauer themati-
siert, da sie vermutlich als selbstverständlich betrachtet wird. Selbst für Jevons seinerzeit
spielte diese Eigenschaft keine tragende Rolle.
13
2.3 Geldformen
Die Hauptaufgabe des Geldes ist die, der Erfüllung der Tauschfunktion. Menschen haben
schon seit jeher miteinander gehandelt und Güter getauscht. Geld hat somit im Verlauf der
Zeit bereits unterschiedlichste Formen angenommen um die nötigen Geldfunktionen mehr
oder weniger zu erfüllen. Das Erscheinungsbild des Geldes reicht somit von Warengeldern
wie Vieh, Kaurimuscheln, Kaffee, Salz oder Getreide zu lukrativeren Gütern wie Edelmetalle
aus Kupfer, Silber und Gold. Später wurde das Warengeld von Kreditgeld abgelöst, dessen
Nominalwert deutlich seinen Eigen- beziehungsweise Stoffwert übersteigt. Im Folgenden
sollen die unterschiedlichen Geldformen aufgezeigt und näher erläutert werden. Außerdem
werden ebenfalls die „geldnahen Forderungen“ behandelt um eine Abgrenzung der Geldfunk-
tionen und Eigenschaften dieser vorzunehmen.
2.3.1 Warengeld
Wie Abraham H. Maslow bereits in seinem 1943 erschienen Paper „A Theory of Human Mo-
tivation“ beschreibt, hat jedes menschliche Individuum bestimmte, aufeinander aufbauende
Bedürfnisse (vgl. Maslow, 1943, S. 370). Das fundamentalste Bedürfnis ist die Erfüllung phy-
siologischer Begierden. Da der menschliche Körper eine Vielzahl von Mineralien und Vita-
minen benötigt, ist mit einseitiger Ernährung dieses rudimentärste aller Bedürfnisse nicht ge-
deckt (vgl. Maslow, 1943, S. 372). Um eine Variation an Lebensmitteln zu erlangen, war es
also nötig, Konsumgüter anderer Personen in Besitz zu bringen. Eine Möglichkeit dies zu
bewerkstelligen, war der Naturaltausch mittels Waren.
Carl Menger beschreibt in seinem Buch „Grundsätze der Volkswirtschaftslehre“ das Vieh als
erste Form des Geldes (Warengeld) in den frühesten Perioden wirtschaftlicher Entwicklung,
da dies die absatzfähigste Ware der meisten Völker darstellte (vgl. Menger, 1871, S. 259 f.).
Noch vor dem Erscheinen des Münzgeldes stellte beispielsweise bei den Griechen, Italikern
und Römern das „Viehgeld“ das wichtigste Tauschmittel der damaligen Zeit dar (vgl.
Menger, 1871, S. 262). Das lateinische Wort „pecunia“, welches für Vermögen oder Eigen-
tum steht, soll sich deshalb auch vom lateinischen Begriff „pecus“ (zu Deutsch Vieh) abgelei-
tet haben (vgl. Nichelson, 1895, S. 35).
Bei den alten Azteken waren Kakaobohnen und in China, Nordafrika und im Mittelmeerraum
war Salz das wichtigste Warengeld (vgl. Weatherford, 1997, S. 19 ff.). Warengeld hat aller-
dings entscheidende Nachteile und kann die Geldfunktionen nur bedingt oder gar nicht erfül-
len. Insbesondere kann Ware die Eigenschaften der Wertaufbewahrungsfunktion nicht erfül-
len, da es meist verderblich ist (vgl. Weatherford, 1997, S. 23). Ebenfalls problematisch ist
14
die Wertmaßeinheit, da beispielsweise Vieh nicht in kleinere Untereinheiten aufgeteilt werden
kann. So ist es kaum möglich, Vieh gegen etwas zu tauschen, was gewöhnlich nur in kleinen
Mengen gehandelt wird wie beispielsweise Gewürze.
Deutlich begehrenswerter und beständiger waren dagegen Edelmetalle wie Kupfer, Silber und
Gold, da sie sehr wertvoll waren, eine hohen Stoffwert besaßen und es nur wenige Vorkom-
men für diese Rohstoffe gibt. Abhängig von den unterschiedlichen Regionen, den Rohstoff-
vorkommen und technologischen Stand zum Abbau und Verarbeitung von Metallen und
Edelmetallen wurden unterschiedliche Materialien als Geld verwendet. So verwendeten die
Spartaner Eisen, die Römer Kupfer und wohlhabende Völker Gold und Silber als Zahlungs-
mittel (vgl. Smith, 2005, S. 27). Anfangs wurden diese Edelmetalle noch in Form von kleinen
Barren gehandelt und von reisenden Händlern genutzt um gegen große oder viele Waren ge-
tauscht zu werden (vgl. Weatherford, 1997, S. 23). Für kleinere Güter, geringeren Wertes hin-
gegen, waren ganze Gold- und Silberbarren zu wertvoll und so mussten die Edelmetalle als
kleinere Einheiten realisieren werden. Dies war die Geburtsstunde des Münzgeldes.
Eine genaue Datierung, wann und wo die ersten Münzen geprägt wurden, ist nicht auszuma-
chen. So sollen die ersten Münzprägungen wahrscheinlich noch vor Mitte des sechsten Jahr-
hunderts v. Chr. im westkleinasiatischen Königreich Lydien entstanden sein (vgl.
Furtwängler, 1986). Diese erste bimetallische Emission bestand aus Elektron, einer natürli-
chen Gold-Silber-Legierung. Andere Quellen besagen, dass die ersten Münzen im Jahre 895/4
v. Chr. durch König Pheidon von Argos auf der Insel Aigina geprägt wurden und aus Silber
bestanden (vgl. Jacoby, 1904, S. 93). Diese Quelle gilt allerdings als sehr umstritten, da die
Lebzeiten Pheidons nicht eindeutig überliefert wurden (vgl. Jacoby, 1904, S. 158 ff.).
2.3.2 Kreditgeld
Beim Kreditgeld handelt es sich, im Gegenteil zum Warengeld, um ein Zahlungsmittel, des-
sen nomineller Wert den Eigen- beziehungsweise Stoffwert übersteigt. Dass heißt, dass der
aufgedruckte Wert bei Noten, beziehungsweise die Prägung bei Münzen den tatsächlichen
Materialwert übersteigt. Das Kreditgeld wird unterteilt in Bargeld und Buch- beziehungsweise
Giralgeld. Während es sich beim Bargeld um physisch präsente Banknoten und Münzen han-
delt, ist das Buchgeld eine Sichteinlage auf dem Bankkonto von Kreditinstituten.
Münzgeld
Eine der beiden Formen des Bargeldes ist das Münzgeld. Die Münzen, auch Scheidemünzen
genannt, unterscheiden sich von den Kurantmünzen dadurch, dass der aufgedruckte Wert der
15
Scheidemünze nicht seinem Stoffwert entspricht (vgl. Bundesbank, 2014b). Von einer
Kurantmünze wird gesprochen, wenn der intrinsische Wert, den Wert der Münze bestimmt.
Der Wechsel von einer Münze aus reinem Gold oder Silber brachte einige Vorteile mit sich.
In erster Linie machte das hohe Gewicht von Gold und Silber es schwierig, große Menge da-
von zu transportieren, was wiederum zu steigenden Transaktionskosten führte. Weiterhin
spielte Sicherheit eine große Rolle bei der Einführung von Scheidemünzen, da es einfacher
war, Gold und Silber vor Diebstahl zu bewahren, wenn es an einem Punkt gesammelt lagerte
(vgl. Jevons, 1898, S. 195 ff.).
Der Wert, der sich heute im Umlauf befindenden Euro- und Cent-Münzen ist, abgesehen von
der 1-Cent-Münze, deutlich höher als deren Materialwert. Im Euroraum gibt es acht verschie-
dene Scheidemünzen, mit jeweils unterschiedlichem Nominalwert. Die Zusammensetzung der
Münzen besteht dabei aus unterschiedlichen Metalllegierungen, wobei unter anderem Kupfer,
Stahl, Nickel und Nordisches Gold zum Einsatz kommen (vgl. EZB, o.J.). Die Euro- und
Cent-Münzen sind in Deutschland ein gesetzliches Zahlungsmittel und müssen deshalb als
solches auch in der Wirtschaft akzeptiert und angenommen werden. Dies gilt allerdings nur
bis zu einer maximalen Anzahl von 50 Münzen, ausgenommen von der Bundesbank, welche
alle Münzen, unabhängig von Menge und Wert annehmen muss, um es beispielsweise gegen
ein anderes gesetzliches Zahlungsmittel wie Banknoten zu tauschen (vgl. Jarchow, 2010, S. 4
ff.).
Für die Prägung, das Motiv und die Ausgaben von Münzen, nach einer Prüfung durch die
EZB, sind die einzelnen Mitgliedsstaaten der EU zuständig. Dieses hoheitliche Recht wird
auch Münzregal genannt (vgl. Bundesbank, o.J.b). Hierfür gibt es in Deutschland fünf Präge-
stätten, die vom Bund beauftragt werden. Je nachdem an welchen Ort die Münze geprägt
wurde, erhält sie neben der Jahreszahl einen Buchstaben mit dem der Herstellungsort festge-
stellt werden kann. Dabei steht „A“ für Berlin, „D“ für München, „F“ für Stuttgart, „G“ für
Karlsruhe und „J“ für Hamburg (vgl. Bundesbank, 2014c). Seit der Einführung des Euro wur-
den europaweit bis Juni 2014 insgesamt 108,4 Milliarden Euromünzen geprägt und in Umlauf
gebracht. Diese Münzen entsprechen einem Wert von 24,5 Milliarden Euro, wobei die 1-
Cent-Münze mit 26,32% mengenmäßig und die 2-Euro-Münze mit 42,16% wertmäßig den
Großteil ausmachen (vgl. EZB, 2014).
Papiergeld
Da der intrinsische Materialwert von Gold- und Silbermünzen den Wert des frühen Münzgel-
des ausmachte und mit zunehmenden Handel die Transaktionskosten durch Wiegen und Mes-
16
sen der Münzen stiegen, kam es zur Entstehung eines repräsentativen Mediums, der den Wert
von Münzgeld widerspiegelte. Dieses repräsentative Medium war das Papiergeld. Papiergeld
kann die Vorzüge von Scheidemünzen sogar deutlich ausbauen, da es viel leichter als Metall
ist und für dessen Herstellung als Banknoten keine teuren Rohstoffe notwendig sind. Die frü-
hesten Formen des Papiergeldes wurden in China geschaffen und durch Marco Polo Mitte des
dreizehnten Jahrhunderts belegt (vgl. Jevons, 1898, S. 193). Aufgrund Kupfermangels, zur
Erstellung von Münzen, wurde das erste Papiergeld im Jahr 807 n. Chr, in der Thang Dynas-
tie, in China entwickelt (vgl. Pickerung, 1844, S. 138). Da dieses Papiergeld erzeugt wurde,
ohne auf dessen Deckung zu achten, kam es in China durch Papiergeld immer wieder zur In-
flationen, weshalb sich die Form des Papiergeldes zur damaligen Zeit nicht großflächig von
China aus verbreitet hatte (vgl. Davies, 2002, S. 181 f.). In Europa wurde das erste Papiergeld
in Form von Banknoten durch Johan Palmstruch, dem Gründer der Stockholms Banco, im
Jahr 1661 ausgegeben (vgl. Demarco, 1969, S. 395). Anfang des 18. Jahrhunderts erlangte das
Papiergeld durch John Law erneute Beachtung. In dessen Werk „Money and Trade
considered: With a proposal for supplying the nation with money“ beschreibt Law nicht nur
die Deckung des Papiergeldes durch Silber und Gold, sondern auch durch Land (vgl. Law,
1750, S. 147 f.). Allerdings zeugten auch diese frühen Formen des Papiergeldes nur von mä-
ßigem Erfolg. Die Menschen standen dem neuen Medium nach wie vor sehr skeptisch gegen-
über und durch die geplatzte Mississippi Blase im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts sank das
Vertrauen in Papiergeld als Zahlungsmittel erneut. Weitgehende Stabilität und erhöhtes Ver-
trauen in Papiergeld stellte sich erst im Ende des 18. beziehungsweise Anfang des 19. Jahr-
hunderts ein. Durch das in der französischen Revolution eingeführte Papiergeld „Assignaten“
löste das Papiergeld die Münzen als Hauptzahlungsmittel ab (vgl. Jevons, 1898, S. 210).
Die heutigen Banknoten, welche ebenfalls zum Bargeld zählen, sind ebenso wie die Scheide-
münzen ein gesetzliches Zahlungsmittel. Anders als bei den Münzen gibt es bei den Noten
allerdings keine Mengenbegrenzung. Inländische Wirtschaftseinheiten müssen Papiergeld
unbegrenzt annehmen (vgl. Jarchow, 2010, S. 5). Außerdem liegt die Entscheidungsgewalt
über das Design und den Nennwert von Banknoten ausschließlich bei der EZB. Nur wenn die
Europäische Zentralbank die Ausgabe von neuen Banknoten eines entsprechenden Landes
erlaubt, darf dessen Nationalbank Noten emittieren (vgl. EK, 2013). Seit der Einführung des
Euro wurden in Europa bis Juni 2014 über 16 Milliarden Euroscheine gedruckt und in Umlauf
gebracht, welche einem Wert von ca. 950 Milliarden Euro entsprechen. Die 50-Euro-
Banknote macht dabei mengenmäßig mit 42% die größte Gesamtanzahl und mit 36% auch
den wertmäßigen Großteil aus (vgl. EZB, 2014).
17
Buchgeld (Giralgeld)
Neben dem Bargeld spielt auch das Buch- beziehungsweise Giralgeld in der heutigen Fi-
nanzwelt eine bedeutende Rolle. Im Gegensatz zum Bargeld, ist das Buchgeld vollkommen
stoffwertlos und hat keinen Eigenwert. Beim Buchgeld handelt es sich dabei um ein Guthaben
eines Wirtschaftsobjektes bei der Notenbank. Das ebenfalls stoffwertlose Giralgeld wiederum
ist ein Sichtguthaben eines Wirtschaftsobjekts bei einer Geschäftsbank (vgl. Hardes, 2002, S.
432). Sichtguthaben bedeutet hierbei, dass das Guthaben auf dem Konto einer Geschäftsbank
„auf Sicht“, also zu jedem Zeitpunkt, in gesetzliche Zahlungsmittel getauscht werden kann.
Buchgeld lässt sich so jederzeit in Bargeld transformieren. In den letzten Jahrzehnten hat das
Buchgeld immer stärker an Bedeutung gewonnen und zählt heute, durch die zunehmende Di-
gitalisierung, zu der Erscheinungsform, welche am meisten verbreitet ist (vgl. Jarchow, 2010,
S. 5 f.).
Elektronisches Geld
Eine weitere, zu unterscheidende Geldform, stellt das elektronische Geld (E-Geld) dar. Dabei
handelt es sich weder um Bargeld, noch Buchgeld. Bei dem elektronischen Geld muss vor
dem eigentlichen Zahlungs- beziehungsweise Transaktionsvorgang, Buch- oder Bargeld von
einem speziellen Terminal aus auf den Speicher einer Chipkarte eines Mobiltelefons oder
einer EC-Karte geladen werden. Anschließend lassen sich Zahlungsvorgänge mit diesem, auf
der Chipkarte befindlichen Guthaben tätigen. Es wird dabei nicht mehr auf das Bankkonto
zugegriffen, sondern die Differenz, von dem auf der Karte gespeicherten Guthaben abgezo-
gen. Beim E-Geld werden zwei Formen unterschieden. Zum einen gibt es eine hardware-
gestützte Version, die sich auf einer Chipkarte in einem Gerät befindet, welches aufgeladen
werden muss, was bis zu einen Maximalbetrag von 200 € möglich ist. In Deutschland ist dies
auch als Geldkarte bekannt, welche in vielen EC-Karten integriert ist (vgl. Bundesbank,
2014d, S. 64 f.). Die zweite Variante ist ein software-gestütztes System. Das Guthaben über
ein software-gestütztes System wird auch als Netzgeld bezeichnet. Dabei wird ein bestimmter
Geldbetrag über ein Kommunikationsmittel wie das Internet auf den gewünschten Empfänger
übertragen. Da es sich bei dem E-Geld noch um eine sehr junge Geldform handelt und die
Einsatzmöglichkeiten beschränkt sind, macht das E-Geld gerade einmal 0.1% des Bargeldum-
laufes im Jahr 2006 aus (vgl. Issing, 2010, S. 4).
18
2.3.3 Geldnahe Forderungen
Neben den bislang angesprochenen Geldarten finden sich auch Vermögensobjekte, die als
Zahlungsmittel in Betracht gezogen werden können, da sie die Geldfunktionen bis zu einem
bestimmten Grad erfüllen. Zu diesen geldnahen Forderungen zählen beispielsweise Termin-
einlagen mit vereinbarter Laufzeit aber auch Spareinlagen mit vordefinierten Kündigungsfris-
ten (vgl. Hardes, 2002, S. 432). Solche verzinslichen Finanzaktiva können je nach Länge der
Laufzeit als Zahlungsmittel eingesetzt werden. Allerdings ist der Liquiditätsgrad von geldna-
hen Forderungen eingeschränkt, da sie nicht zu jedem Zeitpunkt, wie Bar- oder Buchgeld, für
Transaktionen genutzt werden können. Geldnahe Forderungen werden oft als „Geldsubstitu-
te“ bezeichnet, deren primäre Verwendung als Wertaufbewahrungsmittel zu sehen ist (vgl.
Hardes, 2002, S. 432).
Jarchow argumentiert bezüglich der geldnahen Forderungen, dass befristete Einlagen nicht zu
den Geldbeständen gerechnet werden können, da sie als unmittelbares Zahlungsmittel nicht
verwendet werden können. Es muss zuvor immer eine Umwandlung der Termin- oder Spar-
einlagen in Form von Bargeld oder Sichteinlagen erfolgen, bevor diese zum Tausch genutzt
werden können. Diese Umwandlung wiederum kann nur nach Beendigung der festgelegten
Frist erfolgen oder durch Zahlung einer Vertragsstrafen bei frühzeitiger Kündigung, was die
Funktion der Wertaufbewahrungsfunktion allerdings aushebeln würde (vgl. Jarchow, 2010, S.
6 f.).
Die Funktionen und Eigenschaften von Geld erfüllen somit also nur das Bargeld, bestehend
aus Münzen und Banknoten, sowie das Buch- beziehungsweise Giralgeld in Form von Sicht-
einlagen bei der Zentralbank oder bei Geschäftsbanken. Kurzfristige Einlagen erfüllen zwar
die Wertaufbewahrungsfunktion, können aber aufgrund ihres etwas geringeren Liquiditäts-
grades nicht so effizient als Tauschmittel eingesetzt werden wie Bar- oder Buchgeld. Geldna-
he Forderungen können deshalb zwar als „Geldsubstitut“ bezeichnet werden, nicht aber als
vollwertiges Geld.
19
3. Virtuelle Währung
In diesem Kapitel werden die Grundlagen zum Thema virtuelle Währungen geschaffen. Dabei
wird zunächst eine Abgrenzung der unterschiedlichen Formen virtuellen Geldes getroffen.
Der in dieser Arbeit verwendete Kontext einer virtuellen Währung bezieht sich auf die, der im
nachfolgenden erklärten bidirektionalen Wirkung. Angeknüpft an diese Abgrenzung werden
dann die technischen Grundlagen für den Bitcoin geliefert. Neben den Transaktionen, dem
Bitcoinnetzwerk, den Blöcken und der Blockchain werden auch die unterschiedlichen Arten
der Bitcoin-Generierung erläutert. Dieses Grundlagenwissen wird anschließend im vierten
Kapitel benötigt, um den Einfluss der virtuellen Währung Bitcoin auf das reale monetäre Sys-
tem zu beziehen. Da seit der Erfindung des Bitcoin etliche „Konkurrenz-Münzen“ entstanden
sind wird am Ende dieses Kapitels eine kleine Gegenüberstellung zu drei weiteren populären
Kryptowährungen erfolgen.
3.1 Unterschiedliche Formen von virtuellem Geld
Virtuelle Währungen werden von der Europäischen Zentralbank in drei unterschiedliche Er-
scheinungsformen, welche zuerst genauer erläutert werden sollen, um sie vom E-Geld ab-
grenzen zu können, kategorisiert (vgl. EZB, 2012, S. 13). Dabei handelt es sich um „geschlos-
sene virtuelle Währung“, „unidirektionale virtuelle Währung“ und „bidirektionale virtuelle
Währung“. Bei der uni- und bidirektionalen Währung handelt es sich um eine Umwandlung
realer Währung in eine virtuelle Währung. Das E-Geld hingegen ist eine reale Währung wie
Euro oder Dollar, die lediglich auf einem hardware oder software-gestützten Medium gespei-
chert werden.
„geschlossene virtuelle Währung“
Diese Form der virtuellen Währung hat nahezu keinen Bezug zu der realen Ökonomie und ist
fast ausschließlich bei Computerspielen anzutreffen. In vielen MMORPGs kann in einem ge-
schlossenen System, das darin verwendete Zahlungsmittel durch das Lösen von Aufgaben
erlangt werden. Dadurch ist es dann möglich, neue Ausrüstungsgegenstände und Verbesse-
rungen in diesem Spiel zu erstehen. Ein Beispiel hierfür liefert das „World of Warcraft“
(WoW) Gold, mit welchem ausschließlich virtuelle Güter innerhalb des Spiels gekauft werden
kann. Es besteht keine legale Möglichkeit, andere physische oder virtuelle Gütern durch die-
ses WoW Gold zu erstehen. Ebenfalls ist es nicht legal möglich außerhalb des Spiels an WoW
20
Gold zu gelangen, weshalb hier von einem geschlossenen Kreislauf die Rede und der Bezug
zur realen Ökonomie gering ist (vgl. Blizzard Entertainment, o.J.).
„unidirektionale virtuelle Währung“
Bei der zweiten Form, der unidirektionalen virtuellen Währung, besteht die Möglichkeit, vir-
tuelle Währung durch reales Geld zu erlangen. Der Umtauschkurs, die Bezahlmöglichkeiten
und auf welche Arten die virtuelle Währung in dieser Form verwendet werden kann, hängt
von dem Herausgeber dieser Währung ab. Bei unidirektionalen virtuellen Währungen ist der
Rückumtausch von der virtuellen Währung in eine reale Währung allerdings nicht möglich
(vgl. EZB, 2012, S. 14). Ein Beispiel hierfür boten die „Facebook Credits“, welche 2009 ein-
geführt wurden. Mittels eines PayPal Kontos oder einer Kreditkarte konnten so für einen US-
Dollar 10 Facebook Credits gekauft werden. Alle Transaktionen, die über in Facebook inte-
grierten Applikationen (Apps) liefen, sollten dadurch vereinfacht werden. Die App-Hersteller
wiederum entschlossen sich, für die meisten Applikationen eigene „in-game“ Bezahleinheiten
zu erstellen, was bei den Kunden und Nutzern zu erhöhter Verwirrung und Unsicherheit führ-
te. Diese griffen dann lieber zu den alten und bewährten Bezahlmethoden zurück, da die Fa-
cebook Credits einen negativen Einfluss auf das Einkaufserlebnis ausübten (vgl. Valdes-
Benavides & Hernandez-Verme, 2014, S. 4 f.). Aufgrund der negativen Entwicklung der Fa-
cebook Credits, wurde dieses Projekt Mitte 2012 aufgegeben und das Restguthaben der Nut-
zer an Facebook Credits zurückgezahlt (vgl. BBC, 2012).
Eine ähnliche unidirektionale virtuelle Währung brachte auch Amazon im Februar 2013,
durch die Einführung von Amazon Coins, auf dem Markt. Mit diesen virtuellen Münzen kön-
nen Kunden Apps, Spiele oder „in-game“ Gegenstände auf ihrem „Kindle Fire“1 erstehen
(vgl. Amazon, 2013). Amazon hat gegenüber den Facebook Credits, mit seinen Amazon
Coins zwei Vorteile herausgearbeitet. Zum einen müssen App-Entwickler keine Modifikatio-
nen an ihren Apps vornehmen und zum anderen besitzt Amazon eine riesige Menge an realen
Gütern, welche das Potential der Amazon Coins stärker in den Vordergrund heben und die
Möglichkeit in Aussicht stellt, später auch physische Gegenstände mittels Amazon Coins kau-
fen zu können (vgl. Valdes-Benavides & Hernandez-Verme, 2014, S. 5).
„bidirektionale virtuelle Währung“
Bei der bidirektionalen virtuellen Währung können Benutzer eine virtuelle Währung mit rea-
ler Währung, zu einem bestimmten Wechselkurs kaufen. Durch den bidirektionalen Kreislauf
1 Bei dem Kindle Fire handelt es sich um Amazons eigens entwickeltes Tablet
21
ist es möglich, diese virtuelle Währung später wieder in seine ursprüngliche oder eine andere
reale Währung umzutauschen. Bei dieser Form der virtuellen Währung ist es bei manchen
Ausprägungen nicht nur möglich, virtuelle Güter zu kaufen, sondern auch reale Waren. Dies
hängt davon ab, wo die virtuelle Währung als Zahlungsmittel akzeptiert wird (vgl. EZB, 2012,
S. 14).
Ein Beispiel hierfür, sind die Linden Dollar aus Second Life. Linden Dollar können durch
reales Geld erworben oder innerhalb des Spiels verdient werden. Mit Linden Dollar ist es
dann möglich sämtliche virtuelle Gegenstände, aber auch Dienstleistungen in Second Life zu
kaufen oder zu verkaufen. Durch den Aufbau profitabler Geschäfte und Unternehmen inner-
halb des Spiels ist es dann auch möglich einen Gewinn der virtuellen Währung zu verzeich-
nen und sich diesen gegen reales Geld einzutauschen. So entstand ein enormer Markt inner-
halb des Spiels für die Bereiche Mode, Musik, Architektur, Bildung und Unterhaltung, welche
dafür sorgten, dass im Jahr 2007 monatlich mehr als 6 Millionen US-Dollars mit Linden Dol-
lars gehandelt wurden (vgl. Ondreijka, 2007, S. 31). Eine der Vorteile virtueller Währungen
hat sich bereits damals, also vor der Entwicklung von Bitcoins, herausgestellt. Die Verwen-
dung der virtuellen Währung Linden Dollars in Second Life verursacht, im Gegenzug zu rea-
len Währungen, nur sehr geringen Transaktionskosten. Für ein MMORPG wie Second Life
höchst wichtig, da die meisten Transaktionen sehr gering ausfallen. So betrug der Warenwert
im Juni 2008 bei 67% aller Tauschvorgänge weniger als 0,2 US-Dollar (vgl. Ernstberger,
2009, S. 7 f.).
Auch der Bitcoin ist eine bidirektionale virtuelle Währung. Er unterscheidet sich von den
Linden Dollar dahingehend, dass der Bitcoin nicht ausschließlich innerhalb eines Spieles oder
einer Internetgemeinschaft verwendet werden kann. Sein Anwendungspotential ist theoretisch
unbegrenzt, da jeder Onlinedienstanbieter Bitcoin als Bezahlmethode in seine Software im-
plementieren kann. Um dies genauer betrachten zu können, wird im Folgenden die notwendi-
ge Wissensgrundlage zum Bitcoin vertieft.
3.2 Bitcoin
Beim Bitcoin handelt es sich um eine virtuelle Währung, die 2008 durch Satoshi Nakamoto
erstmalig erwähnt wurde und 2009 seine erste Anwendung über das Internet fand (vgl.
Nakamoto, 2008). Es ist bis heute unklar, ob es sich bei Satoshi Nakamoto um ein Pseudo-
nym, eine reale Person oder eine Entwicklergruppe handelt. Der Bitcoin ist eine dezentrale
virtuelle Währung, die in einem Peer-to-Peer (P2P) Netzwerk von einer Privatperson zu einer
22
anderen Privatperson anonym geschickt werden kann, ohne dass dabei dritte Parteien, wie
Finanzinstitute involviert werden müssen (vgl. EZB, 2012, S. 21).
3.2.1 Historischer Hintergrund
Am ersten November 2008 veröffentlichte Satoshi Nakamoto eine wissenschaftliche Arbeit in
einer Kryptographie-Mailingliste. Sie trug den Titel „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash
System“ (vgl. Wallace, 2011, S. 1). Bereits zweieinhalb Monate zuvor wurde die Website
“Bitcoin.org” registriert. Sie gilt als erste Bitcoin Website und wird von den Bitcoin Haupt-
entwicklern bei der Softwareentwicklung genutzt (vgl. bitcoin.org, o.J.). In seiner Arbeit be-
gründet Satoshi Nakamoto den Grund für die Entwicklung des Bitcoin, dass bei Transaktio-
nen über das Internet, Finanzinstitute immer als dritte Partei einwirken und die beiden eigent-
lichen Transaktionsabwickler darauf vertrauen müssen, dass das Finanzinstitut richtig handelt.
Weiterhin fallen durch dieses Einschreiten einer dritten Partei immer zusätzliche Transakti-
onskosten an, weshalb der Handel mit sehr kleinen Geldbeträgen unwirtschaftlich ist und so-
mit Opportunitätskosten nach sich zieht (vgl. Nakamoto, 2008, S. 1).
Am dritten Januar 2009 wurden die ersten 50 Bitcoins durch Nakamoto selbst generiert, wel-
che auch als „Genesis Block“ bezeichnet werden (vgl. Wallace, 2011, S. 2). Bereits wenige
Tage nachdem die ersten Bitcoins generiert wurden, kam es auch schon zu der ersten erfolg-
reichen Transaktion zwischen Nakamoto und Hal Finney, einen ehemaligen Hauptentwickler,
welcher damals zehn Bitcoins von Satoshi Nakamoto überwiesen bekam (vgl. Finney, 2013).
Im Mai 2010 wurde das erste Mal ein reales Gut mittels der virtuellen Währung Bitcoin be-
zahlt. Für eine Summe von 10.000 Bitcoins erstand eine Person mit dem Pseudonym „laszlo“
eine Pizza (vgl. laszlo, 2010). Im Juli 2010 wurden auf der japanischen Online-
Handelsplattform „Mt.Gox“ die ersten Bitcoins zum Tausch angeboten. Am ersten Handels-
tag wurden auf dieser Plattform 20 Bitcoins zu je 4,951 US-Cents gehandelt, was einem ge-
samten Volumen von nicht einmal einem US-Dollar entsprach (vgl. Yermack, 2013, S. 5).
Mit der Gründung des illegalen Onlinemarktplatzes „Silk Road“ zu Beginn des Jahres 2011,
auf welchem illegale Drogen-, Waffen- und Geldwäschegeschäfte abgeschlossen wurden,
kam der Bitcoin stark in Verruf. Da ausschließlich Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptiert
wurden, liefen mehr als die Hälfte aller Bitcoin-Transaktionen über diese dubiose Seite ab
(vgl. Yermack, 2013, S. 5). Dies und die Tatsache, dass das Interesse an Bitcoins exponentiell
stieg veranlassten Satoshi Nakamoto sich mehr und mehr aus den Geschehnissen und der
Entwicklung des Bitcoin herauszuziehen. Eines seiner letzten Kommentare in einem Bitcoin-
Forum lautete: „The project needs to grow gradually so the software can be strengthened
23
along the way“ (vgl. Wallace, 2011, S. 3). Im April 2011 zog er sich dann vollkommen aus
dem Bitcoin Projekt heraus und überließ die Verantwortung Gavin Andresen und den restli-
chen Bitcoin Hauptentwicklern. Trotz der Negativschlagzeilen durch die Assoziationen des
Bitcoin mit dem illegalen Geschäft, wuchsen das Interesse und die Verwendung immer wei-
ter. Betrug der Wechselkurs im November 2010 noch 0,50 $/BTC, erreichte der Bitcoin die
Parität mit dem US-Dollar im Februar 2011. Im April darauf, erhielten Marktteilnehmer be-
reits einen Euro für einen Bitcoin. Obwohl im Oktober 2013 die Internet Plattform Silk Road
von US Behörden beschlagnahmt, und der Betreiber festgenommen wurde, hatte es auf die
Bitcoin Transaktionen keinen negativen Einfluss (vgl. Yermack, 2013, S. 5). Im Gegenteil, im
November 2013 stieg der Bitcoin-Kurs sogar explosionsartig an und erreichten einen Wert,
binnen einen Monat, von 100 US-Dollar auf über 1000 US-Dollar (vgl. History of Bitcoin,
2014). Der Kurs brach danach ein und verläuft seitdem zwischen 700 und 400 US-Dollar (vgl.
blockchain.info, 2014a).
Seit Jahresbeginn 2014 ereigneten sich weitere negative Ereignisse in Verbindung mit dem
Bitcoin. Nachdem bereits mehrere kleinere Internetbörsen, welche sich auf den Handel mit
Bitcoin spezialisiert haben, gehackt wurden und aufgrund dessen Pleite gegangen sind, stellte
im Februar 2014 eine der größten Handelsplattformen für den Bitcoin, Mt.Gox den Tausch in
reale Währungen ein. In der darauffolgenden Zeit gab die Plattform bekannt, dass 750.000
Bitcoins von Kunden und weitere 100.000 eigene Bitcoins abhanden gekommen sind. Der
dadurch entstandene Schaden belief sich zum damaligen Zeitpunkt auf fast eine halbe Milli-
arde Dollar. Obwohl seitdem 200.000 Bitcoins wiedergefunden wurden, führte der Verlust so
vieler virtueller Münzen dazu, dass am 28. Februar auch Mt.Gox einen Insolvenzantrag stellte
(vgl. Die Welt, 2014a). Einen weiteren Schock verursachte der Tod der 28 Jährigen Amerika-
nerin Autumn Radtke, welche in einem Appartementkomplex in Singapur aufgefunden wur-
de. Sie war die Chefin der Bitcoin-Handelsplattform „First Meta“. Die Polizei in Singapur
teilte mit, dass sie eines nicht natürlichen Todes gestorben sei (vgl. Die Welt, 2014b). Auch
die ehemaligen Betreiber der Plattform Mt.Gox erhalten regelmäßig Todesdrohungen.
3.2.2 Bitcoin-Netzwerk
Beim Bitcoin handelt es sich um eine dezentrale Kryptowährung. Ausgelöst durch die Fi-
nanzkrise 2008 und der Abhängigkeit von Finanzintermediären bei Transaktionsabwicklun-
gen über das Internet, erschuf sie Satoshi Nakamoto. Anstelle dass eine dritte Partei bei dem
Wechsel des Bitcoinbesitzers einwirken kann, verläuft der Tausch über ein Peer-to-Peer
Netzwerk. Dadurch können Abwicklungen direkt und ohne Umwege getätigt werden. Bei
24
einem Peer-to-Peer Netzwerk handelt es sich deshalb um eine sogenannte Rechner-Rechner-
Verbindung.
Eines der größten Probleme bei Online-Transaktionen ist sicherzustellen, dass das virtuelle
Zahlungsmittel auch wirklich nur einmal ausgegeben wurde und nicht durch technische Ma-
nipulation eine Möglichkeit geschaffen wird, es entweder zu verdoppeln oder mehrmals aus-
zugeben. Dieses, in der Informationstechnologie (IT) bekannte Problem, wird auch als „doub-
le spending problem“ bezeichnet (vgl. Nakamoto, 2008, S. 1). Es spiegelt dabei ein Synchro-
nisationsproblem wieder. Die Gefahr besteht darin, einen Händler glauben zu lassen, er hat
die Bitcoins erhalten und schickt im Gegenzug die Ware. Dann werden die Bitcoins allerdings
umgeleitet, um sie zum ursprünglichen Sender zurückzuschicken oder sie für eine weitere
Transaktion zu nutzen. Der Bitcoin-Sender würde in diesem Fall sowohl die Ware als auch
die Bitcoins erhalten. Der Händler wiederum würde komplett leer ausgehen (vgl. Rosenfeld,
2014, S. 2). Genau um dieses Problem zu vermeiden wurden Vertrauensinstanzen wie Finanz-
intermediäre als dritte Partei bei Transaktionen dazwischengeschaltet. Nakamoto erläutert mit
seiner Arbeit, eine technische Umsetzung, um dieses Problem zu umgehen, ohne eine Ver-
trauensinstanz zu involvieren. Dabei wird ein sogenannter Zeitstempel benutzt (vgl.
Nakamoto, 2008, S. 2 f.). Transaktionen werden im Bitcoinnetzwerk in einem sogenannten
Block gespeichert. Wird ein Bitcoin ausgegeben, so wird diese Information zusammen mit
einem Zeitstempel in einen Block integriert. Das Bitcoinnetzwerk kann diese Informationen
auslesen und weiß, dass dieser bestimmte Bitcoin zu einer bestimmten Adresse gesendet wur-
de und kann auch nur von dort aus erneut verschickt werden. Ein „double spending“ ist hier
nicht möglich, da von der alten Adresse, zu einem bestimmten Zeitpunkt, bereits eine Trans-
aktion getätigt wurde.
3.2.3 Blöcke, Blockchain und Mining
In einem Block wird neben den kürzlich erfolgten Transaktionen auch auf den Vorgänger-
block referenziert. Einzelne Blöcke werden durch diese Referenz aneinander gekettet, wo-
durch die sogenannte Blockchain entsteht (vgl. Eyal & Sirer, 2013, S. 1). In der Blockchain
sind dann alle Transaktionen gespeichert. Jeder Teilnehmer des Bitcoinnetzwerks kann dabei
die Transaktionen überprüfen und gewährleistet, dass der Block gültig ist (vgl. Lehne, 2013,
S. 2). Möglich macht dies, dass jeder Block zusätzlich eine schwer zu lösende mathematische
Aufgabe enthält, und gleichzeitig die Lösung der vorherigen Aufgabe (vgl. bitcoin.it, 2014a).
Das Ergebnis einer solchen Aufgabe wird als Hashwert bezeichnet.
25
Der Hashwerts eines neuen Blocks kann von jedem Teilnehmer des Netzwerks durch einen
sogenannten Proof-of-Work getestet werden. Der Vorteil liegt darin, dass die Berechnung der
komplexen mathematischen Aufgabe, also des Hashwerts sehr zeitaufwendig ist, die Lösung
allerdings schnell kontrolliert und verifiziert werden kann. Um dies plakativ zu verdeutlichen,
kann folgendes Zahlenbeispiel zu Rate gezogen werden. Durch das Summieren zweier Zahlen
soll das Ergebnis 175,32 erzielt werden. Ohne einen der beiden Summanden zu kennen ist das
Lösen dieser Aufgabe deutlich schwieriger, als zu hinterfragen, welchen Wert 75,32 und 100
ergibt. So ähnlich verhält es sich bei den Berechnungen und Verifizierung der Hashwerte (vgl.
Perry, 2012). Das Lösen einer solchen komplexen Aufgabe benötigt einen sehr hohen Re-
chenaufwand. Ist die Lösung allerdings einmal gefunden, kann das Ergebnis durch alle Teil-
nehmer leicht auf dessen Gültigkeit geprüft werden.
Hat ein Teilnehmer des Bitcoinnetzwerks eine Aufgabe gelöst, so entsteht ein neuer Block,
der an die Blockchain gehangen und dann von den Teilnehmern überprüft wird. Stellt sich
dabei heraus, dass dieser gültig ist, das Ergebnis des Hashwertes also stimmt, so wird derjeni-
ge, der die Aufgabe gelöst hat mit Bitcoins entlohnt. Das Konzept hinter den Bitcoins ist da-
bei so eingerichtet, dass im Idealfall alle zehn Minuten ein neuer Block gefunden werden soll.
Dies bedeutet auch, dass Transaktionen frühestens nach zehn Minuten verifiziert sind. Damit
dieses Zeitintervall eingehalten werden kann, werden die Anforderungen zur Berechnung des
Hashwertes alle zwei Wochen angepasst. In diesem Zeitraum hätten genau 2016 Hashwerte
berechnet werden müssen. Sollten also nach zwei Wochen mehr Blöcke als erwartet gefunden
worden sein, wird die Schwierigkeit, auch „Difficutly“ genannt, erhöht. Umgekehrt verhält es
sich, wenn weniger Blöcke gefunden wurden, dann wird die Schwierigkeit verringert (vgl.
bitcoin.it, 2014b). Der Vorgang, des Errechnens von Hashwerten wird als „Mining“ bezeich-
net und die Personen, die dies betreiben als „Miner“.
Wie bereits erwähnt, erhalten die Miner Bitcoins als Belohnung. Diese „Ausschüttung“ ver-
ringert sich allerdings im Laufe der Zeit degressiv. Begonnen hatte es 2009 mit 50 Bitcoins
für einen gefundenen Block. Nach 210.000 berechneten Hashwerten, was in etwa einen Zeit-
raum von vier Jahre entspricht wird die Belohnung halbiert (vgl. bitcoin.it, 2014b). Am 28.
November 2012 wurde der 210.000. Block gefunden. Seitdem gibt es als Belohnung für die
erfolgreiche Berechnung des Hashwertes lediglich 25 Bitcoins (vgl. bitcoin.it, 2014c). Eine
weitere Halbierung erfolgt dann bei Block 420.000, ab welchen es dann nur noch 12,25 Bit-
coins gibt. Dieser Prozess setzt sich solange fort bis im Jahr 2037 ca. 99,6% aller möglichen
Bitcoins in Umlauf gebracht werden. In der folgenden Abbildung lässt sich die Generierung
neuer Bitcoins im Zeitverlauf verdeutlichen. Die Zahl von 21 Millionen Bitcoins wird dabei
26
nie überschritten werden. In der folgenden Abbildung ist der prognostizierte Umlauf der Bit-
coins in Millionen für den Zeitraum von 2009 bis 2033 abgebildet.
Abbildung 1 Prognostizierter Bitcoin Umlauf
Quelle: (vgl. bitcoin.it, 2011)
Der Verlauf dieser Kurve und die damit verbundene Halbierung der Bitcoins, pro gefunden
Block, wurde von Satoshi Nakamoto bewusst gewählt. Für den zugrundeliegenden Algorith-
mus hat er sich von der Goldschürfung inspirieren lassen. Dabei argumentiert er, dass die ers-
ten Goldmenge noch relativ einfach zu erwirtschaften sind. Sind die leicht zugänglichen Vor-
kommen allerdings erst einmal abgetragen, so müssen die Investitionen in Ausrüstungen er-
höht werden, um an weitere Rohstoffquellen zu gelangen. Mit den zunehmenden Ausgaben
sinken dadurch die erzielten Profite durch das Schürfen von Gold. Um ein Pendant in der IT
Welt zu simulieren, benötigen Miner immer neuere und teurere Technologien, was zu stei-
genden Anschaffungskosten und auch Unterhaltskosten durch den Verbrauch von Elektrizität
führt (vgl. Nakamoto, 2008, S. 4). Um dennoch Anreize zu schaffen, auch dann noch Hash-
werte zu berechnen und Bitcoins zu erzeugen wenn die Belohnungen immer stärker sinken,
können auf die erzeugten Bitcoins Transaktionsgebühren verhängt werden. Auch wenn diese
aktuell noch eine eher untergeordnete Rolle spielen sollen sie zukünftig von größerer Rele-
vanz sein, um die Miner weiterhin zu motivieren sich aktiv im Bitcoinnetzwerk zu beteiligen.
Denn auch wenn alle 21 Millionen Bitcoins generiert worden sind, werden weiterhin alle zehn
Minuten Blöcke zu der Blockchain hinzugefügt um zu gewährleisten, wann Transaktionen zu
27
einem bestimmten Zeitpunkt durchgeführt wurden (vgl. bitcoin.it, 2014a). Auf diese Weise
wird sichergestellt, dass die Menge an Bitcoins nicht manipuliert werden kann. Das Bitcoin-
netzwerk überprüft dadurch permanent ob das System noch konsistent ist. Virtuelle Münzen,
die nicht validiert werden können, da sie nie in der Blockchain auftraten, weil sie illegal ein-
gespeist wurden, werden somit erkannt und aus dem Netzwerk automatisch gelöscht. Es wird
also auf unabsehbarer Zeit notwendig bleiben, dass genügend Miner ihre Rechenleistung zur
Verfügung stellen um das Bitcoinnetzwerk aufrechtzuerhalten. Bis dies allerdings soweit ist,
werden noch ca. 20 Jahre vergehen. Deshalb ist die Motivation der Miner noch hauptsächlich
darin begründet, die Bitcoins zu generieren und weniger auf das Verhängen von Transakti-
onsgebühren.
Da, wie bereits erwähnt, das Berechnen eines bestimmten Hashwertes notwendig ist, um mit
Bitcoins entlohnt zu werden, ist es für die Miner essentiell, ihre Hardware so auszulegen, dass
möglichst viele Hashes in kurzer Zeit kalkuliert werden. Dies wird auch als Hashrate bezeich-
net und gibt die Anzahl an Berechnungen pro Sekunde wieder (vgl. Lehne, 2013, S. 2). Die
Hashrate aller am Netzwerk teilnehmenden Miner beschreibt den gesamten Rechenaufwand
in diesem System. Je mehr Personen sich in diesem Netzwerk beteiligen, umso sicherer wird
dieses automatisch. Das gesamte System ist nämlich nur manipulierbar, wenn ein Angreifer
mehr als 51% der gesamten Rechenleistung aufbringen kann (vgl. Lehne, 2013, S. 2). Aller-
dings wäre es lukrativer, bei 51% der gesamten Rechenleistung weitere Bitcoins zu generieren
als das System zu attackieren.
Im September 2014 werden 1,78 * 1020
Hashes benötigt, um einen neuen Block zu generieren
(vgl. blockexplorer, 2014). Dieser Wert entspricht bereits heute einer erstaunlich großen Zahl
und wird in der Zukunft noch wesentlich weiter steigen. Für die Miner ist es deshalb wichtig,
immer mehr Geld und Zeit in neue Hardware zu investieren, um die Wahrscheinlichkeit zu
erhöhen, dass sie den richtigen Hashwert finden. Die unterschiedlichen Technologien und
Hardwarespezifikationen haben sich seit dem Beginn des Bitcoinminings stark geändert.
Wurden früher noch herkömmliche PCs zum Generieren von Bitcoins verwendet, werden
mittlerweile spezielle Chips, die auf das reine Mining ausgelegt sind, eingesetzt.
Hardware
Die ersten Bitcoins wurden von dem Prozessor eines PC generiert. Diese Vorgehensweise
wurde auch als CPU (Central Processing Unit) Mining bezeichnet. Prozessoren waren und
sind allerdings sehr langsam, was die Berechnung von Hashes anbelangt. Es wurde sehr
schnell unökonomisch CPUs zu verwenden, da die generierten Bitcoins nicht die Stromkosten
28
der Prozessoren decken konnten (vgl. bitcoin.it, 2014b). Bald darauf wurde diese Möglichkeit
auch aus der Client-Software der Bitcoin Miner entfernt. Statt des Prozessors wurde die Gra-
fikkarte verwendet, um neue Blöcke zu generieren. Dieses Verfahren, welches auch als GPU
(Graphics Processing Unit) Mining bezeichnet wird, ist deutlich effizienter. Dadurch ist es
möglich in dem gleichen Zeitraum 800-mal mehr Hashes zu berechnen als durch Zuhilfenah-
me eines Prozessors (vgl. bitcoin.it, 2013). Im Frühjahr 2011 kam zum ersten Mal das soge-
nannte FPGA (Field Programmable Gate Array) Mining zum Einsatz. Dabei handelt es sich
um Chips, die sich frei programmieren lassen (vgl. Lehne, 2013, S. 2 f.). Während Grafikkar-
ten neben vielen unterschiedlichen Datenverarbeitungen ebenfalls dazu verwendet werden
können Hashes zu berechnen, können FPGA Chips vollkommen und einzig darauf ausgelegt
werden, wodurch der Energiekonsum stark reduziert werden kann, was sie somit zu sehr effi-
zienten Recheneinheiten macht. Die modernste und aktuellste Variante, zum Generieren von
Bitcoins, ist das ASIC (Application Specific Integrated Circuit) Mining. Hierbei handelt es
sich um spezielle Chips, die eigens zur Berechnung von Hashes hergestellt werden. Sie kamen
Mitte 2013 erstmals zum Einsatz. Neben weiteren Einsparungen, was den Energieverbauch
anbelangt, sind diese Chips sogar in der Lage viele Grafikkarten bezüglich der Leistung bei
den Hashberechnungen zu schlagen (vgl. bitcoin.it, 2014b).
Courtois et al. kommen in ihrer Arbeit zu der Erkenntnis, dass die Energieeffizienz des Bit-
coinminings seit 2009 um den Faktor 10.000 zugenommen hat. Dennoch wurden im April
2013 ca. 982 Megawattstunden pro Tag durch das weltweite Mining verbraucht. Umgerechnet
ergab dies eine tägliche Stromrechnung von 150.000 US Dollar. Da diese Rechnung vor dem
Einsatz der neusten ASIC Chips aufgestellt wurde, kann davon ausgegangen werden, dass der
derzeitige Energieverbrauch wahrscheinlich wieder reduziert werden konnte (vgl. Courtois,
Grajek, & Naik, 2014).
In einer weiteren Arbeit zur Untersuchung von Bitcoin-
zeitreihen, wurden die vier unterschiedlichen Miningar-
ten ihrem Energieverbrauch im Durchschnitt gegenüber-
gestellt. In der nebenstehenden Abbildung ist der Quoti-
ent von Millionen Hashes pro Joule abgebildet. Dabei
lässt sich deutlich erkennen, dass die Energieeffizienz
durch die neuen Arten, Blöcke zu generieren, stark zuge-
nommen hat. Die hierfür herbeigezogenen Daten wurden als Durchschnittswert aller einzelner
Geräte, der jeweiligen Hardware ermittelt (vgl. bitcoin.it, 2014d). Hieraus lässt sich ableiten,
dass das „Schürfen“ von Bitcoins mittlerweile einen hohen Stellenwert eingenommen hat und
Hardware Effizienz in MHs/J
CPU 0,14
GPU 1,87
FPGA 18,05
ASIC 134
Tabelle 1 Effizienz der vier Miningarten
Quelle: (Lehne, 2013, S.3)
29
sogar neue Geschäftsfelder entstehen lässt, wie beispielsweise besondere und eigens zur
Blockgenerierung gedachte Hardware, welche stark auf Effizienz ausgelegt ist.
Ein weiteres dieser neuen Geschäftsfelder ist außerdem das sogenannte Cloud Mining. Hier-
bei stellen Unternehmen ihre Server zur Berechnung für Hashes zur Verfügung (vgl.
bitcoin.it, 2014b). Entlohnt werden solche Dienste durch eine festgelegte Gebühr, entweder in
realem Geld oder in Form von Bitcoins pro Hashrate.
Mining Pools
Da das Bitcoinnetzwerk mittlerweile bereits sehr groß ist, und der Hashwert mitsamt der Dif-
ficulty einen hohen Wert erreicht hat, ist es für Einzelpersonen kaum noch lohnenswert nach
neuen Blöcken zu suchen. Aus diesem Grund haben sich sogenannte Mining-Pools etabliert.
Hierbei schließen sich mehrere Personen zusammen, um gemeinsam nach dem benötigten
Hashwert zu suchen. Hat ein Mitglied dieser Gemeinschaft einen gültigen Block gefunden, so
wird die Belohnung unter allen Teilnehmern aufgeteilt (vgl. Schmidt, 2013, S. 1). Bei einem
Mining Pool handelt es dabei um einen gemeinsam betriebenen Server, auf dem sich alle Mit-
glieder einloggen müssen. Von diesem Server aus wird dann die aktuell zu lösende mathema-
tische Aufgabe an die Teilnehmer verschickt. Die mitwirkenden Miner berechnen dabei den
Hash nicht sofort mit der aktuellen Schwierigkeit, sondern beginnen wieder bei Eins und ar-
beiten sich langsam zur aktuellen Difficulty hoch. Die so eingereichten Zwischenergebnisse
werden als „Shares“ bezeichnet und gewährleisten, dass ein Vergleichswert geschaffen wird,
wie viele Berechnungen die einzelnen Mitglieder des Mining Pools jeweils gelöst haben (vgl.
Schmidt, 2013, S. 2 f.). Je mehr Shares ein Miner, verglichen mit der Gesamtanzahl, hochge-
laden hat, umso größer ist sein Anteil an Bitcoins wenn der Mining Pool einen neuen Block
gefunden hat. Die drei größten Mining Pools, welche zusammengerechnet rund 54% aller
Bitcoinaktivitäten im gesamten Netzwerk ausmachen, sind zurzeit „Discus Fish“ (24%),
„GHash.IO“ (23%) und „BTC Guild“ (7%) (vgl. blockchain.info, 2014b). Während es zu den
beiden größten Mining Pools nur spärliche statistische Informationen gibt, lässt sich über
„BTC Guild“ aussagen, dass ihre Aktivitäten auf zwei Servern stattfinden und sich zurzeit
über 25.000 Miner in diesem Pool befinden (vgl. BTCGuild, 2014). Folglich kann davon aus-
gegangen werden, dass die Anzahl der Mitglieder der beiden größten Mining Pools dem Drei-
bis Vierfachen entsprechen.
30
3.3 Abgrenzung zu anderen virtuellen Währungen
Obwohl die virtuelle Währung Bitcoin erst seit 2009 in Umlauf ist, ist es nicht die einzige
virtuelle Münze. Mit über 900 unterschiedlichen Abwandlungen ist ein stetig wachsender
Trend virtueller Währungen zu verzeichnen. Die Marktkapitalisierung all dieser unterschied-
lichen Münzen beläuft sich im September 2014 auf insgesamt ca. 6,96 Milliarden US Dollar
(vgl. CoinMarketCap, 2014). Auch wenn Bitcoins davon mit ca. 6,35 Milliarden US Dollar
die absolute Mehrheit bilden, steigt auch zunehmend die Relevanz identischer Einheiten. Zu
den etablierten Münzen zählen zurzeit der Litecoin, Ripple und Peercoin. Warum diese eben-
falls eine hohe Popularität genießen und worin die Unterschiede zum Bitcoin begründet lie-
gen, wird im Folgenden näher durchleuchtet.
3.3.1 Litecoin
Litecoin (LTC) gehört zurzeit, nach Bitcoin zur zweitbeliebtesten virtuellen Währung auf dem
Markt. Aktuell, im September 2014, haben alle sich im Umlauf befindenden Litecoins eine
Marktkapitalisierung von ca. 170 Millionen US Dollar (vgl. CoinMarketCap, 2014) und es
gibt weltweit 471 Akzeptanzstellen für Litecoin im Tausch gegen reale Güter (vgl. coinmap,
2014). Entwickelt wurde der Litecoin von Charles Lee, einem MIT Absolventen, der zuvor
sechs Jahre für Google gearbeitet hatte. Sein erstes Projekt, eine neue virtuelle Währung zu
erschaffen, nannte sich Fairbrix. Es scheiterte allerdings recht schnell, da es zu Beginn sehr
anfällig für Angriffe war. Im Oktober 2011 startete Lee einen zweiten Anlauf, nachdem er aus
seinen Fehlern gelernt hatte. Das Litecoin Projekt basiert auf den Peer-to-Peer Protokoll des
Bitcoin, ist aber durch Lee einige Änderungen wiederfahren (vgl. CoinDesk, 2013).
Eines seiner größten Anliegen ist es, den Mining Prozess gerechter zu gestalten. Möglich
macht er dies mit einer speziellen Vorgehensweise, die die Schwierigkeit der zu lösenden
Aufgabe, an die eigene Hardware anpasst und skaliert (vgl. litecoin.info, 2014). Hat also ein
Miner die stärkste Grafikkarte zur Berechnung von Hashwerten in der Verwendung, so wird
die Aufgabe an deren Leistung angepasst, woraus dieser keinen Vorteil, verglichen mit ge-
wöhnlichen Grafikkarten, mehr ziehen kann. Eine weitere Änderung besteht darin, dass die
maximal mögliche Menge an Litecoins 84 Millionen beträgt. Damit entspricht es dem Vierfa-
chen, was beim Bitcoin möglich ist. Eine weitere Änderung besteht darin, dass Blöcke alle 2,5
Minuten generiert werden können. Dies resultiert darin, dass auch die darin enthaltenen
Transaktionen viermal so schnell bestätigt werden können wie beim Bitcoin, welcher 10 Mi-
nuten dafür braucht (vgl. litecoin.info, 2014). Die meisten anderen Parameter wurden weitest-
gehend von denen des Bitcoin übernommen. So erfolgt ebenfalls eine Anpassung der Schwie-
31
rigkeit zur Berechnung von Hashes alle 2016 Blöcke. Auch die Halbierung der Belohnung
wurde vom Bitcoin adaptiert. Beginnend mit 50 Litecoins für den richtigen Hashwert im ers-
ten Zyklus, wird ca. alle vier Jahre beziehungsweise nach der Berechnung von 840.000 Has-
hes2 die Belohnung halbiert.
Nach Aussagen von Lee, sieht dieser die Vorzüge von Litecoin darin, dass der Bitcoin seiner
Währung den Weg geebnet hat. Viele Unternehmen haben bereits Bitcoin als Zahlungsoption
auf ihren Onlineshops etabliert. Da der Großteil des Softwarecodes auf dem des Bitcoins ba-
siert, ist es einfach für solche Unternehmen, ebenfalls den Litecoin mit aufzunehmen. So soll
der Litecoin eher als Zahlungsmittel und weniger als Spekulationsinstrument genutzt werden
(vgl. CoinDesk, 2013).
3.3.2 Ripple
Die mit einer Marktkapitalisierung von aktuell (Stand September 2014) ca. 136,5 Millionenen
US Dollar, drittbeliebteste Währung ist der Ripple (vgl. CoinMarketCap, 2014). Die Krypto-
währung Ripple wurde von dem Unternehmen Ripple Labs entwickelt. Dieses wurde 2012
gegründet und besteht aus Experten des IT und Finanzsektors. Die Mitarbeiter waren u.a.
ehemalige Angestellte der Unternehmen Google, Goldman Sachs, Microsoft und Visa (vgl.
Ripple Labs, o.J.a, S. 2). Obwohl es sich bei Ripple ebenfalls um eine dezentrale virtuelle
Währung handelt, die sich ein Peer-to-Peer Netzwerk zu Nutze macht, sind die Unterschiede
zum Bitcoin deutlich ausgeprägt. Anstelle, dass wie bei Bitcoin oder Litecoin Münzen gene-
riert werden müssen, wurde im Ripple Protokoll eine feste Menge vorgegeben. So gibt es seit
der Einführung von Ripple genau 100 Milliarden XRP, so lautet das Kürzel von Ripple. Diese
gehören Ripple Labs und werden von dort aus an die Ripple Benutzer verteilt. Es ist nicht
vorgesehen, dass neue Münzen im Verlauf der Zeit generiert werden können (vgl. Ripple
Labs, o.J.c, S. 11). Aktuell befinden sich noch 71 Milliarden XRP in den Händen von Ripple
Labs. Knapp 29 Milliarden sind mittlerweile im Ripple Netzwerk verteilt (vgl. Ripple Labs,
2014). Werden die 71 Milliarden, sich noch nicht im Umlauf befindenden Einheiten dazu
gzählt, kommt der Ripple sogar auf eine Marktkapitalisierung von knapp 470 Millionen US
Dollar (vgl. ripplecharts, 2014). Die Intention der Ripple Erfinder lag dabei nicht darin, eine
richtige virtuelle Währung zu erzeugen. Nach eigenen Aussagen, ist es auch nicht notwendig
für den Ripple, die Zahlungsmittelfunktion oder Wertaufbewahrungsfunktion zu erfüllen. Ei-
ne viele entscheidendere Rolle spielt der Ripple für die Netzwerksicherheit und dient als
2 Da Litecoins viermal so schnell generiert werden wie Bitcoins beträgt die Gesamtzahl an Hashes nach vier Jahren dementsprechend nicht 210.000 sondern das Vierfache, also 840.000.
32
„Brückenwährung“, da weiterhin davon ausgegangen wird, dass auch in Zukunft mit realen
Währungen wie Dollar, Euro und Yen gehandelt werden wird (vgl. Ripple Labs, o.J.b, S. 7).
Anstelle, dass auf dem globalen Markt jede Währung mit jeder anderen gehandelt werden
kann, soll der Ripple als Brückenwährung dienen, um die Austauschbeziehungen zu verrin-
gern.
Abbildung 2 Ripple als Brückenwährung
Quelle: (Ripple Labs, o.J.b, S.11)
Dadurch kann die eigene Währung gegen Ripple getauscht werden. Das Netzwerk sucht dann
im Netzwerk integrierte Tauschbörsen und wechselt dort den Ripple gegen die gewünschte
reale Währung um. Dadurch werden die Transaktionsgebühren vermieden und Nutzer sind
nicht davon abhängig, ausschließlich den Vorgängen zu folgen, welche von den Finanzinstitu-
ten vorgegeben werden. Ein weiterer Vorteil dieser Brückenwährung besteht darin, dass Zah-
lungsvorgänge bereits binnen Sekunden abgeschlossen werden können. Dies macht den Ripp-
le nicht nur schneller als herkömmliche Transaktionen durch Banken, auch Bitcoin und Lite-
coin benötigen dafür mehr Zeit (vgl. Ripple Labs, o.J.c, S. 2).
3.3.3 Peercoin
Eine weitere sehr beliebte Alternative zu Bitcoin sind die sogenannten Peercoins (PPC). Die
Marktkapitalisierung im September 2014 beträgt ca. 16,5 Millionen US Dollar (vgl.
CoinMarketCap, 2014). Entwickelt wurde es von einer Person namens „Sunny King“ im Jahr
33
2012 und gehört somit zu den eher etablierten virtuellen Währungen (vgl. peercoin.net,
2014a). Mit Peercoin wurde der Versuch gestartet, alle Vorzüge des Bitcoin zu behalten und
dessen Nachteile zu minimieren oder abzuschaffen. Hauptaugenmerk liegt dabei auf der
Energieeffizienz. Das Bitcoinnetzwerk arbeiten mit einem Proof-of-Work Konzept, was be-
deutet, dass für immer Miner neue Blöcke generieren müssen, damit die Transaktionen bestä-
tigt werden können. Peercoin hingegeben hat das Konzept des Proof-of-Stake entwickelt. Da-
bei werden Blöcke und die darin enthaltenen Transaktionen durch das Coin-Alter generiert.
Das Coin-Alter setzt sich, nach einem mathematischen Algorithmus aus der Anzahl der sich
im Besitz befindenden PPC multipliziert mit der Dauer in Tagen, wie lange die PPC dort be-
reits verweilen, zusammen. Hat ein PPC-Besitzer also seit 10 Tagen 10 PPC, so beträgt das
Coin-Alter 100. Dieser Prozess verbraucht nahezu keine Energie, im Vergleich zu den bereits
erwähnten 150.000 US Dollar täglichen Ausgaben für Stromkosten beim Bitcoin, und ge-
währleistet, dass das Netzwerk auch in Zukunft sehr günstig durch dessen Mitglieder gesi-
chert werden kann (vgl. King & Nadal, 2012, S. 2 f.). Dennoch wird das Proof-of-Work Kon-
zept und derselbe Algorithmus wie bei Bitcoin genutzt, um neue PPC zu generieren. Neue
Blöcke werden ebenfalls alle 10 Minuten generiert, allerdings ist die Belohnung, in Form von
PPC, nicht in ihrer Anzahl festgelegt, sondern verringert sich, je mehr Personen am Mining-
prozess teilnehmen. Die Schwierigkeit, mit der die Hashwerte berechnet werden, wird abhän-
gig von der Anzahl der Miner, alle zwei Wochen angepasst (vgl. peercoin.net, 2014b). Zurzeit
befinden sich ca. 21 Millionen PPC im Umlauf (vgl. CoinMarketCap, 2014). Im Gegensatz
zum Bitcoin, welcher sein Maximum bei 21 Millionen BTC erreichen wird, gibt es allerdings
keine maximale Anzahl an Peercoins (vgl. Dingle, 2013).
In der folgenden Tabelle wurden alle Fakten, der in diesem Kapitel dargelegten Unterschiede
zu den vier virtuellen Währungen noch einmal übersichtlich dargestellt. Die Informationen
basieren dabei auf den in diesem Kapitel angegebenen Quellen, zum aktuellen Stand am 13.
September 2014. Die vier virtuellen Währungen Bitcoin, Litecoin, Peercoin und Ripple wur-
den dabei in den Spalten abgetragen und deren Gegenüberstellung wird zeilenweise vorge-
nommen. Die erste Spalte enthält dabei die übergeordnete Rubrik, welche miteinander vergli-
chen wird.
34
Bitcoin Litecoin Peercoin Ripple
Erscheinungsjahr 2009 2011 2012 2012
Im Umlauf befindliche
Münzen
ca. 13,26 Milli-
onen BTC
ca. 32 Millionen
LTC
ca. 21,7 Millio-
nen PPC
ca. 29 Milliarden
XRP
Marktkapitalisierung in
Millionen US Dollar ca. 6300 ca. 170 ca. 16 ca. 136,8
Maximale Anzahl an
Coins 21 Millionen 84 Millionen unbegrenzt 100 Milliarden
Neuer Block/ Transakti-
onsabwicklung alle 10 Minuten alle 2,5 Minuten alle 10 Minuten
innerhalb von Se-
kunden
Anpassung der Belohnung Halbierung alle
vier Jahre
Halbierung alle
vier Jahre
permanente
Anpassung an
Miner
entfällt, da XRP
nicht generiert wer-
den
Schwierigkeitsanpassung alle 2016 Blö-
cke/ 2 Wochen
alle 2016 Blöcke/
3,5 Tage alle 2 Wochen
entfällt, da XRP
nicht generiert wer-
den
Kleinste Einheit 1:0,000.000.01 1:0,000.000.01 1:0,000.000.01 1:0,000.001
Besonderheit
erste virtuelle
Währung (Vor-
reiter)
vierfaches Volu-
men/ Generierung
und dadurch
schnelllebiger
sehr stromspa-
rend durch Proof
of Stake
sieht sich nicht als
eigenständige Wäh-
rung, sondern Brü-
ckenwährung
Tabelle 2 Unterschiede der virtuellen Währungen Bitcoin, Litecoin Peercoin und Ripple
Quelle: eigene Darstellung, basierend auf der in diesem Kapitel angegebenen Literatur
35
4. Schnittpunkt virtuelle und reale Währung
Nachdem durch die Kapitel zwei und drei die Grundlagen zu realen und virtuellen Währungen
geschaffen wurden, bezieht sich das nun vorliegende Kapitel um die Anwendung der virtuel-
len Währung Bitcoin auf das derzeitige reale monetäre System. Dabei wird zuerst untersucht,
ob und in wie weit der Bitcoin die drei unterschiedlichen Geldfunktionen erfüllen kann, da
diese einen rudimentären Grundstein bilden, was heutzutage als Geld verstanden wird. An-
schließend wird der Bitcoin ebenfalls auf die Geldeigenschaft angewandt und untersucht, in-
wieweit diese erfüllt werden. Danach wird die Akzeptanz des Bitcoins näher durchleuchtet.
Einerseits bei den Benutzern, die mit den digitalen Münzen reale und virtuelle Güter erstehen,
andererseits aber auch bei großen Geldinstituten deren Stellungnahme, im Bezug auf die vir-
tuelle Währung, in der Meinungsprägung stark ins Gewicht fallen.
4.1 Der Bitcoin und die Geldfunktionen
Damit ein Medium als Geld bezeichnet werden kann, muss es in erster Linie die drei notwen-
digen, in Kapitel zwei erläuterten, Geldfunktionen erfüllen. Um zu untersuchen, ob virtuelle
Währungen, insbesondere der Bitcoin, ebenfalls als Geld deklariert werden kann, muss dieser
die Geldfunktionen erfüllen. Die wichtigste dieser Funktionen ist die Zahlungsmittelfunktion.
Zahlungsmittelfunktion
Auch wenn die virtuellen Münzen durch Satoshi Nakamoto genau aus dem Grund, nämlich
als Tauschmittel zu fungieren, entwickelt wurden, verliefen die ersten Jahre nach der Einfüh-
rung 2009 sehr träge. Die neue Währung war für viele Unternehmen absolutes Neuland und
den Zukunftsaussichten der digitalen Münzen wurde eher skeptisch entgegengeblickt. Eine
der ersten Möglichkeiten, Bitcoins gegen reale Waren zu tauschen bot sich über die Plattform
„Silk Road“. Da über diesen Untergrund-Marktplatz allerdings hauptsächlich illegale Tätig-
keiten wie Drogen- und Waffenhandel oder Geldwäsche abgewickelt wurden, schadete dies
der Reputation des Bitcoin eher, als dass es den Weg für Nachahmer ebnete. In der folgenden
Abbildung lässt sich die Anzahl an Akzeptanzstellen des letzten Jahres ablesen. Die Ordinate
entspricht in der Abbildung der Anzahl aller legalen Akzeptanzstellen in Zweitausenderschrit-
ten. Die Abszisse spiegelt den Zeitverlauf von Mitte Oktober 2013 bis Anfang September
2014 wieder.
36
Abbildung 3 Anzahl der Akzeptanzstellen seit Oktober 2013
Quelle: (bitcoinpulse, 2014)
Bis zur Beschlagnahmung der Internetseite „Silk Road“ im Oktober 2013, gab es weltweit nur
ca. 400 Akzeptanzstellen (vgl. bitcoinpulse, 2014). Danach konnte allerdings ein drastischer
Anstieg legaler Geschäfte verzeichnet werden, welche Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptier-
ten. Bereits am 26. November 2013 haben sich die Akzeptanzstellen mit einer Anzahl von
1061 Läden mehr als verdoppelt. Noch bis zum Ende 2013 wurden weltweit 2234 Geschäfte
registriert, welche den Bitcoin integriert hatten. Mittlerweile, im September 2014 stieg die
Anzahl sogar auf über 5000. Darunter sind längst nicht mehr nur kleine Geschäfte, die Kaffee
oder etwas zu essen verkaufen. Auch immer größere Unternehmen zeigen ein hohes Interesse
an den digitalen Münzen und integrieren sie in ihre Zahlungsabwicklungen. Eines der jüngst
dazu gestoßenen Unternehmen ist der Computerhersteller Dell, welcher im Juli bekanntgege-
ben hat, dass Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert wird (vgl. Dell, 2014). Seither ist es mög-
lich neben den herkömmlichen Zahlungsmöglichkeiten auch Bitcoins gegen reale Waren zu
handeln. Zwei weitere große, in Amerika ansässige IT Konzerne, haben diesen Sommer eben-
falls den Bitcoin aufgenommen. Das Unternehmen DISH Network, welches einen Jahresum-
satz von über 14 Milliarden (2011) erwirtschaftet, 32.000 Angestellte hat und als Fernsehsa-
tellitenbetreiber mehr als 14 Millionen Kunden verzeichnen kann, gab am 14. August 2014
bekannt, dass offene Rechnungen von nun an auch mittels Bitcoins beglichen werden können
(vgl. DISH, 2014). Das zweite Unternehmen heißt Newegg, ist ein Onlinehändler für Compu-
ter Hardware und Software und bietet seinen 25 Millionen registrierten Kunden über 10.5
Millionen Produkte an, die seit dem 1 Juli 2014 ebenfalls mit Bitcoins erworben werden kön-
nen (vgl. Newegg, 2014). Seit Juni 2014 sind Bitcoins auch in der Tourismusbranche aufge-
taucht. Wie ein Pressesprecher der Firma Expedia am 11. Juni 2014 bekannt gab, werde das
37
Unternehmen für Hotelbuchungen ebenfalls die virtuelle Währung akzeptieren (vgl.
CoinDesk, 2014a). Auch wenn die Gesamtanzahl, global betrachtet, sehr überschaubar ist,
lässt sich festhalten, dass der Bitcoin bereits in zahlreichen Unternehmen einen festen Stel-
lenwert als Zahlungsmittel gefunden hat. Dabei sind es nicht nur kleine Unternehmen oder
junge Start-ups, die den Bitcoin als Tauschmittel akzeptieren, auch Global Player lassen sich
hier wiederfinden.
Letztendlich erfüllt ein Medium dann die Zahlungsmittelfunktion, wenn es für Jedermann
gleich begehrenswert ist und denselben Stellenwert hat. Händler müssen bereit sein, jederzeit
ihre Waren gegen Geld zu tauschen. Auch wenn es zu Beginn der Bitcoin-Ära aufgrund der
nahezu vernachlässigbaren Anzahl an Akzeptanzstellen undenkbar gewesen wäre, dem Bit-
coin die Erfüllung dieser Funktion zuschreiben zu können, so hat sich die Anzahl der Unter-
nehmen, welche Bitcoins akzeptieren in dem letzten Jahr drastisch erhöht. Nicht zuletzt wird
es auch eine große Rolle spielen, dass sich besonders große Unternehmen wie Dell, Expedia,
DISH Network und Newegg in die Welt der Bitcoins begeben haben und diese für ihre Pro-
dukte akzeptieren. Dennoch haben die meisten der Unternehmen, welche die virtuelle Wäh-
rung aufgenommen haben, ihren Sitz in den Vereinigten Staaten. Auch die gesamte Anzahl an
Akzeptanzstellen mit 5249 Läden ist global betrachtet eine unscheinbare Zahl. Die rapid
wachsende Anzahl an Unternehmen, welche die Bezahlmethode „Bitcoin“ integriert haben,
lässt trotzdem einen Trend erkennen, dass der Bitcoin auf dem Weg ist, die Geldfunktion als
Zahlungsmittels immer stärker zu erfüllen.
Recheneinheitsfunktion
Eine der drei Geldfunktionen ist die, der Recheneinheit. Um Transaktionen so einfach wie
möglich zu gestalten, und jedmöglichen Preis realisieren zu können ist es nötig Geld in hin-
reichend kleine Einheiten zu unterteilen. Da es sich bei der virtuellen Währung Bitcoin um ein
rein mathematisches Konzept handelt, konnte dies leicht in dem Programmcode durch Satoshi
Nakamoto realisiert werden. So ist es vordefiniert, dass der Bitcoin in acht Dezimalstellen
unterteilt werden kann (vgl. bitcoin.it, 2014e). Damit entspricht die derzeit3 kleinstmögliche
Einheit für Bitcoin 1/100.000.000 oder 1:0,000.000.01. Zu Ehren des Erfinders Satoshi Na-
kamoto wird diese, kleinste aller Einheiten auch als ein „satoshi“ bezeichnet. Der Durch-
schnittswert für einen Bitcoin betrug laut coinmarketcap.com ca. 480 US Dollar innerhalb der
3 Die Anzahl an gültigen Dezimalstellen wurde im Bitcoin Quellcode durch Satoshi Nakamoto festgelegt. Dieser
Code wird durch die Kernentwickler unter der Führung von Gavin Andresen gepflegt und weiterentwickelt und kann deshalb so angepasst werden, dass weitere Dezimalstellen integriert werden, weshalb der Bitcoin theore-tisch unendlich oft teilbar ist.
38
ersten zwei Wochen seit Beginn des Septembers 2014. Bei derzeit über 13 Millionen gene-
rierten Bitcoins entspricht dies einem Gesamtvolumen von ca. 6,24 Milliarden US Dollar.
Sollte dieser Kurs stabil bleiben, würden alle möglichen 21 Millionen Bitcoins auf ein Volu-
men von 10,08 Milliarden US Dollar kommen. In der folgenden Tabelle wurden für den Kurs
unterschiedliche Werte eingesetzt, um die Recheneinheit mittels Bitcoin besser verdeutlichen
zu können. Dabei wurden neben dem aktuellen Kurswert auch der bislang datierte Höchstwert
von ca. 1200 US Dollar für einen BTC und der theoretisch höchste Wert, bei dem 1 US Cent
0,000.000.01 BTC entsprechen würde, einbezogen. Die Spalten, von links nach rechts gele-
sen, geben dabei den Kurswert von US Dollar in BTC, das Marktvolumen bei derzeit rund 13
Millionen BTC, das Marktvolumen bei allen generierten 21 Millionen BTC und die kleinst-
mögliche Einheit für einen US Cent wieder.
Kurs (US Dollar :
BTC)
Marktvolumen bei
aktuell ca. 13 Mio.
BTC
Marktvolumen bei
max. 21 Mio. BTC
Kleinstmögliche
Einheit (1 US Cent
: BTC)
Aktueller Wert 480 : 1 6,24 Milliarden US
Dollar
10,08 Milliarden
US Dollar 1 : 0,000.020.83
Gemessener
Höchstwert 1.200 : 1
15,6 Milliarden US
Dollar
25,2 Milliarden US
Dollar 1 : 0,000.008.33
theoretischer
Höchstwert 1.000.000 : 1
13 Billionen US
Dollar
21 Billionen US
Dollar 1 : 0,000.000.01
Tabelle 3 Recheneinheit des Bitcoin bei unterschiedlichen Kursen
Quelle: eigene Darstellung
Was die Anforderungen an die Recheneinheitsfunktion anbelangt, kann durchaus argumen-
tiert werden, dass der Bitcoin diese erfüllt. Die virtuelle Währung kann nicht nur genauso gut
in kleinere Einheiten unterteilt werden wie reales Geld, durch seine acht Dezimalstellen sind
sogar durchaus noch kleinere Beträge realisierbar. Die Marktkapitalisierung zum gegenwerti-
gen Kurs fällt dagegen deutlich geringer aus als beispielsweise verglichen mit Banknoten oder
Münzen. Verinnerlichen Banknoten im Juli 2014 insgesamt einen Wert von fast einer Billion
Euro und Münzen von ca. 24,7 Milliarden Euro (vgl. EZB, 2014), so fällt der aktuelle Ge-
genwert der Bitcoins mit derzeit 6,24 Milliarden eher gering aus. Theoretisch könnte bei ei-
39
nem Kursanstieg, der Bitcoin wertmäßig mit den realen Währungen konkurrieren, allerdings
ginge dies auch zulasten der Nutzer. Sehr kleine Preiseinheiten haben viele Nachkommastel-
len, sodass sich Güter in Cent-Beträgen wahrscheinlich schlecht verkaufen lassen könnten, da
das Rechnen mit so vielen Dezimalstellen im Alltag eine unangenehme Hürde darstellen wür-
de.
Wertaufbewahrungsfunktion
Neben den beiden bereits genannten Funktionen spielt auch die Wertaufbewahrungsfunktion
eine wichtige Rolle. Jeder Mensch möchte sich sicher sein, dass sein Geld in naher Zukunft
immer noch denselben Wert besitzt wie zum gegenwertigen Zeitpunkt. Für den Bitcoin, um
als vollwertiges Zahlungsmittel anerkannt zu werden, spielt das keine Ausnahme. Auch bei
virtuellen Währungen möchten die Nutzer die Gewissheit haben, dass der Wert relativ kon-
stant und stabil bleibt. Allerdings liegt hier das derzeit größte Problem in Verbindung mit dem
Bitcoin. Obwohl der Bitcoin in den ersten Jahren seiner Existenz noch sehr wertbeständig
blieb, was daran lag, dass er noch eher unbekannt und unbedeutend war, änderte sich dies
drastisch seit dem Jahresbeginn 2013.
In der folgenden Abbildung ist die Kursentwicklung des Bitcoin von Oktober 2011 bis Sep-
tember 2014 abgebildet. Der Kurs wird dabei durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Der
hier abgebildete Preis in US Dollar für einen Bitcoin, welcher in Intervallen von 100 an der
Ordinate deutlich gemacht wurde, stammt von den Daten der Tauschbörse BitStamp, welche
aktuell zu den größten Handelsplattformen für Bitcoins gehört. Da der Handel mit Bitcoins
erst ein, zwei Jahre nach dessen Entwicklung im Jahr 2009 ins Rollen gekommen ist, gibt es
von dieser Plattform keine Daten vor 2011. Es kann allerdings davon ausgegangen werden,
dass bei anderen Plattformen der Kurs vor 2011 ähnlich niedrig Verlief, wie hier abgebildet
zwischen Oktober 2011 und Anfang Januar 2013.
40
Abbildung 4 Kursentwicklung des Bitcoin seit Oktober 2011
Quelle: (bitcoincharts, 2014)
Der Wert des Bitcoin ist seit der Datenerhebung im Oktober 2011 von zwei US Dollar bis
zum 1. Januar 2013 auf 13 US Dollar gestiegen. Danach erfolgte, durch zunehmende Popula-
rität ein rascher Anstieg, bis zu einem damaligen Höchstwert von knapp 230 US Dollar am 9.
April 2013. Der Kurs brach danach allerdings wieder ein und schwankte bis zum 19. Oktober
2013 zwischen 70 und 150 US Dollar. Nur wenige Wochen danach durchbrach er den dama-
ligen Höchstwert mit über 240 US Dollar am 4. November 2014. Es folgte ein explosionsarti-
ger Anstieg, welcher dazu führte, dass der Bitcoin am 29. November und 4. Dezember seinen
historischen Höchstwert von ca. 1150 US Dollar erreichte. Ausgelöst wurde dies durch die
zunehmende Begeisterung an der virtuellen Währung durch den chinesischen Markt. Denn
obwohl die bekannteste chinesische Tauschbörse „BTC China“ erst im Juni 2011 gegründet
wurde, hat sie sich innerhalb kürzester Zeit zur größten Handelsplattform weltweit entwickelt
(vgl. DWN, 2013a). Auch der darauffolgende Einbruch liegt auf chinesischer Seite begründet,
da die chinesische Zentralbank am 5. Dezember den Finanzinstituten untersagt hatte, Transak-
tionen mittels Bitcoin durchzuführen (vgl. DWN, 2013b). In den darauffolgenden Wochen
hatte sich der Kurs erneut erholt und bis Anfang Februar Werte zwischen 800 und 900 US
Dollar erreicht. Doch mit dem Zusammenbruch von Mt.Gox im Februar 2014 ereignete sich
ein weiterer Einbruch. Der Kurs fiel auf ca. 550 US Dollar im März und schwankt seitdem
zwischen 400 und 700 US Dollar. Dass hierbei von einer Wertbeständigkeit und der Erfüllung
der Wertaufbewahrungsfunktion gesprochen wird, kann nicht die Rede sein.
41
Eine weitere Untersuchung
zur Wertstabilität führte Yer-
mack zwischen dem 1. Januar
und den 29. November 2013
durch. Dabei trug er die tägli-
chen Wechselkursschwan-
kungen in Prozent gegen den
Dollar in einer Tabelle ab.
Neben dem Bitcoin und Gold
wurden auch die Währungen:
Euro, Yen, Schweizer Fran-
ken und Britische Pfund be-
rücksichtigt. Wie sich dabei
herausstellte, beliefen sich die
Schwankungen der realen
Währungen lediglich zwischen 8% und 12%. Gold, welches als sehr wertbeständig betrachtet
wird, kam bei dieser Untersuchung auf einen Wert von ca. 22%. Dennoch sind diese Werte
verschwindend gering, verglichen mit der Volatilität des Bitcoins bei einem Wert von über
140%.
Aufgrund der Kursschwankungen basierend auf den Daten von BitStamp seit Jahresbeginn
2013 und den empirischen Befunden über die Schwankungen, welche sich in der Volatilität in
der Arbeit von Yermack äußern, kann festgehalten werden, dass der Bitcoin seinen Wert kei-
nesfalls seit seiner jungen Entstehungsgeschichte halten konnte. Abhängig von seiner Popula-
rität, seiner Akzeptanz unter großen Finanzinstituten wie Zentralbanken und den Handelsge-
schehnissen auf diversen Tauschbörsen, unterliegt er extremen Schwankungen, wie es bei
realen Währungen oder Gold, welche sich äußerst gut als Wertaufbewahrungsmittel eignen,
nicht vorkommt. Somit kann resultierend gesagt werden, dass der Bitcoin die Wertaufbewah-
rungsfunktion nicht erfüllt.
4.2 Der Bitcoin und die Geldeigenschaften
Neben den Geldfunktionen gilt es darüber hinaus ebenfalls, den Bitcoin auch auf die Erfül-
lung der in Kapitel zwei erwähnten Geldeigenschaften zu untersuchen. Geld wird nicht nur
durch seine Funktionen definiert, auch dessen signifikante Eigenschaften charakterisieren es
und machen es zu dem, was es ist.
Abbildung 5 Volatilität in prozentualen Schwankungen in US Dollar
Quelle: (Yermack, 2013, S. 13)
42
Im Sinne der Knappheit, erfüllt der Bitcoin diese Eigenschaft teilweise. Auch wenn der Bit-
coin ein rein mathematisches Konzept ist und lediglich in der digitalen Welt existiert, in der
es ein Leichtes ist, Daten zu duplizieren oder zu vervielfachen, so wurden dem Bitcoin den-
noch künstliche Grenzen gesetzt. Dadurch, dass jeder Bitcoin und jede Transaktion mit einem
Zeitstempel versehen ist, erhält jede Münze und jeder Handel mit ihr, eine Individualisierung.
Dies stellt sicher, dass Bitcoins nicht mehrmals gleichzeitig ausgegeben werden können und
sorgt dafür, dass keine neuen illegalen Bitcoins in das Netzwerk eingeschleust werden kön-
nen, die nicht legitim in der Blockchain durch frühere Transaktionen oder neue Blöcke aufge-
listet sind. Damit ist auch die nicht Reproduzierbarkeit dieser virtuellen Währung sicherge-
stellt. Durch die im Quellcode festgelegte Maximalanzahl von 21 Millionen Bitcoins und der
Netzwerksicherheit, des Peer-to-Peer Netzwerkes ist es nicht möglich diese Anzahl zu mani-
pulieren. Auch die Anzahl der Nachkommastellen wurde auf acht begrenzt. Gegen die Eigen-
schaft der Knappheit, spricht allerdings, dass abhängig vom Kurs, die Marktkapitalisierung
ständig schwanken kann. Ebenfalls wäre es durch die Kernentwickler der Bitcoin Software
möglich, sowohl die Maximalanzahl als auch die Dezimalanzahl der Nachkommastellen zu
verändern, weshalb die Knappheit als Eigenschaft nur teilweise erfüllt ist.
Die Eigenschaft der Haltbarkeit wird allerdings durch den Bitcoin hinreichend erfüllt. Durch
die generierten Blöcke und die daraus entstehende Blockchain, welche auf jeder Client Soft-
ware der Bitcoin Anwender abgespeichert ist, sichert sich das Bitcoinnetzwerk selbst ab. Alle
zehn Minuten findet so eine Prüfung statt, die die Anzahl der Bitcoins, deren Gültigkeit und
alle Transaktionen überprüft. Aus technischer Sicht, ist es deshalb nicht möglich, dass Bit-
coins zerstört werden können und deshalb so lange existieren, wie es das Bitcoinnetzwerk
gibt4.
Die Homogenität als Geldeigenschaft kann auf eine digitale Währung eher schlecht ange-
wendet werden, da es sich auf physische Faktoren wie Beschaffenheit, Optik, Design oder die
Form eines Geldmediums bezieht. Da so etwas für den Bitcoin nicht existiert und auch nicht
existieren wird, lässt sich diese Eigenschaft weder bestätigen noch abstreiten. Auf abstrakter
Ebene kann argumentiert werden, dass, da es sich um eine Computersoftware handelt, welche
in Maschinensprache herunter gebrochen lediglich aus Einsen und Nullen besteht, absolut
homogen ist. Dagegen spricht allerdings, dass bei zunehmender Menge an Bitcoins auch die
Stromkosten steigen, da die Belohnungen alle vier Jahre halbiert werden. Neuere Bitcoins
4 Bei dem Verschwinden der 650.000 BTC von Mt.Gox handelt es sich keinesfalls um deren Zerstörung. Sie wur-
den lediglich von der Plattform auf andere Konten verschickt. Eine Nachverfolgung zum damaligen Zeitpunkt in den Transaktionen der Blockchain hätte durchaus vollzogen werden können, wurde aber seitens Mt.Gox ver-säumt. Eine Schweizer Studie kam währenddessen im März 2014 zu dem Ergebnis, dass maximal 386 Bitcoins entwenden worden sein konnten (vgl. Decker & Wattenhofer, 2014).
43
sind dementsprechend teurer als die ersten, die generiert wurden. Dies wiederum spricht ge-
gen die Homogenität.
Die Eigenschaft der Teilbarkeit erfüllt der Bitcoin durchaus. Wie in Tabelle drei dargestellt,
ist es möglich die virtuellen Münzen in acht Nachkommastellen zu unterteilen. Zum jetzigen
Zeitpunkt, im September 2014, ist es dadurch sogar möglich Preise zu realisieren, die niedri-
ger sind als ein Cent. Die Teilung eines Bitcoins in kleinere Einheiten erfolgt automatisch und
führt zu keinerlei zusätzlichen Transaktionskosten.
Die zusätzlichen drei Eigenschaften von Jevons, welche im zweiten Kapitel angerissen wur-
den sollen hier nicht thematisiert werden, da sie ebenfalls in aktueller Literatur selten oder gar
nicht erwähnt werden. Es lässt sich dennoch erkennen, dass Bitcoins durchaus die Geldeigen-
schaften, zumindest teilweise, erfüllen auch wenn sie im klassischen Sinn, wie beispielsweise
bei der Homogenität nur noch schwer auf virtuelle Währungen anzuwenden sind. Dennoch
wurde aufgezeigt, dass der Bitcoin die Geldeigenschaften der Knappheit, nicht Reproduzier-
barkeit, Haltbarkeit und Teilbarkeit besitzt.
4.3 Die Akzeptanz des Bitcoin
Ein wichtiger Indikator, ob ein Medium als Zahlungsmittel anerkannt wird oder nicht, spielt
die Akzeptanz. Bei gesetzlichen Zahlungsmitteln wie Banknoten oder Münzen ist das Ver-
trauen schnell gegeben, da von staatlicher Seite Geschäfte verpflichtet sind, Geld als Tausch-
mittel zu akzeptieren. Bei virtuellen Währungen sieht dies anders aus. Sie gelten nicht als
gesetzliches Zahlungsmittel und niemand ist verpflichtet, digitale Münzen anzunehmen. Ob
der Bitcoin in Zukunft also als Geld und Tauschmittel betrachtet werden kann, hängt neben
der Erfüllung der Geldfunktionen und Geldeigenschaften auch von dessen Akzeptanz unter
den potentiellen Nutzern ab. Einen ersten Hinweis über die Akzeptanz liefert die steigende
Anzahl an Akzeptanzstellen aus Abbildung drei, bei denen es möglich ist reale Waren im
Tausch gegen Bitcoins zu erlangen. Weitere Informationen können über das Meinungsbild
von Bitcoins in sozialen Medien oder Blogs erlangt werden. In einer Studie dazu, wurden aus
3958 Blogeinträgen im Zeitraum von Januar 2012 und Mai 2013 Meinungen zum Bitcoin
gesammelt. Im Ergebnis stellte sich heraus, dass sich nicht nur die Bloganzahl seit Beginn der
Datenerfassung fast verdoppelt hatte, auch das Stimmungsbild tendierte im Verlauf der Unter-
suchung in positive Wahrnehmungen (vgl. Fuchs, 2013, S. 8 ff.). Ebenfalls zeigte sich bei
dieser Studie, dass das Meinungsbild der Blogeinträge auf den Preis des Bitcoins auf diversen
Handelsplattformen Einfluss nahm. Wurden in einem Monat überwiegend positive Kommen-
44
tare verfasst, so stieg der Preis im darauffolgenden Monat deutlich an. Umgekehrt verhielt es
sich bei negativen Meinungen.
Neben den Stimmungen einzelner Personen sind natürlich auch öffentliche Einrichtungen und
Finanzinstitute ausschlaggebend für das Meinungsbild der Bevölkerung. Die virtuelle Wäh-
rung kann eher akzeptiert werden, wenn es eine offizielle positive Stellungnahme des jeweili-
gen Landes dazu gibt und die Menschen sich sicher sein können, dass ihre Interaktion mit
Bitcoins keine illegale Handlung darstellt. Auf der Internetseite www.bitlegal.io sind dazu
alle vorhanden Daten gesammelt und in einer Karte abgetragen, welche verbildlicht, in wel-
chen Ländern die virtuelle Währung legal, eingeschränkt oder verboten ist. In vielen Gebieten
Afrikas, Südamerikas aber auch im Nahen Osten gibt es von staatlicher Seite noch keine offi-
zielle Stellungnahme. In Nordamerika, Europa und Australien wird der Bitcoin hingegen als
legal angesehen. Russland, China, Mexiko und Indien haben gewisse Einschränkungen ge-
genüber dem Bitcoin und in den Ländern Island, Bolivien, Kirgistan und Vietnam ist er sogar
verboten (vgl. CoinDesk, 2014b).
Im März 2013 hat das Financial Crimes Enforcement Network (FinCEN)5, der Vereinigten
Staaten, Richtlinien bezüglich der Regulierung von Bitcoins herausgegeben. Darin wird defi-
niert, dass lediglich reale Währung in Form von Banknoten und Münzen als Währung be-
zeichnet werden darf. Im Kontrast dazu, wird die virtuelle Währung als Zahlungsmittel aner-
kannt, welche allerdings nur in gewissen Bereichen dafür verwendet werden darf, da es nicht
alle Attribute realer Währungen entspricht. Ferner wird es in der Rechtsprechung nicht als
gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt (vgl. FinCEN, 2013).
China ist eines der Länder mit hohem Bezug zum Bitcoin. Über die asiatische Handelsplatt-
form BTC China werden derzeit die meisten Transaktionen für den Bitcoin getätigt. Aufgrund
der hohen Popularität und extrem gestiegenen Nachfragen Ende 2013 durch Chinesen, wurde
ein Rekordhoch beim Wechselkurs erlangt. Umso beachtlicher ist der Einfluss der chinesi-
schen Zentralbank, People‘s Bank of China (PBC), als diese im Dezember 2013 den Banken
verbot keinerlei Transaktionen mittels Bitcoin durchzuführen. Ein drastischer Sinkflug des
Bitcoins auf dem Weltmarkt war die Folge. In einem Bericht der PBC heißt es, dass virtuelle
Währungen keine Rechtsgrundlage hätte und aufgrund dessen nicht als richtige Währung
verwendet werden dürfen. Der Handel mit den digitalen Münzen für Einzelpersonen ist nach
wie vor gestattet, aber auch hier wurde vor den Risiken offiziell gewarnt (vgl. BBC, 2013).
5 Das FinCEN gehört zu dem United States Department of the Treasury, dem Finanzministerium der Vereinigten Staaten, und sammelt und analysiert Finanzdaten für die Bekämpfung gegen Geldwäsche und Terrorismusfi-nanzierung.
45
In Deutschland hat sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) im De-
zember 2013 mit dem Thema Bitcoin auseinandergesetzt. Sie hat den Bitcoin als Finanzin-
strument eingestuft, vergleichbar mit Devisen, wodurch er damit nicht als gesetzliches Zah-
lungsmittel gilt (vgl. BaFin, 2013). Ferner werden Bitcoins nach der BaFin auch nicht als E-
Geld kategorisiert, da sie nicht von einer zentralen Stelle emittiert werden. Dennoch stellt die
reine Verwendung von Bitcoins keine erlaubnispflichtige Tätigkeit dar. Anbieter können diese
Bezahlmethode aufnehmen und Kunden haben die Möglichkeit von diesem Angebot Ge-
brauch zu machen.
Auch Carl-Ludwig Thiele, Vorstandmitglied der Deutschen Bundesbank, äußerte sich in ei-
nem Interview mit dem Handelsblatt zu der digitalen Währung. Dabei betonte er, dass der
Bitcoin ein gesetzliches Zahlungsmittel nicht ersetzen kann und die virtuellen Münzen, auf-
grund ihrer hohen Volatilität, höchst spekulativ sind und von der Verwendung stark abzuraten
ist (vgl. Bundesbank, 2014e).
46
5. Fazit
Virtuelle Währung ist immer noch ein sehr junges Phänomen. Die digitalen Münzen existie-
ren erst seit fünf Jahren. Dennoch konnte in letzter Zeit kaum ein Thema so viel Aufmerk-
samkeit in der Ökonomie auf sich ziehen wie der Bitcoin. Während sich viele wissenschaftli-
che Arbeiten im Kontext, der hinter dem Bitcoin liegenden Technik und Informatik beschäfti-
gen, wurde mit dieser Ausarbeitung ein tiefgehender Einblick über den Bitcoin als potentielles
Zahlungsmittel gegeben. Das Grundgerüst hierfür basiert auf sorgfältig ausgewählter Literatur
zur klaren Untersuchung der Geldfunktionen und Geldeigenschaften. In Verbindung mit den
technischen Aspekten des Bitcoin, konnte somit eine weitreichende ökonomische Betrachtung
der virtuellen Währung durchgeführt werden.
Auf die Geldfunktionen angewendet lässt sich für den Bitcoin folgendes festhalten. Als Zah-
lungsmittel war er viele Jahre unscheinbar. Es gab bis Mitte 2013 so gut wie keine Annahme-
stellen, die reale oder virtuelle Waren gegen die digitalen Münzen getauscht hätten. Mit zu-
nehmender Popularität änderte sich dies allerdings seit Jahresbeginn 2014. Wie der Abbildung
drei zu entnehmen ist, stieg die Anzahl der Akzeptanzstellen von Oktober 2013 bis zum Sep-
tember 2014 von 400 auf über 5000. Darunter befinden sich nicht nur junge IT Start-ups son-
dern auch Großunternehmen wie Dell oder Expedia. Besonders erstaunlich macht diese Tat-
sache, dass es auf den Tauschbörsen für den Bitcoin weiterhin zu starken Schwankungen kam,
wie aus Abbildung vier zu erkennen ist. Dies ist ein deutlicher Indiz dafür, dass der Bitcoin
immer weniger als Finanzinstrument betrachtet wird, bei dem durch Arbitragemöglichkeiten
auf unterschiedlichen Handelsplattformen monetäre Gewinne erzielt werden können, sondern
als Tauschmittel um dafür reale oder virtuelle Güter zu erstehen. Werden allerdings die An-
nahmestellen für den Bitcoin mit denen für reale Währungen gegenübergestellt, so fällt die
Zahl von 5000 doch eher verschwindend gering aus. Es hat zwar einen stark positiven Trend
bis zum aktuellen Zeitpunkt im Jahr 2014 gegeben, der wahrscheinlich auch weiterhin anhält,
als flächendeckendes Zahlungsmittel auf dem Markt kann der Bitcoin allerdings bei einer so
geringen Anzahl nicht betrachtet werden. Hinzukommt, dass in vielen Ländern bislang noch
keine klare Gesetzesgrundlage über den Bitcoin herrscht. Ebenfalls erstaunlich bezüglich der
stetig steigenden Anzahl an Akzeptanzstellen für den Bitcoin ist, dass viele Finanzinstitute
sich negativ über die digitalen Münzen äußern, vor den Risiken warnen und von der Verwen-
dung abraten, was zu einem negativen öffentlichen Meinungsbild führt. Trotzdem scheint das
Potential gegeben, dass Bitcoins in Zukunft immer stärker in der Rolle eines Zahlungsmittels
47
erscheinen werden, was der ursprünglichen Intention des Erfinders Satoshi Nakamoto ent-
spricht.
Wird der Bitcoin unter dem Aspekt der Recheneinheitsfunktion betrachtet hat sich gezeigt,
dass diese sehr gut durch die virtuelle Währung erfüllt wird. Als mathematisches Konzept und
den acht Nachkommastellen können jegliche Preise realisiert werden. Dennoch ist es, vergli-
chen mit den gängigsten realen Währungen wie Dollar, Euro oder Yen, sehr gewöhnungsbe-
dürftig in einem so kleinen Stellenbereich zu rechnen. Abhängig von den Kursschwankungen
ist es kaum möglich ohne technische Hilfsmittel, Preise in Bitcoin umzurechnen. Damit dies
möglich wird, müsste sich der Wechselkurs stabilisieren und ein Umdenken in Relationen
stattfinden um Preise in Bitcoin umrechnen zu können. Dies wird allerdings nicht in absehba-
rer Zeit realisierbar sein.
Die Wertaufbewahrungsfunktion hingegen bildet den Flaschenhals der virtuellen Währung.
Wie durch Abbildung vier und fünf gezeigt werden konnte, unterliegt der Bitcoin derzeit noch
extremen Schwankungen. Die Volatilität ist dabei deutlich stärker ausgeprägt als bei realen
Währungen oder Gold, welche sich als Wertaufbewahrungsmittel gut eignen. Wird berück-
sichtigt, dass der Kurs abhängig ist von Angebot und Nachfrage, der Popularität unter den
Nutzern und stark durch das Meinungsbild von Finanzinstituten und Regierungen beeinflusst
wird, ist es unwahrscheinlich, dass sich der Wechselkurs in naher Zukunft einpendeln wird
und eine gewisse Stabilität erreicht. Hinzukommt die Tatsache, dass bislang noch nicht alle
Bitcoins generiert wurden sind. Erst wenn im Jahr 2040 die knapp 21 Millionen Bitcoins ge-
schürft wurden sind und sich somit alle möglichen Bitcoins im Umlauf befinden ist wahr-
scheinlich die Möglichkeit gegeben, dass sich ein fester Preis etablieren wird.
Dies liefert unweigerlich einen Anhaltspunkt, ob es sich nun beim Bitcoin um eine Currency
oder einen Coupon handelt. Aufgrund der festgestellten Ergebnisse bezüglich der Wertaufbe-
wahrungsfunktion kann gesagt werden, dass der Bitcoin die Rolle eines Kupons nicht erfüllt,
da die Kursschwankungen zum jetzigen Zeitpunkt viel zu stark ausgeprägt sind. Die täglichen
Schwankungen sind bereits so hoch, dass ein bestimmter Wert für mehrere Monate oder sogar
Jahre unmöglich gehalten werden kann. Bei der Betrachtung, ob sich der Bitcoin in der Rolle
als Currency behaupten kann, müssten dafür bereits die Eigenschaften eines Kupons erfüllt
sein. Da dies mangels der Erfüllung der Wertaufbewahrungsfunktion allerdings nicht gegeben
ist, kann der Bitcoin ebenfalls nicht als Währung bezeichnet werden. Ferner stellen fehlende
Gesetzesgrundlagen eine zusätzliche Hürde dar, weshalb der Bitcoin als Zahlungsmittel nur
eingeschränkt nutzbar ist, da eine juristische Absicherung beim Handel realer und virtueller
Waren mit Bitcoins fehlt. Resümiert lässt sich sagen, dass zum aktuellen Zeitpunkt der Bit-
48
coin weder als Coupon noch als Currency betrachtet werden kann. Zwar ist die Anzahl an
Akzeptanzstellen im Jahr 2014 rapide angestiegen, was die digitalen Münzen näher an die
Rolle eines Tauschmittels bringt, dennoch repräsentiert die Volatilität eine zu große Schwä-
che in der Stabilität. Sollte es sich in der Zukunft ereignen, dass sich der Kurs um einen festen
Wert herum stabilisiert, so ist es durchaus möglich, Bitcoins als Kupons zu betrachten. Ge-
setzliche Zahlungsmittel werden sie wahrscheinlich nie ersetzen, da sie aufgrund ihrer De-
zentralisierung nicht staatlich kontrolliert und reguliert werden können. Dennoch finden sie
bereits heute zahlreiche Anwendungen als Tauschmittel weshalb sie in Zukunft eine Rolle als
Mittelweg zwischen gesetzlichen Zahlungsmitteln und geldnahen Forderungen einnehmen
könnten, da der Bitcoin das Potenzial hat, mehr als nur ein Geldsubstitut zu sein. Virtuelle
Währungen sind mittlerweile feste Bestandteile in unserem monetären System und ihre Be-
deutung wird, aller Wahrscheinlichkeit nach, in der Zukunft noch deutlich zunehmen. Wahr-
scheinlich dauert es noch etliche Jahre, aber die Relevanz virtueller Währungen im ökonomi-
schen Kontext wird steigen. Es hat immerhin auch Jahrhunderte gedauert, bis die Menschen
Papiergeld ohne intrinsischen Wert als neues Medium, angenommen und akzeptiert haben.
Forschungsimplikationen
Der Bitcoin und seine Abkömmlinge sind nach wie vor noch sehr junge Gebiete in der Öko-
nomie und stecken noch in den Kinderschuhen. Fast täglich erscheinen neue Formen virtuelle
Währungen mit dem Ziel, die digitalen Münzen noch besser zu machen. Für die Forschung
spannt sich hierbei ein großes Feld auf. Als besonders interessanter Aspekt hat sich in dieser
Ausarbeitung herausgestellt, dass es im Verlauf des Jahres 2014 zu einer stetig ansteigenden
Anzahl an Akzeptanzstellen für den Bitcoin gekommen ist. Dies überrascht insofern, als dass
die Kursschwankungen immer noch stark ausgeprägt sind und eine Stabilisierung in weiter
Ferne liegt. Für die Forschung wäre es deshalb überaus interessant zu untersuchen, warum es
zu diesem Zustand kommt. Eine Betrachtung der Korrelation zwischen den Akzeptanzstellen
und der Kursentwicklung im Verlauf der Zeit könnte darüber eventuell mehr Aufschluss ge-
ben. Außerdem wäre es auch sehr interessant das Meinungsbild unter der Bevölkerung durch
diverse Studien und Umfragen zu untersuchen, um herauszufinden, wie hoch das Vertrauen in
den Bitcoin als Zahlungsmittel ist.
Ein weiteres interessantes Forschungsgebiet findet sich in den Transaktionskosten wieder.
Auf jeden neuen Bitcoin, der durch das Berechnen des Hashwertes generiert wird, können
Transaktionskosten seitens der Miner verlangt werden. Zurzeit wird davon aber kaum Ge-
brauch gemacht, da die Belohnung von aktuell 25 Bitcoins noch relativ hoch ist und die
49
Transaktionskosten deshalb verschwindend gering ausfallen. Dies wird sich allerdings mit
Sicherheit in der Zukunft ändern. Durch die Halbierung der Belohnung in Form von Bitcoins
alle vier Jahre, wird die reine Anzahl an Bitcoins, welche der Miner erhält immer uninteres-
santer. Um dennoch motiviert zu bleiben, sich am Bitcoinnetzwerk zu beteiligen, werden die
Miner von den Transaktionsgebühren, die verhängt werden können, Gebrauch machen. Dann
wird es interessant sein zu untersuchen, wie sich der Kurs weiterhin entwickeln wird und wie
sich die Transaktionskosten der virtuellen Währung, von denen von Banken oder anderen
Finanzintermediären, unterscheiden.
Ein weiterer interessanter Forschungsaspekt ist das Verhältnis der Kosten zur Generierung
von Bitcoins und deren Wert. Bereits heute sind die Rechenaufwendungen sehr hoch und ver-
schlingen, wie in Kapitel drei geschildert, über 150.000 US Dollar an Stromkosten pro Tag.
Wird nun allerdings die Tatsache bedacht, dass die Hashwertberechnung im Verlauf der Zeit
immer aufwendiger wird und damit mehr Energie verbraucht wird, während sich die daraus
generierten Menge von Bitcoins sukzessiv verringert, kann es bereits vor dem Erreichen der
knapp 21 Millionen Münzen zu einem Schnittpunkt kommen, bei dem sich das Schürfen der
Bitcoins zu einem gegebenen Kurs nicht mehr rentiert.
Dies sind nur wenige Aspekte, welche in dieser Arbeit nicht berücksichtigt wurden sind, eine
wissenschaftliche Auseinandersetzung allerdings sehr interessant erscheint. Es soll ebenfalls
aufzeigen, dass neben den technischen Aspekten, der Bitcoin auch im ökonomischen Kontext
für die Forschung eine relevante Rolle spielt und spielen wird. Immerhin ist der Bitcoin, in
der Rolle als Zahlungsmittel auch im Interesse und Sinne des Schöpfers dieser virtuellen
Währung, Satoshi Nakamoto.
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