Post on 08-Sep-2019
transcript
Angewandte Psychologie www.psychologie.zhaw.ch
Zürcher Fachhochschule
Bachelorarbeit
Die Maske in der Schriftpsychologie: Schön- und
Spontanschrift im Vergleich
Cornelia Künzler
Vertiefungsrichtung Arbeits- und Organisationspsychologie
Referent: F. Gassner, Schriftpsychologe SGG
Hedingen, Mai 2008
Diese Arbeit wurde im Rahmen des Bachelorstudienganges am Departement P der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW verfasst. Eine Publikation bedarf der vorgängigen schriftlichen Bewilligung durch das Departement Angewandte Psychologie.
ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Departement Angewandte
Psychologie, Minervastrasse 30, Postfach, 8032 Zürich
Vorwort
Ich möchte dir die Maske herunterreissen.
Was ist dahinter? Eine Maske.
Ich werde dir die Maske einschlagen, die verdammte.
Ich werde schon herausfinden, was dahinter steckt! -
Eine Maske.
Und wenn du tausend Masken hättest, ich finde dein wahres Gesicht.
Deine freundliche Larve tarnt deine grimmige Visage.
Und dieses barsche Visier schützt dein verwundbares
Antlitz.
Doch die Maske der Verwundbarkeit verbirgt deine kalte
Berechnung.
Deine berechnende Maske verdeckt die Fratze der Angst,
der Schleier der Angst aber verhüllt das Entsetzen,
das darum weiss,
dass unter der letzten Maske die Leere hervorgähnt.
Deshalb gilt: Jede Maske ist ein wahres Gesicht.
(Petzold, H., 1982, Theater oder Das Spiel des Lebens)
An dieser Stelle möchte ich mich bei meinem Referenten, F. Gassner, Schriftpsychologe
SGG, für seine hilfreiche Unterstützung im Arbeitsprozess und für seine aktive Mithilfe
bei der schriftpsychologischen Einschätzung bedanken. Zusätzlichen Dank richte ich an
Frau A. Pierpaoli und Frau Dr. A. Burns für ihre Mithilfe bei den
Merkmalseinschätzungen.
Inhaltsverzeichnis
4
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG........................................................................................................................6
1.1 Fragestellung ................................................................................................................................................. 6
1.2 Abgrenzung ................................................................................................................................................... 6
1.3 Aufbau ............................................................................................................................................................ 7
THEORETISCHER TEIL ...........................................................................................................9
2 PERSONA..............................................................................................................................9
2.1 Etymologie ..................................................................................................................................................... 9
2.2 Die Bedeutung der Persona in der Theorie von C.G. Jung................................................................. 10
2.3 Flexible vs. starre Persona ......................................................................................................................... 11
3 DIE HANDSCHRIFT ........................................................................................................13
3.1 Die Entstehung der persönlichen Handschrift ..................................................................................... 13
3.2 Die Konstanz der Schrift ........................................................................................................................... 14
3.3 Schönschrift und Spontanschrift ............................................................................................................. 16
3.4 Auswirkungen der willentlichen Schriftverstellung auf die Schriftmerkmale ............................. 17
4 DER HANDSCHRIFTENATLAS....................................................................................19
4.1 Überblick...................................................................................................................................................... 19
4.2 Ganzheitsqualitäten................................................................................................................................... 20
5 DIE PERSONA IN DER HANDSCHRIFT ....................................................................22
5.1 Schriftpsychologische Merkmale ............................................................................................................ 22
5.2 Definition der Ganzheitsmerkmale ........................................................................................................ 24
EMPIRISCHER TEIL................................................................................................................29
6 FORSCHUNGSFRAGE.....................................................................................................29
Inhaltsverzeichnis
5
6.1 Entstehung der Fragestellung................................................................................................................... 29
6.2 Ziel der Arbeit ............................................................................................................................................. 30
6.3 Forschungsfrage und Hypothese ............................................................................................................. 30
7 METHODE ..........................................................................................................................31
7.1 Methodisches Vorgehen............................................................................................................................ 31
7.2 Stichprobenauswahl................................................................................................................................... 33
7.3 Durchführung.............................................................................................................................................. 33
8 ERGEBNISSE......................................................................................................................35
8.1 Auswertung Ganzheitsmerkmale............................................................................................................ 35
8.2 3 Einzelfalldarstellungen .......................................................................................................................... 40
9 DISKUSSION .....................................................................................................................47
9.1 Kurzzusammenfassung der Arbeit.......................................................................................................... 47
9.2 Methodik ...................................................................................................................................................... 47
9.3 Interpretation und kritische Reflexion der Ergebnisse ....................................................................... 48
9.4 Methodenkritik........................................................................................................................................... 52
9.5 Ausblick ....................................................................................................................................................... 53
10 ABSTRACT ......................................................................................................................55
11 LITERATURVERZEICHNIS ........................................................................................56
ABBILDUNGS - UND TABELLENVERZEICHNIS ..........................................................59
ANHANG...................................................................................................................................60
Einleitung
6
1 EINLEITUNG
1.1 FRAGESTELLUNG
Menschliches Verhalten variiert je nach Kontext, Umgebung und Befindlichkeit und
damit rücken je nach Situation unterschiedliche Facetten der Persönlichkeit in den
Vordergrund. Da die Schriftpsychologie anhand eines handschriftlichen Textes auf die
Persönlichkeit des Schreibers schliesst, kann auch beim Schreiben von Verhalten
gesprochen werden. Dadurch wird das Schriftbild von Kontextfaktoren und weiteren
Bedingungen beeinflusst wodurch anzunehmen ist, dass sich die Persönlichkeit des
Schreibers je nach Schreibumstand in unterschiedlichen Facetten zeigt. In der
Terminologie von C.G. Jung wird das Anpassungssystem an Erwartungen bzw. eigene
Vorstellungen von den Erwartungen anderer und das, was jemand von seiner
Persönlichkeit zeigt, Persona genannt. Der Prämisse, dass Schrift ebenfalls Verhalten
und das Schreiben eines Textes eine Handlung ist, liegt die Annahme zugrunde, dass
sich eigene Vorstellungen über Normen, Werte und damit verbunden über
erstrebenswertes Verhalten in sozialem Kontext je nach Schreibumstand
unterschiedlich in der Schrift manifestieren. Um diese Annahme zu überprüfen, wird in
der vorliegenden Arbeit die Schön- und die Spontanschrift auf die Persona hin
verglichen.
1.2 ABGRENZUNG
Der Vergleich der Schön- und Spontanschriften zur Untersuchung der Fragestellung
wird an 11 aus der Deutschschweiz stammenden Probanden und Probandinnen im
Alter zwischen 21 – 44 Jahren durchgeführt, wobei 6 Männer und 5 Frauen an der
Untersuchung teilgenommen haben. Die Arbeit beschränkt sich auf den Vergleich der
Persona nach C.G. Jung, welche durch 5 ausgewählte, schriftpsychologische Merkmale
operationalisiert worden ist.
Einleitung
7
Es werden keine geschlechts-, alters- und händigkeitsspezifische Unterschiede in die
Untersuchung miteinbezogen und der Vergleich der Schriften erfolgt ausschliesslich
anhand ausgewählter Ganzheitsmerkmale und bezieht keine weiteren Modelle in die
Untersuchung mit ein. Es handelt sich um eine empirische Arbeit.
1.3 AUFBAU
Im Theorieteil wird zuerst auf die Persona eingegangen, wobei zuerst die Etymologie
erklärt wird und anschliessend ihre Bedeutung im Rahmen der Theorie von C.G. Jung
aufgezeigt wird.
Anschliessend wird die Handschrift mit ihren Entstehungsbedingungen genauer
betrachtet. Danach wird der Fokus auf die Konstanz der Schrift gerichtet und in diesem
Zusammenhang wird aufgezeigt, wie die Schön- und die Spontanschrift zustande
kommt. Dadurch werden Faktoren ersichtlich, welche den Schreibvorgang
mitbestimmen. Ferner wird der Aspekt beleuchtet, wie sich die willentliche
Schriftverstellung auf die Schriftmerkmale auswirkt, um die Resultate im empirischen
Teil auf diesen Aspekt hin reflektieren zu können.
In einem nächsten Kapitel wird der Handschriftenatlas und seine Bedeutungsgrundlage
innerhalb der Schriftpsychologie erklärt, weil die für diese Untersuchung relevanten
Schriftmerkmale Bestandteil dieser Zusammenstellung sind. Im Anschluss daran wird
die Persona operationalisiert und die ausgewählten Ganzheitsmerkmale definiert.
Im nachfolgenden empirischen Teil wird auf die Entstehung der Fragestellung
eingegangen und das Ziel der Arbeit erläutert, woraus sich die Forschungsfrage und
die Hypothese formulieren. In einem weiteren Kapitel wird die Methodik der
Untersuchung erläutert und es wird darauf eingegangen, wie die Untersuchung
durchgeführt wurde. Danach folgt die Auswertung der Ergebnisse, wobei in einem
ersten Schritt die Schriften gesamthaft verglichen und analysiert werden und in einem
zweiten Schritt die Unterschriften in einem eigenen Kapitel verglichen werden. Zuletzt
folgt die Untersuchung von drei einzelnen Schriftproben, wo auch die Unterschriften in
den Vergleich der beiden Texte bezüglich der Pesona miteinbezogen werden.
Einleitung
8
In der abschliessenden Diskussion erfolgt zuerst eine Kurzzusammenfassung der
Arbeit und anschliessend werden die Ergebnisse der Arbeit interpretiert und kritisch
reflektiert. Danach folgt eine Methodenkritik und zuletzt werden weiterführende
Fragen diskutiert.
Persona
9
THEORETISCHER TEIL
2 PERSONA
Im folgenden Kapitel wird zuerst auf die Etymologie der Persona eingegangen und
anschliessend wird aufgezeigt, welche Bedeutung dieser Begriff in der Theorie von C.G.
Jung hat. Dabei wird die Unterscheidung flexible vs. starre Persona genauer betrachtet.
2.1 ETYMOLOGIE
Persona hat seinen Ursprung im lateinischen „personare“ und bedeutet durchtönen /
hindurchtönen. Der Begriff stammt aus dem griechischen Theater, wo jeder
Schauspieler eine Maske mit einem typisierten Ausdruck trug, damit die persönliche
Befindlichkeit dahinter verborgen blieb. Einzig die Stimme des Schauspielers, das
Individuelle, „tönte durch die Maske hindurch“ (Jacobi, 1971, S.44 / 45). Auf den
griechischen Bühnen wurden nur allgemein menschliche Konflikte und kein
individuelles Schicksal dargestellt. Die einzelnen Charaktere spiegelten einen
Archetypus wieder, z.B. denjenigen des Helden, der Mutter, des Mörders, des Sehers
etc., deren Schicksal jedem der Zuschauer hätte widerfahren können.
Ein weiterer Bedeutungshintergrund bildet das etruskische Wort „phersu“, was soviel
wie „Maske“ bedeutet (Duden, 2007) und auf den etruskischen Gott der Unterwelt, den
maskierten Gott Persu zurückgeht.
Der Begriff „persona“ ist demnach immer mit der Maske, einer Verhüllung verbunden.
Persona
10
2.2 DIE BEDEUTUNG DER PERSONA IN DER THEORIE VON C.G. JUNG
Um den Begriff der Persona zu verstehen, wird zuerst auf das Bewusstsein und den
sog. Schattenaspekt als Gegenspieler der Persona (Roth, 2003, S.68) eingegangen.
Jung verstand die Seele des Menschen als „bewusst – unbewusste Ganzheit“, in dessen
Zentrum das Ich steht (Psychologie des 20Jh., 1977, S.12). Und hier kommt der
Schattenaspekt ins Spiel: „Er bezeichnet die Gesamtheit der Eigenschaften, die dem Ich
zukommen, ihm aber nicht oder noch nicht genügend bewusst sind“ (Psychologie des
20Jh., 1977, S.12). Der Schatten kommt nach Jung dadurch zustande, dass sich der
Mensch schon als Kind an die Aussenwelt anpassen muss, weil bestimmte
Verhaltensweisen geeigneter sind, um mit der Umgebung zurecht zu kommen und um
zu einem bestimmten Ziel zu gelangen. In diesem Prozess werden bestimmte
Eigenschaften und Verhaltensweisen unterdrückt oder verdrängt. Die Gesamtheit
dieser nicht zugelassener Eigenschaften und Möglichkeiten bildet der Schatten. Nach
Kast (2003, S.101) handelt es sich dabei auch um Eigenschaften, die wir verdrängen
wollen, weil sie nicht zu unserem Idealbild passen.
Parallel dazu bildet sich die sog. “Persona“ aus, die Kast (2003, S.101/ 102)
folgendermassen umschreibt:
„Die Persona ist ein Kompromiss zwischen unserem Ich- Ideal und den
Vorstellungen von den Erwartungen der Mitmenschen, die uns etwas angehen …
Die Persona ist das, was wir der Welt in den jeweiligen Beziehungssituationen
zeigen, was wir darstellen, wie wir unsere Persönlichkeit in den jeweiligen
sozialen Situationen zum Ausdruck bringen, so dass wir Akzeptanz erreichen,
Zugehörigkeit, allenfalls auch Abgrenzung. “
Die Persona ist dieser Definition entsprechend eine Haltung bezogen auf eigene
Erwartungen, was sozial und auch innerpsychisch erstrebenswert ist und Akzeptanz
aber auch Abgrenzung mit sich bringt. Sie stellt damit eine Verbindung zu inneren
Werthaltungen und gesellschaftlichen Anforderungen dar, so dass einerseits eine
Persona
11
Repräsentation nach aussen ermöglicht wird und die Persona andrerseits auch als
Schutzschild zur Abgrenzung äusserer Anforderungen und Einflüssen dient (Roth,
2003, S.75).
Nach Jung ist sie ein Anpassungssystem, mit Hilfe dessen die Erwartungen der Umwelt
erfüllt werden können (Jung, C.G., 1967, zit. nach Ribi, A., 2007, S.236).
Im folgenden Kapitel wird darauf eingegangen, wann eine solche Anpassungsfunktion
angemessen ist und wodurch sich eine flexible bzw. starre Persona auszeichnet.
2.3 FLEXIBLE VS. STARRE PERSONA
Um eine bestimmte Rolle überzeugend ausführen zu können, muss sich das „Ich“ mit
der Persona identifizieren. Jacobi (1971, S.53) spricht von einer flexiblen und hilfreichen
Persona, wenn sie vom Individuum bewusst und variabel eingesetzt werden kann. Im
Gegensatz dazu ist eine Persona dann starr, wenn sie „undurchlässig für jede
Gefühlsregung, eine Art von Gesichts- und Gefühlskorsett, das auszuziehen die grösste
Mühe bereitet“ ist (Jacobi, 1971, S. 53). Dies geschieht dann, wenn die Identifikation zu
stark ist und sich dieser Mensch fast ausschliesslich nach den Erwartungen der Umwelt
richtet. In diesem Zusammenhang hat Jung (1976, zit. nach Kast, 2003, S.102) auch von
einer „erstarrten Persona“ gesprochen, wo die lebendige Persönlichkeit nicht mehr
spürbar ist. Gleichzeitig wird der Schatten verdrängt und das Ich kann sich nicht in
seiner Ganzheit entfalten. Zur Illustrierung folgen nun zwei weitere Umschreibungen
für die flexible und die starre Persona (Burns, 2007, Weiterbildung SGG: Offizielle
Handschrift und Spontanschrift):
„Die flexible Persona ist eine schützende, elastische und notwendige Fassade
(gute Anpassung an die äussere und die innere Welt) und ermöglicht einen
adäquaten Dialog zwischen dem, was der Mensch ist und dem, was er zeigt. Die
Person weiss, dass sie gewisse Inhalte filtert und bringt ihre Äusserungen in eine
akzeptable Form, so dass sie sich durch die Art des Ausdrucks gesellschaftsfähig
und integrationsfähig fühlt.“
Persona
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„Bei der starren Persona handelt es sich um eine unelastische Maske, wo sich das
Verhältnis zwischen dem, was ich bin und dem, was ich sein möchte, versteift.
Sie gehört zu einer Persönlichkeit, die sich wenig bewusst ist, dass ihre Persona
und ihre tatsächliche Psyche ganz verschieden sind.“
Die Handschrift
13
3 DIE HANDSCHRIFT
Im folgenden Kapitel wird zuerst auf die Entstehung der persönlichen Handschrift
eingegangen und die zugrunde liegenden Entwicklungsbedingungen betrachtet. Im
Anschluss daran wird der Fokus auf die Konstanz der Schrift gerichtet und
anschliessend der Unterschied von Schön- und Spontanschrift herausgearbeitet. Das
letzte Kapitel befasst sich dann mit den Auswirkungen willentlicher Steuerung auf die
Schrift.
3.1 DIE ENTSTEHUNG DER PERSÖNLICHEN HANDSCHRIFT
Jeder Mensch ist im Besitz einer individuellen Handschrift, wobei zumindest
länderspezifisch eine einheitliche Schulvorlage als Bezugsgrundlage vorliegt. Müller
und Enskat (1993, S.17) sprechen schon bei Gekritzel von Vorschulkindern von
„Eigenprägung“ der Schrift, weil sich solche Strichzeichnungen bereits dann durch
Druck und Strichführung unterscheiden lassen, wie aus Untersuchungen von Becker
(1949, zit. nach Müller & Enskat 1993) hervorgeht.
Darauf aufbauend wird die Schrift durch „die Wesensart des Schreibers" (Wallner,
2006, S.31) gebildet. Hinzu kommen weitere Beeinflussungsgrössen wie
"altersspezifische Eigenarten einer ganzen Generation, schreibtechnische
Voraussetzungen, der Schriftstil einer bestimmten Zeit und die Beeinflussung durch
das persönliche Umfeld" (S.31).
Die individuelle Handschrift ist demzufolge geprägt von normativen,
gesellschaftlichen, sozialen Bedingungen, wird aber auch von
persönlichkeitsspezifischen Merkmalen mitbestimmt.
Zu Beginn des Schreiberwerbs übt das Kind das Schreiben anhand einer Schreibvorlage
ein, bis sich dieser Prozess automatisiert hat und eine gewisse „Schreibreife“ (Wallner,
2006, S.32) erreicht worden ist. Auf physiologischer Ebene sind verschiedene
Hirnfunktionen und mehr als 40 Muskeln am Schreibvorgang beteiligt. Zu Beginn ist
die Motorik noch verlangsamt, wenig koordiniert und gehemmt. Dadurch ist auch das
Die Handschrift
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Schreibtempo entsprechend langsam und die Schreibbewegungen verhärtet und es
kommt zu häufigen Schreibunterbrechungen (Edelmann, 1972, zit. nach Wallner, 2006,
S.31). Im weiteren Verlauf der Schreibentwicklung wird die Feinmotorik durch die
Übung und Automatisierung des Schreibvorgangs präzisiert, die Koordination
verfeinert und die Anpassung der einzelnen Muskelgruppen aneinander optimiert. Die
dadurch entstandene, zunehmende Sicherheit in der Schreibbewegung hat zur Folge,
dass „ die Buchstaben in der Form und den Bindungsmerkmalen zueinander
zunehmend abgewandelt werden, so dass die Schreibgeschwindigkeit erhöht wird und
eine Vereinfachung erfolgt“ (S. 32). Dieser Prozess geschieht nach Wallner (S.32) "in
einer Art Abhebeverfahren von Schulnormen, Stereotypen und Rollenvorstellungen."
Dieser Entwicklungsprozess von der Normschrift bis hin zur individuellen Schrift ist
vor allem während der Pubertät zu beobachten, vollzieht sich aber auch in anderen
entwicklungsabhängigen Stadien, so zum Beispiel im höheren Erwachsenenalter. Dieser
Vorgang wird einerseits unbewusst durch die Motorik und anderseits bewusst unter
dem Einfluss äusserer Modelle und optischer Kontrolle beeinflusst (Wallner, 2006,
S.32).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich das Ausbilden einer individuellen
Handschrift bereits bei Vorschulkindern abzeichnet und sich diese Eigenprägung dann
durch vielfältige soziale, gesellschaftliche, normative, physiologische und persönliche
Einflussgrössen weiter ausdifferenziert und verfestigt. Analog oder sogar auch in
Abhängigkeit zur Persönlichkeitsentwicklung unterliegt auch die Schrift einem
fortlaufenden Entwicklungsprozess, der bis ins hohe Alter hinein wirksam ist.
3.2 DIE KONSTANZ DER SCHRIFT
Grundsätzlich geht die Schriftpsychologie von der Annahme aus, dass die Schrift über
die Zeit hinweg relativ konstant bleibt. (Seibt, 1994, S.26), wobei Wallner (2006, S.2) den
Fokus vor allem auf die „relative Konstanz“ der Schrift legt, weil sich jede Handschrift
im Laufe der Zeit verändert. Klages (1989, S.7) spricht von einem
„Schwankungsspielraum“ der Schriftelemente und weist darauf hin, dass es gar nicht
Die Handschrift
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möglich sei, dass sich Bestandteile der Handschrift mit mathematischer Genauigkeit
wiederholen würden.
Die Konstanz der Schrift umfasst die innere Konsistenz, die zeitliche Stabilität und die
natürliche Variationsbreite (Seibt, 1993, S.26).
Die innere Konsistenz beschreibt die Konstanz der Schriftmerkmale innerhalb
derselben Schriftprobe (Wallner, 2006, S.3). Sie ist in der Regel sehr hoch, da die
Schriftprobe relativ homogen ist und sich die Merkmalsausprägungen nur geringfügig
unterscheiden, wie Seibt (1993, S.26) anmerkt.
Die zeitliche Stabilität von Schriftmerkmalen ist über den Verlauf des Lebens hinweg
relativ hoch, wobei die Schrift sowohl in der Kindheit, als auch im höheren Lebensalter
oder in Zeiten der Veränderung grösseren Wandlungen unterworfen ist und „die
Stabilität mit grösser werdenden Zeitintervallen“ (S.26) abnimmt. Müller et al. (1993,
S.18) erwähnen in diesem Zusammenhang eine Untersuchung von Steinwachs und
Barmeyer (1952) zur „Beziehung der Feinmotorik zu den puberalen Alters – und
Reifungsgraden“, wo gezeigt werden konnte, wie sich die Feinmotorik in
verschiedenen Altersstadien verändert, was demzufolge auch das Schriftbild
beeinflusst. Zur Beziehung der Schriftentwicklung mit dem höheren Lebensalter
verweisen Müller et al. (1993) auf eine Arbeit Pophals (1943), aus welcher deutlich
hervorgeht, dass sich altersbedingte Besonderheiten der Motorik auch in der Schrift
nachweisen lassen.
Als letztes wird die natürliche Variationsbreite der Schrift genannt, wobei diese bei
verschiedenen Menschen in unterschiedlicher Ausprägung vorkommt (Seibt, 1993,
S.26).
Aus diesen Erkenntnissen hervorgehend kann gesagt werden, dass die Schrift relativ
konstant bleibt, sich aber analog zur lebenslangen Entwicklung des Schreibers vor
allem in der Pubertät und im höheren Erwachsenenalter verändert. Dies erklärt auch
die Tatsache, dass die Stabilität der Schrift mit grösser werdendem Zeitintervall
abnimmt, dass also die Unterschiede zweier Schriftproben derselben Person am
grössten sind, wenn die eine aus der Pubertät und die andere aus dem hohen
Erwachsenenalter stammt. Ein weiterer interessanter Punkt stellt die natürliche
Die Handschrift
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Variationsbreite der Schrift dar, welche persönlichkeitsspezifisch gewertet wird, wenn
sie bei einer Person konstant vorkommt.
3.3 SCHÖNSCHRIFT UND SPONTANSCHRIFT
Wie aus obigem Kapitel ersichtlich wurde, bleibt die persönliche Handschrift relativ
konstant, obwohl sie sich im Laufe der Zeit ein wenig wandelt, bedingt durch
entwicklungspsychologische, innerpsychische oder physiologische Veränderungen der
Person, vor allem während der Pubertät, in Lebenskrisen oder im höheren
Erwachsenenalter. Solche Veränderungen erstrecken sich über einen längeren
Zeitraum. Diese Betrachtung schloss allerdings die Überlegung aus, dass die Schrift
willentlich beeinflusst – und damit kurzzeitig verstellt werden kann. Das folgende
Kapitel widmet sich dieser Thematik.
Seibt (1994, S.28) spricht in diesem Zusammenhang von Schreibverhalten und von
Schreibhandlung.
Schreibverhalten wird „als beobachtbares Verhalten und die Schriftprobe als Resultat
des Verhaltens“ (S.27) angesehen.
Schreiben als Handlung beinhaltet eine bewusste, zielgerichtete Komponente.
Im weiteren Sinn kann dieser Begriff aber auch unbewusste Motive wie z.B. emotionale
Handlungen umfassen. Solche mehr oder weniger bewussten Motive äussern sich zum
Beispiel im Bemühen um eine besonders schön aussehende, gut lesbare Schrift in einem
Brief oder einem Bewerbungsschreiben, während die Notizschrift flüchtig hergestellt
wird (S.28).
Dem Handeln in der Schrift liegt also eine bestimmte Intention zugrunde, wodurch die
Schrift gewisse Modifizierungen erfährt. Die Gründe für solche Modifizierungen
entziehen sich der direkten Beobachtung, können jedoch aus dem Zusammenhang, in
welchem eine Schriftprobe erstellt wurde, bis zu einem gewissen Grad erschlossen
werden (S.29).
Müller et al. (1949, S.248) weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der
Schriftverstellung leitbildliche Modelle zugrunde liegen, die sich in unterschiedlich
Die Handschrift
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starker Ausprägung in der Schrift manifestieren. Dabei ist anzumerken, dass mögliche
Intentionen am Besten aus der Analyse umfangreicher, vielfältiger Schriftproben einer
Person erschlossen werden können.
Bezogen auf die Unterscheidung Schön – vs. Spontanschrift kann folgendes gesagt
werden: die sog. Schönschrift wird im Gegensatz zur Spontanschrift für einen Leser
produziert. Daraus folgt, dass intentionale Faktoren mitspielen, die aus dem Kontext
und aus den der Schriftprobe zugrunde liegenden Entstehungsbedingungen
erschlossen werden können. Im Gegensatz dazu zeichnet sich die Spontanschrift
dadurch aus, dass die Schriftprobe spontan und ungezwungen und „nicht zum Zwecke
der Deutung“ (Müller – Enskat, 1993, S. 45) entstanden ist.
3.4 AUSWIRKUNGEN DER WILLENTLICHEN SCHRIFTVERSTELLUNG
AUF DIE SCHRIFTMERKMALE
Im Folgenden soll genauer darauf eingegangen werden, wie sich solche
Modifizierungen auf das Schriftbild auswirken.
Eine zentrale Aussage dazu stammt von Meyer (1900, zit. nach Klages, 1989, S.181) und
lautet folgendermassen: „Eine Schrifteigenschaft wird umso schwerer unterdrückt, je
mehr sie zum Ausdrucksbild des Willens gehört“ oder wie Klages (S.181) anders
formuliert, wird sie „ umso schwerer hergestellt, je weniger sie zum Ausdrucksbilde
des Willens gehört“, wobei sich Willenssymptome im Formbild und in
Bindungsmerkmalen äussern. Dann spielt die Aufmerksamkeitsrichtung der
Schreiberin eine Rolle. Es können nur jene Schrifteigenschaften verändert werden, die
dem Bewusstsein der Schreiberin zugänglich sind und die sie als veränderungsrelevant
erachtet. Wie aus Untersuchungen von Klages (1989) hervorgeht, gehören dazu zum
Beispiel Wort- und Satzanfang, Grossbuchstaben, Langlängen, Mittellängen sowie Lage
und Weite der Grundstriche. Im Gegenzug fallen dem Schreiber Merkmale wie
Kleinbuchstaben, Nebenteile, Wort - und Satzendungen sowie Setzungsart der
Oberzeichen nicht auf. Als weiterer Punkt ist die sog. Herstellungsschwierigkeit von
Schrifteigenschaften zu erwähnen. Nicht jedes Schriftmerkmal kann gleich gut
Die Handschrift
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verändert werden. Als letztes kommt die Tatsache hinzu, dass jede bewusste
Veränderung von Schriftmerkmalen Begleitveränderungen mit sich ziehen. Zu ihnen
gehören Schriftmerkmale wie zum Beispiel Regelmässigkeit oder Druck. (S. 184)
Der Handschriftenatlas
19
4 DER HANDSCHRIFTENATLAS
In diesem Kapitel geht es darum, dem Leser einen Einblick in den Handschriftenatlas
zu geben, wie er ihn Wallner (2001) mit dem Ziel, einen Überblick über wesentliche,
von verschiedenen Autoren definierte graphologische Merkmale zu schaffen, erstellt
hat. Danach werden die Ganzheitsmerkmale als zentraler Bestandteil dieser
Zusammenstellung definiert und erklärt.
4.1 ÜBERBLICK
Der Handschriftenatlas nach Wallner gehört zur sog. Graphometrie, einer Methode der
Graphologie, die sich zum Ziel gesetzt hat, „graphologische Theorien zu
systematisieren und zu prüfen“ (Seibt, 1994, S. 86). Dabei soll „die Graphometrie als
Grundlagendisziplin der Graphologie methodologischen Kriterien genügen und deren
Annahmen nachweisen können“ (S. 86).
Wallner hat ein System der Handschriftenvariablen entwickelt, worin er einerseits
zwischen Materialdaten wie Schreibgerät, Papierbeschaffenheit, Sitzgelegenheit etc.
und anderseits den graphischen Variablen unterscheidet. Die graphischen Variablen
werden in quantitative und qualitative Grundvariablen unterteilt. Quantitative
Merkmale sind sog. metrische Merkmale, wie Grösse, Längenunterschiedlichkeit,
Neigungswinkel etc. und können mit Messgeräten wie Lineal, Winkelmesser und
anderen Hilfsmaterialien erfasst werden. Der Handschriftenatlas besteht aus
qualitativen Variablen, den sog. Ganzheitsmerkmalen, die im nächsten Kapitel genauer
beschrieben werden. Dabei handelt es sich um ein System von 28 Ganzheitsmerkmalen
verschiedener Autoren, wobei die in der Praxis am häufigsten vorkommenden
Merkmale in dieses System aufgenommen wurden. Die Ganzheitsmerkmale werden
nach ihrem Erfassungsmodus gruppiert und können in verschiedene
Ausprägungsgrade eingeschätzt- und dementsprechend skaliert werden. Dies
ermöglicht eine Messung auf ordinalem Niveau. Durch diese Systematisierung können
Die Persona in der Handschrift
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verschiedene Einschätzungen einer Handschrift bezogen auf die Schriftmerkmale
vergleichbar gemacht werden. (Wallner, 2006, S. 45)
4.2 GANZHEITSQUALITÄTEN
Wallner (1998, zit. nach Wallner 2001, S.9) definiert die Ganzheitsmerkmale wie folgt:
„ Als Ganzheitsqualitäten bezeichnet man diejenigen graphischen Variablen, die
das Erscheinungsbild der gesamten Schrift bestimmen.“
„Ganzheitsqualitäten sind hochkomplexe Gebilde, die aus mehr oder weniger
ausgeprägten Bündeln von für sie typischen Eindruckscharakteren und
Besonderheiten bestehen.“
Aus der ersten Definition geht hervor, dass eine ganzheitliche Betrachtung der Schrift
angestrebt wird und damit das „Erscheinungsbild“ im Zentrum steht, also die
Wirkung, welche die Schrift auf den Betrachter hat. Oder wie Müller et al. (1949, S.38)
anders ausdrücken, handelt es sich um „ Ausdrucksqualitäten einer ganzheitlichen
Erscheinung, die der Betrachter in sich aufnimmt und dergestalt charakterisiert“.
Bei der zweiten Definition muss noch genauer auf den Begriff der Eindruckscharaktere
eingegangen werden.
Nach Seibt (1994, S.40) „ geht es darum, den Eindruck, den die Schrift vermittelt, zu
erfassen und ihn mit einer Reihe von Eigenschaftsbestimmungen festzuhalten“. Des
Weiteren weist Pfanne (1961) darauf hin, dass Ganzheitsmerkmale in Analogie zum
Gestaltgesetz von Wertheimer („das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“) mehr
als die blosse Addition aller Eindruckscharaktere sind. Ferner soll „die von einem
Schriftbild ausgehende Atmosphäre wahrgenommen und die dabei auftauchenden
Einfälle und Assoziationen festgehalten werden“ (1961). Wie Seibt (S.40) weiter
ausführt, lassen sich die Begriffe zur Beschreibung der Eindruckscharaktere ebenfalls
auf Charakterbeschreibungen anwenden.
Die Persona in der Handschrift
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Zusammenfassend kann gesagt werden, dass den Ganzheitsmerkmalen eine
ganzheitliche Betrachtung in dem Sinne zugrunde liegt, als dass sie auf der
Kombination verschiedener Eindruckscharaktere und weiteren Merkmalen beruht und
dass sie demzufolge eine umfassende Betrachtung der Schrift gewährleisten.
Die Persona in der Handschrift
22
5 DIE PERSONA IN DER HANDSCHRIFT
Im folgenden Kapitel wird erläutert, in welchen Schriftmerkmalen die Persona
Ausdruck findet. Diese Betrachtung erfolgt anhand von Ganzheitsmerkmalen, deren
Bedeutung im grösseren Bezugsrahmen in Kapitel 4.2 erklärt wurde. Zusätzlich wird
die Bedeutung der Unterschrift als Ausdruck für die Persona erläutert. Anschliessend
werden die für die Beschreibung der Persona relevanten Ganzheitsmerkmale definiert
und deren Indikatoren beschrieben.
5.1 SCHRIFTPSYCHOLOGISCHE MERKMALE
Aus der Sicht der Schriftpsychologie ist die Persona eng verbunden mit der Form. In
psychologischer Hinsicht deutet nach Seibt (1994, S.76) das Verhältnis zwischen
Bewegung und Form auf trieb- und gefühlsbetonte Steuerung vs. leitbildliche
Orientierung hin. Eine bewegungsbetonte Schrift weist somit darauf hin, „dass dem
Betreffenden die Befriedigung seiner unmittelbaren vitalen Antriebe und Bedürfnisse
wichtiger ist, als das Handeln nach normativer Intention“ (S.392).
Im Gegensatz dazu spricht eine formbetonte Schrift für einen Menschen, bei dem
normative Intentionen im Vordergrund stehen und dem sein Auftreten und der
Eindruck, den er auf andere vermittelt, wichtig sind (Seibt, 1994, S. 392).
Als weiteres wichtiges Schriftmerkmal für die Persona ist der Versteifungsgrad oder
der Spannungsgrad, wie er heute genannt wird, aufzuführen. Wie Burns (2007)
anmerkt, ist die Auseinandersetzung mit sich selbst und der Aussenwelt umso
natürlicher, je elastischer die Schrift ist. Ist die Schrift versteift, sind
Verteidigungsmechanismen aktiv und es wird willentlich etwas dargestellt.
Zu einem weiteren Ausdruck der Persona in der Schrift gehört die Eigenart, welche
eine Aussage über Individualität und Selbständigkeit erlaubt. Eine gut integrierte
Persona setzt voraus, dass die Person ein gewisses Mass an Individualität und
Selbständigkeit entwickelt hat, um eigene Normen und Werte definieren zu können
und um sich von der Aussenwelt abgrenzen aber auch in einem gesunden Masse
Die Persona in der Handschrift
23
anpassen zu können. Ein zu hohes Mass an Eigenart kann aber auch „Schwierigkeiten
der Einordnung bedeuten “ (Müller et al., 1993, S.131) und bis zur Ablehnung jeder
sozialen Einstellung führen. Wenn die Eigenart hingegen gänzlich fehlt, kann es zur
Versachlichung oder Entpersönlichung kommen und bis zu einer vollständigen
Orientierung an kollektive Wertmassstäbe führen.
Als weitere Ausdrucksform der Persona in der Schrift ist die Einheitlichkeit /
Ausgewogenheit zu erwähnen, welche eine Aussage über die Gleichmässigkeit und
Ausgewogenheit der psychischen Antriebe ermöglicht (Seibt, 1994, S.76). Dies ist
insofern relevant, als dass die Ausgewogenheit psychischer Antriebe eine natürliche
Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt erleichtert und eine kongruente Haltung
in Bezug auf eigene Erwartungen in Verbindung mit dem Umgang von Erwartungen
der Aussenwelt ermöglicht.
Die Einheitlichkeit kann in Beziehung zur Schreibbewegung, Formgebung oder zur
räumlichen Anordnung gesetzt und diesbezüglich untersucht werden (Müller et al.,
1993, S.132). Die Einheitlichkeit bezogen auf Schreibbewegung beschreibt „die
Ausgeglichenheit der Antriebsstruktur und damit verbunden die Fähigkeit,
gegensätzliche Kräfte miteinander zu verbinden“ (Müller et al., 1993, S.132). Wenn
diese Fähigkeit vorhanden ist, ist dies Ausdruck einer überwiegend guten Integration
psychischer Vorgänge. Bezieht sich die Einheitlichkeit auf die Formgebung, spricht dies
„für Gleichmass und Vernunft, Harmonie und Abgeklärtheit bis hin zur
Selbstzufriedenheit“ (Müller et al., 1993, S.132). Ausgewogenheit in der räumlichen
Anordnung zeugt für eine Ausgewogenheit der Umweltbeziehungen und
Kontaktgestaltung einer Person.
Des Weiteren kann die Persona im Verteilungsrhythmus einer Schrift Ausdruck finden.
Müller et al. (1993, S. 129) begreifen den Verteilungsrhythmus „als Bewegungs-, Form-
und Raumphänomen“, der darüber hinaus eng mit der Elastizität des rhythmischen
Geschehens verbunden ist. Müller et al. (1993) bezeichnen die Elastizität als
Anpassungsbegriff, der Aufschluss darüber gibt, inwiefern die Schreiberin eine sog.
„Assimilationsgabe“ besitzt, also die Fähigkeit, sich entwicklungsgemäss neuen
Anforderungen anpassen zu können. Es geht darum, wie der Mensch mit Polaritäten
Die Persona in der Handschrift
24
wie z.B. Gefühl und Verstand umgeht und darüber hinaus wird eine Aussage über die
Art der Auseinandersetzung des Individuums mit sich und der Umwelt gemacht.
Ferner weist Teillard (1952, S. 42) darauf hin, dass sich unbewusste Absichten der
Schreiberin in Rhythmusstörungen manifestieren.
Als letztes wird die Unterschrift betrachtet. Pulver (1931, S.166) beschreibt ihren
Sinngehalt folgendermassen:
„Die Signatur ist Signet. Sie ist eine oft nur schablonenhafte
Urprungsbezeichnung ähnlich der Schutzmarke, dem Warenzeichen. Darüber
hinaus aber das Intimste des Herkommens selbst, das Ursprungszeugnis, eine
verkürzte Biographie.“
Wie aus dieser Beschreibung hervorgeht, ist die Unterschrift ein Paradoxon: sie bietet
einerseits eine Plattform für “Geltungs-, Eitelkeits- und
Selbstdarstellungsmanifestationen“ (Pulver, S.176), also für das „Leitbildhafte im
Menschen“ (Klupsch, H.J. & Klupsch, D., 1998, S.136) und ist damit Ausdruck der
Persona und zum andern manifestiert sich darin „die verborgene Innenwelt“, wo sich
persönliche Bestrebungen äussern (Cristofanelli, 2006, S.190), was in der Terminologie
von Jung dem Schatten entsprechen würde.
5.2 DEFINITION DER GANZHEITSMERKMALE
Im folgenden Kapitel werden die oben genannten Ganzheitsmerkmale definiert und
mit den zugehörigen Indikatoren beschrieben.
Bewegung – Form- Verhältnis: (Müller – Enskat)
Definition (Wallner, 2001, S.20):
„Dominiert in einer Schrift die Bewegung, liegt Bewegungsbetonung vor, dominiert die
Formgebung der Buchstaben, spricht man von Formbetonung."
Die Persona in der Handschrift
25
Folgende Indikatoren werden beschrieben:
Bewegungsbetonung Formbetonung
Formlos, gestaltlos, grenzenlos, verwaschen,
verschwommen, undifferenziert, ausgreifend,
dynamisch, flüssig, beweglich, natürlich,
ungezwungen, leicht, locker, geradezu
Gestaltet, geformt, kultiviert, präzisiert,
profiliert, differenziert, manieriert, gemacht,
unnatürlich, gekünstelt, normiert, gewollt,
dargestellt
Tabelle 1: Bewegung – Form
Eigenart (Müller – Enskat)
Definition:
„Mit Eigenart bezeichnet man die persönliche Formung des Schriftbildes im Verhältnis
zur Schulvorlage. Je mehr die Schulvorlage beibehalten wird, desto geringer die
Eigenart, je grösser die Distanz zur Vorlage, desto grösser die Individualität der
Formgebung“ (Wallner, 2001, S.36, zit. nach Müller et al., 1993, S.130).
Die Indikatoren sind wie folgt:
Geringe Eigenart Ausgewogene Eigenart Ausgeprägte Eigenart
Ausdruckslos, armselig, banal,
primitiv, dürr, leer,
schablonenhaft,
unselbstständig, kindlich,
schulmässig, kalligraphisch,
hilflos, klobig, plump
Einfach, schlicht, unauffällig,
fein, zart, zurückhaltend,
bescheiden, sachlich, unbetont,
unaufdringlich, ausgeglichen,
gemessen, selbstständig
Eigenartig, einmalig, originell,
phantasievoll, künstlerisch,
ästhetisch, auffallend,
übertrieben, verziert,
exzentrisch, affektiert, bizarr
manieriert, skurril
Tabelle 2: Eigenart
Die Persona in der Handschrift
26
Einheitlichkeit / Ausgewogenheit (Müller – Enskat)
Definition:
„Bei der Einheitlichkeit / Ausgewogenheit handelt es sich um harmonisch wirkende
Proportionen der Schreibbewegungen, der Formen und der Raumbehandlung, um
Massverhältnisse, die entweder den Eindruck von der Gleichgewichtigkeit oder den der
Ungleichgewichtigkeit, den der Störung oder den der Ungestörtheit hervorrufen“
(Wallner, 2001, S.40, zit. nach Müller et al., 1993, S.88).
Die Indikatoren werden wie folgt beschrieben: (Wallner, 2001, S.40)
Ausgewogenheit Unausgewogenheit
Harmonisch, gleichgewichtig, einheitlich,
gelassen, beherrscht, ruhig, massvoll,
wohlproportioniert, gehalten, gleichmässig,
sanft, glättend, unbewegt, ungestört, eingefahren,
automatisch
Disharmonisch, uneinheitlich,
ungleichgewichtig, zerlöst, masslos, übertrieben,
überspannt, unruhig, aufgeregt, heftig,
ausfahrend, unbeherrscht, irritiert, nervös,
Verbesserungen, Verschmierungen, überstürzt,
zerbrochen, zerfallen, zittrig
Tabelle 3: Einheitlichkeit / Ausgewogenheit
Spannungsgrade (Wallner)
Definition:
„Verschiedene bewegungsfördernde und bewegungshemmende Impulse des Gehirns
lösen unterschiedliche, graduierbare Spannungszustände der Muskulatur aus. Diese
Spannungszustände manifestieren sich auch in der Handschrift. Sie werden
Spannungsgrade genannt“ (Wallner, 2001, S.82).
Die Indikatoren wurden von Pophal (1949) auf sechs festgelegt:
Spannungsgrad 1 Spannungsgrad 2 Spannungsgrad 3
Schlaff, unelastisch,
spannungslos, salopp, lasch,
fahrig, schlampig, ungezügelt,
Fliessend, flott, flüssig, schlank,
glatt, geschmeidig, elastisch,
schwingend, graziös, gerundet,
zügig, fest, gehalten, gezügelt,
bestimmt, straff, federnd,
schnellend, dynamisch, sichere
Die Persona in der Handschrift
27
hemmungslos, ausfahrend,
unsicher, mangelhafte
Hemmung, Ungeformtheit,
Formvernachlässigung,
ungenügende Koordination,
ungesteuert
weich, biegsam, anmutig,
Formflüssigkeit, gute
Koordination, rhythmische
Bewegungen, weich gesteuert
Formgestaltung,
Bewegungsbeherrschung,
Zügelung, gute Koordination,
ökonomische
Bewegungssteuerung,
zweckmässige Hemmung,
bestimmt gesteuert
Spannungsgrad 4 Spannungsgrad 5 Spannungsgrad 6
Gespanntheit, unelastisch, hart,
eckig, starr, monoton,
unlebendig, Formverfestigung,
unzweckmässige Hemmung,
bewusste Koordination,
mechanisierter Rhythmus,
scheingesteuert
Flusslos, steif, spröde,
unschlank, brüchig, lahm,
gestaut, adynamisch, gefroren,
klebrig, viskös, unsicher,
kraftlos, schlechte
Koordination, rhythmische
Bewegungen, Formerstarrung,
fehlgesteuert
zerbrochen, zerstückt, zerhackt,
zittrig, ausfahrend, torkelnd,
abrupt, springend, eckig,
spitzig, Formauflösung,
Formzerfall, völliger Mangel an
Koordination,
Steuerungsunfähigkeit
Tabelle 4: Spannungsgrad
Verteilungsrhythmus (Müller – Enskat)
Definition:
„Der Verteilungsrhythmus benennt die Ähnlichkeit in dem Verhältnis zwischen
ausgesparter Papierfläche und Schriftzeichen bzw. Wortkörpern.“ (Wallner, 2001, S.98,
zit. nach Müller et al., 1993, S.86)
Folgende Indikatoren werden beschrieben:
Gelungener Verteilungsrhythmus Misslungener Verteilungsrhythmus
Organisches Gewachsensein des gesamten
Schriftbildes , ornamentale oder gewebeartige
Durchzeichnung der Schriftfläche
Leer, lückenhaft,
auseinandergezogen,
löcherig
Überfüllt, verstrickt,
verworren, chaotisch
Tabelle 5: Verteilungsrhythmus
Die Persona in der Handschrift
28
Für die Untersuchung und den Vergleich der Schriften werden die genannten fünf
Ganzheitsmerkmale in 7 Ausprägungsgrade unterteilt, ausser dem Spannungsgrad, wo
die Ausprägungsgrade vom Autor bereits im Vorfeld auf 6 festgelegt wurden.
Forschungsfrage
29
EMPIRISCHER TEIL
6 FORSCHUNGSFRAGE
6.1 ENTSTEHUNG DER FRAGESTELLUNG
So wie Menschen immer auf eine Art und Weise kommunizieren müssen, verhalten sie
sich immer - es ist eine zwingende Bedingung des Seins. Das Verhalten variiert aber je
nach Kontext, Umgebung und Befindlichkeit und somit rücken je nach Situation
verschiedene Facetten einer Persönlichkeit in den Vordergrund.
Da die Schriftpsychologie anhand eines handschriftlichen Textes auf die Persönlichkeit
des Schreibers schliesst, kann auch beim Schreiben von Verhalten gesprochen werden,
wie aus dem Kapitel 3.3 ersichtlich ist. Dadurch wird auch das Schriftbild von
Kontextfaktoren und weiteren Bedingungen beeinflusst, wodurch anzunehmen ist, dass
sich die Persönlichkeit des Schreibers je nach Schreibumstand in unterschiedlichen
Facetten zeigt. In der Terminologie von C.G. Jung wird dieses Anpassungssystem an
Erwartungen bzw. eigene Vorstellungen von den Erwartungen anderer und das, was
jemand von seiner Persönlichkeit zeigt, Persona genannt. Der Prämisse, dass Schrift
ebenfalls Verhalten und das Schreiben eines Textes eine Handlung ist, liegt die
Annahme zugrunde, dass sich eigene Vorstellungen über Normen, Werte und damit
verbunden über erstrebenswertes Verhalten in sozialem Kontext auch in der Schrift,
insbesondere in der Schönschrift manifestieren, weil diese im Gegensatz zur Spontan-
oder Notizschrift an andere Personen (nach aussen) gerichtet ist. Die Frage ist nun, ob
sich die Persona in der Schön- und Spontanschrift unterscheidet. In einem weiteren
Ausblick werden allfällige Unterschiede interpretiert und mögliche Erklärungen
aufgezeigt.
Forschungsfrage
30
6.2 ZIEL DER ARBEIT
In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, ob sich innere Werthaltungen in
Verbindung mit Vorstellungen über erstrebenswertes Verhalten, das Ausdruck in der
Persona findet, in der Schrift je nach Schreibumstand unterschiedlich manifestiert. Dies
wird anhand des Vergleichs der Persona in der Schön- und Spontanschrift untersucht.
6.3 FORSCHUNGSFRAGE UND HYPOTHESE
Aus dem Ziel der Arbeit ergibt sich folgende Forschungsfrage:
Manifestieren sich innere Werthaltungen und Vorstellungen über erstrebenswertes Verhalten
unterschiedlich in der Schrift, je nach dem, ob ein Text anderen Personen zugänglich ist oder ob
er ausschliesslich für sich selbst verfasst wird?
Daraus ergibt sich folgende Hypothese:
Die Persona manifestiert sich unterschiedlich in der Schön- und in der Spontanschrift, weil das
Schreiben eine Handlung in dem Sinne ist, dass intentionale Faktoren am Schreibprozess
beteiligt sind, wodurch das Schriftbild verändert wird.
Methode
31
7 METHODE
Im folgenden Kapitel wird zuerst auf die Untersuchungsmethode und die
Stichprobenauswahl eingegangen und anschliessend die Durchführung der
Untersuchung dargelegt.
7.1 METHODISCHES VORGEHEN
Um die Schriften auf die Persona hin vergleichen zu können, werden die in Kapitel 5.2
aufgeführten Ganzheitsmerkmale in verschiedene Merkmalsausprägungen unterteilt.
Wenn nicht schon vom betreffenden Autor eines Ganzheitsmerkmals eine Vorgabe
dafür gemacht wurde, wie das beim Spannungsgrad der Fall ist, werden 7
Ausprägungsgrade gewählt, die wie folgt definiert sind:
1 sehr ausgeprägt
2 ausgeprägt, deutlich
3 vorhanden
4 durschnittlich
5 eher gering
6 gering
7 sehr gering
Bei der Bewegungs- / Formbetonung wird die Skala wie folgt angewendet, weil dieses
Ganzheitsmerkmal durch die Polaritäten der Bewegung und Form definiert wird:
1 sehr ausgeprägte Bewegungsbetonung
2 ausgeprägte Bewegungsbetonung
3 leichte Bewegungsbetonung
4 Ausgewogenheit zwischen Bewegungs- und Formbetonung
5 leichte Formbetonung
Ergebnisse
32
6 ausgeprägte Formbetonung
7 sehr ausgeprägte Formbetonung
Das Ganzheitsmerkmal „Spannungsgrad“ wurde bereits vom Autor in 6
Ausprägungsgrade unterteilt, deren Definition dem Kapitel 5.2 zu entnehmen ist. Es
handelt sich dabei nicht um eine metrisch messbare Abstufung, sondern jeder
Ausprägungsgrad unterliegt einer eigenen Definition.
Zusätzlich zu dieser Merkmalseinstufung ist für jede Schön- und Spontanschrift eine
stichwortartige Charakterisierung der Unterschrift in Bezug auf die Persona erfolgt.
Die Schriften sind von insgesamt 4 Personen eingestuft worden: Die Verfasserin hat
eine Einstufung vorgenommen, allerdings beruht ihre gesamte Erfahrung auf dem 3-
semestrigen Graphologieunterricht im Rahmen der Bachelorausbildung. Aus diesem
Grund hat sie ausschliesslich die 5 Ganzheitsmerkmale eingestuft und keine
Einschätzung zu den Unterschriften abgegeben. Da der Erfahrungshintergrund aus
Sicht der Verfasserin zu gering ist, um eine alleinige und zuverlässige Untersuchung
machen zu können und damit eine höhere Reliabilität angestrebt werden kann, sind 3
weitere, seit vielen Jahren in eigener Praxis tätige, professionelle Schriftpsychologen
und Schriftpsychologinnen zur Einstufung beigezogen worden: der Referent Herr F.
Gassner, Frau Dr. A. Burns und Frau A. Pierpaoli.
Die Einstufungen sind unabhängig voneinander erfolgt und sind im Anschluss daran
wie folgt gemittelt worden:
Aus den Einschätzungen für jedes Ganzheitsmerkmal ist der Mittelwert berechnet
worden. Vereinzelt wurden von einer Person mehrere Einstufungen zum selben
Ganzheitsmerkmal gemacht, wobei auch hier der Mittelwert aus allen abgegebenen
Einschätzungen berechnet wurde. Ab 0.5 wurde auf den nächst höheren Wert
aufgerundet, Kommastellen unter 0.5 wurden auf den nächst kleineren Wert
abgerundet, weil die Abstufung zwischen den Werten nur in 1-er Schritten erfolgte.
Beim Ganzheitsmerkmal „Spannungsgrad“ konnte aus dem Grund, dass es sich bei der
Abstufung um eine ausschliesslich inhaltliche- und nicht um eine metrische Abstufung
Ergebnisse
33
handelt, kein Durchschnittswert errechnet werden. Deshalb wurde jeweils der
Modalwert Mo in die Gesamtauswertung aufgenommen. In einem Fall konnte kein
Modalwert bestimmt werden, weil 4 verschiedene Einstufungen gemacht worden sind.
7.2 STICHPROBENAUSWAHL
In der vorliegenden Arbeit werden die Schön- und Spontanschriften von 11 aus der
Deutschschweiz stammenden Personen, davon 6 Männer und 5 Frauen im Alter
zwischen 25 – 45 Jahren untersucht und auf die Persona hin verglichen. Bei der
Auswahl der Versuchspersonen ist darauf geachtet worden, dass die
Geschlechterverteilung so ausgeglichen wie möglich ist.
7.3 DURCHFÜHRUNG
Die Probanden haben einen schriftlichen Auftrag zusammen mit einem Zeitungsartikel
zugeschickt bekommen.
Der Auftrag ist wie folgt formuliert worden:
„Schreibe den beiliegenden Zeitungsartikel in einem ersten Schritt in der Art ab,
wie Du einen Brief an eine Person verfasst. In einem zweiten Schritt schreibst Du
den Text in der Art ab, wie wenn Du eine Notiz für Dich verfasst, die keinem
Leser zugänglich ist. Bitte schreibe die beiden Texte auf ein weisses, unliniertes
A4 Blatt und benutze dazu ein Schreibgerät Deiner Wahl – nur Filz- oder
Bleistifte sollen nicht benutzt werden. Unterschreibe den Text am Ende und
notiere Dein Alter, Geschlecht, Händigkeit auf das Blatt mit zusätzlicher
Kennzeichnung, bei welchem Text es sich um die Notiz und um die Briefschrift
handelt.“
Die Versuchspersonen haben keine Informationen über die Fragestellung der Arbeit,
erhalten und werden im Anschluss der Auswertungen über den Zweck der
Untersuchung und über die Ergebnisse informiert.
Ergebnisse
34
Die Versuchspersonen haben die Schriften anschliessend zur Auswertung
zurückgeschickt.
Ergebnisse
35
8 ERGEBNISSE
In diesem Kapitel werden in einem ersten Schritt die Einstufungen der 5
Ganzheitsmerkmale gesamthaft ausgewertet, dargestellt und dokumentiert.
In einem zweiten Schritt werden 3 Schriften unter Miteinbezug der Unterschrift
detaillierter inhaltlich analysiert und es wird darauf eingegangen, inwieweit sich die
Persona in der Unterschrift mit den Ergebnissen aus dem Vergleich Schön- und
Spontanschrift vereinbaren lassen und welche Übereinstimmungen und Unterschiede
inhaltlicher Art festzustellen sind. Die Unterschrift stellt einen Spezialfall hinsichtlich
folgender zwei Aspekte dar: in der Schriftpsychologie wird die Unterschrift als der
Ausdruck der Persona betrachtet, wie dem Kapitel 5.1 zu entnehmen ist. Deshalb ist sie
in die Untersuchungen miteinbezogen worden, obwohl es sich nicht um die eigentliche
Textschrift handelt. Wegen dem grossen Bedeutungsgehalt der Unterschrift kann sie
nur mittels qualitativer Verfahren erfasst werden, weshalb sie ausschliesslich im
zweiten Teil dieser Untersuchung berücksichtigt wird.
8.1 AUSWERTUNG GANZHEITSMERKMALE
In diesem Kapitel werden die 5 Ganzheitsmerkmale mit den einzelnen
Ausprägungsgraden tabellarisch aufgeführt und die Gesamtwerte aus den 4
Einschätzungen der 11 Schön- und Spontanschriften eingetragen. Anschliessend
werden jeweils die Mittelwerte bei den einzelnen Merkmalsausprägungen berechnet,
damit allfällige Unterschiede ersichtlich werden.
Bewegung – Form - Verhältnis:
Einstufung 1 2 3 4 5 6 7 Arithmet.
Mittel
Schönschrift || | |||||| || 4.70
Spontanschrift || ||||| | || | 3.50
Ergebnisse
36
Eigenart:
Einheitlichkeit / Ausgewogenheit:
Einstufung 1 2 3 4 5 6 7 Arithmet.
Mittel
Schönschrift |||| |||||| | 3.80
Spontanschrift || ||||||| || 5.00
Verteilungsrhythmus:
Einstufung 1 2 3 4 5 6 7 Arithmet.
Mittel
Schönschrift ||||||| ||| | 3.50
Spontanschrift ||| ||||||| | 4.80
Spannungsgrad:
Der Spannungsgrad von Schrift Nr. 8 wird in dieser Zusammenstellung nicht
berücksichtigt, da die Werte bei der Spontanschrift von 3 – 6 variieren.
Mittelwerte der 5 Ganzheitsmerkmale:
Einstufung 1 2 3 4 5 6 7 Arithmet.
Mittel
Schönschrift | ||||||||| | 4.00
Spontanschrift || ||| |||| || 3.50
Einstufung 1 2 3 4 5 6 Arithmet.
Mittel
Schönschrift ||||| ||||| 3.5
Spontanschrift | ||||||| | | 2.8
Ergebnisse
37
4.74 3.8 3.8 3.63.5 3.5
54.5
2.8
0
1
2
3
4
5
6
7
1. Bewegung - Form 2. Eigenart 3. Einheitlichkeit /
Ausgewogenheit
4. Verteilungsrhythmus 5. Spannungsgrad
Schönschrift
Spontanschrift
Abbildung 1: Gesamtauswertung
Wie den Resultaten und obiger Graphik zu entnehmen ist, lassen sich bei allen 5
Merkmalen Unterschiede im Ausprägungsgrad bei der Schön- und Spontanschrift
feststellen.
Der grösste Unterschied zeigt sich bei den Merkmalen Bewegung – Form – Verhältnis
sowie Einheitlichkeit / Ausgewogenheit, der geringste bei der Merkmalseigenschaft
Eigenart.
Es wird nun auf die inhaltliche Bedeutung der Unterschiede in Bezug auf die Persona
eingegangen. Zu beachten ist, dass es um eine Gesamtauswertung aller Schriften geht
und deshalb nur Tendenzen angegeben werden können.
In der Gesamtauswertung tendieren die Schönschriften in Richtung leichter Formschrift
bei einem Wert von 4.7, während die Spontanschriften mit dem Wert von 3.5. in
Richtung leichter Bewegungsbetonung geht.
Inhaltlich deutet der Übergang von der Spontan- zu Schönschrift mit Bewegung in
Richtung Form darauf hin, dass normative Intentionen und der Eindruck, welchen man
anderen vermittelt, wichtiger ist als die Befriedigung unmittelbarer, vitaler Antriebe
und Bedürfnisse.
Zum Merkmal Eigenart ist zu sagen, dass sich die Werte mit 3.5 bei der Spontanschrift
und 4.0 bei der Schönschrift nur gering voneinander unterscheiden und beide Werte im
Ergebnisse
38
Durchschnittsbereich liegen. Die Spontanschrift weist noch etwas mehr an Eigenart auf
als die Schönschrift, was auf etwas mehr Individualität und Selbständigkeit hindeutet,
während bei der Schönschrift die Tendenz in eine Ausrichtung kollektiver
Wertmassstäbe geht.
Die Einheitlichkeit / Ausgewogenheit weist neben dem Bewegungs- /Formmerkmal den
grössten Unterschied im Ausprägungsgrad zwischen Schön- und Spontanschrift auf.
Bei der Spotanschrift liegt der Wert bei 5.0, was auf eine eher geringe Einheitlichkeit
hindeutet, während der Wert bei der Schönschrift 3.8 beträgt, was eine durchschnittlich
vorhandene Ausgewogenheit aufweist. Die Einheitlichkeit der Schrift deutet ja unter
anderem, wie in Kapitel 5.1 beschrieben, auf die Ausgewogenheit psychischer Antriebe
hin, was dem Individuum eine angemessene Auseinandersetzung mit sich und der
Umwelt ermöglicht und womit eigene Erwartungen mit denen der Aussenwelt in
Übereinstimmung gebracht werden können. Bezogen auf die Unterschiede von Schön-
und Spontanschrift bedeutet dies, dass innerlich eine grössere Diskrepanz zwischen
eigenen Erwartungen und denen der Umwelt herrscht und die Anpassung damit
schwieriger ist, als es sich nach aussen bzw. in der Schönschrift zeigt.
Der Unterschied beim Verteilungsrhythmus verläuft in der Richtung, dass er in der
Schönschrift mit dem Wert 3.5 „gelungener“ bzw. ausgeglichener ist als bei der
Spontanschrift mit dem Wert 4.8. In der Schönschrift wird also eine grössere
Anpassungsgabe demonstriert als aus der Spontanschrift hervorgeht. Der Umgang mit
Gefühlen und dem Verstand ist im Ausdruck der Schönschrift „unproblematischer“
und die Anpassung an neue Anforderungen der Aussenwelt scheint leichter zu
erfolgen, als dies bei der Deutung der Spontanschrift zum Ausdruck kommt.
Beim Spannungsgrad in der Schönschrift liegen 2 Modalwerte vor: Mo = 3 und 4,
während der Modalwert bei der Spontanschrift Mo =3 beträgt. Hinzu kommt, dass die
übrigen Werte auf der gesamten Skala breiter gestreut und nicht auf 2 Werte
beschränkt sind wie bei der Schönschrift. Ein Spannungsgrad 4 weist auf der
Merkmalsebene u.a. auf eine hohe Gespanntheit, Formverfestigung, bewusste
Koordination und einen mechanisierten Rhythmus hin. Auf inhaltlicher Ebene wird ein
Ergebnisse
39
hoher Spannungsgrad so gewertet, dass willentlich etwas dargestellt wird und
Verteidigungsmechanismen aktiv sind.
Zusammenfassend kann in Bezug auf die Persona im Allgemeinen folgendes gesagt
werden: in der Schönschrift kommt zum Vorschein, dass eine Anpassung an kollektive
Wertmassstäbe und Normen der Aussenwelt stattfindet. Leitbilder und geistiges
Erleben stehen im Vordergrund. In der Spontanschrift steht eher der vitale Anteil der
Schreibenden, also Antriebe, Emotionen und Impulse im Vordergrund. In der
Schönschrift scheint das Ich-Ideal mit den Erwartungen der Umwelt stärker
übereinzustimmen als das in der Spontanschrift ersichtlich ist. Dort zeigt sich noch
mehr Dynamik, etwas mehr Eigenart und eigene Bedürfnisse haben einen höheren
Stellenwert als das Handeln nach Normen.
Ergebnisse
40
8.2 3 EINZELFALLDARSTELLUNGEN
Im Folgenden werden drei Schriften in Bezug auf die Persona detailliert analysiert. Dies
ermöglicht einerseits eine präzisere Interpretation und eröffnet die Möglichkeit, eine
Einschätzung zur starren – und flexiblen Persona zu machen, wie sie in Kapitel 2.3
abgehandelt wird. Zudem kann die Unterschrift als Ausdruck der Persona in den
Vergleich miteinbezogen werden, was in der allgemeinen Betrachtung und Analyse der
Gesamtergebnisse nicht möglich gewesen ist. Sämtliche Schriftproben sind im Anhang
zu finden. Die Unterschriften sind aus Datenschutzgründen den Dokumenten
entnommen worden.
Auswertung der Schrift 2:
3
4
3 3 3
2
4
5 5
3
0
1
2
34
5
6
7
1. Bewegung - Form 2. Eigenart 3. Einheitlichkeit /
Ausgewogenheit
4. Verteilungsrhythmus 5. Spannungsgrad
Schönschrift
Spontanschrift
Abbildung 2: Auswertung der Schrift 2
Bezogen auf die einzelnen Merkmale lässt sich folgendes sagen:
Sowohl bei der Schön- als auch bei der Spontanschrift steht die Bewegungsbetonung im
Vordergrund, wobei die Spontanschrift noch ausgeprägter in Richtung Bewegung
verläuft. Die Eigenart weist in beiden Schriften Durchschnittswerte auf. Im Schriftbild
der Schönschrift liegt eine grössere Einheitlichkeit und Ausgewogenheit in der
Schreibbewegung und den Formen vor als in der Spontanschrift, wo sie eher gering
vorhanden ist. Der Verteilungsrhythmus weist ebenfalls deutliche Unterschiede in der
Ergebnisse
41
Schön- und Spontanschrift auf. In der Schönschrift ist der Verteilungsrhythmus
gelungener und gleichmässiger als in der Spontanschrift. Der Spannungsgrad ist in
beiden Schriftproben dem Ausprägungsgrad 3 zugeordnet, wobei es sich um eine
gehaltene, bestimmte, dynamische Bewegungsführung handelt mit zweckmässiger
Hemmung in der Steuerung.
Bezogen auf die Persona lässt sich aus obiger Auswertung folgendes sagen:
Aufgrund beider Schriftproben lässt sich übereinstimmend feststellen, dass es sich um
eine selbständige, aber auch angepasste Person handelt, welche sich auf eine natürliche
Art mit sich selbst und der Umwelt auseinandersetzt. Vitale Antriebe und Bedürfnisse
bestimmen das Handeln und die Orientierung an Leitbildern und Normen steht dabei
im Hintergrund. Nach aussen bzw. in der Schönschrift zeigt sich eine grössere
Ausgewogenheit psychischer Antriebe, als sie innerlich tatsächlich vorhanden zu sein
scheint. In der Spontanschrift kommt zum Vorschein, dass der Umgang mit
gegensätzlichen, inneren Kräften wie Gefühlen und dem Verstand nicht so reibungslos
verläuft, wie das nach aussen demonstriert wird. In der Spontanschrift zeigt sich in dem
eher gering ausgewogenen Verteilungsrhythmus, dass zum Teil auch unbewusste
Motive verhaltenssteuernd sein können. In der Schönschrift zeigt die Person eine gute
Anpassungsfähigkeit und Assimilationsgabe, die sich in der Spontanschrift nicht derart
manifestiert.
Aufgrund dieses Vergleichs kann man sagen, dass es sich tendenziell um eine flexible
Persona, wie sie in Kapitel 2.3 beschrieben wird, handelt. Das bedeutet, dass sich die
Person einerseits an die Umwelt anpassen kann, trotzdem aber eine Abgrenzung
stattfindet und eigene Bedürfnisse wahrgenommen werden. Der Schreiber verfügt über
eine schützende Fassade, die er zumindest im Grossteil bewusst einsetzt, um gewisse
Persönlichkeitszüge zu filtern.
Anhand der Unterschrift wird folgende Aussage über die Persona gemacht: In der
Unterschrift distanziert sich die Person von Konventionellem in der Textschrift, die
Unterschrift wirkt originell aber auch konstruiert und darstellend, womit auf den
Wunsch, aufzufallen geschlossen wird, was auf eine starke Persona hindeutet.
Ergebnisse
42
Vergleicht man diese Aussage mit obiger Interpretation, so kann folgendes gesagt
werden: in der Textschrift kommt das stark darstellende Element, wie es sich in der
Unterschrift zeigt, nicht zum Vorschein. Im Vergleich der beiden Textschriften zeigt
sich zwar eine Diskrepanz zwischen dem, was nach aussen gezeigt wird und dem, was
gefiltert wird, dabei scheint es sich jedoch um eine zweckmässige Filterung zu handeln
und nicht um eine gänzlich unbewusst vorhandene Maske. Wie bewusst und mit
welcher Absicht sich der Schreiber mit der Unterschrift vom Konventionellen im Text
distanziert, kann an dieser Stelle nicht beantwortet werden.
Auswertung der Schrift Nr. 3
3
4 4 4
3
2
3
5 5
1
0
1
2
3
4
5
6
7
1. Bewegung - Form 2. Eigenart 3. Einheitlichkeit /
Ausgewogenheit
4. Verteilungsrhythmus 5. Spannungsgrad
Schönschrift
Spontanschrift
Abbildung 3: Auswertung der Schrift 3
Auf Merkmalsebene lässt sich folgendes aussagen:
Alle Merkmale weisen bezüglich ihrer Ausprägungsgrade Unterschiede auf.
Beide Texte sind bewegungsbetont mit stärkerer Bewegungsbetonung in der
Spontanschrift. Diese zeigt mehr an Eigenart als die Schönschrift. Die Einheitlichkeit /
Ausgewogenheit nimmt in der Spontanschrift ab. Damit einhergehend verliert auch der
Verteilungsrhythmus an Ausgewogenheit. Der Spannungsgrad weist die grösste
Diskrepanz in der Merkmalsausprägung bei der Schön- und Spontanschrift auf.
Ergebnisse
43
Während in der Schönschrift eine sichere Formgestaltung und Bewegungsbeherrschung
vorliegt, verliert die Bewegungsführung bei der Spontanschrift an Spannung. Beim
Wert 1 in der Spontanschrift muss darauf hingewiesen werden, dass es sich um den
Modalwert handelt und eine grosse Streuung von Einzelwerten vorliegt. Der
Ausprägungsgrad 1 kann also nicht absolut betrachtet werden, sondern zeigt lediglich
eine Tendenz auf.
Die Persona lässt sich anhand obiger Auswertungen folgendermassen interpretieren:
Beide Schriften sind bewegungsbetont, was Ausdruck dafür ist, dass Emotionen,
Antriebe und Vitalität im Vordergrund stehen, während Normen, eigene Haltungen
und den Eindruck, welchen man nach aussen vermittelt, einen geringeren Stellenwert
besitzen. Nach aussen vermittelt die Person mehr Anpassung an die Umwelt und eine
stärkere Orientierung an kollektive Wertmassstäbe als in der Spontanschrift. Dort zeigt
sich die Individualität und Selbständigkeit hingegen stärker ausgeprägt. In der
Schönschrift manifestiert sich die Übereinstimmung zwischen eigenen Erwartungen
und deren der Aussenwelt grösser als in der Spontanschrift. Auch der Umgang mit
gegensätzlichen Kräften wie Gefühlen und Verstand vollzieht sich im Ausdruck der
Schönschrift etwas leichter und weniger spannungsgeladen als sich in der
Spontanschrift zeigt. Die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt scheint nach
aussen natürlich zu verlaufen, innerlich scheinen einige unbewusste
Abwehrmechanismen aktiv zu sein.
Zusammenfassend kann bei dem Vergleich dieser beiden Schriftbilder ebenfalls von
einer flexiblen Persona ausgegangen werden, da sich die Merkmale nur geringfügig
voneinander unterscheiden. Betrachtet man den Spannungsgrad und die Unterschiede
in der Schön- und Spontanschrift, sind zwar auch einige unbewusste
Abwehrmechanismen aktiv, dies jedoch in geringem Masse.
Zur Persona in der Unterschrift wurden folgende Aussagen gemacht: es zeigt sich
Sachlichkeit, Entschiedenheit, Dominanz und mehr Ego – Betonung als in der
Textschrift und wenig Ausdruck.
Im Vergleich der Aussagen über die Persona fällt auf, dass dem Schreiber anhand der
Unterschrift Eigenschaften wie Dominanz und Entschiedenheit zugeschrieben werden,
Ergebnisse
44
was aus der Textschrift mit der starken Bewegungsbetonung nicht ersichtlich ist.
Aufgrund der Elastizität in der Schriftführung und aus dem Grund, dass anhand der
Schriftvergleiche auf eine flexible Persona geschlossen werden kann, ist anzunehmen,
dass der Schreiber Fähigkeiten wie Dominanz und Entschiedenheit bewusst einsetzen
kann und diese keiner oder geringer unbewusster Steuerung unterliegen.
Auswertung der Schrift Nr. 8
5
4
3 3
5
3
5
6
5
0
1
2
3
4
5
6
7
1. Bewegung - Form 2. Eigenart 3. Einheitlichkeit /
Ausgewogenheit
4. Verteilungsrhythmus 5. Spannungsgrad
Schönschrift
Spontanschrift
Abbildung 4: Auswertung der Schrift 8
Anhand des Vergleichs der Merkmalsausprägungen lassen sich folgende Aussagen
machen:
In der Schönschrift dominiert die Formgebung der Buchstaben, während in der
Spontanschrift die Bewegungsbetonung im Vordergrund steht. Der Eigenartsgrad ist in
der Spontanschrift geringer als in der Schönschrift. Die Einheitlichkeit weist in der
Merkmalsausprägung eine grosse Diskrepanz zwischen Schön- und Spontanschrift auf.
In der Schönschrift zeigt sich eine Einheitlichkeit in der Schreibbewegung, den Formen
und in der Raumgebung, während die Spontanschrift eine geringe Einheitlichkeit
aufweist. Der Verteilungsrhythmus unterscheidet sich in den beiden Texten
dahingehend, dass er in der Spontanschrift eher unharmonisch und unregelmässig ist
und im Gegensatz dazu in der Schönschrift ausgeglichener wirkt. Der Spannungsgrad
Ergebnisse
45
zeigt sich in der Schönschrift mit dem Ausprägungsgrad 5 steif, adynamisch und
kraftlos. In der Spontanschrift liegen Werte von 3 bis 6 vor, das heisst, dass sowohl eine
sichere Formgestaltung als auch eine zweckmässige Hemmung vorhanden ist, die
jedoch zur Formverfestigung und einem mechanisierten Rhythmus bis hin zum
Formzerfall und Mangel an Steuerung führen kann.
Bezogen auf die Persona lässt sich aufgrund obiger Merkmalsbeschreibungen folgendes
interpretieren: In der Schönschrift manifestiert sich eine nach aussen gerichtete,
leitbildlich orientierte Person, bei der die Fremdwahrnehmung eine wesentliche Rolle
spielt. In der Spontanschrift jedoch haben vitale Antriebe und Bedürfnisse einen
höheren Stellenwert und bestimmen das Handeln. Die Person verfügt über
Eigenständigkeit und Individualität in dem Masse, dass eigene Normen und Werte
zwar beachtet werden, eine Anpassung an die Umwelt aber trotzdem stattfindet. In der
Spontanschrift ist etwas weniger an Eigenart zu erkennen, was darauf hindeutet, dass
die Abgrenzung von der Aussenwelt nicht immer leicht fällt. Die Schreiberin vermittelt
im Ausdruck der Schönschrift das Bild, sich relativ gut an äussere Anforderungen
anpassen zu können und gleichzeitig auch inneren Bedürfnissen und Anforderungen
gerecht zu werden. In der Spontanschrift jedoch zeigt sich, dass in der
Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt Verteidigungsmechanismen aktiv sind
und die Person willentlich etwas nach aussen darstellen möchte. Im Innenleben
scheinen starke Spannungen vorzuherrschen, resultierend aus gegensätzlichen Kräften
wie Gefühlen und Verstand, die nicht leicht integriert werden können. Aufgrund dieser
Diskrepanzen ist eher auf eine starre Persona zu schliessen, wo die Person wenig
Bewusstheit darüber hat, dass das Innenleben im starken Gegensatz zum Bild, das nach
aussen vermittelt wird, steht.
Zur Unterschrift sind folgende Angaben gemacht worden: die Unterschrift passt zur
Spontanschrift, wo das verbissen – verspannte der Persona zum Ausdruck kommt. Die
Person stellt sich in der Unterschrift mehr ins Zentrum, als in der Textschrift ersichtlich
ist. Die Unterschrift wirkt gemacht, manieriert und es sind Ambivalenzen in der
Hinsicht erkennbar, dass die Person zwar auffallen aber nicht dazu stehen möchte.
Ergebnisse
46
Diese Aussagen passen zu den Ergebnissen der Textanalysen, aus der Unterschrift
kommen noch zusätzliche Aspekte hinzu.
Diskussion
47
9 DISKUSSION
In der Diskussion erfolgt zuerst eine Kurzzusammenfassung der Arbeit und im
Anschluss daran werden die Ergebnisse in Bezug auf die Hypothese interpretiert und
diskutiert. Ferner wird die gewählte Methode einer kritischen Betrachtung unterzogen
und abschliessend werden weiterführende Fragen und Überlegungen aufgegriffen.
9.1 KURZZUSAMMENFASSUNG DER ARBEIT
Ausgehend von der Theorie C.G. Jungs verfügt jeder Mensch über eine sog. Persona,
eine Art Maske, die er sich im Verlauf der Entwicklung aneignet und die einerseits eine
Anpassungsfunktion in Bezug auf die Umwelt und deren Anforderungen darstellt und
andrerseits eine Schutzfunktion erfüllen soll, womit gewisse Persönlichkeitsanteile
gefiltert werden. Die Persona stellt ein Kompromiss dar zwischen dem, was der Mensch
ist und dem, was er sein möchte oder nach aussen demonstriert.
In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, ob sich diese Anpassungsfunktion an die
Umwelt, die durch Vorstellungen über erstrebenswertes Verhalten entsteht, auch in der
Schrift manifestiert. Dazu wird die Schönschrift mit der Spontanschrift anhand der
Persona verglichen.
9.2 METHODIK
Der Vergleich Schön- und Spontanschrift wurde bei elf Probanden im Alter zwischen 25
– 45 Jahren durchgeführt. Die Teilnehmenden erhielten einen Zeitungsartikel, den sie
zweimal abschreiben mussten, in einem ersten Schritt in der Form, wie wenn sie einen
Brief an eine andere Person verfassen und in einem zweiten Schritt so, wie wenn sie
eine Notiz für sich selbst schreiben. Zusätzlich wurde der Text am Schluss
unterschrieben.
Anschliessend wurde eine vergleichende Untersuchung der Persona durchgeführt, die
durch 5 Ganzheitsmerkmale und die Unterschrift als gesondertes Merkmal
Diskussion
48
operationalisiert wurde. Die Merkmalsausprägungen der einzelnen
Ganzheitsmerkmale konnten numerisch eingestuft werden und die Einschätzung
wurde von 4 Personen vorgenommen. Für die Auswertung wurden jeweils die
Mittelwerte der eingestuften Werte für ein Ganzheitsmerkmal errechnet, in einem Fall
wurde der Modalwert in die Gesamtauswertung einbezogen. Danach wurden die
Ergebnisse gesamthaft verglichen und dargestellt wie in Abbildung 1:
Gesamtauswertung zu sehen ist. In einem zweiten Schritt wurden drei Schriften
gesondert auf den Unterschied der Persona in der Schön- und Spontanschrift
verglichen. Die Ergebnisse aus dem Vergleich der 5 Ganzheitsmerkmale wurden
anschliessend mit der Aussage zur Persona in der Unterschrift verglichen.
9.3 INTERPRETATION UND KRITISCHE REFLEXION DER ERGEBNISSE
Wie aus der Abbildung 1: Gesamtauswertung in Kapitel 8.1 ersichtlich wurde,
unterscheiden sich die Ganzheitsmerkmale in der Schön- und Spontanschrift und als
Folge dessen manifestiert sich auch die Persona unterschiedlich in den beiden Texten.
Die Hypothese, dass sich die Persona in der Schön- und in der Spontanschrift
unterschiedlich manifestiert, kann bestätigt werden.
Es hat sich zudem gezeigt, dass die Persona in der Schönschrift tendenziell einer
leitbildlichen Orientierung folgt und eine Anpassung an kollektive Wertmassstäbe
stattfindet. Die Persona in der Spontanschrift zeigt sich dynamischer, eigene
Bedürfnisse sind prioritär. Daraus hervorgehend kann in der Terminologie von C.G.
Jung gesagt werden, dass sich in der Schönschrift stärker Personaanteile manifestieren,
während in der Spontanschrift Schattenaspekte klarer zum Vorschein kommen.
Da sich die Beschreibung der Persona auf einen Gesamtvergleich von je 11 Schriften
bezieht, kann die Art ihrer unterschiedlichen Manifestation nur sehr oberflächlich und
allgemein gehalten werden und wird dadurch unpräzise. Aus diesem Grund sind in
einem weiteren Schritt einzelne Schriften verglichen worden, worauf später in der
Diskussion eingegangen wird.
Diskussion
49
Klar erweist sich jedoch, dass Unterschiede festzustellen sind, über deren Ursache im
Folgenden reflektiert wird.
Betrachtet man die Unterschiede auf der Merkmalsebene, so fällt auf, dass sich die
Merkmale Bewegung – Form und Einheitlichkeit / Ausgewogenheit in gleichem Masse
verändert haben – von der Spontan- zur Schönschrift in Richtung Form und mehr
Einheitlichkeit. Dabei stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang der beiden
Merkmale. Wie aus Kapitel 3.4 zur Auswirkung willentlicher Schriftverstellung auf die
Schriftmerkmale hervorgeht, lassen sich nur jene Merkmale verändern, die dem
Bewusstsein der Schreiberin zugänglich sind und über die sie auch willentliche
Steuerung hat – ausser es handelt sich um entwicklungsbedingte, altersspezifische oder
neurologisch motivierte Veränderungen. Zu den willentlich beeinflussbaren
Merkmalen gehört u.a. das Formbild und als Begleiterscheinung, wie sie ebenfalls in
Kapitel 3.4 beschrieben wird, verändert sich damit auch die Regelmässigkeit in der
Schrift. Daraus kann geschlossen werden, dass das Merkmal Bewegung – Form
willentlich verändert wurde und sich als Begleiterscheinung auch die Einheitlichkeit
und Ausgewogenheit der Schrift verändert hat.
Der Verteilungsrhythmus erfährt ebenfalls eine Veränderung der Merkmalsausprägung
im Vergleich der beiden Texte, jedoch in geringerem Masse als die oben erwähnten
Merkmale. Die Veränderung kann ebenfalls als Begleiterscheinung bedingt durch die
erhöhte Aufmerksamkeitsrichtung auf das Formbild entstanden sein, wodurch sich
auch das Raumbild verändert hat. Der Verteilungsrhythmus unterliegt aber sicherlich
auch unbewussten Steuerungsmechanismen.
Betrachtet man den Spannungsgrad, so fällt auf, dass bei der Schönschrift
ausschliesslich die Ausprägungen 3 und 4 vorkommen. Der Grund, weshalb der Wert 4
in der Schönschrift relativ häufig auftritt und in der Spontanschrift nur in einem
einzigen Fall, kann sich ebenfalls durch willentliche Schriftverstellung, wie sie in
Kapitel 3.4 beschrieben wird, erklären lassen. Die stärkere motorische Kontrolle führt
zu einer Formverfestigung und der Schriftzug verliert damit an Dynamik. Da sich der
Spannungsgrad 3 nebst einer gewissen Dynamik aus zweckmässiger Gehaltenheit,
Diskussion
50
Formgestaltung und Bewegungsbeherrschung konstituiert, ist es leicht nachvollziehbar,
dass dieser Wert sowohl in der Spontan- als auch in der Schönschrift häufig vorkommt.
Der geringste Unterschied in der Merkmalsausprägung hat sich für die
Ganzheitsqualität der Eigenart ergeben. Ihr Wert ist bei der Schönschrift geringer und
die Eigenart zeigt sich somit etwas weniger individuell. Wie Kapitel 3.1 zu entnehmen
ist, entsteht die Eigenart der Schrift in der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen
und wird einerseits durch Umwelteinflüsse und anderseits durch
persönlichkeitsspezifische Merkmale gebildet. Dabei unterliegt dieser Vorgang sowohl
bewussten als auch unbewussten Mechanismen. Dadurch ist der Einfluss auf eine
Veränderung der Eigenart nur geringfügig, was die geringe Differenz erklären würde.
Obige Betrachtung zieht die Frage nach dem Grund der willentlichen Schriftverstellung
nach sich. Dieser liegt einerseits sicherlich im Bemühen der Probanden, handschriftliche
Texte, welche anderen Lesern zugänglich sind, möglichst lesbar zu gestalten. Als Folge
davon wird die Bewegung stärker kontrolliert, was sich auf die Schrift derart auswirkt,
dass weniger Spontaneität, Dynamik und Bewegung vorhanden ist. Nun könnte man ja
anmerken, dass bereits alle in dieser Arbeit untersuchten Spontanschriften sehr gut
lesbar sind und damit eine Schriftverstellung hinfällig würde. Und damit kommt ein
weiterer Aspekt zur inhaltlichen Erklärung der Unterschiede ins Spiel: wie in Kapitel
3.3 aufgezeigt wurde, ist das Schreiben eines Textes nicht nur ein Verhalten sondern
auch ein Handeln in dem Sinne, dass Intentionen des Schreibers am Schreibprozess
beteiligt sind und der Schriftverstellung leitbildliche Modelle zugrunde liegen. Wird
also ein handschriftlicher Text für eine Leserin produziert, spielt die intentionale
Komponente eine Rolle und damit erfährt die Schrift eine Modifizierung. Es bleibt
allerdings unklar, ob eine solche Modifizierung immer dann stattfindet, wenn ein Text
für einen Leser geschrieben wird. Ferner stellt sich die Frage, wie gross der Einfluss der
Schreibumstände letztlich auf das Schriftbild ist und ob sich eine Schrift auf
verschiedene Arten willentlich modifizieren lässt. Aus der Aufgabenstellung dieser
Arbeit hervorgehend kann die Intention der Schreiber nicht hergeleitet werden, weil
der eine Text in Form eines Briefes an eine Person verfasst werden musste. Dabei bleibt
Diskussion
51
unklar, ob sich die Probanden vorgestellt haben, einen Brief an eine ihnen bekannte,
vertraute Person zu schreiben oder ein Bewerbungsschreiben zu verfassen, wo die
Schrift anschliessend begutachtet wird. Es kann nicht beurteilt werden, inwiefern die
Resultate in Abhängigkeit von der Fragestellung bzw. der Intention der Schreiber von
den vorliegenden Resultaten abgewichen wären.
In einem weiteren Schritt sind drei Schriften individuell analysiert worden und dabei
sind die Ergebnisse resultierend aus den Merkmalsunterschieden mit der Unterschrift
verglichen worden. Grundsätzlich zeigte sich eine Übereinstimmung der Befunde,
wobei der Unterschrift noch zusätzliche Informationen entnommen werden konnte. In
einem Fall zeigte sich die Persona stärker ausgeprägt und dargestellter als aus der
Textschrift ersichtlich war. Dort stellt sich die Frage, wie man die Befunde gewichtet
und bewertet. Ein Grund für die Diskrepanz könnte sein, dass sich das demonstrative,
darstellerische Element in der Textschrift so nicht zeigt und die Unterschrift tatsächlich
eine präzisere Aussage darüber machen kann. Eine weitere Erklärungsmöglichkeit ist,
dass die Unterschrift in einer Zeit eingeübt wurde, wo sie inhaltlich mit der
persönlichen Entwicklung der Person übereinstimmte, sich aber anschliessend nicht
mehr den Veränderungen angepasst hat. In diesem Fall würden Fehlinterpretationen
vorgenommen werden. Hilfreich an dieser Stelle ist die Analyse des
Übereinstimmungsgrades von der Schön- und Spontanschrift bezüglich der Persona.
Dadurch kann eine Aussage über die Flexibilität bzw. Starre der Persona gemacht
werden, wodurch eher beurteilt werden kann, ob eine Person in der Unterschrift
absichtlich eine andere Facette von sich zeigt oder ob es sich vorallem um unbewusste
Mechanismen handelt oder allenfalls um eine Person, deren Unterschrift nicht mehr
dem Entwicklungsstand der Persönlichkeit angepasst ist. Natürlich können nur
Hypothesen generiert und keine absoluten Wahrheiten formuliert werden. Und an
diesem Punkt ist die Frage nach dem Umgang mit Schriftanalysen angebracht:
ausgehend von obigen Beobachtungen und Überlegungen kann gesagt werden, dass
die Ergebnisse Aufschluss über mögliche Themen geben können, die es mit anderen
Methoden, einem Gespräch, weiteren Tests etc. zu überprüfen gilt. Eine Schriftanalyse
Diskussion
52
sollte nicht gesondert betrachtet sondern immer als ergänzende Methode zu anderen
Verfahren benutzt werden.
9.4 METHODENKRITIK
Als erstes ist auf die geringe Stichprobe von 11 Personen hinzuweisen. Um eine
statistisch haltbare Aussage machen zu können, bedarf es einer Stichprobe von mind. 60
Personen. Deshalb sind obige Ergebnisse zu relativieren und mit Vorsicht zu beachten.
Zur Aufgabenstellung, einen vorgegebenen Text in Form einer Notizschrift
abzuschreiben, sind folgende kritischen Überlegungen anzumerken: bereits die
Aufgabenstellung, etwas so spontan wie möglich zu tun, verunmöglicht diese Aktion.
Durch das Abschreiben eines Textes wird die Spontaneität der Schriftführung sowohl
auf psychischer als auch auf motorischer Ebene beeinflusst. Wie stark dieser Einfluss ist,
kann aber an dieser Stelle nicht beantwortet werden. Dieses Problem hätte
beispielsweise damit umgangen werden können, indem man die Probanden um eine
bereits vorhandene Notiz gebeten hätte, welche sie anschliessend in Schönschrift hätten
abschreiben können, um einen Vergleich durchführen zu können. Dadurch hätte
sichergestellt werden können, dass es sich tatsächlich um eine spontan verfasste, nicht
zum Zwecke der Deutung erstellte Schriftprobe handelt. Dieses Vorgehen wurde
jedoch deshalb nicht gewählt, weil die Notiz vielleicht mit Bleistift oder einem anderen,
zur Schriftanalyse ungeeigneten Werkzeug verfasst worden wäre und der Text nicht
der erforderlichen Länge einer A4 – Seite entsprochen hätte. Dies hätte eine Textanalyse
massiv erschwert und die Resultate ebenfalls beeinflussen können.
In der Auswertung der Ergebnisse hat sich ein Problem gezeigt, das in der
Schriftpsychologie allgemein vorliegen kann. Die Unterschiede, welche sich auf der
Merkmalsebene zeigen, müssen inhaltlich interpretiert werden und die Art, wie ein
Befund gewertet wird, hängt immer auch vom Schreiber, dessen Weltbild und
sprachlicher Kompetenz ab. Diese Tatsache beeinflusst die Resultate ebenfalls. Hinzu
kommt, dass die Persona an sich ein komplexes, schwer definierbares Konstrukt
darstellt.
Diskussion
53
Auch die klare Trennung der blossen Beschreibung des Schriftbildes auf
Merkmalsebene und inhaltlicher Interpretation stellt eine Herausforderung in der
Schriftpsychologie dar, wie auch bei den stichwortartigen Beschreibungen der
Unterschrift zu sehen war. Diese bezogen sich zum Teil ausschliesslich auf die
Beschreibung auf Merkmalsebene, manchmal aber wurde ausschliesslich interpretiert.
Dies kann auf die diesbezüglich unklare Anweisung zur stichwortartigen Beschreibung
zurückgeführt werden. Zur Vermeidung dieses Problems müsste die Arbeitsanweisung
klarer formuliert werden, so dass Beschreibung und Interpretation klar voneinander
getrennt sind.
Als besondere Schwierigkeit bei der Interpretation erwies sich die Beschreibung der
Persona in der Gesamtauswertung von 11 Schriften. Um eine einigermassen
zuverlässige Aussage machen zu können, mussten die Beschreibungen möglichst grob
gehalten werden, was wiederum an Inhalt einbüsste. Aus diesem Grund wurden im
Anschluss dieser Auswertung 3 Schriften gesondert betrachtet. Es stellt sich damit
grundsätzlich die Frage, ob die Arbeit nicht ausschliesslich inhaltsanalytisch an einigen
wenigen Probanden hätte erfolgen sollen. Der Vorteil daran wäre gewesen, dass
präzisere Aussagen hätten formuliert werden können. Nachteilig wäre gewesen, dass
aufgrund des grossen Aufwands eine noch kleinere Stichprobe untersucht worden
wäre, wodurch keine Aussage über generelle Unterschiede möglich gewesen wäre. So
gesehen können die Resultate dieser Arbeit als Pilotversuch angesehen werden, wo es
möglich ist, Tendenzen zu erkennen und anhand dieser neue Fragestellungen
aufzuwerfen.
9.5 AUSBLICK
In einer weiteren Arbeit wäre es interessant, zusätzlich zum Schriftvergleich einen
Fragebogen zur Selbst- und Fremdwahrnehmung und dem Idealbild zu erfassen und
mit den Ergebnissen aus der Schriftanalyse zu vergleichen. Damit könnte die
Aussagekraft der Schriftanalyse bezüglich der Persona überprüft werden.
Diskussion
54
Um eine Aussage darüber machen zu können, wie stark die Intentionen das Schriftbild
verändern, müssten vielfältigere Materialdaten einer Person gesammelt werden: dazu
könnte beispielsweise ein Bewerbungsschreiben, die Notizschrift und einen Text an eine
vertraute Person anhand in dieser Arbeit herausgearbeiteten Merkmale miteinander
verglichen werden.
Abstract
55
10 ABSTRACT
Ausgehend von der Theorie C.G. Jungs verfügt jeder Mensch über eine Persona, eine
Art Maske, die er sich im Verlauf der Entwicklung aneignet. Sie stellt einerseits eine
Anpassungsfunktion in Bezug auf die Umwelt dar und erfüllt andrerseits eine
Schutzfunktion, wodurch gewisse Persönlichkeitsanteile gefiltert werden. Dadurch
bildet sie ein Kompromiss zwischen dem, was der Mensch ist und dem, was er sein
möchte und nach aussen demonstriert.
In der vorliegenden Arbeit wurde mittels Schriftvergleich von Schön- und
Spontanschrift untersucht, ob sich die Persona jeweils unterschiedlich manifestiert.
Dazu wurden die für die Persona relevanten Schriftmerkmale auf unterschiedliche
Merkmalsausprägungen hin verglichen. Es hat sich gezeigt, dass sich Unterschiede in
der Hinsicht feststellen lassen, dass die Persona in der Schönschrift tendenziell einer
leitbildlichen Orientierung folgt und eine Anpassung an kollektive Wertmassstäbe
stattfindet. Die Persona in der Spontanschrift zeigt sich dynamischer, innere
Widersprüche kommen stärker zum Vorschein und eigene Bedürfnisse sind prioritär.
Schlussfolgernd kann gesagt werden, dass je nach Schreibumstand verschiedene
Facetten einer Person in den Vordergrund rücken.
Literaturverzeichnis
56
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Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
59
ABBILDUNGS - UND TABELLENVERZEICHNIS
Abbildung 1: Gesamtauswertung............................................................................................37 Abbildung 2: Auswertung der Schrift 2 .................................................................................40 Abbildung 3: Auswertung der Schrift 3 .................................................................................42 Abbildung 4: Auswertung der Schrift 8 .................................................................................44 Tabelle 1: Bewegung – Form ....................................................................................................25 Tabelle 2: Eigenart......................................................................................................................25 Tabelle 3: Einheitlichkeit / Ausgewogenheit ..........................................................................26 Tabelle 4: Spannungsgrad.........................................................................................................27 Tabelle 5: Verteilungsrhythmus...............................................................................................27
Anhang
60
ANHANG
Schriftproben
Anhang
61
Anhang
62
Anhang
63
Anhang
64
Anhang
65
Anhang
66
Anhang
67
Anhang
68
Anhang
69
Anhang
70
Anhang
71
Anhang
72
Anhang
73
Anhang
74
Anhang
75
Anhang
76
Anhang
77
Anhang
78
Anhang
79
Anhang
80
Anhang
81
Anhang
82
Anhang
83
Anhang
84
Anhang
85
Anhang
86
Anhang
87
Anhang
88
Anhang
89
Anhang
90
Anhang
91
Anhang
92
Anhang
93
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 1 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung IIII Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
III I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
III I Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT II II misslungener VT
Spannungsgrad IIII II 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Gegenüber dem Text sicherer, selbstbewusster aber auch etwas angestrengt selbstbewusst; grösser, ausgreifender, rel. Höhere Verbundenheit – mehr Ego – Betonung; leichte Betonung durch Grösse, sonst sehr ähnlich im Ausdruck wie Textschrift; Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung III I I Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
II II Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen III I Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT I III misslungener VT
Spannungsgrad I III I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Wie oben; leichte Ego – Betonung durch Grösse; wie oben, etwas weniger entschieden, besonders der Nachname wirkt unsicher;
Anhang
94
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 2 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung III I Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
I I II Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
III I Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT III I misslungener VT
Spannungsgrad IIII I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Ausdruck souverän, originell, distanziert sich von konventionellem im Text; konstruierte Mischung aus Form und Bewegung, mehr Persona; das sonst unter Kontrolle gehaltene Pallidum kommt hervor; darstellend – starke Persona; soll originell, gewandt und schwungvoll wirken – Wunsch, aufzufallen Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung III I Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
I II I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen I III Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT I III misslungener VT
Spannungsgrad I III 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Wie oben; wie oben; fast identisch wie oben – deutlich eingeübt und automatisiert
Anhang
95
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 3 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung III I Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
II II Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
IIII Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT II II misslungener VT
Spannungsgrad III I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Zeigt mehr Prägnanz als in der Schrift, cool, sachlich, dominant; Initialen, betont durch Grösse – mehr Ego – Betonung; MZ, die sowieso verkümmert ist, fehlt in Signatur; kurz, knapp – soll sachlich und entschieden wirken; wenig Ausdruck Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung II II Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
III I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen I I II Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT III I misslungener VT
Spannungsgrad III I I I I 3- 4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Wie oben, zusätzlich eine Spur Aggressivität; wie oben; passt zu Text – wirkt hingeworfen und lustlos
Anhang
96
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 4 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung I II I Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
I III Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
II II Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT III I misslungener VT
Spannungsgrad II III 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Selbstgefällig; selbstdarstellerisch; locker – souverän; Initialen betonter als im Text, etwas impulsiver, ähnlicher der Spontanschrift; darstellend, sucht Beachtung, auch Ambivalenz, weil appellativ, aber am linken Rand Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung I III Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
I III Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen III I Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT II II misslungener VT
Spannungsgrad III I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Unterschrift passt gut zu Spontanschrift; keine vorhanden; fehlt
Anhang
97
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 5 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung I III Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
III I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
III I Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT II II misslungener VT
Spannungsgrad IIII 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Gefällig, geziert, Fassade; identisch mit Unterschrift von Spontanschrift, flüssiger, expressiver, Bedürfnis nach Gestaltung ist deutlicher, etwas weniger Schablone; wirkt eingeübt; soll fest, individuell, gekonnt wirken Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung I I I I Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
I III Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen II I I Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT III I misslungener VT
Spannungsgrad III I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Wie oben; wie oben; identisch, aber automatisiert
Anhang
98
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 6 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung IIII Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
II II Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
I III Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT I III misslungener VT
Spannungsgrad II III 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Etwas gewandter und individueller als Text aber nicht stark davon abweichend; betonte Initialen, ausgreifender und flüssiger als Textschrift, weniger gehalten; gross, weit, Raumanspruch, etwas üppig Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung IIII I Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
II I I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen IIII Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT IIII misslungener VT
Spannungsgrad III I I I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Etwas entspannter als 1. Unterschrift; ähnlich wie Text, Initialen betont, impulsiv und gesteuert zugleich; verstrickt, unruhig, Versucht, Gewandtheit darzustellen
Anhang
99
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 7 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung II II Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
II II Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
II II Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT I III misslungener VT
Spannungsgrad I III I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Präzis, scharf, analytisch, reizbar, angriffig; verlängerte Initialen, rechtsschräg, impulsiver; forscher, entschiedener, dynamischer als die Schrift Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung IIII Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
II I I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen II II Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT II II misslungener VT
Spannungsgrad I III 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Wie oben; siehe Kommentar oben; wie oben aber unsicherer, wirkt brüchig
Anhang
100
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 8 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung III I Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
I III Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
I III Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT I II I misslungener VT
Spannungsgrad I I III 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Unterschrift passt zu Spontanschrift, wo das Verbissen– verspannte der Persona deutlicher zum Ausdruck kommt; Betonung der Initialen, weniger leserlich, verschnörkeltes Unterstreichen, stellt sich mehr ins Zentrum; verschnörkelt, gemacht, manieriert – wirkt kindlich Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung IIII Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
II I I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen II II Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT IIII misslungener VT
Spannungsgrad I I I I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Passt zum Text; siehe oben; wie oben aber unsicherer, brüchig, ambivalent (auffallen aber nicht dazu stehen)
Anhang
101
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 9 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung IIII Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
II I I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
II II Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT IIII misslungener VT
Spannungsgrad I III I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Expansiv, sprengt die … der disziplinierten Formschrift, zügelt sich allerdings wieder. Versteckte Aggressionen, Wunsch nach noch mehr Durchsetzungsvermögen? ; keine Angabe; darstellend, Dynamik und Fertigkeit, 2 Seelen in einer Brust Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung IIII Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
III I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen III I Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT III I misslungener VT
Spannungsgrad III I I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Wie oben; betonte (übertriebene) Initialen, ausgreifender, aggressiver; wie bei a, aber unsicherer – Anlauf nehmen (forciert), dann sich … und jäh stoppen
Anhang
102
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 10 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung IIII Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
I II I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
I II I Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT II I I misslungener VT
Spannungsgrad IIII I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Energischer, prägnanter, stärker ziel – und durchsetzungsorientiert. Forcierte Machereigenschaften, „geballte Ladung“; siehe unten; ausstudiert und eingeübt – wirkt total verkrampft – viel Intensität, wenig Frohmut, forsch und abwehrend Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung I III Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
I II I Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen III I Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT III I misslungener VT
Spannungsgrad III I I 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Impulsiver; impulsiver, zackiger, unleserlicher, anfangsbetont, das „pallidäre“ Element wird in der Unterschrift ausgelebt, während es sich im Text durch unverbundene, aber höchst hin- und her tanzende Einzelbuchstaben ausdrückt – mühsame Kontrolle; wie bei a, aber weniger Intensität
Anhang
103
Gesamte Merkmalseinstufung: Schönschrift und Spontanschrift
Schriftnummer: 11 Schönschrift (A): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung – Form -Verhältnis
Bewegungsbetonung II II Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
I III Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr starke Ausgewogenheit
I I II Sehr starke Unausgewogenheit
Verteilungsrhythmus gelungener VT II II misslungener VT
Spannungsgrad I III 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Etwas getrieben und gehetzt wie in der Spontanschrift; wenig klare Identität bzw. leitbildliche Ausrichtung; impulsiver, verbundener, unleserlich, keine klare Identität, Anfangsbetonung; sich positionieren und verteidigen; unfrei, verschlossen Spontanschrift (B): 1 2 3 4 5 6 7 Bewegung –Form -Verhältnis Bewegungsbetonung III I Formbetonung
Eigenart Sehr ausgeprägte Eigenart
IIII Sehr geringe Eigenart
Einheitlichkeit/ Ausgewogenheit
Sehr ausgewogen IIII Sehr unausgewogen
Verteilungsrhythmus gelungener VT II II misslungener VT
Spannungsgrad I I III 3-4 Stichworte zur Unterschrift (im Vgl. zum Text) in Bezug auf die Persona: Wie oben; impulsiver, verbunden, verworren, keine klare Identität; ähnlich wie bei a, aber demonstrativer, impulsiver
Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne Benützung anderer als der
angegebenen Hilfsmittel verfasst habe.
Unterschrift: