Post on 17-Sep-2018
transcript
Auswirkungen des PSG II auf Einrichtungen im
Ev. Johanneswerk e.V.
Auswertung von simulierten Begutachtungen und Strukturprognose bis 2020
Dr. Gero Techtmann
Wiss. Mitarbeiter, Alters-Institut gGmbH
Referent, Stabsabteilung Altenhilfe, Ev. Johanneswerk e.V.
NEVAP am 15. August 2017
Alters-Institut gGmbH
Das Alters-Institut gGmbH wurde Anfang 2014 als Tochtergesellschaft des Evangelischen Johanneswerk e.V. gegründet (Mitglied im Diakonischen Werk RWL).
Das Alters-Institut forscht und entwickelt rund um die Versorgung alter Menschen mit Hilfebedarf.
Die Erkenntnisse dienen dem Ziel der Weiterentwicklung der fachlichen Arbeit in den Einrichtungen des Johanneswerks und sollen den kranken, pflegebedürftigen und behinderten Menschen in den Einrichtungen zugutekommen.
Ziel der Forschungsarbeit ist es, praxisgerechte Konzepte zu entwickeln, die richtungsweisend für die zukünftige Versorgung von Hilfe- und Pflegebedürftigen sind.
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www.alters-institut.de
Behindertenhilfe
Pädagogik
Kliniken
Altenhilfe im Ev. Johanneswerk
Mitglied:
Ev. Johanneswerk e.V.
Rund 6.500 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in mehr als 70 Einrichtungen
35 stationäre Einrichtungen in der
Altenhilfe für ca. 3.500 Bewohner/-innen
Infos zum Träger
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1. Überblick
Überblick
In simulierten Begutachtungen wurden bis zum 01.01.2017 insgesamt 325 BewohnerInnen aus allen 35 stationären Pflegeeinrichtungen des Ev. Johanneswerk e.V. nach der Neuen Begutachtungsrichtlinie in Pflegegrade eingestuft.
Zuvor wurden die verantwortlichen Funktionsträger der Einrichtungen durch Mitarbeitende des Trägers im Rahmen einer ganztägigen Schulung auf die Einführung der Pflegegrade und der Neuen Begutachtungsrichtlinie vorbereitet.
Abb.: Formular zur Erhebung des Pflegegrades gem. NBRi, Beispiel Modul 2
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2. Ergebnisse der Begutachtungen
Auswertung Begutachtungen PSG II
Ergebnisse der simulierten Begutachtungen, sortiert nach Pflegestufen (gesamt)
Pflegestufen vor Begutachtung Pflegegrad nach Begutachtung n % n %
0 14 4,3% 0 6 1,8% 0 mit EA 12 3,7% 1 30 9,2%
1 55 16,9% 2 56 17,2% 1 mit EA 66 20,3% 3 101 31,1%
2 35 10,8% 4 93 28,6% 2 mit EA 97 29,8% 5 39 12,0%
3 3 0,9% 3 mit EA 43 13,2%
CMI 1,65 325 100,0% CMI-PG 3,12 325 100,0%
Einstufungsergebnisse gesamt n % Überstufung
66,5% 65 20,0%
Stufensprung gem. Überleitung 151 46,5% Stufensprung unterhalb Überleitung
33,5% 73 22,5%
Ohne Veränderung (Pflegestufe = Pflegegrad) 20 6,2% Abstufung (Pflegegrad < Pflegestufe) 16 4,9% 325 100,0%
Auswertung Begutachtungen PSG II
Ergebnisse der simulierten Begutachtungen, sortiert nach Pflegestufen (PS 2)
Pflegestufen vor Begutachtung Pflegegrad nach Begutachtung n % n %
0 0 0 0,0% 0 mit EA 1 1 2,9%
1 2 6 17,1% 1 mit EA 3 16 45,7%
2 35 10,8% 4 9 25,7% 2 mit EA 5 3 8,6%
3
3 mit EA 325 100,0% 325 100,0%
Einstufungsergebnisse gesamt n % Überstufung
80,0% 12 34,3%
Stufensprung gem. Überleitung 16 45,7% Stufensprung unterhalb Überleitung
20,0% 0 0,0%
Ohne Veränderung (Pflegestufe = Pflegegrad) 6 17,1% Abstufung (Pflegegrad < Pflegestufe) 1 2,9% 35 100,0%
Auswertung Begutachtungen PSG II
Ergebnisse der simulierten Begutachtungen, sortiert nach Pflegestufen (PS 3 + EA)
Pflegestufen vor Begutachtung Pflegegrad nach Begutachtung n % n %
0 0 0 0,0% 0 mit EA 1 0 0,0%
1 2 0 0,0% 1 mit EA 3 1 2,3%
2 4 20 46,5% 2 mit EA 5 22 51,2%
3
3 mit EA 43 13,2% 325 100,0% 325 100,0%
Einstufungsergebnisse gesamt n % Überstufung
51,2% 0 0,0%
Stufensprung gem. Überleitung 22 51,2% Stufensprung unterhalb Überleitung
48,8% 20 46,5%
Ohne Veränderung (Pflegestufe = Pflegegrad) 0 0,0% Abstufung (Pflegegrad < Pflegestufe) 1 2,3% 43 100,0%
Auswertung Begutachtungen PSG II
Gewichtete Punkte nach Begutachtung, sortiert nach bisheriger Pflegestufe (PS 3 mit EA)
Ergebnisse der simulierten Begutachtungen, sortiert nach Pflegestufen (PS 3 + EA)
Statistik PS
bisher PG
nach Modul
1 Modul
2 Modul
3 Modul
4 Modul
5 Modul
6 Mod. 1-6
Anz. der Beobachtungen 43 43 43 43 43 43 43 43 43
Minimum 3,5 3,0 0,0 3,8 0,0 30,0 0,0 11,3 60,0
Maximum 3,5 5,0 10,0 15,0 15,0 40,0 20,0 15,0 95,0
Häuf. des Minimums 43 1 2 1 9 8 1 4 1
Häuf. des Maximums 43 22 29 38 19 35 1 39 6
1. Quartil 4 4 8 15 4 40 10 15 81
Median 3,5 5,0 10,0 15,0 11,3 40,0 10,0 15,0 90,0
3. Quartil 3,5 5,0 10,0 15,0 15,0 40,0 10,0 15,0 90,0
Mittelwert 3,5 4,5 8,4 14,1 9,8 38,1 10,3 14,7 86,0
Prozentualer Anteil am Modul 84% 94% 65% 95% 52% 98%
Auswertung Begutachtungen PSG II
Ergebnisse der simulierten Begutachtungen, gesamt nach Einstufungsergebnissen
Summe der Einstufungsergebnisse nach PS Summe der Einstufungsergebnisse nach PS Überstufung Stufensprung unterhalb Überleitung Stufensprung gem. Überleitung Ohne Veränderung (Pflegestufe = Pflegegrad)
Abstufung (Pflegegrad < Pflegestufe)
n % n % 0 100,0% 14 0 0,0% 0
0 mit EA 58,3% 7 0 mit EA 41,7% 5 1 70,9% 39 1 29,1% 16
1 mit EA 68,2% 45 1 mit EA 31,8% 21 2 80,0% 28 2 20,0% 7
2 mit EA 61,9% 60 2 mit EA 38,1% 37 3 100,0% 3 3 0,0% 0
3 mit EA 51,2% 22 3 mit EA 48,8% 21 gesamt 66,5% 218 33,5% 107
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3. Prognose 2020
Der „Zwillingseffekt“
Definition:
Der sogenannte „Zwillingseffekt“ beschreibt das Nachbelegungsrisiko, das entsteht, wenn eine pflegebedürftige Person bei pauschaler Überleitung (nach gesetzl. Regelung) einem höheren Pflegegrad zugeordnet wird als bei einer tatsächlichen Begutachtung nach dem neuen Begutachtungsassessment.
Trotz identischem Pflegeaufwand reduziert sich durch den Zwillingseffekt im Rahmen von Nachbelegungen das finanzierte Personalbudget. (Quelle: Curacon)
2017 2020
Prognose 2020
Mit Hilfe einer Prognose wurde versucht, die Auswirkungen des „Zwillingseffekts“ auf die Bewohnerstrukturen des Ev. Johanneswerks bis zum Jahr 2020 zu untersuchen.
Dabei wird aus den bekannten Parametern ein statistisches Szenario für eine „typische“ Einrichtung des Ev. Johanneswerks mit 100 BewohnerInnen errechnet.
Wie alle Prognosen ist auch diese Einschätzung mit zahlreichen Unsicherheiten versehen, da verschiedene Einflussfaktoren (z.B. veränderte Inanspruchnahme stationärer Leistungen im PG 2) derzeit noch nicht bekannt sind!
Un
siche
rheit
Prognose 2020
Was wir kennen….
Zusammensetzung der vorhandenen Bewohnerstruktur
Verweildauer und Zusammensetzung der sterbenden Kohorte
Zusammensetzung der hinzuziehenden Kohorte
Was wir nicht kennen….
Auswirkungen der veränderten finanziellen Ausstattung der Pflegegrade, insbes. in den PG 1 und 2 (Trend zur „Ambulantisierung“!?)
Entwicklung des Verhältnisses zwischen „natürlich“ begutachteten und gesetzl. übergeleiteten Bewohner_innen (s. Grafik)
Vergleichbarkeit der eigenen Begutachtungen mit MDK-Begutachtungen (!)
Weitere Veränderungen auf politischer Ebene
Verbleibende Kohorte
sterbende Kohorte
einziehende Kohorte
90
%
10
%
70
%
30
%
50
%
50
%
Verhältnis gesetzl. Überleitung vs. „natürliche“ Begutachtung (2017 bis 2019)
Prognose 2020
Vergleich der Ergebnisse mit der EViS-Studie (Rothgang et al. 2015)
Erfassung von Versorgungsaufwänden in stationären Einrichtungen (EViS)
Frage: Welche Versorgungszeiten und Zeitaufwände für pflegerische Interventionen liegen für Bewohner /-innen vollstationärer Pflegeeinrichtungen differenziert nach den heutigen Pflegestufen und den Pflegegraden des NBA vor?
1.586 Bewohner/-innen aus 39 Einrichtungen und 7 Bundesländern wurden durch MDK-Prüfer begutachtet.
Ausgangsgruppen sind im Grundsatz vergleichbar
1,79
3,24
1,82
2,97
1
1,5
2
2,5
3
3,5
Case Mix Pflegestufen (vorBegutachtung)
Case Mix Pflegegrade (nachBegutachtung)
Vergleich der Ergebnisse mit der EViS-Studie (Rothgang et al. 2015)
JW Rothgang et al. 2015
Prognose 2020
Grafischer Vergleich der Ergebnisse mit der EViS-Studie (Rothgang et al. 2015)
1,79 1,69
1,59 1,49
3,35 3,28 3,19 3,10
3,35 3,22
3,05 2,85
0,5
1
1,5
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
2017 2018 2019 2020
Cas
e-M
ix
Statistische Absenkung des Case-Mix über Zeit
CMI Pflegestufen
CMI PG Johanneswerk
CMI PG Rothgang et al. (2015)
Szenario: 2017 Zuzug von 50% mit gesetzl. Stufensprung, 2018: 30%, 2019: 10%
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4. Und was bedeutet das für uns?
Und was bedeutet das für uns?
Es gibt ihn, den „Zwillingseffekt“, aber:
Die vorliegende Prognose macht deutlich, dass die Intensität des „Zwillingseffekts“ nicht statisch ist, sondern im wesentlichen Maße von den Einstufungsergebnissen bzw. der Auslegung der Begutachtungsrichtlinie abhängig ist.
Entsprächen die tatsächlichen Begutachtungsergebnisse des MDKs in etwa jenen des Ev. Johanneswerks, wären die Effekte des „Zwillingseffekts“ durch ein gutes Pflegegradmanagement kompensierbar!
Ein gutes Pflegegradmanagement wird immer wichtiger:
insbesondere die Einführung des einheitlichen Eigenanteils bietet die Möglichkeit, das aktive Pflegegradmanagement auszubauen.
Ein besonderes Augenmerk gilt daher den Bewohner/-innen im PG 4 (insb. Modul 5): wenige Punkte machen den Unterschied!
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!