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FHochschule Heilbronn
Hochschule Heilbronn
Campus am Europaplatz
Fakultät International Business
BACHELORARBEIT
Einreichung zum akademischen Grad
Bachelor of Arts
Erstprüfer:
Herr M.A. Daniel Deimling
Zweitprüfer:
Herr Prof. Dr. Manfred Lieb
Erstellt von:
Erwin Lange
Studiengang Tourismusmanagement
Matrikelnummer: 175462
Im Wintersemester 2013/2014
Heilbronn, 08.05.2014
Alternative Geldströme in Unternehmen
Eine Analyse am Beispiel von
„Premium“
I
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ......................................................................................... I
Abkürzungsverzeichnis .............................................................................. III
Abbildungsverzeichnis ............................................................................... IV
Tabellenverzeichnis ..................................................................................... V
1 Einleitung ............................................................................................... 1
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Thesis .................................... 1
1.2 Vorgehensweise und Aufbau ............................................................ 2
2 Theoretische Grundlagen ..................................................................... 3
2.1 Die Wirtschaft .................................................................................... 3
2.2 Die Wirtschaftseinheit „Unternehmen“ .............................................. 4
2.3 Das Geld ........................................................................................... 5
2.4 Geldströme und das Prinzip vom Geben, Nehmen und Ausgleich.... 6
2.5 Die Zinsen ......................................................................................... 7
2.6 Zusammenfassung der Theorie ........................................................ 8
3 Das Unternehmen Premium ................................................................. 9
3.1 Die Entstehung eines Unternehmens ................................................ 9
3.2 Umdenken beim Organisieren eines Unternehmens ....................... 10
4 Die Vereinbarkeit von Moral und Wirtschaft ..................................... 12
4.1 Haupthandlungsfeld „Soziales“ ....................................................... 12
4.1.1 Arbeitsmodule im Handlungsfeld „Soziales“ ............................. 13
4.1.2 Zusammenhang mit Geldströmen und Übertragbarkeit des
Handlungsfelds „Soziales“ ........................................................ 16
4.1.3 Résumé „Soziales“ ................................................................... 22
4.2 Haupthandlungsfeld „Ökologie“ ....................................................... 23
4.2.1 Arbeitsmodule im Handlungsfeld „Ökologie“ ............................. 23
II
4.2.2 Zusammenhang mit Geldströmen und Übertragbarkeit des
Handlungsfelds „Ökologie“ ....................................................... 25
4.2.3 Résumé „Ökologie“ ................................................................... 32
4.3 Haupthandlungsfeld „Ökonomie“ ..................................................... 33
4.3.1 Arbeitsmodule im Handlungsfeld „Ökonomie“ .......................... 33
4.3.2 Zusammenhang mit Geldströmen und Übertragbarkeit des
Handlungsfelds „Ökonomie“ ..................................................... 39
4.3.3 Résumé „Ökonomie“ ................................................................ 49
5 Schlussbetrachtung ............................................................................ 51
Literaturverzeichnis .................................................................................... VI
Anhang .......................................................................................................XIV
Eidesstattliche Erklärung ...................................................................... XXXI
III
Abkürzungsverzeichnis
AG → Aktiengesellschaft
BGB → Bürgerliches Gesetzbuch
BWL → Betriebswirtschaftslehre
CO2 → Kohlenstoffdioxid
CSR → Corporate Social Responsibility
HGB → Handelsgesetzbuch
Hrsg. → Herausgeber
l → Liter
Mio. → Million
PET → Polyethylenterephthalat
PR → Public Relations
sog. → sogenannte
Stk. → Stück
z. B. → zum Beispiel
IV
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Der Wirtschaftskreislauf ............................................................. 4
Abbildung 2: Struktur eines Unternehmens .................................................. 14
Abbildung 3: Wertschöpfungskreis ............................................................... 25
Abbildung 4: PET verglichen mit Glas .......................................................... 28
Abbildung 5: sieben Prinzipien von Bioland ................................................. 29
Abbildung 6: Anti-Mengenrabatt ................................................................... 35
Abbildung 7: Pfand gängiger Mehrweg-Produkte ......................................... 38
Abbildung 8: Preisfindung in der Marktwirtschaft ......................................... 41
V
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Kosten Etiketten .......................................................................... 26
Tabelle 2: Transportkosten ........................................................................... 31
Tabelle 3: Listenverkaufspreis ...................................................................... 42
1
1 Einleitung
Die Anfänge des 21. Jahrhunderts scheinen geprägt durch Krisen. Bereits das
erste Jahr wurde für viele Unternehmen ein Kampf ums Überleben. Nach dem
die Dotcom-Blase auf dem Spekulationsmarkt geplatzt war, kamen vor allem
Technologieunternehmen in Zahlungsschwierigkeiten. Den Technologiebe-
trieben wurde eine höhere Kapitalbedeutung zugesprochen als in Form von
Geld zur Verfügung stand. Die Geldströme kamen in ein Ungleichgewicht, da
es den Unternehmen an Liquidität mangelte (vgl. Streck, 2014). Ähnliches wie-
derholte sich im Jahr 2008, als die Immobilienkrise in den USA ausbrach. Die
Ausmaße der Ereignisse waren so groß, dass daraus eine Globale Banken-
krise entstand. Auch hier hatte man angenommen, dass mehr Geld auf dem
Markt zur Verfügung steht, als es eigentlich der Fall war (vgl. Kaufmann, et al.,
2013). Dabei sind beide Begebenheiten auf eine Ursache zurückzuführen. Al-
len ökonomischen Entscheidungen voran steht das Ziel der Gewinnmaximie-
rung. Der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens wird im Allgemeinen an
diesem gemessen (vgl. Kapitel 2.2).
1.1 Problemstellung und Zielsetzung der Thesis
Ausgehend von den Erfahrungen, kann davon ausgegangen werden, dass die
Menschheit bzw. die Wirtschaft aus ihren Fehlern lernt und einen anderen
Kurs beim Umgang mit Geld einschlägt. Vor allem Unternehmen können auf
eine enorme Menge an Literatur zurückgreifen, in der beschrieben wird, dass
mehr Verantwortung im Umgang mit Kapital und den Ressourcen erfolgen
muss. Denn erst durch Kapital und Ressourcen ist eine Gewinnmaximierung
möglich. Genannt seien „Soziale Verantwortung nach innen“ von Linda Mory
oder „Unternehmen und Nachhaltigkeit“ von Gunner Langer, stellvertretend für
andere Bücher und Autoren. Es werden zwar Lösungsansätze beschrieben,
aber in keinem der Bücher wird von einer expliziten Abweichung vom Ziel der
Maximierung des Gewinns gesprochen. Daher ist anzunehmen:
Ein Unternehmen kann nach Auffassung der allgemeinen Betriebswirt-
schaftslehre nicht in der Wirtschaft existieren, wenn es nicht nach dem
Prinzip der Gewinnmaximierung handelt.
2
Ausgehend von der ersten These kann es keine alternativen Formen von
Geldbewegung geben, da alle Unternehmen nach demselben Prinzip han-
deln. Es können keine alternativen Geldströme in einer Wirtschaft vorkom-
men.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, diese beiden Thesen zu belegen bzw. zu wieder-
legen. Außerdem soll bestimmt werden, was unter alternativen Geldströmen
zu verstehen ist. Dabei wird das Unternehmen Premium, aus Hamburg, einer
Analyse unterzogen. Dieses hat den Grundsatz keine Gewinne zu erzielen und
handelt somit nicht nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung. Dennoch ist es
seit über zehn Jahren wirtschaftlich erfolgreich tätig und kann sogar ein
Wachstum des Kapitals verzeichnen.
1.2 Vorgehensweise und Aufbau
Die Arbeit beginnt zunächst mit einem theoretischen Teil, in dem geklärt wer-
den soll, in welchem System die im Titel genannten Begriffe, Unternehmen
und Geldströme aufeinandertreffen. Dabei werden die Grundzüge und Funk-
tionen der beiden Grundbegriffe, mit Nachweisen aus der betriebswirtschaftli-
chen Literatur erläutert. Im darauffolgenden Abschnitt wird auf die Entste-
hungsgeschichte der Wirtschaftseinheit Premium eingegangen. Diese bildet
die Basis für die alternative Zielsetzung der Organisation, entgegen des allge-
meinen Bestrebens der BWL. Im anschließenden Hauptteil der Arbeit wird zu-
nächst die Struktur des Unternehmens erklärt. Nachfolgend soll mit Hilfe di-
verser Quellen geprüft werden, ob eine Anwendung der einzelnen Bereiche in
anderen Unternehmen denkbar ist. Möglicherweise können dadurch alterna-
tive Formen der Geldströme kenntlich gemacht werden. In umfangreicheren
Kapiteln helfen kurze Zusammenfassungen die erlangten Erkenntnisse und
Zusammenhänge einzuordnen. Im Schlussteil der Arbeit werden die Ergeb-
nisse der Analyse zusammengetragen und eine Beurteilung der aufgestellten
Thesen erfolgt.
3
2 Theoretische Grundlagen
Die theoretischen Grundlagen sollen zunächst ein Verständnis dafür schaffen,
an welcher Stelle Geldströme anzutreffen sind, und ihre Bedeutung in der heu-
tigen Zeit verdeutlichen. Dabei soll auch geklärt werden, in welchem Zusam-
menhang Geldströme und Unternehmen stehen. Anhand dieser theoretischen
Basis lässt sich im späteren Verlauf der Arbeit das Vorgehen von Premium in
Bezug zu Geldströmen leichter nachvollziehen.
2.1 Die Wirtschaft
Das System in dem sowohl Geldströme als auch Unternehmen zusammen-
treffen, wird als Wirtschaft bezeichnet. Es besteht bisher keine übereinstim-
mende Meinung darüber, was unter Wirtschaft zu verstehen ist. Die gängige
Literatur liefert keine eindeutige Definition. Dennoch in der heutigen modernen
Gesellschaft findet dieser Begriff oft Verwendung im Zusammenhang mit
Märkten. Ein Markt ist dadurch gekennzeichnet, dass er Anbieter und Nach-
frager nach einem bestimmten Gut zusammenführt (vgl. Bofinger, 2011 S. 15).
Dabei sind unterschiedliche Akteure auf einem Markt anzutreffen. Nicht nur
Anbieter und Nachfrager können dort vorgefunden werden, sondern auch an-
dere Organisationen, die nicht unbedingt direkten Einfluss auf die Vorgänge
eines Marktes ausüben. Alle bilden gemeinsam das System, das unter dem
Begriff Wirtschaft bekannt ist. Man kann nur mit Sicherheit sagen, dass alle
Beteiligten durch Geldströme in Verbindung stehen. Daraus lässt sich schlie-
ßen, dass unter Wirtschaft vorwiegend der Austausch von Vermögensgegen-
ständen in Form von Geld bezeichnet werden kann (vgl. Emunds, 2009 S. 2
f). Dabei befindet sich das Geld in einem Kreislauf, der als Wirtschaftskreislauf
benannt wird. Damit das Ausmaß des Kreislaufs vollständig erfasst werden
kann, müssen die unterschiedlichen Institutionen in diesem Kreislauf betrach-
tet werden. Diese sind unter anderen der Staat, die Haushalte und die Banken.
Der Umfang des Wirtschaftskreislaufs erweist sich als außerordentlich kom-
plex und wird daher meist nur in einem Modell dargestellt (vgl. Renker, 2012).
Die nachfolgende Grafik ist ein solches Modell, welches den Wirtschaftskreis-
lauf in vereinfachter Form erklärt. Das Angebot und die Nachfrage bestehen
4
dabei aus den roten Linien, die die Güter oder Dienstleistungen kennzeichnen.
Die blauen blauen Linien bilden hingegen Geldströme ab. Gut zu erkennen
sind die Richtungen der Pfeile, die einen Austausch verdeutlichen. Durch die
Institutionen Bank und Staat sind mehr blaue Linien vorhanden als rote.
Abbildung 1: Der Wirtschaftskreislauf
Quelle: (o. V., 2014. a S. 10)
Diesem Modell ist ergänzend hinzuzufügen, dass es nicht nur ein Unterneh-
men, einen Haushalt oder eine Bank auf der Welt gibt. Man könne allein für
Unternehmen ein eigens Wirtschaftsmodell erstellen1. Denn Unternehmen be-
ziehen ebenfalls Geld, Güter und Dienstleistungen von anderen Unternehmen
und Institutionen.
2.2 Die Wirtschaftseinheit „Unternehmen“
Zunächst muss geklärt werden was unter dem Begriff Betrieb verstanden wer-
den kann. Das liegt daran, dass die betriebswirtschaftliche Literatur zwischen
Unternehmen und Öffentlichen Betrieben unterscheidet. Im Grunde sind bei-
1 Anhang – Premium Wirtschaftsmodell
5
des Betriebe, die denselben Prinzipien folgen und sich nur durch ihre Zielset-
zungen unterscheiden. Alle Betriebe kombinieren die vorhandenen Produk-
tionsfaktoren. Gemeint sind damit menschliche Arbeitskräfte, Betriebsmittel
und Werkstoffe. Außerdem folgen Betriebe dem Prinzipien der Wirtschaftlich-
keit und des finanzwirtschaftlichen Gleichgewichts (vgl. Geyer, et al., 2005 S.
10 f.). Der Unterschied bei der Bezeichnung der Einrichtungen erfolgt durch
die Zielsetzung. Wird eine Gewinnmaximierung angestrebt, so wird diese be-
triebliche Organisation als Unternehmen bezeichnet. Sollte aber das Gewinn-
ziel durch ein Bedarfsdeckungsziel ersetzt werden, so wird diese betriebliche
Struktur als Öffentlicher Betrieb bezeichnet. Diese sind heutzutage eher unter
dem Namen der Non Profit-Organisationen bekannt (vgl. Pepels, 2014 S. 9).
Der bei beiden Einheiten verankerte Grundsatz vom Wirtschaften bedeutet
den planvollen Einsatz knapper Ressourcen (vgl. Pepels, 2014 S. 11). Dabei
können auch Produktionsfaktoren wie menschliche Arbeitskräfte unter die
Prinzipien vom Wirtschaften fallen. Denn diese werden ebenfalls auf einem
Markt, dem Arbeitsmarkt, erworben und sind nicht unbegrenzt vorhanden. Die
Arbeitskraft hilft dann den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu ge-
währleisten (vgl. Balderjahn, et al., 2011 S. 16 f).
2.3 Das Geld
Geld ist in der Gesellschaft so fest verwurzelt, dass es im Bewusstsein der
Allgemeinheit einen Status der Unersetzlichkeit erlangt hat. Die Literatur defi-
niert den Begriff des Geldes als ein allgemein anerkanntes Tausch- und Zah-
lungsmittel in einer Gesellschaft, welches unterschiedliche Formen annehmen
kann (vgl. Budzinski, et al., 2014). Ein Blick in die Menschheitsgeschichte
zeigt, dass von Muscheln über Kühe bis hin zum Gold, viele Dinge und Güter
als Geld bezeichnet werden können (vgl. Herrmann, 2013 S. 109). Denn die
frühere Gesellschaft hat diese Gegenstände als Tausch- und Zahlungsmittel
anerkannt. Dennoch haben sich wegen des einfachen Umgangs vor allem
zwei Formen des Geldes etabliert. Zum einen das Bargeld, welches in Gestalt
von Münzen und Banknoten bekannt ist und zum anderen das Buchgeld. Die-
ses stellt eine bargeldlose Zahlungsart dar, deren Wert durch eine Zahl in
einem Geldinstitut, früher in einem Buch und heute fast ausschließlich digital,
6
dokumentiert wird (vgl. o. V., 2012 S. 52 f). Ein anschauliches Beispiel bieten
Kinder, mit ihren Sparkonten. Sie kommen bereits in jungen Jahren in Berüh-
rung mit dem Buchgeld. Geld welches durch besondere Anlässe angespart
wurde, wird zur sicheren Aufbewahrung zur Bank gebracht. Die angesparte
Summe wird dann im Sparbuch eingetragen und erhöht somit die dokumen-
tierte Zahl. Eine Besonderheit des Buchgelds ist die, dass es einen negativen
Betrag aufweisen kann, anders als beim Bargeld. Sowohl beim Bargeld als
auch beim Buchgeld handelt es sich um eine Zahlenmenge aus der Mathema-
tik (vgl. Holland, 2014). Der Unterschied ist der, dass wenn die materielle
Menge des Bargelds im Geldbeutel ausgegeben ist, das Bargeld nicht unter
den Wert von Null fallen kann. Anders verhält es sich beim Buchgeld. Denn es
ist möglich, dass der Betrag eine negative Höhe annimmt. Das Buchgeld ist
keine materielle Menge, da es sich um eine eingetragene Zahl bei einer Insti-
tution auf einem Konto handelt. Dieser Negativbetrag drückt dann die Schuld
bzw. Verbindlichkeit gegenüber des Geldinstituts aus. Selbst dann besitzt das
Buchgeld die Eigenschaft verschiedene Güter miteinander vergleichbar zu
machen, um das Tauschgeschäft zu erleichtern (vgl. Herrmann, 2013 S. 111).
2.4 Geldströme und das Prinzip vom Geben, Nehmen und Ausgleich
Im vorangegangen Kapitel wurde der Begriff des Geldes definiert. Nun gilt es
zu erklären, was eigentlich unter Geldströmen zu verstehen ist. Der Wort-
stamm von „Ströme“ ist „der Strom“, nicht zu verwechseln mit dem elektrischen
Strom, wobei die Bedeutung auf dasselbe physikalische Verhalten zurückzu-
führen ist. Laut Duden handelt es sich um eine Mengenbewegung von einem
Punkt zum anderen (vgl. o. V., 2014. b). Im Fall von Geldströmen, bewegend
sich diese ebenfalls lediglich von einem Punkt zum anderen.
Betrachtet man Abbildung 1 genauer, ist zu erkennen, dass mindestens zwei
Pfeile vorhanden sind, die jeweils in die entgegengesetzte Richtung zeigen.
Diese Wechselwirkung wird im Allgemeinen als Tausch bezeichnet, der wie-
derum aus Geben, Nehmen und dem Ausgleich besteht (vgl. Dietz, 2013 S.
32). In der BWL haben sich zwei Begriffe herausgebildet, die verdeutlichen,
wer gibt und wer nimmt. Der Gebende besitzt eine Forderung zum Ausgleich
7
gegenüber dem Nehmenden. Dieser wiederum steht in dessen Schuld, welche
als Verbindlichkeit bezeichnet wird. Doch der Ausgleich erfolgt nicht immer
sofort. Es vergeht in den meisten Fällen eine gewisse Zeitspanne, bis die For-
derung und die Verbindlichkeit ausgeglichen werden. Diese Verzögerung wird
im Allgemeinen als Gewährung eines Kredites bezeichnet (vgl. Dietz, 2013 S.
53 ff). Dabei entsteht eine besondere Situation für beide Beteiligten, die eine
Besserstellung und eine Schlechterstellung mit sich bringt. Ein solches Un-
gleichgewicht muss daher entsprechend bewertet werden und wird durch den
Zins ausgedrückt.
2.5 Die Zinsen
Zinsen sind kein Erfindung des modernen 21. Jahrhunderts. Viel mehr sind sie
so alt wie das Tauschgeschäft selbst. Denn jede Verzögerung des Ausgleichs
ist in Verbindung zu setzen mit dem entgangenen Nutzen. Dieser muss im
Sinne der Wirtschaftlichkeit (vgl. Kapitel 2.2) entsprechend kompensiert wer-
den. Zinsen sollen dabei Abhilfe schaffen. Zwar beziehen sich diese heutzu-
tage vor allem auf Geld, doch sind sie nicht an dieses gebunden. Sie bringen
Kredit – allgemein gültig
„… wonach der Kreditgeber einem Kreditnehmer für einen bestimmten Zeit-
raum Kapital überlässt und für die Überlassung des Kapitals Zinsen ver-
langt. Der Kreditnehmer ist nach Ablauf der vereinbarten Zeit verflechtet,
das Kapital zurückzuzahlen.“ (Kühn, et al., 2002 S. 200)
Lieferantenkredit (Skonto) – hauptsächlich zwischen Unternehmen
„Der Lieferantenkredit entsteht dadurch, dass der Lieferer seinem Kunden
ein Zahlungsziel einräumt. Das bedeutet, dass der Kunde seine Schuld aus
der Warenlieferung erst einige Zeit (Beispiel: 30 oder 60 Tage) nach der
Lieferung begleichen muss. … Für die Gewährung des Lieferantenkredits
werden keine Sicherheiten verlangt, allerdings erfolgt die Lieferung i. d. R.
unter Eigentumsvorbehalt.“ (Kühn, et al., 2002 S. 202)
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lediglich zum Ausdruck welchen Vorteil bzw. Nachteil jemand hat, der im Be-
sitz bzw. nicht im Besitz des Gegenstands oder des Geldes ist (vgl. Eckardt,
2013 S. 134). Als Beispiel sei hier genannt, dass der Geber dem Nehmer einen
Sack mit Mehl überlässt. Er tut dies aber unter der Bedingung, dass er zu
einem späteren Zeitpunkt zwei Laib Brot bekommt, anstatt nur einen zu be-
kommen. Der Geber muss auf das Mehl verzichten und kann keinen weiteren
Nutzen mit diesem schaffen. Der Nehmer hingegen kann einen Nutzen aus
dem erhaltenen Mehl ziehen und soll diesen daher auch teilen. Eine wichtige
Komponente, die die Höhe des Zinses bestimmt, ist die Zeit. Je länger jemand
auf etwas warten muss, umso länger entgeht ihm die Möglichkeit damit einen
Nutzen für sich selbst zu schaffen. Ottmar Issing trifft die Bedeutung des Zin-
ses exakt mit seiner Aussage, dass dieser den „Preis für die spätere Bezah-
lung von Gütern“ bzw. den „Preis für die frühere Verfügbarkeit von Gütern“
bezeichnet (vgl. Eckardt, 2013 S. 135).
2.6 Zusammenfassung der Theorie
Die theoretischen Grundlagen zeigen, dass die Wirtschaft ein komplexes Sys-
tem ist, das nicht vollkommen erfasst werden kann. Es besteht lediglich die
Möglichkeit, ein Modell heranzuziehen, welches vereinfacht die einzelnen Ab-
läufe zwischen der Vielzahl an Institutionen aufzeigt. Des Weiteren geht aus
der Theorie hervor, dass Geld nur von einem Punkt zum anderen fließen kann.
Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Unterschiede gibt es lediglich in der
Höhe der Geldsumme und in der Zeitspanne, die vergeht bis es zum Geldfluss
kommt. Das bezieht sich vor allem auf die Erhebung des Ausgleichs, bei einem
entgangen Nutzen. Theoretisch muss ein Ersatz des entgangenen Nutzens
erfolgen, der als Zins bezeichnet wird. Sonst droht die Gefahr den Prinzipien
der Wirtschaftlichkeit nicht mehr zu folgen und so ein Ungleichgewicht zu er-
zeugen.
9
3 Das Unternehmen Premium
In diesem Kapitel soll die Entstehungsgeschichte der Wirtschaftseinheit Pre-
mium näher betrachtet werden und welchen Einfluss diese auf die Organisa-
tion des Unternehmens genommen hat.
3.1 Die Entstehung eines Unternehmens
Entgegen dem weit verbreiteten Glauben erfordert die Gründung eines Unter-
nehmens kein ausführliches BWL-Studium oder gar eine Erfindung, sondern
lediglich einen Impuls. Dieser wiederum setzt einen Prozess in Gang, der eine
Person dazu verleitet sein eigenes Bedürfnis zu stillen. Sollte daraus der Wille
entstehen, auch das Begehren von anderen Individuen zu befriedigen, kann
dies das Fundament eines Unternehmens bilden. Die Unternehmensge-
schichte von Premium erscheint ein gutes Beispiel, um diese Ansicht zu stüt-
zen.
Der Antrieb zur Gründung von Premium erfolgte im Oktober 1999, in einer Ba-
dewanne und bei einem Schluck Cola von der Marke afri-cola. Das Bedürfnis
nach einem Schluck vertrauten Geschmacks konnte für Uwe Lübbermann,
Gründer von Premium, nicht befriedigt werden. Der damalige Auszubildende
zum Werbekaufmann hatte den Eindruck, dass nach seiner Einschätzung sich
etwas an dem Produkt geändert hatte. Er war nicht der Einzige, der so dachte.
Es entstand eine Interessengruppe, die der Ursache auf den Grund gehen
wollte. Diese Gruppe fand heraus, dass sich das Rezept für die Cola verändert
hatte, ohne die Öffentlichkeit darüber zu informieren. Die Gemeinschaft setzte
sich beinahe zwei Jahre lang dafür ein, dass die ursprüngliche Rezeptur der
Cola wieder bei der Produktion Verwendung fand. Es wurde sogar ein Krisen-
manager vom Unternehmen eingesetzt, der die Interessen der Gruppe und
seines Auftraggebers betreuen sollte. Leider wurde keine Lösung für das Pro-
blem gefunden und das Bedürfnis nach der ursprünglichen Cola konnte nicht
gestillt werden.
Glücklicherweise konnte im November 2001 der Kontakt zu einem ehemaligen
Abfüller, der im Besitz des originalen Rezeptes der Cola war, hergestellt wer-
den. Dieser produzierte zunächst 1000 Flaschen für die Interessengruppe. Die
10
Finanzierung erfolgte aus den privaten Geldmitteln der Interessengruppe. Aus
diesen 1000 Flaschen entwickelte sich eine große Nachfrage, weshalb schnell
2000 zusätzliche Flaschen produziert werden mussten. Damit solch eine
Menge an Getränken produziert werden kann, bedarf es einer entsprechenden
Koordination und Organisation. Das Unternehmen Premium begann seine
erste Wirtschaftstätigkeit somit im Jahr 2002. Heute werden bereits ca. 1 Mio.
Flaschen abgefüllt. Die Produktpalette hat sich ebenfalls erweitert. Premium-
Cola kann in drei unterschiedlichen Flaschen erworben werden und als zu-
sätzliches Hauptgetränk ist das Premium-Bier hinzugekommen. Darüber hi-
naus steht Premium mit anderen Getränkeverkäufern und Herstellern in Ko-
operation und verkauft noch zusätzlich Premium-Kaffee (vgl. o. V., 2014.
premium a). Die Interessengruppe, die das Unternehmen gegründet hat, be-
zeichnet die Organisation des Unternehmens als ein „Betriebssystem“ (vgl. o.
V., 2014. premium b), was an der besonderen Art der Organisation von Pre-
mium liegt.
3.2 Umdenken beim Organisieren eines Unternehmens
Der lange Prozess bis zu ersten Flasche Premium-Cola zeigte den Gründern,
dass es nicht nur genügt ein Unternehmen ins Leben zu rufen. So entstand
der Wunsch solch eine Institution anders zu organisieren. Die Beteiligten wa-
ren sich einig, dass vor allem die Gewinnmaximierung zu den unbeliebten Än-
derungen im Produkt afri-cola beitrug. Aus Mangel an Erfahrung mit Unterneh-
mensstrukturierung entstand ein Stammtisch, bei dem alle Interessierten sich
trafen und die Grundsteine für die von der Gewinnmaximierung abweichende
Herangehensweise an ein Unternehmen legten (vgl. o. V., 2014. premium a).
Die von den Gründern formulierten Ideale lauteten: Geschichte, Kraft, Ge-
schmack, Aufrichtigkeit, Konsequenz und Leben2. Diese sind bereits überholt,
denn Premium befindet sich als Unternehmen in einem Prozess der ständigen
Weiterentwicklung. Bei jeglicher Entscheidung und bei jedem Schritt der
Unternehmensentwicklung soll von dem Grundsatz ausgegangen werden:
„Wie möchte ich als Kunde behandelt werden? So wollen wir auch unsere
2 Anhang - Ideale bei der Unternehmensgründung
11
Kunden und Partner behandeln.“ (vgl. o. V., 2014. premium c). Daraus haben
sich im Laufe der Zeit drei Haupthandlungsfelder (vgl. Kapitel 4) herausgebil-
det. In diesen sind Arbeitsmodule enthalten, die beschreiben auf welche Be-
sonderheiten in einer solchen Wirtschaftseinheit geachtet werden sollte. Auch
die Umsetzung zur Organisation des alternativen Unternehmens wird darin be-
schrieben. Denn Premium arbeitet mit besonderen Herangehensweisen, wie
z. B. dem maximalen Outsourcing seiner Strukturen und einer Konsensdemo-
kratie zur Entscheidungsfindung.
12
4 Die Vereinbarkeit von Moral und Wirtschaft
In diesem Teil der Ausarbeitung wird der Fokus auf die Analyse der Haupt-
handlungsfelder gelegt, die mit dem Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
gleichzusetzen sind, das aus den Säulen Ökologie, Soziales und Ökonomie
besteht (vgl. Kessler, 2013). Nach Auffassung von Premium sind diese bei der
Umsetzung einer alternativen Wirtschaftseinheit unumgänglich. Es wird zu-
nächst jedes Haupthandlungsfeld und seine Arbeitsmodule beschrieben. An-
schließend erfolgt eine sachliche Betrachtung im Bezug der Übertragbarkeit
der Module auf andere Unternehmen und ihre Auswirkungen auf die Geld-
ströme. Allen voran wird das Handlungsfeld „Soziales“ gestellt, da auf dessen
Grundlage die Unternehmensabläufe und Entscheidungen basieren.
4.1 Haupthandlungsfeld „Soziales“
„Premium wurde von einer Bande beleidigter Kunden gegründet, die vieles
anders und besser machen wollten. Diese Herkunft wollen wir nie vergessen,
bei allen Entwicklungen im Auge haben und unsere Kunden sowie Partner so
behandeln wie wir selbst als Kunden behandelt werden wollen. Darüber hinaus
kann die Geschichte uns zeigen, dass man auch mit ungewöhnlichen Ansät-
zen eine funktionierende Struktur aufbauen kann. Es dauert halt nur länger.“
(o. V., 2014. premium c).
In dieser Aussage von Premium lässt sich bereits die Unternehmensphiloso-
phie ableiten, die sich durch alle Bereich und Entwicklungen im Unternehmen
zieht.
„Wie möchten wir als … behandelt werden?“
Diese Frage dient als Leitmotiv für jegliches Handeln bei Premium. Nicht nur
im Haupthandlungsfeld „Soziales“ ist diese anzutreffen, sondern auch eine An-
wendung auf das Haupthandlungsfeld „Ökonomie“ und „Ökologie“ kann vor-
genommen werden (Kapitel 4.3 & 4.4). Dabei wird im Fall der Ökologie, der
leer stehende Beriech mit dem Wort „Natur“ oder „Umwelt“ besetzt. Das Wort
„sozial“ wird vom lateinischen Wort „societas“ abgeleitet, welches Gemein-
schaft bzw. Gesellschaft bedeutet (vgl. Schmidt, 2013 S. 17 f). Damit wird das
13
gesamte Unternehmen Premium vom Haupthandlungsfeld „Soziales“ abhän-
gig gemacht. Denn die Organisation einer Wirtschaftseinheit erfolgt durch eine
Gemeinschaft, die gemeinsamen den Prinzipien eines Betriebes folgen und
miteinander wirtschaften. Die Prinzipien, nach denen Premium handelt, wer-
den in den nachfolgenden Kapiteln beschrieben.
4.1.1 Arbeitsmodule im Handlungsfeld „Soziales“
Insgesamt gibt es zwölf Module im Handlungsfeld „Soziales“, die auf der Inter-
netpräsenz von Premium genannt werden. Einige dieser Module könnten zu-
sammengefasst werden, da der eigentlichen Grundgedanke im Zusammen-
hang derselbe ist. Die einzelnen Module sind „Mindeststandards“, „Kollektiv“,
„Konsensdemokratie“, „Transparenz“, „Datenschutz“, „Handschlag“, „Alkoho-
lismusvorsorge“, „PR-Verzicht“, „Zuständigkeit“, „Treue“ und „Keine Termine“.
Im Nachfolgenden werden die Module mit demselben Leitgedanken zusam-
mengefasst beschrieben.
Mindeststandards
Bei diesem Modul lässt sich zunächst kein Bezug zwischen Gemeinschaft und
Mindeststandard erkennen. Im Sinne von Premium bezieht es sich auf das
Individuum. Dabei ist die Rede von sozialen Mindeststandard, solche die z. B.
vor Ausbeutung schützen sollen. Premium geht von der Annahme aus, dass
jeder Mensch in der Gesellschaft eine wichtige Rolle übernimmt. Demnach gibt
es niemanden auf der Erde, der nichts Produktives für ein gutes Miteinander
beitragen kann. Niemand sollte sich am Leiden anderer bereichern können.
Das geht sogar so weit, dass Premium einem seiner Großhändler gekündigt
hat. Dieser wollte seinen Leergut-Sortierer mit einem Stundenlohn von € 1,70
für seine Arbeit entlohnen. Was nach Auffassung von Premium zu gering war
und somit nicht den eigenen Mindeststandards entsprach.
Eine klare Definition, was genau unter sozialen Mindeststandards zu verste-
hen ist, kann selbst Premium nicht eindeutig geben. Das Unternehmen asso-
ziiert dieses Modul mit der Vermeidung von Ausbeutung und dem allgemeinen
14
Arbeitsklima. Bei potenziellen und vorhandenen Geschäftspartnern geht Pre-
mium davon aus, dass soziale Mindeststandards eingehalten werden, wenn
sich die Mitarbeiter wohl fühlen (vgl. o. V., 2014. premium f).
Kollektiv – Konsensdemokratie – Transparenz – Zuständigkeit – Virtuelle
Firma
Im theoretischen Teil der Ausarbeitung wurde definiert, dass ein Unternehmen
eine organisierte Wirtschaftseinheit ist, die Güter und Dienstleistungen her-
stellt und diese mit dem Ziel der Gewinnmaximierung an Nachfrager weiter-
verkauft. (vgl. Kapitel 2.2). Damit dieses System bestand hat, müssen Ent-
scheidungen getroffen werden. In vielen Unternehmen herrscht dabei eine hie-
rarchische Organisation. An der Spitze steht dabei für gewöhnlich die Unter-
nehmensführung, die im Sinne der Gewinnmaximierung handelt und entschei-
det.
Abbildung 2: Struktur eines Unternehmens
Quelle: (Hungenberg, 2012 S. 46)
Premium setzt auf eine anders gerichtete Entscheidungsfindung des Füh-
rungssystems. Dabei steht das Modul „Kollektiv“ und „Konsensdemokratie“ im
Vordergrund. Alle organisatorischen Entscheidungen können gleichberechtigt
diskutiert und erst durch Zustimmung aller Einbezogenen verabschiedet wer-
15
den. Es ist hierbei nicht von Bedeutung, ob es sich dabei um Lieferanten, Pro-
duzent oder Endkunde handelt. Jeder kann sich bei der Entscheidungsfindung
beteiligen und wird daher als Kollektivist durch Premium bezeichnet. Dieses
Vorgehen setzt aber voraus, dass die Interessierten alle relevanten Informa-
tion bekommen. Dafür sorgt das Modul „Transparenz“. Nur so kann gewähr-
leistet werden, dass im Sinne der Unternehmensphilosophie und aller Betei-
ligten entschieden werden kann. Es werden zum Beispiel die Herkunft aller
Zutaten und Komponenten sowie Kontobewegungen dem Kollektiv offenge-
legt. Damit auch wirklich alle mitentscheiden können und Zugang zu den
Daten bekommen, ist Premium eine sogenannte „Virtuelle Firma“. Es existiert
kein Ort oder Gebäude, in dem sich die Mitwirkenden regelmäßig treffen. Die
Kommunikation erfolgt in der Regel über den elektronischen Postweg. Die Kol-
lektivisten können somit arbeiten, wo sie wollen. Dennoch gilt es zu erwähnen,
dass trotz der nicht vorhanden räumlichen Bindung und einer konsensdemo-
kratischen Entscheidungsstruktur sich personenbezogene Zuständigkeiten
gebildet haben. Personen, die über längere Zeit ihre Arbeit zur Zufriedenheit
des Kollektivs erledigt haben, genießen ein gewisses Vertrauen und besitzen
bestimmte Freiräume für Entscheidungen (vgl. o. V., 2014. premium f).
Handschlag – Treue – Keine Termine
Premium verzichtet auf jegliche schriftliche oder vertragliche Absicherung mit
seinen Partnerunternehmen. Ein Handschlag, eine Mail oder das reine Han-
deln reicht aus, um in ein Geschäftsverhältnis mit Premium zu treten. Ist sich
Premium mit einem interessierten Handelspartner einig, so bietet der Geträn-
kehersteller eine sehr vertrauensgeprägte Geschäftskultur. Nur in den seltens-
ten Fällen werden z. B. Lieferanten oder Mitarbeiter ausgetauscht bzw. entlas-
sen. Zudem setzt das Unternehmen auf das Modul „Keine Termine“, welches
überwiegend auf die Arbeit der Spediteure und Händler abzielt. Es kann nicht
dauernd gewährleistet werden, dass z. B. eine Lieferung immer pünktlich zu
einem festgesetzten Termin oder einer Uhrzeit ankommen kann. Viele Fakto-
ren spielen dabei eine Rolle, auf die beispielsweise der Spediteur keinen Ein-
fluss nehmen kann. Gemeint ist unter anderem die Verkehrslage auf der Auto-
16
bahn. Die Ware muss dennoch ausgeliefert werden. Sollte es dabei zu Verzö-
gerungen kommen, werden dieses problemlos akzeptiert (vgl. o. V., 2014.
premium f).
Alkoholismusvorsorge
Die Deutsche Presse-Agentur veröffentlichte am Anfang des Jahres 2014 die
neuen Statistiken zu Alkoholismus in Deutschland. Diese sind durchaus alar-
mierend. Es ist ein Anstieg von ca. 36 Prozent auf 1,8 Millionen Suchtkranker
Menschen seit dem Jahr 2006 zu verzeichnen (vgl. o. V., 2014. c). Premium
ist sich bewusst, dass es durch den Verkauf von Premium-Bier ebenfalls einen
Teil des Umsatzes durch Alkoholsüchtigen verdient. Aus diesem Grund wer-
den gut 10 Prozent der Einnahmen an die Alkoholismus-Vorsorge abgeführt
(vgl. o. V., 2014. premium f).
PR-Verzicht
Unter Public Relations kurz PR, ist eine Art Auftragskommunikation zu verste-
hen, die die Interessen und Meinungen des Auftraggebers über ausgewählte
Kommunikationsmittel ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen soll (vgl.
Reisewitz, 2014). Premium verzichtet bewusst darauf Redaktionsarbeit zu leis-
ten. Interessierten Journalisten werden so viele Informationen wie möglich zu
Verfügung gestellt, damit diese sich selber ein Bild von Premium und der
Unternehmensphilosophie machen können. Dadurch wird der Effekt erzielt,
möglichst neutrale PR-Arbeit abzuliefern, ohne Beeinflussung der Journalisten
durch Kollektivisten und ihrer Überzeugungen (vgl. o. V., 2014. premium f).
4.1.2 Zusammenhang mit Geldströmen und Übertragbarkeit des Hand-
lungsfelds „Soziales“
In diesem Kapitel wird der Versuch unternommen die betrachteten Arbeitsmo-
dule in Verbindung mit Geldströmen zu setzen. Es wird auch auf eine mögliche
Übertragbarkeit auf andere Unternehmen untersucht. Dabei kann es vorkom-
men, dass Module, die zuvor miteinander verknüpft dargestellt wurden, unab-
hängig Erwähnung finden oder im Sinne des Zusammenhangs erneut grup-
piert werden.
17
Mindeststandards – Datenschutz – Treue – Keine Termine
Bei den Modulen „Mindeststandards“, „Datenschutz“, „Keine Termine“ und
„Treue“, lässt sich nur bedingt ein Zusammenhang mit Geldströmen und der
Bemessung dieser mit einem Geldwert für das Unternehmen herstellen. Der
Wert des Geldflusses, welcher durch die einzelnen Module hervorgerufen
wird, kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Vielmehr handelt es sich um
eine subjektive Wahrnehmung ausgehend von der Unternehmensphilosophie
bei Premium. Die gesetzten Richtlinien für diese Module beinhalten Gefühle,
wie Zufriedenheit und Vertrauen, denen jeder Mensch eine unterschiedlich
große Bedeutung zuschreibt. Hierbei wird darauf geachtet, dass auch ein an-
gemessener Ausgleich erfolgt (vgl. Kapitel 4.3). Allerdings ist es nicht möglich
einen genauen Geldstromzugewinn oder –abfluss z. B. für das Modul „Keine
Termine“ festzulegen. Aus unternehmerischer Sicht kann dennoch gesagt
werden, dass zufriedene Mitarbeiter und Geschäftspartner einen positiven Ein-
fluss auf den unternehmerischen Erfolg ausüben. Glückliches Personal führt
zum Rückgang von krankheitsbedingten Fehltagen. Bei einem Unternehmen
mit 100 Beschäftigten kann ein Fehltag weniger einen Einfluss von bis zu
€ 20.000 auf den Umsatz haben (vgl. König, 2007). Hinzu kommt, dass Mit-
arbeiterzufriedenheit mit der Kundenzufriedenheit in Verbindung steht. Es wird
eine höhere Produktivität und Qualität der Produkte durch positiv eingestellte
Mitarbeiter erzielt. Dies hat wiederum Auswirkungen auf die Kunden, die von
der besseren Leistung profitieren und dem Unternehmen wohlwollend gegen-
überstehen (vgl. Schilling, 2013 S. 1). Alle diese Module haben in Verbindung
mit der Herangehensweise durch Premium an den Menschen, einen positiven
Einfluss auf Partner und Kunden. Niemand wird ausgeschlossen und es steht
zu nächst das Individuum im Vordergrund. Die Wirtschaftlichkeit des Unter-
nehmens spielt eine untergeordnete Rolle, denn glückliche Menschen sorgen
von sich aus für den Fortbestand einer Wirtschaftseinheit. Diese Module kön-
nen auf alle Formen einer Unternehmung übertragen werden, unabhängig von
ihrer Größe. Durch fairen Gehaltsausgleich, Einhaltung der Arbeitszeiten oder
durch Betriebsausflüge kann die Zufriedenheit der Mitarbeiter beeinflusst wer-
den. Dies wirkt sich wiederum auf das Unternehmen aus, da eine höhere Pro-
18
duktivität und höhere Umsatzzahlen erreicht werden. Dasselbe gilt für die Mo-
dule „Treue“ und „Keine Termine“. Sollte beispielsweise der Lieferant jedes
Mal gewechselt werden wenn ein Liefertermin nicht eingehalten werden
konnte, kann es dazu führen, dass es keinen neuen Geschäftspartner in der
näheren Umgebung mehr gibt, die mit einem Zusammenarbeiten.
Kollektiv – Konsensdemokratie – Zuständigkeiten – Transparenz
Bei den Modulen „Kollektiv“, „Konsensdemokratie“, „Transparenz“ und „Zu-
ständigkeiten“ ist zu sagen, dass nicht alle die Möglichkeit zur Mitbestimmung
nutzen. Das führt dazu, dass bestimmte Kompetenzen einzelnen Personen
anvertraut werden, die sich bewährt haben im Sinne des Kollektivs Entschei-
dungen zu treffen. Eine solche Entwicklung ist aber bereits bedingt mit einer
hierarchischen Unternehmensführung vergleichbar. Es entsteht ebenfalls eine
Unternehmensstruktur mit Kompetenzbereichen. Potenzielle Optimierungen
des Unternehmens werden von einer kleinen Gruppe ausgearbeitet und dann
dem Kollektiv vorgetragen. Der einzige Unterschied zu einem klassischen
Unternehmen besteht darin, dass nicht die Unternehmensführung die endgül-
tige Zielsetzung bestimmt. Ein einziger Einwand, auch die eines Kunden,
reicht bereits aus, die gewünschte Änderung nochmals zu überdenken. Sollten
die Personen mit besonderen Zuständigen nicht im Sinne von Premium han-
deln, ist es genau wie bei anderen Gruppierungen möglich diese von ihren
Rechten zu entbinden. Als Beispiel einer solchen besonderen Zuständigen der
Kollektivisten sei die Buchhaltung genannt. Nicht jedes Mitglied kann und
möchte sich mit diesem Thema befassen. Außerdem reicht es aus wenn ein
bis zwei Personen diesen Geschäftsbereich verwalten. Dennoch erfolgt eine
Bereitstellung der Finanzbuchhaltungsdaten jedem Kollektivisten zur Einsicht,
zu jedem Zeitpunkt. Womit gewährleistet ist, dass jeder Partner die Geld-
ströme im Unternehmen nachvollziehen kann. Das verhindert, dass sich einige
wenige persönlich bereichern können.
Die aufgeführten Punkte lassen sich bereits teilweise in einer anderen Unter-
nehmensform nachweisen. Parallelen zur Unternehmensführung durch ein
Kollektiv können bei der Geschäftsform der Aktiengesellschaft gezogen wer-
den. Wie jedes Unternehmen folgt eine AG ebenfalls den Grundsätzen der
Wertschöpfung (vgl. Kapitel 4.2) und den Prinzipien der Wirtschaftlichkeit (vgl.
19
Kapitel 2.2). Die Unternehmensstruktur ist ähnlich aufgebaut wie die Ausfüh-
rung in Abbildung 2. Darüber hinaus besteht eine AG aus Aktionären, die mit
dem Kollektiv vergleichbar sind. Das liegt daran, dass sich diese mit ihrem
Eigenkapital an dem Unternehmen beteiligen und somit ein Recht zur Mitent-
scheidung bei der Unternehmensführung erkaufen. Durch die Bereitstellung
ihres Kapitals wird eine entsprechende Ausgleichszahlung durch eine Beteili-
gung am Gewinn erwartet. Mindestens einmal im Jahr treffen sich die Aktio-
näre und die Unternehmensführung zur Hauptversammlung. Bei dieses muss
die Geschäftsleitung Rechenschaft über das Geschäftsjahr ablegen (vgl.
Berwanger, et al., 2014). Sollte das Ergebnis nicht im Sinne der Aktionäre aus-
fallen, können die Vorstandsmitglieder von ihrem Dienst entbunden werden.
Der Vorstand fungiert somit als eine Personengruppe mit erweiterten Zustän-
digkeiten, die im Sinne der Aktionäre das Unternehmen führen. Sollten die Ak-
tionäre bzw. Kollektivisten mit der Arbeit nicht zufrieden sein, so können die
entsprechenden Personen ersetzt werden. Der Unterschied besteht darin,
dass im Falle einer Entlassung, bei einer AG, die Hürde der vertraglichen Bin-
dung der Vorstandsmitglieder überwunden werden muss. Dies bringt oft hohe
Abfindungszahlungen mit sich (vgl. Angermair, et al., 2010).
Handschlag
Premium hat nach eigenen Angaben keinen schriftlichen Vertrag mit seinen
Partnerunternehmen abgeschlossen. Dies ist laut der deutschen Gesetzge-
bung auch nicht notwendig. Ein Vertrag kommt durch ein Angebot und dessen
Annehmen zustande. Es sind lediglich zwei übereinstimmende Willenserklä-
rungen notwendig um in ein bindendes Geschäftsverhältnis zu treten (vgl.
BGB §104 S. 22 ff). Alle damit in Verbindung stehenden Regelungen sind im
Bürgerlichen Gesetzbuch und insbesondere für Unternehmen im Handelsge-
setzbuch dokumentiert. Die Gesamten Rechte und Pflichten sind für Unterneh-
men bindend. Schriftliche Verträge dienen überwiegend als Beweismittel, falls
Vereinbarungen getroffen worden sind, die Abweichungen zu den regulären
Richtlinien im BGB oder HBG aufweisen. Durch den Verzicht auf schriftliche
Verträge erzielt Premium lediglich Einsparungen für die Erstellung solcher Ver-
einbarungen. Außerdem ist die ständige Prüfung auf Aktualität der Abkommen
20
durch entsprechende Rechtsberater nicht mehr notwendig. Bereits ein Hand-
schlag mit zwei übereinstimmenden Willenserklärungen zählt als Vertrag und
die damit verbundenen Rechte sowie Pflichten werden durch den deutschen
Staat geregelt. Sollte es aber zu einem Rechtsstreit kommen, so kann der feh-
lende Nachweis eines Vertrages in schriftlicher Form benachteiligend wirken.
Doch bereits eine ausgestellte Rechnung kann als Vertrag gewertet werden,
da dort die Bedingungen der Leistungserbringung dokumentiert werden. Diese
Handhabung wird möglich, durch die sog. Formfreiheit für Verträge (vgl.
Moritz, 2002). Dieses Moduls kann durch die ausführliche Gesetzgebung des
deutschen Staates ohne weiteres in anderen Wirtschaftseinheiten realisiert
werden. Sollten aber Regelungen getroffen werden, die nicht der Norm eines
Handelsgeschäfts entsprechen, ist es zu empfehlen diese zu dokumentieren.
Mögliche Abweichungen können beispielsweise sein: spezielle Vereinbarun-
gen zur Lieferzeit, Bezahlung durch Raten oder Bestimmung ausdrücklicher
Transportwege. Im Fall eines Rechtsstreits können dadurch mögliche Kosten
eingespart werden. Das wirkt sich wiederum positiv auf die Geldströme im
Unternehmen aus.
Alkoholismusvorsorge
Bei der Abführung von Kapital aus dem Unternehmen für die Alkoholismusvor-
sorge handelt es sich um eine rein ethische Entscheidung von Premium. Es
gibt kein Gesetz, das Unternehmen dazu auffordert einen Teil ihrer Einnahmen
an Hilfsorganisationen zu übermitteln, falls die Einkünfte durch mögliche
Suchtmittel erwirtschaftet werden. Zwar wiederspricht es dem Prinzip des wirt-
schaftlichen Erfolgs und somit der Gewinnmaximierung, doch sollte es den-
noch in Betracht gezogen werden dieses Modul auch in anderen Wirtschafts-
einheiten anzuwenden. Jeder Mensch hat eine gewisse Verantwortung für die
Auswirkungen seines Handelns. Das ist vor allem dann der Fall, wenn diese
negative Folgen mit sich ziehen. Auch andere Unternehmen sollten sich be-
wusst machen, dass ihre Produkte einen Effekt auslösen. Beim Verkauf von
Suchtmitteln profitiert das Unternehmen mehr von den Einnahmen als der
Käufer vom Konsum. Die Institution bleibt gesund, doch der Süchtige ist ir-
gendwann auf Hilfe angewiesen.
21
PR-Verzicht
Premium verzichtet bewusst auf die üblichen Marketinginstrumente und be-
wirkt dadurch erhebliche finanzielle Einsparungen. Der Verzicht auf PR ermög-
licht es, Kosteneinsparungen in Form von Lohnkosten zu erzielen. Das Perso-
nal muss keine aufwendigen Texte schreiben. Die dafür benötigte Arbeitszeit
wird von den interessierten Redaktionen selbst übernommen. Zudem entste-
hen keine Kosten für die Anzeigen in entsprechenden Werbeplattformen und
das Kapital verbleibt im Unternehmen. Genauere Details hierzu finden sich in
Kapitel 4.3.2 im Modul „Werbeverzicht“.
Virtuelle Firma
Premium hat keinen festen Standort. Die Mitarbeiter arbeiten in ganz Deutsch-
land verteilt. Das ist nur möglich, da das Unternehmen keine eigenen Produk-
tionsstätten besitzt und keine Lagerung oder Lieferung der Ware übernimmt.
Premium ist vielmehr das Gebilde, das die unterschiedlichen Leistungen koor-
diniert. Es werden dadurch erheblich Kosteneinsparungen erzielt. Es ist keine
Miete für Gebäude zu entrichten und auch die Aufwendungen für die Instand-
haltung der gesamten Infrastruktur fallen dadurch auf ein Minimum. Die Ein-
richtung der Arbeitsplätze mit Möbeln und Technik sind als Anfangsinvestition
gar nicht erst vorzunehmen. Außerdem fallen kaum laufende Kosten für Strom,
Wasser oder Heizung an. Hier profitiert Premium ganz klar vom maximalen
Outsourcing der unterschiedlichen Leistungen. Die besondere Struktur von
Premium macht eine Anwendung des Moduls auf andere Unternehmen nur
eingeschränkt möglich. Sobald Maschinen zur Produktion notwendig sind, ist
ein Gebäude vonnöten. Dort kommen auch die Arbeitskräfte zusammen, um
diese zu bedienen. Es ist noch nicht möglich die Herstellung einer Cola, in
größeren Mengen, von zu Hauses aus zu steuern. Daher kann das Unterneh-
men Premium als eine Art Controller bezeichnet werden, der die Aufgaben des
Controllings wahrnimmt (vgl. Kapitel 4.3.2). Dennoch lassen sich bestimmte
Bereiche eines Unternehmens in virtueller Form bearbeiten, so das Mitarbeiter
standortunabhängig arbeiten können. Sollte eine Buchhaltungssoftware zum
Einsatz kommen, kann auf dieses oft über das Internet zugegriffen werden. Es
ist daher nicht notwendig einen Arbeitsplatz für die Buchhaltung einzurichten.
22
Auch die Gestaltung der Internetpräsenz kann von überall vorgenommen wer-
den. Daher ist eine Übertragbarkeit des Moduls auf andere Unternehmen nicht
zu 100 Prozent gewährleistet.
4.1.3 Résumé „Soziales“
Bei der Analyse des Haupthandlungsfelds „Soziales“ ist zu erkennen, dass vor
allem die Philosophie des Unternehmens eine Rolle bei der Ausrichtung und
der Wirtschaftlichkeit der Firma spielt. Der Fokus liegt bei Premium auf den
zwischenmenschliche Beziehungen und den damit verbunden Handelsbezie-
hungen mit den Geschäftspartnern. Der Einsatz des Kapitals erfolgt zudem
Aufgrund der Entscheidungen des gesamten Kollektivs in einer konsensdemo-
kratischen Abstimmung. Eingeschlossen sind dabei auch Geschäftspartner
und Kunden, die alle in Verbindung mit dem Produkt stehen. Einsparungen die
durch den Verzicht von Verträgen oder PR-Arbeit erzielt werden, können nach
den Vorstellungen des Kollektivs anderweitig Verwendung finden. Gemeint ist
damit beispielsweise die Alkoholismusvorsorge zur Unterstützung der sucht-
kranken Konsumenten. Außerdem ist eine Übertragbarkeit des Haupthand-
lungsfeldes „Soziales“ auf andere Unternehmen durchaus möglich. Am Ver-
gleich mit der AG ist zu erkennen, dass Ansätze der klassischen Unterneh-
mensführung im betrachteten Kollektiv vorhanden sind. Lediglich die Zielset-
zung des Kollektivs unterscheidet sich von der AG und damit entsteht auch ein
anderer Umgang mit den Geschäftspartnern und Mitarbeitern. Bei klassischen
Unternehmen ist die Gewinnmaximierung das oberste Ziel. Für viele große
Konzerne sind Entlassungen von Beschäftigten hierfür ein probates Mittel. Sol-
che Unternehmen verzeichnen mitunter Gewinne in Milliardenhöhe und lassen
sich von der Gewinnmaximierung als Leitbild immer weiter antreiben.(vgl.
Sawall, 2013). Premium setzt hingegen auf Mitarbeiterbindung und Geschäfts-
kundenbindung um den wirtschaftlichen Erfolg langfristig zu sichern. Mögli-
cherweise ist dies nicht im Sinne der Gewinnmaximierung dafür ist es aber im
Sinne der Gemeinschaft, die einen Gewinn daraus ziehen kann, der sich nicht
in Form von Kapital darstellen lässt.
23
4.2 Haupthandlungsfeld „Ökologie“
Der Begriff der Ökologie wurde das erste Mal 1866 definiert. Es handelt sich
um die „Lehre von den Bedingungen des Kampfes ums Dasein, vom Haushalt
der Natur“ (vgl. Schaefer, 2012 S. 198). Diese Begriffsbestimmung scheint zu-
nächst etwas verwirrend, doch sie ergibt durchaus Sinn. Ohne Wasser, Pflan-
zen oder Tiere wäre der Mensch nicht imstande zu Überleben. Wir nutzen die
Ressourcen, die uns die Natur zum Fortbestand unsere Spezies zur Verfü-
gung stellt. Doch die Ressourcen unseres Planeten sind endlich, weshalb ein
verantwortungsvoller Umgang damit die einzig logische Konsequenz ist.
4.2.1 Arbeitsmodule im Handlungsfeld „Ökologie“
Insgesamt gibt es fünf Module im Handlungsfeld „Ökologie“, die auf der Inter-
netpräsenz von Premium genannt werden. Auch hier könnten einige der Mo-
dule zusammengefasst werden, da die eigentliche Aussage im Zusammen-
hang dieselbe ist. Die einzelnen Module sind „Verzicht“, „Optimierung“, „Bio /
Bioland“, „CO2-Ausgleich“ und „Transport“. Im Nachfolgenden werden die Mo-
dule mit ähnlichen Leitgedanken zusammengefasst beschrieben.
Verzicht - Optimierung
Der Verzicht bezieht sich bei Premium hauptsächlich auf die Reduzierung der
Etiketten. Es wird auf zwei der sonst üblichen drei Etiketten verzichtet. Die
Folge ist eine Einsparung der Ressourcen, die weit über die Reduktion der
Papiermenge reicht. Denn die damit verbundenen Umweltbelastungen der
Herstellung werden ebenfalls reduziert (vgl. o. V., 2014. premium d). Doch die-
ses Modul kann sich ebenfalls auf das Modul „Optimierung“ auswirken. Dieses
beschäftigt sich mit dem Ressourcenverbrauch und deren Einsatz. Im Vorder-
grund steht die Vereinbarkeit mit dem Haushalt der Natur. Die Umweltbeein-
trächtigungen, die mit den einzelnen Bestandteilen der Produkte einhergehen,
sollen bestmöglich reduziert werden. Bereits erwähnt wurde, dass auf zwei der
üblichen drei Etiketten verzichtet wird. Außerdem benutzt Premium Papier,
24
das eine FSC-Zertifizierung3 oder PEFC-Zertifizierung4 besitzt, was den nach-
haltigen Umgang mit dem Waldbestand sichert. Des Weiteren setzt Premium
auf Glasflaschen, da diese zu 100 Prozent recycelt werden können. Die De-
ckel sind ebenfalls Bestandteil des Produkts. Nach eigenen Angaben gibt es
keine Alternative zum Weißblech, aus dem die Kronkorken bestehen. Doch
die nötige Rostschutzbeschichtung wird verzinnt, was wiederum einen Einfluss
auf die Ökotoxizität des Seewassers hat. Selbst bei den Kisten wird darauf
geachtet, dass sie sich bestmöglich wiederverwerten lassen. Es kann mehr
Recycling-Material verarbeitet werden, je dunkler die Kisten sind. Deshalb ver-
wendet Premium schwarze Getränkekisten (vgl. o. V., 2014. premium e).
Bio / Bioland
Es wird ebenfalls darauf geachtet, dass die Zutaten, die bei der Produktion
Verwendung finden, ebenfalls unter ökologischen Gesichtspunkten erwirt-
schaftet wurden. Eine Schwierigkeit ist hierbei, dass das originale Rezept der
Cola zu einer Zeit entstanden ist, in der dieses Denken noch nicht weitläufig
verbreitet war. Dennoch erfolgte ein Umstieg auf Bio-Zucker bei der Cola. Eine
selbst erstellte Ökobilanz durch Premium zeigte die Vorzüge einer solchen
Umstellung auf. Das im Jahr 2008 eingeführte Premium-Bier entspricht von
Anfang an Bioland-Qualität5 (vgl. o. V., 2014. premium d).
CO2-Ausgleich - Transport
Den höchsten Emissionsausstoß bei Premium nehmen die Transporte der
Ware zu den jeweiligen Zielorten ein. Dabei geht das Unternehmen von zwei
Seiten an diese Thematik heran. Einerseits wird versucht die Transportwege
mit einer bestmöglichen Auslastung der LKWs so kurz wie möglich zu halten.
Andererseits werden fast fünf Prozent aller Einnahmen zum Ausgleich der
CO2-Belastung in eine Streuobstwiese investiert. Mit 60 Bäumen soll der Luft
etwa die Menge CO2 entnommen werden, die durch den Transport verursacht
werden (vgl. o. V., 2014. premium d).
3 Anhang – FSC 4 Anhang – PEFC 5 Anhang – Bioland-Richtlinien für die Verarbeitung – Bier –
25
Wertschöpfung im Unternehmen: Organisation der Wertschöpfung durch:
4.2.2 Zusammenhang mit Geldströmen und Übertragbarkeit des Hand-
lungsfelds „Ökologie“
Das Handlungsfeld „Ökologie“ bezieht sich hauptsächlich auf die vier Grund-
bausteine des Wertschöpfungskreislaufs. Diese sind Besorgung, Produktion,
Distribution und die Entsorgung (vgl. Günther, 2008 S. 173). Es wird vor allem
darauf geachtet, dass eingesetzten Ressourcen wiederverwendet werden
können und der Natur möglichst wenig Schaden zufügen. Hinzu kommt, dass
nur das Nötigste eine Verwendung findet, wie am Beispiel der Etiketten erklärt
wurde.
Abbildung 3: Wertschöpfungskreis
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an (vgl. Günther, 2008 S. 173)
Ein weiterer Punkt, der ebenfalls indirekt zum Wertschöpfungskreislauf gezählt
werden kann, ist der Bereich Forschung & Entwicklung. Dieser bestimmt, wel-
che Rohstoffe eingekauft werden müssen, falls es zur Weiterentwicklung beim
Produkt kommt. Diese entfällt bei Premium allerdings fast vollständig, da es
sich bei den Erzeugnissen um Getränke handelt. Veränderungen bei der Re-
zeptur können zu Umsatzeinbrüchen und Unzufriedenheit der Konsumenten
führen (vgl. Kapitel 3.1). Weitere Hilfsstellungen zur Organisation des Kreis-
laufs werden in den folgenden Kapiteln näher betrachtet.
Verzicht
Der Verzicht auf zwei der üblichen drei Etiketten auf den Flaschen ist nicht nur
schonender für die Natur, sondern spielt auch für den Finanzhaushalt des
Unternehmens eine entscheidende Rolle. Der Verzicht auf zusätzliches Papier
Forschung & Entwicklung
Logistik
Personal
Marketing
Controlling
Beschaffung
ProduktionAbsatz
Entsorgung
26
auf der Flasche bedeutet auch weniger Kosten, die auf das Unternehmen zu-
kommen. Ein einfaches Rechenbeispiel soll das an dieser Stelle verdeutlichen.
Im Geschäftsjahr 2013 wurden für die Premium-Cola insgesamt 625.000 Eti-
ketten mit FSC-Zertifizierung für die 0,33 l und 0,5 l Flaschen bestellt (vgl. Pre-
mium Buchhaltungssoftware (2014), collmax). Nach Angaben von Uwe Lüb-
bermann werden diese immer vor der Produktion eingekauft und somit sind es
in etwa fünf Bestellungen pro Jahr. In der Summe belief sich der Einkauf auf
ca. € 2.500 (vgl. Premium Buchhaltungssoftware (2014), collmax). Mit diesem
Gesamtbetrag muss Premium in die Vorkasse gehen und erhält den Ausgleich
des Betrags erst nach dem Verkauf der Ware. Mehr Etiketten resultieren in
einer höheren Ausgabe der liquiden Mittel. Zudem müssen die Kosten auf die
Produkte umgelegt werden. 2013 wurden insgesamt 686.500 Flaschen 0,33 l
und 0,5 l Premium-Cola verkauft. Es wurden also 61.500 Flaschen mehr ver-
kauft als Etiketten eingekauft, was wiederum mithilfe eines Altbestands an Eti-
ketten ausgeglichen wurde. Anhand dieser Zahlen kann man die Kosten pro
Flasche auf € 0,004 errechnen6. Die nachfolgende vereinfachte Tabelle zeigt,
dass bei zwei Etiketten pro Flasche, bei einer Kiste mit jeweils 24 Flaschen,
ein Unterschied von 10 Cent festzustellen ist. Derjenige, der das Getränk
kennt, kauft dieses meist wegen seiner Rezeptur und nicht wegen der grafi-
schen Aufarbeitung der Flasche. Somit kann die Kiste günstiger verkauft wer-
den und Premium muss einen geringeren Geldbetrag für die Vorleistung, in
Form von teuren Etiketten, aufbringen. Es entsteht eine Win-win-Situation. Zu-
dem kommt noch der Vorteil hinzu, dass weniger Arbeitszeit in die Gestaltung
der Etiketten fließen muss. Die Mitarbeiterkapazitäten können so besser ein-
gesetzt werden und schaffen so wieder Kostenvorteile für das Unternehmen.
Absatzmengen 0,33 l
Etiketten Kosten Einkauf Gesamt
Kosten Kiste
Kosten Flasche à 24 Stk.
625.000 Stk. 625.000 Stk. € 2.500 € 0,096 € 0,004
625.000 Stk. 1250.000 Stk. € 5.000 € 0,192 € 0,008
Tabelle 1: Kosten Etiketten
Quelle: Eigene Erstellung
6 Der Einfachheit halber wurde hier mit 625.000 verkaufter Flaschen gerechnet.
27
Im Fall von Premium lassen sich bei den Etiketten pro Flasche erhebliche Ein-
sparungen vornehmen. Andere Unternehmen können sich ein Beispiel am Mo-
dul „Verzicht“ nehmen, in dem sie ebenfalls auf gewisse Teile bei der Produkt-
gestaltung verzichten. Das Unternehmen Burger King z. B. umwickelt seinen
Hamburger namens Whopper zunächst in Papier und verpackt diesen dann
zusätzlich in einer bunten Box. Hier kann ohne weiteren Aufwand auf ein der
beiden Verpackungen verzichtet werden. Bei anderen Unternehmen muss le-
diglich untersucht werden, welche Bestandteile eines Produktes wirklich not-
wendig sind und welche nicht. Damit kann das Modul in jeder Wirtschaftsein-
heit umgesetzt werden.
Optimierung
Ebenfalls liegt der Schwerpunkt des Moduls „Optimierung“ unter nachhaltigen
Gesichtspunkten. Dabei müssen die eingeleiteten Produktionsschritte und ver-
wendeten Ressourcen nicht immer gleich teurer sein, als bei herkömmlichen
Herangehensweisen. Abgesehen von den Anschaffungskosten müssen noch
weitere Aspekte, im gesamten Wertschöpfungskreislauf, berücksichtigt wer-
den um die Wirtschaftlichkeit eines Produktes bestimmen zu können und so
seinen realen Preis festzulegen. Wichtig hierfür sind neben dem Anschaf-
fungspreis die Betriebs- und Entsorgungskosten (vgl. Bruckner, et al., 2014 S.
2 ff). Zieht man diese drei Faktoren bei der Betrachtung der Kosten heran,
dann offenbart sich ein völlig anderer Preis als beim Einkauf. Ein sehr gutes
Beispiel hierfür liefert Premium am Festhalten an der Glasflasche für die Ab-
füllung seiner Getränke. Obwohl die eigens erstellten Ökobilanz ergab, dass
der CO2-Ausstoß durch das Gewicht der PET-Flasche reduziert werden kann,
hält man an den der traditionell Glasflasche fest (vgl. o. V., 2014. premium e).
Die Vorteile zeigen sich vor allem bei der Betrachtung des Lebenszyklus der
beiden Behälter. In erster Linie besteht Glas aus natürlichen Ressourcen, wie
Sand, Kalk und Soda. Das hergestellte Glas kann gesammelt und anschlie-
ßend eingeschmolzen werden. Dabei schmilzt das Gals bereits bei geringeren
Temperaturen als bei der Produktion. Somit ist Glas nicht nur zu 100 Prozent
recycelbar, sondern spart auch Energie bei der Wiederverwertung. Daher
kann man davon ausgehen, dass fast jede Flasche heute aus bis zu 75 Pro-
zent Altglas besteht. Hinzukommt, dass Glasflaschen problemlos bis zu 50 Mal
28
wiederbefüllt werden können (vgl. Leonhardt, et al., 2014). Im Vergleich dazu
gelingt es PET-Mehrwegflaschen im Schnitt bis zu 15 Mal wiederzuverwen-
den. Doch neue PET-Flaschen bestehen nicht aus 100 Prozent Altmaterial. Es
muss bis zu 70 Prozent fabrikneues PET hinzugefügt werden (vgl. Boeing,
2010). Aus einer Ökobilanz des Umweltbundesamtes aus dem Jahre 2002 mit
dem Titel „Ökobilanz für Getränkeverpackungen II / Phase 2“ geht hervor, dass
auch hier der Glasmehrwegflasche der Vorzug gegenüber den PET-Flaschen
gegeben wird. Der Hauptgrund liegt überwiegend an der geringen Wiederver-
wertung der alten PET-Flaschen (vgl. Schonert, et al., 2002 S. 4 f).
Abbildung 4: PET verglichen mit Glas
Quelle: http://www.mehrwegglas.info/vorteile/ (Stand: 05.04.2014)
Ausgehend von diesem Beispiel werden nicht nur die Anschaffungs-, Betriebs-
und Entsorgungskosten für das eigene Unternehmen in Betracht gezogen.
Premium denkt darüber hinaus an die Kosten, die nicht unbedingt mit einem
Geldwert bemessen werden können. Die Motivation hierfür rührt beispiels-
weise daher, dass PET überwiegend durch ein chemisches Verfahren herge-
stellt wird und somit von Umweltschützern schlicht als „Umweltsauerei“ be-
zeichnet werden (vgl. Boeing, 2010). Welche Auswirkungen die Chemikalien
auf die Umwelt ausüben und welchen Geldwert diesem beizumessen ist,
konnte im Rahmen der Ausarbeitung nicht festgestellt werden. Premium be-
trachtet durch das Modul „Optimierung“ die Gesamtkosten seiner Produkte
und gibt sich nicht nur mit den Anschaffungskosten zufrieden. Was am Beispiel
der Glasflasche verdeutlicht wurde. Im Rahmen der geringen Produktpalette
und den Bestandteilen, aus denen das Getränk besteht, ist eine Übertragung
des Moduls auf andere Unternehmen ohne erheblichen Aufwand möglich. So-
bald aber eine größere Anzahl an Artikeln einer Analyse unterzogen werden
29
muss, sind die anfallenden Aufwendungen erheblich höher. Dennoch ist es
angebracht eine solche Analyse durchzuführen. Erst nach dieser können die
Bestandteile des Produkts sinnvoll nach ökologischen Gesichtspunkten erwor-
ben werden. Unternehmen sichern dadurch ihre eigene Grundlage, die es ih-
nen ermöglicht als Wirtschaftseinheit zu bestehen.
Bio / Bioland
Premium setzt bei seiner Produktion auf Bioland-Qualität. Dabei wird nicht nur
auf die sieben Prinzipien von Bioland (vgl. Abbildung 5) geachtet sondern auch
auf die Besonderheit beim Brauen von Bier7. Hierfür gilt, dass nicht nur bei den
Grundbestandteilen auf chemische Pflanzenschutzmittel und mineralische
Stickstoffdünger verzichtet wird. Auch beim Brauen werden keine Schönungs-
mittel für die richtige Farbe des Biers oder künstliche Beschleunigungsmittelt
für die Reifezeit verwendet. Das sind nur einige der Punkte, die eine Bioland-
Qualität auszeichnet (vgl. Jöhler-Ruhland, et al., 2014 a S. 1 ff).
Abbildung 5: sieben Prinzipien von Bioland
Quelle: http://www.edeka-nachhaltigkeit.de/html/bioland_kooperation.html (Stand:
07.04.2014)
Viele der Aspekte von Bioland finden sich auch in der Philosophie von Pre-
mium wieder. Die überwiegenden Überschneidungen lassen sich im Modul
7 Anhang – Bioland-Richtlinien für die Verarbeitung – Bier –
30
„Optimierung“ wiederfinden. Wie bereits erwähnt muss nachhaltige Beschaf-
fung nicht immer teuer sein, wenn man alle Kostenpunkte betrachtet. Doch im
Bereich der Landwirtschaft sind oft die Anschaffungspreise von Biolandpro-
dukten höher als bei der konventionellen Landwirtschaft. Aber auch hier ist zu
sagen, dass ein Blick über den reinen Einkaufspreis den vermeintlich geringe-
ren Preis wieder relativiert. Was bei vielen konventionell erzeugten Produkten
nicht im Preis mit enthalten ist, sind die Kosten für die Beseitigung von Um-
weltschäden und die Subventionen zur Verwaltung der Überschüsse (vgl.
Jöhler-Ruhland, et al., 2014 b). Auch im Fall vom Modul „Bio / Bioland“ ist zu
sagen, dass für ökologisch wirtschaftende Nahrungsmittelhersteller nicht der
reine Geldwert zählt. Unternehmen müssen ebenfalls bedenken, was passiert
wenn die Rohstoffe schneller verbraucht werden, als sie nachwachsen. Dieses
Modul steht im engen Zusammenhang mit dem Modul „Optimierung“. Die sie-
ben Prinzipien von Bioland beschreiben ebenfalls die Sicherung der eigenen
Existenzgrundlage eines Unternehmens. Das Modul „Bio / Bioland“ kann als
eine Möglichkeit gesehen werden, um das Modul „Optimierung“ in anderen
Wirtschaftseinheiten umzusetzen.
CO2-Ausgleich - Transport
Es wurde bereits erwähnt, dass Premium von seinen Einnahmen einen gewis-
sen Betrag zum Ausgleich der erzeugten Emission abführt. Ausgehend von
den vorliegenden Daten beträgt die Summe € 0,01 pro Flasche (vgl. Excel-
Tabelle „premium_2013“). Diesen Aufschlag pro Flasche muss der Kunde tra-
gen. Doch er kann mit Gewissheit davon ausgehen, dass der höhere Preis und
die damit verbundenen Einnahmen in den Ausgleich der CO2-Belastung flie-
ßen. Das Geld bleibt nicht im Unternehmen oder bei einigen wenigen Einzel-
personen haften. Die Einkünfte verlassen somit etwas zeitversetzt die Organi-
sation und gehen an eine Streuobstwiese. Diese bietet Lebensraum für viele
Tiere und erzeugt Obst, des später verzehrt werden kann. Daraus ergibt sich
ein zusätzlicher Nutzen, der durch das Einbehalten des Geldes weit über das
Unternehmen Premium hinweg reicht. Der Umweltcent, wie er durch das Kol-
lektiv selbst bezeichnet wird, bezieht sich nur auf den Transport. Denn dort
fallen die höchsten CO2-Emissionen an. Zwar wird bereits vom Staat eine
31
Ökosteuer auf den Kraftstoff erhoben, doch es ist nicht zu 100 Prozent ge-
währleistet, dass diese auch für ökologische Zwecke eingesetzt wird. Es ist
bekannt, dass diese Steuer auch Verwendung findet, um die Rentenversiche-
rungsbeiträge stabil zu halten und deren Senkung zu erreichen (vgl. Adolf,
2003 S. 5). Darüber hinaus verfolgt Premium, wie alle anderen Unternehmen,
das Ziel möglichst ausgelastete LKWs fahren zu lassen. In erster Linie steht
der wirtschaftliche Nutzen im Vordergrund, da die Kosten für den Transport
auf mehr Ware verteilt werden. Ein einfaches Rechenbeispiel soll das veran-
schaulichen.
Absatzmengen Kisten 0,33l
Kosten für Transport
Kosten Kiste
Kosten Flasche à 24 Stk.
1.000 Stk. € 200 € 0,20 € 0,008
5.000 Stk. € 200 € 0,04 € 0,002
Tabelle 2: Transportkosten
Quelle: Eigene Erstellung
Gut zu erkennen ist, dass bei höherer Auslastung pro Kiste weniger Kosten
anfallen. Diese Rechnung findet nicht nur Anwendung beim Verkauf der Ware,
sondern auch beim Einkauf von benötigten Ressourcen. Ein weiterer Punkt,
der ebenfalls von Premium berücksichtigt wird ist, dass bei größerer Trans-
portmenge weniger Emissionen entstehen. Zudem wird Wert darauf gelegt,
dass vorhandene Distributionsstrukturen erhalten und gepflegt werden. Zwar
kann dies auch eine wirtschaftliche Schlechterstellung des Unternehmens be-
deuten, aber dieses Risiko wird durchaus in Kauf genommen (siehe Kapitel
4.1). Es kann vorkommen, dass vergleichbare Ressourcen zu einem günsti-
geren Preis bei einem anderen Anbieter eingekauft werden können. Doch das
hätte zur Folge, dass die Transportwege nicht mehr optimal in Bezug zum
Emissionsausstoß genutzt werden. Eine Übertragbarkeit dieses Moduls auf
andere Unternehmen hätte zur folge, dass diese auf denkbar höhere Gewinne
zugunsten des optimalen CO2-Ausstosses verzichten müssten. Wobei gleich-
zeitig weniger Kosten für Kraftstoff entstünden, was einen Ausgleich zu den
entgangenen Einnahmen darstellen könnte. Auch dieses Modul kann als ein
Vorschlag gesehen werden, um das Modul „Optimierung“ in anderen Wirt-
schaftseinheiten umzusetzen.
32
4.2.3 Résumé „Ökologie“
Bereits in Kapitel 2.3 wurde erwähnt, dass Geld als Tauschmittel in der Ge-
sellschaft anerkannt ist. Doch die Gewinnmaximierung mindert nur die Res-
sourcen, die uns in der Natur zur Verfügung stehen und schafft keine neuen.
Das Material aus dem Geld besteht findet meistens keine Einsatzmöglichkeit
bei der Herstellung einer Cola. Vor allem dann nicht wenn es sich um Buchgeld
handelt. Eine Anhäufung von Geld, durch das Ziel der Gewinnmaximierung,
erzeugt lediglich eine Minderung der vorhandenen Rohstoffe auf unserem Pla-
neten. Genau dieser Minderung versucht Premium durch sein Haupthand-
lungsfeld „Ökologie“ entgegenzuwirken. Es wird bei den Entscheidungen im-
mer ökologische Auswirkungen berücksichtigt, um diese so gering wie möglich
zu gestalten. Vor allem der Lebenszyklus des Produkts und die Komponenten
aus denen es besteht, werden näher betrachtet. Dabei befasst sich das Haupt-
handlungsfeld „Ökologie“ mit dem Wertschöpfungskreislauf, in dem sich jede
hergestellte Ware befindet. Zunächst werden das Produkt und die damit ver-
bundenen Handlungen auf Verträglichkeit mit der Natur geprüft. Alle überflüs-
sigen Bestandteile entfallen und das Produkt wird auf das Nötigste reduziert.
Ein positiver Nebeneffekt für das Unternehmen ist die Schaffung zusätzlicher
Einsparungen der liquiden Mittel. Diese können dann genutzt werden, um an-
dere Bereiche, die innerhalb der Unternehmensphilosophie einen hohen Stel-
lenwert einnehmen, zu unterstützen. Die daraus resultierenden Folgen lassen
sich nur schwer ausschließlich durch die Erfassung von Geldströmen betrach-
ten. Welche Wirkung eine Nutzung von Bioland-Erzeugnissen oder das Fest-
halten an der Glasflasche für die Ökologie schafft, kann nur geschätzt werden.
Es ist problematisch zu prognostizieren, was in der Zukunft passieren wird und
zu welchen Teilen einzelne Entscheidungen dazu beigetragen haben werden.
Dennoch kann man sagen, dass das gesamte Haupthandlungsfeld „Ökologie“
Anwendung bei andere Unternehmen finden kann. Jedes Unternehmen hat
ein Interesse daran seine Effektivität und Effizient zu erhöhen. Daher sollten
Unternehmen nicht nur vom Anschaffungspreis ausgehen. Im Fall der Verpa-
ckungsindustrie wird unter anderem viel in Forschung und Entwicklung inves-
tiert. Es sollen möglichst neue Verfahren entwickelt werden, die Materialein-
sparungen mit sich bringen und somit auch eine Kostenreduktion bewirken. Es
33
wird aber dabei oft nicht im Sinne von Premiums Optimierungsmodul gehan-
delt. Das Material und dessen Beschaffenheit hinsichtlich der Umweltverträg-
lichkeit stehen bei anderen Unternehmen weniger im Fokus als das Ziel der
Gewinnmaximierung (vgl. Lenkeit, 2013 S. 3). Es ist zwar der erste richtige
Schritt in Richtung der Module „Verzicht“ und „Optimierung“, doch: Was pas-
siert wenn überhaupt keine der verwendeten Rohstoffe zur Verfügung stehen
und das Unternehmen dadurch handlungsunfähig gemacht wird? Hier sollten
alle Wirtschaftseinheiten verstärkt in allen Bereiche der Unternehmung ihre
Tätigkeit nach ökologischen Gesichtspunkten ausrichten.
4.3 Haupthandlungsfeld „Ökonomie“
Der Begriff der Ökonomie findet heutzutage oft Verwendung als Synonym für
den Ausdruck Wirtschaft, obwohl er eigentlich eine Sozialwissenschaft be-
zeichnet. Diese Wissenschaft befasst sich mit dem menschlichen Handeln und
dem daraus resultierenden Ergebnis durch zuvor zweckrationale Planung. Es
geht um den Gebrauch der zur Verfügung stehenden Mittel und deren optima-
len Einsatz zur Erreichung der eigenen Zielsetzung (vgl. Emunds, 2009 S. 3
f). Alle diese Faktoren der Ökonomie treffen im gleichnamigen Haupthand-
lungsfeld bei Premium aufeinander. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem Ein-
satz des zur Verfügung stehenden Kapitals. Die einzelnen Module befassen
sich mit der Verwendung von Geld als Gestaltungsmittel, um die Unterneh-
mensphilosophie umzusetzen. Betroffen sind vor allem die Geldströme, die
von Premium anders in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden als es
in der gängigen Praxis passiert.
4.3.1 Arbeitsmodule im Handlungsfeld „Ökonomie“
Insgesamt gibt es zwölf Module im Handlungsfeld „Ökonomie“, die auf der
Internetpräsenz von Premium genannt werden. Einige dieser Module könnten
auch hier zusammengefasst werden, da der eigentlichen Grundgedanke im
Zusammenhang derselbe ist. Die einzelnen Module sind „Kein Gewinn“, „Ist-
Kalkulation“, „Festpreise“, „Anti-Mengenrabatt“, „Sofortzahlung“, „Kein
Skonto“, „Keine Zinsen“, „Arbeit gehört entlohnt“, „Zahlungsausfallgarantie“,
34
„Warenrücknahmegarantie“, „Werbeverzicht“ und „Pfandwert“. Im Nachfolgen-
den werden die Module mit demselben Leitgedanken zusammengefasst be-
schrieben.
Kein Gewinn – Ist-Kalkulation – Festpreise
Bereits in den vorangegangen Kapiteln wurde festgestellt, dass jegliches wirt-
schaftliches Handeln eines Unternehmens, ob theoretisch oder in der Praxis,
meistens einem Leitgedanken folgt. Allen voran steht die Wirtschaftlichkeit
eines Unternehmens und der damit verbundenen Gewinnmaximierung. Hohe
Gewinne sind gleichzusetzen mit wirtschaftlichem Erfolg. Das wiederum er-
höht die Chancen einen neuen Investor zu finden oder bietet genügend Si-
cherheit um sein Unternehmen zu vergrößern. Dadurch kann der Wachstum
voranschreiten und die eigene Machtstellung auf den Märkten wird gefestigt
(vgl. Bardmann, 2011 S. 187 ff). Die Wirtschaftlichkeit steht immer noch allen
voran, soll aber im Einklang mit der Unternehmensphilosophie stehen. Der
hohe Stellenwert wird ihr hauptsächlich zur Selbsterhaltung des Unterneh-
mens beigemessen.
Vereinfacht ausgedrückt, kann die Wirtschaftlichkeit durch Verrechnung der
gesamten Einnahmen und Ausgaben im Unternehmen bestimmt werden. Ist
das Ergebnis der Rechnung Null, so wurden die Kosten durch den Verkauf
gedeckt. Sollte ein Teil des eingenommenen Kapitals übrig bleiben, so spricht
man von Gewinn. Bei einem negativen Ergebnis ist von einem Verlust die
Rede. Die Besonderheit bei Premium ist die Anwendung einer Ist-Kalkulation.
Im Gegensatz zu anderen Unternehmen werden dadurch Belastungen durch
Kapitalabfluss im Unternehmen auf ihre tatsächliche Höhe bestimmt. Die Ist-
Kalkulation entstammt der Kosten- und Leistungsrechnung des internen Rech-
nungswesens. Sie dient zur Ermittlung der Selbstkosten eines Produktes. Da-
bei werden alle Faktoren herangezogen, die Kosten verursachen. Es werden
alle Aspekte von der Beschaffung über die Herstellung, Verwaltung bis zum
Vertrieb des fertigen Produkts berücksichtigt (vgl. Balderjahn, et al., 2011 S.
256 ff). Zudem arbeitet Premium mit Festpreisen. Die vorher mit dem Herstel-
lerbetrieb, den Großhändlern, den Händlern und den Gastronomen im Kon-
sens definiert wurden. Das hat zu Folge, dass kein Beteiligter mehr an einer
35
Flasche verdienen kann als ein anderer. Es ist klar definiert, wer welche An-
teile bekommt. Dadurch wird zusätzlich eine Planungssicherheit geschaffen
(vgl. o. V., 2014. premium g).
Anti-Mengenrabatt
Gängige Praxis ist es, dass bei einer hohen Abnahmemenge eines oder meh-
rerer Produkte ein Mengenrabatt gewährt wird. Dabei kann es vorkommen,
dass für unterschiedliche Regionen oder Länder auch verschiedene Konditio-
nen gelten. Der Sinn eines Mengenrabattes hängt einerseits mit der hohen
Abnahmemenge und den damit verbundenen Verkaufseinnahmen zusam-
men. Andererseits soll den Händlern ein Anreiz geboten werden die eigenen
Produkte zu kaufen und nicht die der Konkurrenz (vgl. Hennig, et al., 2014).
Premium geht bei seinem Modul „Anti-Mengenrabatt“ von einer anderen Logik
aus. Folgende Grafik soll diese veranschaulichen.
Abbildung 6: Anti-Mengenrabatt
Quelle: (o. V., 2014. premium g)
Die Grafik zeigt deutlich, dass beim Transport einer größeren Menge auch we-
niger Kosten entstehen. Das liegt daran, dass sich diese auf eine höhere An-
zahl an Flaschen verteilt (vgl. Kapitel 4.2.2 „Verzicht“). Daher werden diejeni-
gen benachteiligt, die geringe Mengen abnehmen. Ohne einen Anti-Mengen-
36
rabatt, entsteht bei kleinen Händlern eine zusätzlich Belastung auf die voran-
gehenden höheren Aufwendungen durch den Transport. Großhändler können
bereits durch ihre größere Einkaufsmenge mehr Flaschen verkaufen und somit
mehr Umsatz generieren. Außerdem besitzen die meisten Großhändler eine
eigene Transportinfrastruktur, womit die anfallenden Kosten auf mehrere Pro-
dukte verteilt werden. Daher ist es nach Premiums Philosophie unlogisch
diese zusätzlich mit einem Mengenrabatt zu belohnen. Viel mehr möchte Pre-
mium den keinen Händlern den Einstieg in den Markt erleichtern (vgl. o. V.,
2014. premium g).
Sofortzahlung – Kein Skonto – Keine Zinsen
Diese drei Module „Sofortzahlung“, „Kein Skonto“ und „Keine Zinsen“ können
nur schwer getrennt voneinander betrachtet werden. Sie alle stehen im Zu-
sammenhang mit Geben, Nehmen und dem Ausgleich. Premium hat seine
Kosten durch das Modul „Ist-Kalkulation“ sehr gut unter Kontrolle. Daher müs-
sen die sonst üblichen Lieferantenkredite nicht ausgenutzt werden. Der Aus-
gleich in Form von Geld kann direkt vorgenommen werden (vgl. Kapitel 2.4).
Dies hätte üblicherweise zur Folge, dass der Rechnungsbetrag um den ge-
währten Skonto gemindert werden kann. Doch Premium nutzt diese Möglich-
keit nicht aus, sondern überweist den vollen Preis (vgl. o. V., 2014. premium
g). Im Gegenzug wird aber auch eine sofortige Zahlung von den Partnern er-
wartet. Das beugt Liquiditätsengpässen im Unternehmen vor. In der deutschen
Gesetzgebung steht jedem Gläubiger das Recht des unmittelbaren Ausgleichs
nach § 271 (1) BGB8 zu. Sollte es bei Geschäften mit Premium dennoch zu
Verzögerungen kommen werden für den Verzug der Leistung keine zusätzli-
che Entschädigung in Art von Zinsen verlangt (vgl. Kapitel 2.5).
Arbeit gehört entlohnt
Bereits im Haupthandlungsfeld „Soziales“ wurde das Modul „Mindeststan-
dards“ näher betrachtet. Dort gilt der Grundsatz, dass alle Menschen in einer
8 § 271 Leistungszeit (1) Ist eine Zeit für die Leistung weder bestimmt noch aus den Umständen zu entnehmen, so kann der Gläubiger die Leistung sofort verlangen, der Schuldner sie sofort bewirken. (2) Ist eine Zeit bestimmt, so ist im Zweifel anzunehmen, dass der Gläubiger die Leistung nicht vor dieser Zeit verlangen, der Schuldner aber sie vorher bewirken kann.
37
Gesellschaft gleichwertig sind und jede Einzelperson etwas positives für die
Gemeinschaft beitragen kann (vgl. Kapitel 4.1.2). Aus Premiums ökonomi-
scher Sicht sollte für den erbrachten Beitrag auch ein entsprechender Aus-
gleich in Form von Geld erfolgen. Viele der Kollektivisten arbeiten auch gerne
ohne einen Lohn. Doch Premium hat sich zur Aufgabe gemacht einen mög-
lichst fairen Ausgleich zu schaffen. Das gilt vor allem dann, wenn die Arbeit
zur Förderung von Einnahmen dient (vgl. o. V., 2014. premium g). Die Abgren-
zung dieses Vorgehens vom Begriff Ausbeutung ist im Detail zu finden. Ohne
eine finanzielle Entlohnung der Mitarbeiter würde die zugrunde liegende Unter-
nehmensphilosophie ihren Sinn verfehlen.
Zahlungsausfallgarantie – Warenrücknahmegarantie
Mit der Zahlungsausfallgarantie und der Warenrücknahmegarantie erhöht Pre-
mium das eigene Unternehmensrisiko. Falls eine dieser Garantien in Anspruch
genommen wird, kann es zu Liquiditätsengpässen kommen. Sollte einer der
Partner die gelieferten Premium-Produkte nicht bezahlen können, so erklärt
sich das Unternehmen bereit die Schulden des zahlungsunfähigen Partners
zu begleichen. Eine individuelle Abmachung wird dann zwischen dem Darle-
hensnehmer und Premium vereinbart. Dieser Umstand trat bis jetzt nur einmal
in der Unternehmensgeschichte auf. Des Weiteren wird eine Rücknahmega-
rantie geboten. Unterbleibt der Verkauf der Premium-Produkte ohne das Ver-
schulden von Gastronom oder Händler, so bietet Premium an, diese zum Ein-
kaufspreis zuzüglich eventueller Frachtkosten zurückzukaufen. Diese Garan-
tie wurde bislang drei Mal eingelöst (vgl. o. V., 2014. premium g).
Werbeverzicht
Premium setzt gezielt auf sog. Pull-Kommunikation im Bereich des Marke-
tings. Die Pull-Kommunikation wird vor allem durch das neue Kommunika-
tionsmedium Internet vorangetrieben. Es ist einfach zu Nutzen und bietet eine
große Vielfalt an Möglichkeiten für die Ausgestaltung der zu vermittelnden In-
formationen (vgl. Kuß, et al., 2013 S. 227 f). Endkunden können sich selbst-
ständig die angebotenen Informationen beschaffen und werden nicht mit
E-Mail, Fernsehwerbung oder Internetanzeigen belästigt. Das hat nicht nur
einen enormen Kostenvorteil, sondern bietet auch den Vorzug, dass der
38
Kunde die Werbekosten nicht über den Kaufpreis mittragen muss (vgl. o. V.,
2014. premium g).
Pfandwert
Hier gilt zunächst zu sagen, dass es nach deutscher Gesetzgebung keinen
Pfandpflicht für Mehrwegverpackungen gibt. Es beruht lediglich auf einer frei-
willigen Vereinbarung zwischen Käufer und Verkäufer (vgl. Vogel, 2013 S. 2).
Ein gesetzliches Pfand gilt seit 2003, ausschließlich auf Einwegflaschen und
Dosen für Bier, Erfrischungsgetränke und Mineralwasser (vgl. Kirnich, 2013).
Doch das Prinzip des Kreislaufs von Pfand und Geld ist immer dasselbe. Der
Hersteller bzw. Abfüller erhebt zuerst den Pfandbetrag auf die Flasche oder
Kiste. Diesen bezahlt dann der Großhändler, der Einzelhändler und zuletzt der
Verbraucher (vgl. o. V., 2011. b). Da es sich um eine freiwillige Vereinbarung
handelt, ist daher der Einzelhändler auch nicht verpflichtet zur Rücknahme von
Flaschen, die er nicht im Sortiment führt. Doch es liegt in seinem Interesse die
Mehrweg-Getränkeverpackung beim Hersteller bzw. Abfüller abzuliefern. Erst
dadurch wird der Kreislauf geschlossen und der Einzelhändler erhält sein
Pfandgeld wieder zurück (vgl. o. V., 2011. a).
Abbildung 7: Pfand gängiger Mehrweg-Produkte
Quelle: http://www.marktjagd.de/verbrauchertipps/ratgeber/rechtliches/mehrwegpfand/
Aus der Geschäftserfahrung von Premium werden dreimal so viele Kisten be-
nötigt wie man Flaschen verkauft. Ein Teil des Leerguts steht beim Hersteller,
beim Händler und auch beim Gastronomen. Damit ist hoher Kapitaleinsatz
notwendig um die Struktur aufrecht zu halten. Hinzu kommt noch, dass nicht
jede Kiste wieder zurückgebracht wird. Somit entsteht beim Gastronom oder
39
Händler ein Verlust, den eigentlich der Kunde zu tragen hätte (o. V., 2014.
premium g). Diesen Mehraufwand versucht Premium nicht auf den Endver-
braucher abzuwälzen (vgl. Kapitel 4.3.2 „Pfandwert“).
4.3.2 Zusammenhang mit Geldströmen und Übertragbarkeit des Hand-
lungsfelds „Ökonomie“
Anders als bei den beiden Haupthandlungsfeldern „Soziales“ und „Ökologie“
lassen sich beim Bereich der „Ökonomie“ viele Vergleiche im Umgang mit
Geldströmen auf andere Unternehmen ziehen. Geld ist als Gestaltungsmittel
in allen Unternehmen vertreten und aufgrund dieser grundlegenden Gemein-
samkeit kann hier der umfangreichste Vergleich angestellt werden.
Kein Gewinn – Ist-Kalkulation – Festpreise
Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass diese drei Module die
Grundpfeiler bilden, die Premium als Unternehmen ausmachen. Allen voran
aber steht das Modul „Ist-Kalkulation“, welches die Kosten bis auf die Flasche
genau nachweist. Dabei bedient sich Premium eines grundlegenden Steue-
rungsinstruments aus der BWL, des Controllings. Was genau unter dem Be-
griff Controlling zu verstehen ist, wird durch die Literatur nicht immer klar defi-
niert. Sicher ist nur, dass es sich um ein Hilfsmittel handelt, das einen perma-
nenten Soll-Ist-Vergleich aufstellt und Unterstützung bei Entscheidungspro-
zessen liefert (vgl. Preißler, 2014 S. 3). Bei Premium liegt der Fokus auf dem
Finanz-Controlling, welches eine liquiditätssichernde Funktion im Unterneh-
men einnimmt (vgl. Horváth, et al., 2011 S. 22 f). Die Analyse der benötigten
Liquidität erfolgt anhand der Buchhaltungssoftware von COLLMEX9 und mit-
hilfe einer eigens erstellten Excel-Tabelle10. In diese werden Werte manuell
eingetragen. Das geht so weit, dass die abgeholten Mengen der Großhändler
ab Werk, bei Lieferscheineingang, erfasst werden. Dadurch ist immer bekannt
wie viele Flaschen den Abfüller verlassen haben. Ein weiterer Punkt, der die
Kostenstruktur vereinfacht, ist mit dem Modul „Festpreise“ verbunden. Das
9 https://www.collmex.de 10 Siehe Anhang
40
Kollektiv hat im Konsens Preise pro Flasche festgesetzt, die keinen der Part-
ner benachteiligen. Wer welchen Anteil von den Einnahmen erhält, ist somit
geregelt und die anfallende Höhe wird nur durch die abgesetzte Menge be-
stimmt. In Verbindung mit der Ist-Kalkulation und der Erfassung der abgehol-
ten Menge ist Premium bekannt welche Kosten jeweils in der näheren Zukunft
anfallen werden. Zusätzlich wird durch den Festpreis das Streben nach Ge-
winnmaximierung weitestgehend reduziert aber nicht vollkommen ausge-
schlossen. Premium selbst behält sich das Recht vor, Rücklagen von € 0,01
pro verkaufter Flasche einzubehalten (vgl. Excel-Tabelle „premium_2013“).
Diese Rücklagen stehen als weiteres freies Kapital zur Verfügung. Sollten un-
erwartet Ereignisse eintreffen, die außerplanmäßige Kosten verursachen,
kann auf den angesparten Bestand zurückgegriffen werden. Die zusätzlichen
Mehrausgaben durch z. B. das Einlösen der Zahlungsausfallgarantie durch
einen Partner werden dadurch abgefangen. Kommt es aber nicht zu den
außerordentlichen Aufwendungen, dann kann dieses Guthaben als Gewinn
gewertet werden. Selbst bei festen Preisen wird jedes Unternehmen solch
einer Logik folgen und Rücklagen, um sich selbst zu erhalten, bilden. Das Ri-
siko, durch unerwartete Kosten in Liquiditätsengpässe zu geraten, wird da-
durch gemindert.
Eine Ist-Kalkulation kann in Form des Controllings auf jedes Unternehmen an-
gewandt werden. Diese spiegelt auch den Verlauf der gesamten Geldströme
wieder. Doch die Komplexität der Organisation spielt dabei eine wichtige Rolle.
Premium hat im Vergleich zu anderen eine relativ einfache und geordnete
Struktur. Ohne Produktionsstätte und als Virtuelle-Firma müssen keine Ge-
bäude-, Maschinen-, Personalkosten und allgemeinen Kosten, wie Strom-,
Wasser- oder Heizkosten berücksichtigt werden. Hinzukommt, dass die Pro-
duktpalette mit einer Anzahl von vier Getränkearten überschaubar bleibt. Trotz
allem findet eine Anwendung des Modules „Ist-Kalkulation“ bereits in anderen
Unternehmen statt. Auch wenn sie nicht im so großen Umfang betrieben wird
wie bei Premium, da die Kostenstrukturen umfangreicher ausfallen. Dennoch
ist es gängige Praxis, da es einen guten Überblick der Strukturen wiedergibt.
41
Anders verhält es sich mit bei den Modulen „Kein Gewinn“ und „Festpreise“.
Bereits in den theoretischen Grundlagen wurde festgestellt, dass nach der all-
gemeinen Wirtschaftslehre die Gewinnmaximierung im Unternehmen als
oberstes Ziel angestrebt wird. Bei diesem Modul muss sich jeder Unternehmer
selbst entscheiden, ob er den sozialen und ökologischen Mehrwert dem ma-
teriellen Profit in Form von Geld bevorzugt. Feste Preise können dabei den
sozialen und ökologischen Mehrwert sichern, aber auch nur dann, wenn sie
wie im Fall von Premium im Kollektiv bestimmt wurden. Es droht sonst eine
Ausbeutung der vor- bzw. nachfolgenden Handelspartner. Eine Festsetzung
der Preise widerspricht aber der Theorie der Koordinationsfunktion des Mark-
tes zur Preisfindung. Nach den allgemeinen Lehren der Volkswirtschaft befin-
det sich unser Wirtschaftssystem in einer marktwirtschaftlichen Form. In dieser
wird der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt (vgl. Bofinger, 2011 S.
3 ff). Folgende Grafiken sollen veranschaulichen, wie die Preisfindung in der
Marktwirtschaft funktioniert.
Abbildung 8: Preisfindung in der Marktwirtschaft
Quelle: http://www.mubk.de/bildungsgaenge/bs/pk/faecher/bw/kap2/bw02_5.htm
Die Angebotskurve gibt an, welche Menge an Waren der Verkäufer bereit ist
für einen bestimmten Preis anzubieten. Je geringer der Preis, desto weniger
Angebot, da noch die laufenden Kosten im Unternehmen gedeckt werden
müssen. Demgegenüber steht die Nachfragekurve, die angibt zu welchem
42
Preis der Käufer bereit ist eine bestimmte Menge zu kaufen. Diese beiden Ge-
raden schneiden sich in einem Punkt, der den Gleichgewichtspreis angibt. Zu
diesem Preis wird dann das Produkt auf dem Markt angeboten (vgl. Bofinger,
2011 S. 65 ff). Zumindest sollte das so in der Theorie funktionieren, was nicht
immer der Fall ist. Das zeigt sich am Beispiel der Produkte vom Unternehmen
Apple. Die Preise für die Geräte sind gemessen an ihrer Leistung zu hoch
angesetzt. Vergleichbare Produkte können günstiger erworben werden, was
auch vielen Verbrauchern bewusst ist (vgl. Frickel, 2013 S. 2). Nach der Koor-
dinationsfunktion des Marktes müsste daher die Nachfrage abklingen, da die
Preise zu hoch sind. Gleichzeitig sollte somit die angebotene Menge zurück-
gehen. In der Praxis ist aber eine entgegengesetzte Entwicklung zu verzeich-
nen. Apple konnte seine Gewinne im ersten Quartal 2014 erneut steigern und
kündigte zugleich die Einführung neuer Produkt an (vgl. Sawall, 2014). Damit
diese von Premium praktizierten Module umfassend von anderen Unterneh-
men umgesetzt werden können, müsste die gesamte Wirtschaft und die darin
fungierenden Wirtschaftseinheiten ihr Handeln grundlegend verändern.
Anti-Mengenrabatt – Sofortzahlung – Kein Skonto – Keine Zinsen
Die Höhe des Mengenrabatts und die des Skontos gehen aus dem Kalkula-
tionsschema zur Ermittlung des Listenverkaufspreises hervor. Dabei werden
dieses Zunächst in Prozent angegeben und dann errechnet (vgl. Kaesler, 2008
S. 98). In der Regel wird auf die Selbstkosten ein Gewinnzuschlag gerechnet.
Daraus ergibt sich der Barverkaufspreis, zu dem das Produkt vom Verkäufer
angeboten werden kann, um alle anfallenden Kosten zu decken und einen zu-
sätzlichen Überschuss zu generieren. Folgendes Rechenbeispiel soll das ver-
deutlichen. In den endgültigen Preis, vor Steuern und Pfand, sollen noch 3 %
Kundenskonto, 12 % Mengenrabatt und 10 % Gewinn kalkuliert werden.
(1) Selbstkosten € 0,38
(2) + Gewinnzuschlag (10 % von 1) € 0,038
(3) Barverkaufspreis € 0,418 (4) + Kundenskonto (3 % von 5) € 0,013
(5) Zielverkaufspreis € 0,431 (6) + Mengenrabatt (12 % von 7) € 0,059
(7) Listenverkaufspreis € 0,49
Tabelle 3: Listenverkaufspreis
Quelle: Eigene Erstellung in Anlehnung an (vgl. Kaesler, 2008 S. 98)
43
Handelt es sich bei o.g. Beispiel um eine Flasche, so würde sie somit für
€ 0,49 bei geringer Abnahmemenge, vor Steuern und Pfand, angeboten wer-
den. Großabnehmer könnten dadurch die Flasche bereits ganze € 0,05 güns-
tiger erhalten. Was bei einem Kasten Premium-Cola 0,33 l11 genau € 1,20 aus-
macht. Premium bietet aber seine Produkte zu den Selbstkosten an und er-
möglicht es, kleinen Händlern durch den Anti-Mengenrabatt die Flaschen
günstiger zu kaufen. Dabei werden auf die Flache Premium-Cola 0,33 l € 0,003
und bei Premium-Cola 1 l € 0,04 zusätzliche Kosten erhoben (vgl. Excel-Ta-
belle „premium_2013“). Dieser Betrag geht dann an die kleinen Händler. Mit
anderen Worten subventionieren die Großhändler die kleinen Partner, bis
diese eine größere Menge abnehmen können. Durch die anfängliche Stärkung
der kleinen Händler sind diese im späteren Verlauf in der Lage, auch größere
Mengen zu beziehen. Aufgrund der geringeren Belastung können die Finanz-
mittel zum Ausbau der eigenen Strukturen genutzt werden. Davon wiederum
profitiert der Großhändler, der den kleineren Händler beliefert, da beide mehr
verkaufen. Die durch das Modul „Anti-Mengenrabatt“ erzielten positiven Ef-
fekts stärken nicht nur den kleinen Händlern sondern wirken sich auf alle Ge-
schäftspartner aus und verbessern die gemeinsame Handelsstruktur. Andere
Unternehmen sollten in Erwägung ziehen dieses Modul zu übernehmen, da es
ohne große Veränderungen bereits in vorhandenen Strukturen eingegliedert
werden kann.
Anders sieht es beim Modul „Sofortzahlung“ und „Skonto“ aus. Nicht jedes
Unternehmen hat eine solche Kenntnis über seine aktuelle Liquidität, um eine
sofortige Zahlung veranlassen zu können. Der Skonto soll den Anreiz schaf-
fen, die Rechnung so schnell wie möglich zu begleichen. Jedes Unternehmen
muss eine Schuld gegenüber seinen Mitarbeitern oder in Form von laufenden
Kosten begleichen. Sollten noch Forderungen gegenüber anderen Unterneh-
men ausstehen, kann es schnell passieren, dass es selbst in Verzug der Be-
zahlung kommt. Premium konnte von Anfang an seine Strukturen so auf-
bauen, dass es mit den Partnern eine Sofortzahlung im Kollektiv vereinbart
hat. Somit steht der gesamte Zahlungsverkehr in einem Vertrauensverhältnis,
welches gemeinsam aufgebaut wurde. Andere Unternehmen gehen zumeist
11 Ein Kasten enthält 24 Flaschen
44
Geschäfte mit fremden Partnern ein, ohne sich vorher mit diesen ausführlich
zu besprechen. Erst im Laufe der Zeit entwickelt sich ein Vertrauensverhältnis.
Eine Sofortzahlung zeigt zudem, dass das Unternehmen gesund und liquide
ist. Dabei ist der Skonto nicht nur Anreiz, sondern auch ein Bonus, also eine
Art Entgegenkommen dafür, dass der Gebende nicht so lange auf sein Geld
warten musste, um seine eigenen Schulden zu begleichen. Einen Gewinn
sollte das Unternehmen normalerweise immer erwirtschaften, egal ob mit oder
ohne Skonto (vgl. Tabelle 3). In Fall von Premium geht das so weit, dass eine
Zahlung sofort erfolgt und der Skonto, falls einer eingeräumt wird, ebenfalls
bezahlt wird. Die Preise und Anteile wurden vorher durch das Kollektiv festge-
setzt und jeder müsste einen gleichen Anteil daran haben. Partner, die noch
zusätzlich den Skontobetrag erhalten, werden somit von den anderen Kollek-
tivisten subventioniert. Um einen fairen Ausgleich zu schaffen, müssten die
Skontobeträge aufgeschrieben werden und am Ende des Jahres oder Monats
von den Rücklagen, die sich Premium mit € 0,01 einbehält, bezahlt werden.
Dies wiederum widerspricht den Modulen „Mindeststandards“ und „Arbeit ge-
hört entlohnt“, da hier einzelne Partner für eine vergleichbare Leistung mehr
Kapital erhalten. Für diese beiden Module gilt: Unternehmen, die sofort zahlen
können, sollten das auch durchführen und dabei den Skonto in anspruch neh-
men. Somit wird das eigene Unternehmen entlastet. Premium sollte sich noch
einmal mit dem Modul „Kein Skonto“ befassen und überprüfen, ob es wirklich
im Interesse aller Kollektivisten ist, dass einige Partner indirekt bevorzugt be-
handelt werden. Außerdem könnte man das Kapital, welches durch die gerin-
geren Ausgaben, bei Inanspruchnahme des Skontos zusätzlich zur Verfügung
steht, für den Ausgleich des Moduls „Anti-Mengenrabatt“ verwenden. Dadurch
kann wieder ein Gleichgewicht erzeugt werden zischen den Modulen „Kein
Skonto“ und „Anti-Mengenrabatt“.
Der Skonto ist mit einem Zins gleichzusetzen, der bei verspäteter Zahlung er-
hoben wird (vgl. Kapitel 2.5). Dabei bezeichnet dieser eine Frist innerhalb der
Fälligkeit der Rechnung. Sollte diese Zeitspanne ebenfalls überschritten wer-
den, steht der Schuldner im Verzug seiner Leistung. Ein entsprechender Scha-
densersatz wegen Pflichtverletzung steht dem Gläubiger zu (vgl. BGB §280 S.
45
52). Bei einer Geldschuld müssen nach dem deutschen Recht sogar Verzugs-
zinsen erhoben werden (vgl. BGB §288 S. 54 & HGB §352 S. 151). Premium
erhebt keine solche Verzugszinsen, sondern fordert lediglich den geschulde-
ten Betrag. Eine zusätzliche Belastung des Schuldners ist nicht im Interesse
des Unternehmens, da ein Ausfall der kompletten Zahlung einen größeren
ökonomischen Schaden bewirkt, als die der Ausgleichszahlung für die Verspä-
tung. Es wird der direkte Kontakt mit dem Schuldner gesucht und an einer
Lösung gearbeitet. Andere Unternehmen würden auf einen Ausgleich für den
verspäteten Eingang der Summe verzichten müssen. Die Logik dahinter ist,
dass Zinsen eine zusätzliche Belastung darstellen, die mehr schadet als Nut-
zen schafft. Der Schuldner muss bereits die fällige Summe aufbringen und
wegen der Verzögerung einen zusätzlichen Aufschlag. Daher wirken Zinsen
wie eine Bremse für das Wachstum. Zuerst muss die Schuld beglichen wer-
den, bevor das Kapital für eigene Investitionen genutzt werden kann (vgl. o.
V., 2014. d). Durch dieses Modul wird zumindest die Wahrscheinlichkeit auf
Erhalten bestehender Forderungen erhöht, was im Interesse jedes Unterneh-
mens stehen sollte. Es könnten also auch andere Unternehmen Vorteile von
dieser Vorgehensweise haben.
Arbeit gehört entlohnt
Dieses Modul zielt vor allem auf die Kollektivisten ab, die ihre Arbeit auch ohne
einen Lohn verrichten. Auch hier soll ein entsprechender Ausgleich in Form
von Geld erbracht werden. Insbesondere dann, wenn Einnahmen durch ihre
Arbeit generiert werden. Wie hoch dann die entsprechende Vergütung ausfällt,
wird bei Premium individuell festgelegt. Bei anderen Institutionen in der Wirt-
schaft wird das durch Löhne und Gehälter realisiert. Anpassungen der Höhe
werden durch tariflich gebundene Verträge oder durch das Unternehmen vor-
genommen. Bei der Analyse der Kostenstellen ist auffällig, das keine Beträge
für Personal anfallen. Premium scheint nur aus dem Gründer Uwe Lübber-
mann zu bestehen. Dadurch fallen keine Personalkosten und Personalneben-
kosten an. Damit sind folgende Posten gemeint: der Arbeitgeberanteil zur So-
zialversicherung, Beiträge zur Berufsgenossenschaft, Aufwand nach dem
Schwerbehindertengesetz und Mutterschutzgesetz, bezahlte Abwesenheit wie
46
Urlaub, Feiertage, Krankheitstage, Aufwand nach dem Betriebsverfassungs-
gesetz (vgl. Weber, et al., 2014). Vielmehr sind die Mitarbeiter als eine Art
Handelsvertreter zu sehen, die damit betraut sind Geschäfte im Namen von
Premium abzuschließen. Diese gelten daher nicht als Angestellte (vgl. HGB §
84 S. 24). Aul Ausgleich für ihre Arbeit erfolgt eine Provision pro verkaufter
Flasche. Bei einer Flasche Premium-Cola 0,33 l beläuft sich der Betrag auf
€ 0,05. Premium bezeichnet diese freien Mitarbeiter als Sprecher, die direkt
Gastronomen ansprechen und so neue Absatzmärkte im Namen von Premium
erschließen. Zieht man den Regalsatz für einen alleinstehenden Hartz-IV-
Empfänger heran, beläuft sich dieser seit dem 01.01.2014, auf € 391 im Monat
(vgl. o. V., 2013). Ein einzelner Sprecher müsste 7820 Flaschen bzw. etwa
325 Kisten Premium-Cola 0,33 l verkaufen, um denselben Betrag zu erzielen.
Dabei sind die Unterkunft- und Heizungskosten, die durch die Bundesregie-
rung ebenfalls abgedeckt werden, nicht in der Rechnung enthalten. Andere
Unternehmen setzen die Entlohnung ihrer Mitarbeiter effektiver als Premium
um, da sie mehr Kapital als Ausgleich für die geleistete Arbeit aufbringen. Bei
Anwendung dieses Moduls in anderen Unternehmen, ist es ratsam dieses
stets mit dem Modul „Mindeststandards“ in Verbindung zu setzen.
Zahlungsausfallgarantie – Warenrücknahmegarantie
Eine Zahlungsausfallgarantie wird in der Regel von Unternehmen nicht ange-
boten, da es das ökonomische Risiko erhöht. Dennoch können Forderungen
durch Pfand, Bürgschaften oder in anderer Weise gesichert sein. Eine Anwen-
dung der Module auf andere Unternehmen scheint durchaus sinnvoll, da sie
zunächst das Vertrauen in das Produkt erhöhen und so die Kaufentscheidung
zum Kauf der eigenen Produkte lenken. Das ist aber auch nur möglich, solang
die Garantie auf eine kleine Menge Anwendung findet. Es wäre naheliegend,
eine Zahlungsausfallgarantie bis zu einer maximalen Höhe zu bestimmen, die
das Unternehmen nicht unmittelbar in Liquiditätsengpässe bringt, sollte diese
Garantie eingelöst werden. Auch im Falle der Warenrücknahmegarantie wird
das Vertrauen in das Produkt erhöht und die Kaufentscheidung zugunsten der
eigenen Ware gelenkt. Aber auch hier spielt die Menge und die Höhe des Be-
trags eine entscheidende Rolle. Zudem scheint das Modul aus unternehmeri-
scher Sicht unsinnig, denn das Ziel eines Unternehmens ist der Einkauf bzw.
47
die Herstellung und der anschließende Verkauf der Ware. Sollte also der
Händler keinen Käufer finden, hätte er von Anfang an das Produkt nicht ordern
sollen. Das kann beim ersten Mal passieren, wenn der zuständige Sprecher
keine Gastronomen gefunden hat, die das Produkt kaufen. Sollte aber der Ver-
kauf einmal bzw. auch ein zweites Mal stattgefunden haben, ist davon auszu-
gehen, dass der Händler wieder einen Käufer findet. Eine gesetzliche Rück-
nahmepflicht gibt es unter Händlern nicht. Solange die Ware ohne Mangel ist
und unverzüglich nach der Ablieferung durch den Käufer untersucht wurde,
besteht keine Rücknahmepflicht durch den Verkäufer (vgl. HGB § 377 S. 157).
Bei einer Übernahme dieser Module durch andere Unternehmen ist es ange-
bracht eine Grenze für die Summe der beiden Garantien festzusetzen. Sonst
kann es schnell passieren, dass das eigene Unternehmen in Zahlungsschwie-
rigkeiten verwickelt wird. Zudem erscheint die Warenrücknahmegarantie bei
rationaler Betrachtung als unnötige zusätzliche Belastung der eigenen Geld-
ströme.
Werbeverzicht
„Fünfzig Prozent bei der Werbung sind immer rausgeworfen. Man weiß aber
nicht, welche Hälfte das ist.“ - Henry Ford (* 30. Juli 1863 † 7. April 1947)
Das Zitat von Henry Ford zeigt deutlich, dass es kaum möglich ist die Höhe
der Kosten für diesen Bereich anzugeben. Denn die Wirkung auf die Kaufent-
scheidung eines Kunden kann nicht präzise bestimmt werden. Das liegt zum
einen daran, dass es mehrere Anwendungsmöglichkeiten für Werbung gibt.
Zum anderen sind die Preise stark abhängig vom Dienstleister und dem damit
verbundenen Aufwand (vgl. Hutte, 2012 S. 1 f.). Dennoch wird Werbung bzw.
Marketing ein hoher Stellenwert zugesprochen. Das hängt mit der Industriali-
sierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts zusammen. Es folgte ein Wandel
des Absatzmarktes vom Verkäufermarkt zum Käufermarkt. Durch die erhöhte
Produktion herrschte kein Mangel mehr. Nun mussten die potenziellen Kunden
davon überzeugt werden, dass bestimmte Unternehmen und ihre Güter besser
sind als die von der Konkurrenz. Der Umsatz und der Gewinn wurde über die
abgesetzte Menge erzielt, da der Preiskampf durch Konkurrenten aufkam (vgl.
Kuß, et al., 2013 S. 5 f.).
48
Premium kommt aber nicht vollkommen ohne Werbung aus. Zwar bedient sich
das Unternehmen nicht der aktiven Werbemaßnahmen, wie TV-Spots, Anzei-
gen oder PR-Arbeit. Stattdessen kommen die passiven Plattformen zum Ein-
satz. Hauptsächlich geht es dabei um das Internet, welches einen Informa-
tionszugang für die breite Maße der Bevölkerung darstellt. Premium besitzt
eine eigene Internetpräsenz und ist ebenfalls auf sozialen Netzwerken, wie
Facebook oder Twitter vertreten. Zudem wird eine aktive Form der Werbung
indirekt durch Gastvorträge in ganz Deutschland betrieben. Im Vordergrund
der Vorträge steht die Verbreitung der Idee, ein Unternehmen funktionieren
kann. Aber der zusätzliche indirekte Effekt ist die Werbung für das eigene Pro-
dukt. Außerdem muss man in Betracht ziehen, dass das Premium-Cola Re-
zept dem der ehemaligen afri-cola Rezeptur entspricht. Wer beim Internetsu-
chanbieter Google in Erfahrung bringen möchte warum die afri-cola anders
schmeckt, stößt bei seinen Suchanfragen auf Premium. Hier profitiert Premium
vom ehemaligen Kundenstamm des Unternehmens afri-cola. Werbung hat
über die Jahre durch die hohe Konkurrenz auf den Märkten immer mehr an
Bedeutung gewonnen. Zwar kann man dieses Modul in anderen Unternehmen
anwenden und die Werbemaßnahmen auf ein Kleinstwert reduzieren, doch
ganz ohne Werbung kommt kein Unternehmen aus. Diese Tatsache hat be-
reits Henry Ford festgestellt.
„Wer nicht wirbt, der stirbt“ - Henry Ford (* 30. Juli 1863 † 7. April 1947)
Pfandwert
Das Modul „Pfandwert“ ist sehr speziell auf Händler, die mit Getränken han-
deln, zugeschnitten. Dennoch lässt sich ein Zusammenhang mit den Modulen
„Verzicht“ und „Optimierung“ ziehen. Premium verzichtet darauf eventuelle
durch das Pfandsystem verursachte Umsatzeinbußen durch höhere Preise auf
den Kunden zu übertragen. Es wird nach einer Möglichkeit gesucht, die solch
ein Vorgehen vermeidet. Diese ergibt sich aus dem Einkauf der Flaschen. Der
Einkaufspreis liegt zischen € 0,12 bis € 0,14 pro Stück. Werden diese Flaschen
zurück zum Hersteller gebracht, dann zahlt dieser das Pfand von € 0,15 an
Premium zurück. Somit können pro Flasche im besten Fall € 0,03 mehr Ein-
49
nahmen generiert werden. Bei geringem Kistenverlust gleichen sich die Ein-
bußen beim Kistenpfand zum Teil wieder aus12 (o. V., 2014. premium g). Doch
orientiert es sich stark an den Modulen „Verzicht“ und „Optimierung“ (vgl. Ka-
pitel 4.1.2). Premium verzichtet auf Einnahmen durch höhere Preise, um den
anfänglichen Verlust beim Zukauf von Kisten auszugleichen. Stattdessen wird
der Einkauf der Flaschen optimiert und dadurch kann Premium seine Finanzen
über einen längeren Zeitraum wieder in ein Gleichgewicht bringen. Das Modul
„Pfandwert“ kann daher als eine Möglichkeit gesehen werden die Module „Ver-
zicht“ und „Optimierung“ in anderen Unternehmen umzusetzen.
4.3.3 Résumé „Ökonomie“
Premium setzt in seinem Haupthandlungsfeld „Ökonomie“ das Geld als Ge-
staltungsmittel ein. Damit das Unternehmen eine maximale Effizienz erzielen
kann, muss zunächst die zur Verfügung stehende Liquidität ermittelt werden.
Erst dann ist es möglich einzelne Module nach Maßgaben der Unternehmens-
philosophie umzusetzen. Hier kommt vor allem das Modul „Ist-Kalkulation“
zum Tragen. Premium gibt sich nicht mit einer pauschalen oder geschätzten
Kostenanalyse zufrieden. Die Kosten und die jeweiligen Anteile der erzielten
Einnahmen, werden bis zur einzelnen Flasche bestimmt. Das ist nur durch das
Modul „Festpreise“ möglich. Sonst müsste man diese Kalkulation für jeden
Gastronomen vornehmen und analysieren, mit welchen Partnern diese noch
in Verbindung stehen. Der dafür eingesetzte Aufwand würde in keinem Ver-
hältnis zu den gewonnen Daten liegen. Erst die durch das Kollektiv zuvor fest-
gelegten Preise ermöglichen es eine Kalkulation der Kosten für alle Geschäfts-
partner gemeinsam zu erstellen. Dadurch wird die Kalkulation der Liquidität
erleichtern. In anderen Institutionen kommt das Steuerungsinstrument Con-
trolling zum Einsatz. Welches ebenfalls Informationen zur Kostenstruktur in
einem Unternehmen liefert und so eine Entscheidungshilfe bietet. Organisa-
tionen, die auf einen langfristigen wirtschaftlichen Erfolg und nicht auf die kurz-
fristige Gewinnmaximierung, ausgelegt sind, sollten eine Adaption der Module
12 Eine Kiste Premium-Cola 0,33l enthält 24 Flaschen (24 x € 0,03 = € 0,72) Es werden 50 Stk. zurückgeführte Pfandflaschen benötigt um den Verlust einer Kiste auszugleichen
50
„Anti-Mengenrabatt“, „Sofortzahlung“, „Keine Zinsen“, Zahlungsausfallgaran-
tie“ und „Warenrücknahmegarantie“ in Betracht ziehen. Das Vorgehen in die-
sen Bausteinen stärkt die Partner und sichert die eigenen Erfolgschancen. Nur
bei den beiden letzten Modulen „Zahlungsausfallgarantie“ und „Warenrück-
nahmegarantie“ sollte eine maximale Höhe angegeben werden, damit das
eigene Unternehmen nicht in Zahlungsschwierigkeiten kommt. Ein sorgsamer
Umgang mit Geld und dessen vernünftiger Einsatz, sichern die Existenz aller
Wirtschaftseinheiten im Kreislauf der Wirtschaft.
51
5 Schlussbetrachtung
Premium scheint auf den ersten Blick ein normaler Getränkehersteller zu sein,
der Produkte wie „Premium-Cola“ und „Premium-Bier“ anbietet. Doch beim ge-
naueren Betrachten stellt man fest, dass keine Getränke in eigenen Produk-
tionsanlagen hergestellt werden. Ebenfalls ist kein Gebäude oder Büro vor-
handen, in denen Personen die Organisation des Unternehmens übernehmen.
Alle Beteiligten tauschen sich lediglich über die modernen Kommunikations-
mittel des 21. Jahrhunderts aus. Eine weitere Besonderheit ist die, dass Pro-
duktion, Logistik und der Handel lediglich als Auftragnehmer agieren, aber
dennoch eine Möglichkeit besitzen bei Entscheidungen von Premium mitzu-
wirken. Das Unternehmen sieht sich selbst als ein sogenanntes „Betriebssys-
tem“, das die Hardware (Produktion, Logistik und Handel) zum Laufen bringt
und die Kommunikation sowie die einzelnen Prozesse koordiniert.
Das Betriebssystem von Premium lässt sich in drei Haupthandlungsfelder glie-
dern, die in der Namensgebung mit dem Drei-Säulen-Modell der Nachhaltig-
keit übereinstimmen. Die einzelnen Bereiche enthalten zusätzlich Module, die
beschreiben, welche Ziele erreicht werden sollen und wie diese umzusetzen
sind. Dabei darf das Geschäftsmodell, nach Angeben von Premium kostenlos
kopiert, verändert und verbreitet sowie auch "kommerziell" genutzt werden.
Einige der Module haben eine starke Fokussierung auf die Getränkeindustrie.
Dennoch lassen sich Vergleiche mit anderen Branchen ziehen. In Bezug auf
Geldströme ist eine Übertragbarkeit der Module beinahe immer gewährleistet.
Das liegt vor allem daran, dass Premium ebenfalls nach der gleichen wirt-
schaftlichen Denkweise handeln muss, um als Teil des Wirtschaftskreislaufs
bestand zu haben. In erster Linie gilt es demnach möglichst kosteneffizient,
ein Bedürfnis zu stillen, welchem ein Produkt oder eine Dienstleistung gegen-
über gestellt wird. Es gilt das Streben nach wirtschaftlichen Erfolg, wobei Geld
als Gestaltungsmittel in allen Instanzen einer Wirtschaftsorganisation zum Ein-
satz kommt, um diesen zu garantieren.
52
Aus der Analyse der Wirtschaftseinheit Premium geht hervor, dass es keine
alternativen Geldströme in Unternehmen geben kann. Geld wird ausschließ-
lich von einem Punkt zum anderen, in Form von Bargeld oder Buchgeld, ver-
schoben. Lediglich die Höhe und der Zeitpunkt des Kapitalflusses, sowie sein
Zweck, können gesteuert werden. Daher kann es nur einen alternativen Um-
gang mit Geld geben, der dann Einfluss auf die damit verbundenen Geld-
ströme nimmt. Dabei erfolgt die Lenkung der Finanzbewegungen in Unterneh-
men nach dem Grundsatz des wirtschaftlichen Erfolgs und der Gewinnmaxi-
mierung. Premium definiert Erfolg aber anders und kann dennoch seit über
zehn Jahren in der Wirtschaft bestehen. Der Grund liegt darin, dass das Unter-
nehmen denselben Prinzipien der Wirtschaftlichkeit folgt wie andere Institutio-
nen. Durch gezielte Analyse und Planung werden die knappen Ressourcen
optimal eingesetzt, um den Fortbestand der Organisation zu sichern. Deshalb
sollten alle Bestandteile einer solchen Struktur im Einklang zueinander stehen,
ohne dass Beeinträchtigungen in irgendeiner Form auftreten. Gemeint sind
damit die ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekte, die in allen
Unternehmen aufzufinden sind. Trotzdem geht der Trend in Richtung der öko-
nomischen Betrachtungsweise und der kurzfristigen Gewinnmaximierung. Da-
durch werden die Folgen für die anderen beiden Bereiche in den Hintergrund
gestellt. Premium handelt vorbildlich und sichert so seinen wirtschaftlichen Er-
folg auf allen drei Ebenen. Langfristig kann nur so gewährleistet werden, dass
ein Unternehmen in der Wirtschaft bestehen bleibt.
VI
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Streck, Ralf. 2014. http://www.heise.de. WhatsApp-Deal macht Dotcom-Blase
2.0 deutlich. [Online] 2014. [Zitat vom: 30. 04. 2014.]
http://www.heise.de/tp/artikel/41/41093/1.html
Vogel, Anja. 2013. www.muenchen.ihk.de. MERKBLATT; Innovation und
Umwelt. [Online] 2013. [Zitat vom: 24. 04. 2014.]
https://www.muenchen.ihk.de/de/innovation/Anhaenge/ihk-merkblatt-
zur-pfandpflicht.pdf
Weber, Jürgen und Schmidt, Katrin. 2014.
http://wirtschaftslexikon.gabler.de. Personalnebenkosten. [Online] 2014.
[Zitat vom: 27. 04. 2014.]
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/976/personalnebenkosten-
v9.html
Weitere Quellen:
Bürgerliches Gesetzbuch 73. Auflage 2014. Deutscher Taschenbuch Verlag,
München
Excel-Tabelle „premium_2013“. Auflistung der Absatzmengen, Kostenstellen
und Kostenträger
Handelsgesetzbuch 55. Auflage 2014. Deutscher Taschenbuch Verlag, Mün-
chen
Langer, Gunner. 2011. Unternehmen und Nachhaltigkeit; Analyse und Weiter-
entwicklung aus der Perspektive der wissensbasierten Theorie der
Unternehmung. Wiesbaden : Springer Gabler, 2011
Mory, Linda. 2014. Soziale Verantwortung nach innen: Dimensionen, Wir-
kungsbeziehungen und Erfolgsgrößen einer internen CSR. Wiesbaden :
Springer Gabler, 2014
Premium Buchhaltungssoftware. collmax; https://www.collmex.de/index.html
XIV
Anhang
Premium Wirtschaftsmodell
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an (o. V., 2014. a S. 10)
Ideale bei der Unternehmensgründung
GESCHICHTE
Premium wurde von einer Bande beleidigter Kunden gegründet, die vieles an-
ders und besser machen wollten. Diese Herkunft wollen wir nie vergessen, bei
allen Entwicklungen im Auge haben und unsere Kunden sowie Partner so be-
handeln wie wir selbst als Kunden behandelt werden wollen. Darüber hinaus
kann die Geschichte uns zeigen, dass man auch mit ungewöhnlichen Ansätzen
eine funktionierende Struktur aufbauen kann. Es dauert halt nur länger.
Premium „Betriebssystem“
XV
KRAFT
Premium-Cola gibt Kraft durch viel Koffein, aber auch durch den Erfolg dass es
immer noch existiert. Wir verfolgen unseren Weg dabei nicht kurz und heftig,
sondern in kleinen Schritten und langfristig. Kraft durch Ausdauer könnte man
auch sagen.
GESCHMACK
Premium schmeckt (hoffentlich) nicht nur als Getränk, sondern will auch in der
eigenen Gestaltung sowie der Auswahl der Läden Geschmack beweisen. Auf-
dringlich und laut können andere, wir halten uns lieber etwas zurück und ver-
zichten auf ein grafisches Logo - weniger ist oft mehr.
AUFRICHTIGKEIT
Premium hat nur solche Geheimnisse die unbedingt sein müssen, z.B. um uns
oder Partner vor Missbrauch von Informationen zu schützen. Ansonsten öffnen
wir so viel Infos wie möglich, nicht nur soviel wie nötig. Innen ist fast nichts ge-
heim, alle Beteiligten dürfen alles wissen, sehen und prüfen - insbesondere bei
Fehlern kommunizieren wir aktiv und aufrichtig. Wir sagen was wir denken und
tun was wir sagen.
KONSEQUENZ
Premium arbeitet auf Basis einer konstanten Philosophie und entwickelt sich
zugleich. Alle Entscheidungen werden auch in Zukunft konsequent so getroffen
wie sie nach unserem Verständnis von Moral sein sollten, nicht z.B. nach den
besten Chancen auf Wachstum oder Absatz. Beides kommt dann schon von
alleine.
LEBEN
Bei aller Moral sollte der Spaß nicht zu kurz kommen - manchmal freuen wir uns
einfach nur darüber, unser eigenes Ding machen und ein leckeres Getränk trin-
ken zu können. In den meisten Premium-Städten ist ein Schlafplatz drin, Spre-
cher wissen genau in welche guten Läden man gehen sollte, und auch in der
täglichen Arbeit lauert überall der (Wahn)witz Leben halt.
Quelle:
https://www.premium-cola.de/betriebssystem/begriffe
XVI
FSC
Grundlagen der Zertifizierung
Der Forest Stewardship Council (FSC) ist eine internationale Organisation, die
eine umweltgerechte, sozial verträgliche und ökonomisch sinnvolle Bewirtschaf-
tung der Wälder dieser Welt fördert. Wald soll als Ökosystem gesichert und
trotzdem eine langfristige Nutzung von Holz sichergestellt werden. Arbeiten im
Wald sollen sicher
und fair durchgeführt werden. Als Marketing-Instrument soll das FSC-Siegel
Waldbesitzern hierzu einen Anreiz liefern. Zugleich soll Betrieben der Forst- und
Holzwirtschaft ermöglicht werden, ihre ökologische und soziale Verantwortung
für den Erhalt der Wälder gegenüber der Öffentlichkeit und den Verbrauchern
von Holzprodukten glaubhaft zu vermitteln. Umgekehrt erlauben FSC-zertifi-
zierte Produkte den Verbrauchern, ihre ökologische und soziale Verantwortung
in ihrer Kaufentscheidung auszudrücken. Den Rahmen der FSC-Zertifizierung
setzen die 10 Prinzipien und 56 Kriterien des FSC, die für alle Wälder der Erde
gelten. Im Rahmen nationaler Prozesse werden Indikatoren und Verifyer entwi-
ckelt, mit denen die FSC-Prinzipien und Kriterien in einem bestimmten Land
überprüft werden. Das Ergebnis ist ein nationaler FSC-Standard, der an spezi-
fische ökologische, wirtschaftliche und soziale Gegebenheiten angepasst ist.
Dies wurde mit der vorliegenden Fassung des Deutschen FSC-Standards durch
die FSC Arbeitsgruppe Deutschland e.V. umgesetzt.
Für die FSC-Prüfung lässt der FSC Zertifizierungsorganisationen zu und kon-
trolliert diese regelmäßig. Diese prüfen Forstbetriebe und bescheinigen, dass
ihre Bewirtschaftung dem jeweiligen nationalen FSC-Standard entspricht. Pa-
rallel dazu überprüft der FSC die Konformität nationaler FSC-Standards mit
internationalen Vorgaben und erkennt diese als verbindliche Grundlage für
FSCZertifizierungen an. Die Stärke der FSC-Zertifizierung liegt in der unabhän-
gigen Beurteilung und Kontrolle von Waldbesitzern und dem international ein-
heitlichen Prüfsystem. Der Prozess der Zertifizierung ist freiwillig und wird je-
weils auf Initiative des Waldbesitzers eingeleitet. Die FSC-Zertifizierung ist für
jeden Forstbetrieb möglich, unabhängig von dessen Ausgangssituation, da
XVII
vorrangig die Bewirtschaftung des Waldes und nicht der Waldzustand beurteilt
wird. Der FSC und die durch ihn akkreditierten Zertifizierer bestehen nicht auf
einer sofortigen hundertprozentigen Erfüllung der FSC-Prinzipien. Entschei-
dend sind vielmehr die vom Waldbesitzer unternommenen Schritte einer konti-
nuierlichen gesamtbetrieblichen Verbesserung im Hinblick auf die beschriebe-
nen Zielsetzungen. Hierzu entwickelt der Waldbesitzer betriebliche Konzepte
zur Erreichung dieser Ziele. Die Umsetzung der Konzepte sowie die Erfüllung
der unmittelbar umsetzbaren Anforderungen sind Gegenstand der Überprüfung
durch den Zertifizierer.
Quelle:
http://www.fsc-deutschland.de/download.fsc-waldstandard.21.pdf (S. 5)
Die 10 Prinzipien
Prinzip 1: Einhaltung der Gesetze und FSC-Prinzipien
Die Waldbewirtschaftung soll alle relevanten Gesetze des Landes sowie inter-
nationale Verträge und Abkommen, welche das Land unterzeichnet hat, respek-
tieren und die Prinzipien und Kriterien des FSC erfüllen.
Prinzip 2: Besitzansprüche, Landnutzungsrechte und Verantwortlichkeiten
Langfristige Besitzansprüche und Nutzungsrechte an Land- und Forstressour-
cen sollen klar definiert, dokumentiert und rechtlich verankert sein.
Prinzip 3: Rechte indigener Völker
Die gesetzlichen und gewohnheitsmäßigen Rechte der indigenen Gruppen hin-
sichtlich Besitz, Nutzung und Bewirtschaftung von Land, Territorien und Res-
sourcen sind anzuerkennen und zu respektieren.
Prinzip 4: Beziehungen zur lokalen Bevölkerung und Arbeitnehmerrechte
Die Waldbewirtschaftung soll das soziale und ökonomische Wohlergehen der
im Wald Beschäftigten sowie der lokalen Bevölkerung langfristig erhalten oder
vergrößern.
XVIII
Prinzip 5: Nutzen aus dem Walde
Die Waldbewirtschaftung fördert die effiziente Nutzung der vielfältigen Produkte
und Leistungen des Waldes, sodass sie langfristig wirtschaftlich tragbar wird
und eine breite Palette von ökologischen und sozialen Vorteilen gewährleisten
kann.
Prinzip 6: Auswirkungen auf die Umwelt
Die Waldbewirtschaftung soll die biologische Vielfalt und die damit verbundenen
Werte, die Wasserressourcen, die Böden sowie einzigartige und empfindliche
Ökosysteme und Landschaften erhalten und dadurch die ökologischen Funktio-
nen und die Unversehrtheit des Waldes gewährleisten.
Prinzip 7: Bewirtschaftungsplan
Ein sowohl für die Betriebsgröße als auch für die Bewirtschaftungsintensität des
Forstbetriebes angemessenes Planungswerk ist zu erstellen, anzuwenden und
zu aktualisieren. Das Planungswerk beschreibt deutlich die langfristigen Bewirt-
schaftungsziele und die Mittel zu deren Verwirklichung.
Prinzip 8: Kontrolle & Bewertung
Eine der Betriebsstruktur angemessene Dokumentation und Bewertung soll den
Waldzustand, die Erträge der geernteten Waldprodukte, die Handels- und Ver-
wertungskette, die Bewirtschaftungsmaßnahmen sowie deren soziale und öko-
logische Auswirkungen feststellen.
Prinzip 9: Erhaltung von Wäldern mit hohem Schutzwert
Bewirtschaftungsmaßnahmen in Wäldern mit hohem Schutzwert sollen deren
Merkmale erhalten oder vermehren. Diese Wälder betreffende Entscheidungen
sollen immer im Sinne einer vorbeugenden Herangehensweise erwogen wer-
den.
Prinzip 10: Bewirtschaftung von Plantagen
Plantagen sind in Übereinstimmung mit den Prinzipien und Kriterien 1-9 sowie
dem Prinzip 10 und seinen Kriterien zu bewirtschaften. Wenn Plantagen auch
eine Reihe sozialer und ökonomischer Vorteile liefern und dazu beitragen kön-
XIX
nen, den globalen Bedarf an Forstprodukten zu befriedigen, sollen sie die Be-
wirtschaftung von Naturwäldern ergänzen, den Druck auf diese reduzieren und
ihre Wiederherstellung und Erhaltung fördern.
Quelle:
http://www.fsc-deutschland.de/prinzipien.10.htm
PEFC
Hintergrund
Das Zertifizierungssystem für nachhaltige Waldbewirtschaftung PEFC basiert
inhaltlich auf internationalen Beschlüssen der Nachfolgekonferenzen der Um-
weltkonferenz von Rio (1992). Bei uns sind dies die Kriterien und Indikatoren,
die auf den Ministerkonferenzen zum Schutz der Wälder in Europa (Helsinki
1993, Lissabon 1998, Wien 2003) von 37 Nationen im Pan-Europäischen Pro-
zess verabschiedet wurden.
Ziele
Vorrangiges Ziel von PEFC ist die Dokumentation und Verbesserung der nach-
haltigen Waldbewirtschaftung im Hinblick auf ökonomische, ökologische sowie
soziale Standards. Ferner bietet die Waldzertifizierung ein hervorragen des
Marketinginstrument für den nachwachsenden Rohstoff Holz, das zur Verbes-
serung des Images der Forstwirtschaft und ihrer Marktpartner beiträgt.
Rückblick
Der PEFC-Prozess wurde im August 1998 von skandinavischen, französischen,
österreichischen und deutschen Waldbesitzern initiiert. Als Pan European Fo-
rest Certification Council (PEFCC) am 30. Juni 1999 in Paris gegründet, traten
2002 auch nicht-europäische Mitglieder bei, so dass am 31.10.2003 die Bedeut
ung des Akronyms PEFC in „Programme for the Endorsement of Forest Certifi-
cation schemes“ geändert wurde. PEFC bildet den internationalen Rahmen zur
Anerkennung nationaler Zertifizierungssysteme und –initiativen. Das Techni-
sche Dokument sowie die Satzung des PEFCC (www.pefc.org) definieren Min-
XX
destanforderungen für Waldzertifizierungssysteme und Standards, die auf na-
tionaler und regionaler Ebene erfüllt werden müssen. Holz und Holzprodukte,
die den Anforderungen von PEFC genügen, können mit dem PEFC-Gütesiegel
gekennzeichnet werden, wenn ein glaubwürdiger Produktkettennachweis
(Chain-of-Custody) sichergestellt ist.
Charakteristika
Aufgrund des regionalen Ansatzes ist PEFC für sämtliche Waldbesitzer, insbe-
sondere die in Deutschland typischen Familienforstbetriebe, besonders gut ge-
eignet. Eine Überprüfung durch unabhängige Gutachter gibt Kunden und Markt-
partnern die Gewähr, dass die Wälder nach hohen Standards bewirtschaftet
werden. PEFC ist offen für die Anerkennung anderer forstlicher Zertifizierungs-
systeme, sofern sie ebenfalls glaubwürdig, freiwillig und transparent sind und
den Kleinwaldbesitzer nicht diskriminieren.
Quelle:
https://pefc.de/tl_files/intern/hintergrundinformationen-und-argu-
mente/pefc_in_kuerze.pdf
Bioland-Richtlinien für die Verarbeitung - Bier -
(Fassung vom 24.11.2009)
1. Grundlagen
Grundlagen der Bioland-Verarbeitungsrichtlinien für Bier sind:
die Allgemeinen Verarbeitungsrichtlinien des Bioland e.V. (Kapitel 7 der
Bioland-Richtlinien für Pflanzenbau, Tierhaltung und Verarbeitung);
die Bioland-Richtlinien zum Ausschluss der Gentechnik (Kapitel 2 der
Bioland-Richtlinien für Pflanzenbau, Tierhaltung und Verarbeitung);
die “Basic Standards for Organic Production and Processing” der IFOAM
(International Federation of Organic Agriculture Movements);
die Verordnungen (EG) Nr. 834/2007 und 889/2008 (insbesondere An-
hänge VIII und IX) über den ökologischen Landbau und die entspre-
chende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Le-
bensmittel und deren Änderungsverordnungen;
XXI
alle für die Herstellung von Bier bestehenden gesetzlichen Vorschriften,
insbesondere das Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittel-
gesetzbuch (LFGB), das Biersteuergesetz, die dazu erlassenen Durch-
führungsbestimmungen und Dienstanweisungen und die Bierverord-
nung.
2. Zutaten und Verarbeitungshilfsstoffe
2.1 Allgemeines
Es dürfen nur die unter 2.2 - 2.4 aufgeführten Zutaten und Verarbeitungshilfs-
stoffe verwendet werden. Alle Zutaten, Zusatzstoffe und Verarbeitungshilfs-
stoffe dürfen weder unter Verwendung von genetisch veränderten Organismen
(GVO) und/oder deren Derivaten hergestellt noch mit Mikrowellen, ionisieren-
den Strahlen oder mikrobioziden Gasen behandelt worden sein.
Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs müssen grundsätzlich aus Bioland-Er-
zeugung stammen und gemäß Bioland-Richtlinien verarbeitet worden sein. Sie
sind von Erzeugern und Verarbeitungsbetrieben zu beziehen, die mit dem Bio-
land e.V. durch einen Erzeuger- bzw. Verarbeitervertrag verbunden sind.
Eine Verwendung von Fremdzutaten aus ökologischer Erzeugung für Bioland-
Verarbeitungsprodukte ist in begründeten Ausnahmefällen in begrenztem Um-
fang möglich, wenn diese Zutaten von Bioland-Erzeuger- und Verarbeitungsbe-
trieben nicht erzeugt oder nachweislich nicht in ausreichender Menge und/oder
Qualität verfügbar sind. Die Voraussetzungen für die Zulassung von Fremdzu-
taten auf Basis einer Ausnahme- genehmigung durch den Bioland e.V. sind in
Kapitel 7.3.1 der Allgemeinen Bioland- Verarbeitungsrichtlinien geregelt.
2.2 Zutaten landwirtschaftlichen Ursprungs
Getreide
o Braugerste, -weizen, -dinkel und -roggen
Hopfen
o Naturdoldenhopfen von Aromahopfensorten
o Es wird ausschließlich hochwertiger Aromahopfen verwendet, da
nur dieser über ein feines Aroma und einen großen Anteil bierty-
pischer Inhaltsstoffe verfügt.
XXII
2.3 Zutaten nicht-landwirtschaftlichen Ursprungs
Wasser
o Brauwasser aus einem vor Verunreinigungen geschützten
Wasservorkommen, mindestens in Trinkwasserqualität und mit
einem Nitratgehalt von unter 25 mg/l;
o Einweichwasser zur Malzbereitung in Brauwasserqualität.
Hefe
o lebende Frischhefe ohne Zusätze (nicht gentechnisch verändert),
erzeugt in eigener Hefereinzucht auf Würze aus eigenen Rohstof-
fen oder Zukauf von anderen Bioland- Vertragsbetrieben. Ziel ist
es, die Bierhefe im eigenen Betrieb zu vermehren.
Kulturen von Mikroorganismen (nicht gentechnisch verändert)
o Milchsäurebakterien zur biologischen Säuerung beim Würzeko-
chen
2.4 Verarbeitungshilfsstoffe
Filtermaterialien wie Zellulose- oder textile Filter, PVC-freie Membranen
Kieselgur als Filterhilfsmittel
Kalkmilch zur Wasserenthärtung, Gips zur Wasserhärtung
Kohlendioxid (CO2), Stickstoff (N2), Sauerstoff (O2)
3. Verarbeitungsverfahren
3.1 Lagerung und Aufbereitung der Rohstoffe
Braugerste, -weizen, -dinkel und -roggen
Die Lagerung erfolgt mit einem Wassergehalt von unter 14 %, einer Keimfähig-
keit von mindestens 98 % und einer Keimenergie von über 95 %. Die Lager für
Bioland-Getreide sind eindeutig und unverwechselbar nach Erzeuger, Sorte
und Erntetermin zu kennzeichnen.
Hopfen
Die Hopfendolden werden bei max. 55° C auf einen Wassergehalt von etwa 11-
12 % ausschließlich über indirekte Befeuerung getrocknet und in Ballots oder
Ballen abgefüllt. Die Lagerung erfolgt in geeigneten Kühlräumen (möglichst bei
0° C). Der Bioland-Hopfen ist eindeutig und unverwechselbar nach Erzeuger,
XXIII
Sorte und Erntetermin zu kennzeichnen. Eine Verarbeitung von Hopfendolden
zu Hopfenpulver und/oder -pellets Typ 90 oder Typ 45 ist zulässig. Die Pelle-
tierung erfolgt bei einer Temperatur von max. 52° C (vorzugsweise unter 50°
C), um die Verluste an -Säure so gering wie möglich zu halten. Hopfenpellets
werden in Dosen oder Vakuumpresslingen verpackt. Vakuumpresslinge sind
bei max. 10° C zu lagern (bei ganzjähriger Lagerung max. 5° C). Unzulässig ist
eine Konservierung mit Schwefel.
Brauwasser
Eine einfache Aufbereitung, wie sie für natürliche Mineralwässer zulässig ist,
kann erfolgen. Dazu gehören die Entfernung von Eisen und Mangan durch Be-
lüftung sowie die Verminderung eines überhöhten natürlichen Kalkgehaltes
durch Kalkmilch. Eine Wasseraufbereitung durch Umkehrosmose ist zulässig.
Die Entkeimungsfiltration des Brauwassers mittels PVC-freier Membranen ist
ebenfalls zulässig. Unzulässig ist eine Filtration über Aktivkohle oder Ionenaus-
tauscher sowie eine Entkeimung verschmutzter Wasser mit UV-Strahlen, Ozon,
Hypochlorid oder Chlordioxid.
3.2 Mälzung
Die Brauerei vermälzt ihr Getreide in der eigenen Mälzerei oder bezieht nach
Bioland- Richtlinien hergestelltes Malz. Vor dem Mälzen wird das Getreide
gründlich endgereinigt und sortiert. Der Anteil an Unkrautsamen (sog. Schwarz-
besatz) darf 1 % nicht überschreiten. Anschließend wird das Getreide in Ein-
weichbehältern mit Wasser gewaschen und auf Tennen oder in Keimkästen ge-
keimt. Das Trocknen des Keimgutes erfolgt ausschließlich durch eine indirekt
beheizte und damit schadstoffarme Darre bei niedrigen Temperaturen.
Das Schwefeln des Malzes ist unzulässig.
Es wird angestrebt, Bioland-Malz nur in Mälzereien herzustellen, die aus-
schließlich oder in einem nennenswerten Anteil ihrer Kapazitäten Getreide aus
ökologischem Landbau verarbeiten.
XXIV
3.3 Brauvorgang
Alle unter Verwendung der in 2.2 - 2.4 aufgeführten Zutaten und Verarbeitungs-
hilfsstoffe üblichen Brauverfahren sind zulässig, außer der Anwendung von gen-
technischen Verfahren, Mikrowellen, ionisierenden Strahlen und mikrobioziden
Gasen sowie der im Folgenden aufgeführten unzulässigen Verfahren. Beson-
derheiten zu einzelnen Verfahren sind extra aufgeführt.
Kochen der Würze
Die Qualität hochwertiger Biere wird insbesondere durch eine biologische Säue-
rung gewähr- leistet. Die Bioland-Bierspezialitäten dürfen mit Mikroorganismen,
die überwiegend rechtsdrehende Milchsäure bilden, verbessert werden. Unzu-
lässig sind die Wiederverwendung von Hopfentreber und Hefepressbieren so-
wie die künstliche Beschleunigung der Würzeherstellung, z.B. durch Einsatz
von Kieselsäure- Präparaten.
Gärung und Reifung
Die Gärung erfolgt mit traditionellen Gärverfahren (getrennte Haupt- und Nach-
gärung). Bei obergärigen Bieren ist eine hefebedingte Wärme-Hauptgärung er-
laubt, traditionell als Flaschen-, Fass- oder Tankgärung. Unzulässig sind
Schnellgärverfahren wie Warmgärung (über 12° C), Druckgärung, Rührgärung
und Nathanverfahren sowie Schnellreifeverfahren, namentlich die Warmlage-
rung.
Klärung
Eine Klärung erfolgt bei der Lagerung und Reifung weitgehend von selbst. Klär-
hilfsmittel wie Holzspäne, pechimprägnierte "Bio-Späne" und Aluminiumfolien
sind nicht zulässig.
Filtration und Haltbarmachung
Haltbarkeit wird erreicht durch Filtrierung ausgereifter Biere. Als Filterhilfsmittel
sind Kieselgur, asbest- und PVP-freie Schichten aus Cellulosemateralien
(Schichtenfiltration) und PVC-freie Membranen (Siebfiltration) zugelassen. Die
Kieselgur muss auf Schwermetallgehalte hin untersucht sein. Textile Filterma-
terialien (z.B. Baumwolle) sind auf mögliche Pestizidgehalte zu überprüfen.
XXV
Langfristig wird angestrebt, auf nicht-regenerierbare Filterhilfsmittel zu verzich-
ten. Für unfiltrierte Biere ist alternativ eine Kurzzeiterhitzung mit anschließender
schneller Rückkühlung zulässig. Jegliche Mittel zur künstlichen Verlängerung
der Haltbarkeit sind unzulässig. Dazu gehören insbesondere die Eiweißstabili-
sierung, z. B. mit Kieselsäurepräparaten, Polyvinylpyrrolidon (PVP) und Ben-
toniten, sowie die Entkeimung durch Vollpasteurisation und Heißabfüllung.
Schönung
Die Korrektur geschmacklicher und optischer Mängel, z. B. die Entfernung miss-
töniger Geschmacksstoffe durch Kohlensäurewäsche und Aktivkohlefilter oder
die Einstellung der Farbe durch Farbebier, ist nicht zulässig.
Herstellung von Bierspezialitäten
Die Verwendung von Röstmalzbieren aus ökologischer Erzeugung zur Herstel-
lung von dunklen Spezialbieren ist zulässig. Leichtbierspezialitäten werden mit
Hefestämmen vergoren, die von Natur aus weniger Alkohol bilden. Unzulässig
sind alle Verfahren zur künstlichen Verminderung des natürlichen Alkoholgehal-
tes sowie zur Geschmackskorrektur.
4. Verpackung
Folgende Verpackungen, Packmittel und Packstoffe sind zulässig:
Mehrwegfässer aus Edelstahl und Holz
Mehrwegflaschen aus Glas ohne Stanniolierung
Verschlüsse mit PVC-freier Dichtungsmasse
Etiketten mit schwermetallfreien oder -armen Farben
Bierkästen bei Neuzukauf aus umweltverträglichen Materialien (aus Nie-
derdruckpolyethylen unter Verwendung von schwermetallfreien Zu-
schlagstoffen)
Die Standardisierung von Einzel- und Transportverpackungen wird ange-
strebt.
5. Reinigung und Hygiene
Die Basis- und Betriebshygiene muss den gesetzlichen Hygienevorschriften
und darüber hinaus den Leitlinien des Bioland e.V. zur Guten Hygiene-Praxis
im Bioland- Verarbeitungsbetrieb entsprechen. Zur Reinigung und Desinfektion
XXVI
sind zugelassen: Peressigsäure, Wasserstoffperoxid, Natronlauge (nur mit
phosphatfreien Additiven), Schmierseife, schweflige Säure, verdünnte Salpeter-
säure (1-2 %), Alkohol. Die schweflige Säure darf nicht als SO2 zum Schwefeln
der Flaschen vor der Abfüllung verwendet werden.
6. Schädlingsbekämpfung (Mälzerei und Brauerei)
Bei der Schädlingsbekämpfung ist jederzeit auszuschließen, dass Bioland-Pro-
dukte mit unerlaubten Stoffen (z.B. Pestizide) in direkten oder indirekten Kontakt
kommen. Grundsätzlich ausgeschlossen ist die Anwendung von Pestiziden und
Desinfektionsmitteln, die gesundheitsgefährdende Wirk- bzw. Inhaltsstoffe, ins-
besondere persistente oder karzinogene Stoffe, enthalten. Im Zweifelsfall hat
der Verarbeiter die Produkte auf mögliche Rückstandsbelastungen hin zu unter-
suchen. Die erlaubten Maßnahmen zur Schädlingsbekämpfung sind in den Bio-
land-Richtlinien zur Schädlingsbekämpfung in Lager- und Betriebsräumen ge-
regelt.
7 Qualitätssicherung
Von allen Rohstoffen werden Rückstellproben genommen und mindestens 12
Monate aufbewahrt. Darüber hinaus sind auch Muster von den Fertigprodukten
zu ziehen und bis zum Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums aufzubewahren.
Der Nitratgehalt des Brauwassers wird jährlich kontrolliert. Dazwischen erfolgen
regelmäßige Schnelltests. Der Hopfen ist stichprobenartig auf den Gehalt an
Kupfer und Pestiziden zu untersuchen. Die Durchführung der Untersuchungen
erfolgt nach Stand der Technik bei einem akkreditierten Prüflaboratorium. Wei-
tere Maßnahmen zur Qualitätssicherung, die über die Inhalte dieser Richtlinie
hinausgehen, sind zwischen Verarbeiter und Lieferanten abzuklären.
8. Kennzeichnung und Deklaration
Die Kennzeichnung von Bier und die Deklaration aller Zutaten erfolgen gemäß
den Kennzeichnungsbestimmungen in Kapitel 7.6 der Allgemeinen Bioland-Ver-
arbeitungsrichtlinien und der Lebensmittelkennzeichnungs-Verordnung. Die Zu-
taten von Bioland-Verarbeitungsprodukten sind vollständig zu deklarieren. Die
Bestandteile zusammengesetzter Zutaten sind aufzulisten. Es muss kenntlich
gemacht werden, welche Zutaten aus ökologischer Erzeugung stammen und
welche nicht.
XXVII
9. Inkrafttreten und Umsetzung
Diese Verarbeitungsrichtlinien treten mit Beschluss der Bioland-Bundesde-
legierten- versammlung in Kraft. Alle Verarbeiter sind verpflichtet, die Einhaltung
der Richtlinien innerhalb eines Übergangszeitraumes von 6 Monaten nach Be-
kanntmachung zu gewährleisten. Im begründeten Einzelfall kann diese Frist auf
Antrag verlängert werden.
Quelle:
http://www.bioland.de/fileadmin/dateien/HP_Dokumente/Richtli-
nien/2009_11_24_RL_Bier.pdf
XXXI
Eidesstattliche Erklärung
„Ich versichere, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe
angefertigt und mich anderer als der im beigefügten Verzeichnis angegebenen Hilfsmit-
tel nicht bedient habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus Veröffentlichungen
entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht.“
Heilbronn, 05.05.2014 Erwin Lange