20020730 Kleine Zeitung - Jeder hat von der Deponie gewusst

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DIE STADT DIENSTAG30. JULI 200220 KLEINE ZEITUNG

sagen freilich nichts. „Mir bleibt nurdie Hoffnung, dass mich mein An-walt aus diesem Vertrag wieder un-beschadet herausholt“, meint derverhinderte Häuslbauer. Auch dasBaurecht, das trotz Deponie „nachwie vor aufrecht bleibt“ – wie derBürgermeister im Laufe dieser Ver-handlung immer wieder betont –bringt den Grazer nicht weiter.

Ein Rückkauf durch den Verkäu-fer sei nach Ansicht von Schmalleg-gers Anwalt Manfred Rath „recht-lich möglich“, dürfte allerdings da-ran scheitern, dass der VerkäuferWilfried Mögler mit dem Erlös be-reits einen Teil seiner Schulden ab-gedeckt hat, „einen Rückkauf kannich mir nicht leisten“, so der Verkäu-fer. Von einer Deponie hätte er nichtsgewusst, „ich wäre sonst ja blöd ge-wesen, einen Vertrag mit einer Kon-taminationsklausel zu unterschrei-ben“, sagt er dazu. Wer für die Ent-sorgung der Abfälle aufkommenwird müssen, blieb jedenfalls auchnach dieser Verhandlung offen.

Im Laufe des Vormittags machtensich die Sachverständigen des Lan-des Steiermark ans Werk: Mit Probe-bohrungen an mehreren Stellen desGrundstücks wurde das eigentlicheAusmaß der Deponie ergründet. Aufder Parzelle selbst wurde man anmehreren Stellen fündig. Bohrungenwird es auch in den benachbartenGärten geben. Der Grundstücks-nachbar Mögler – gleichzeitig auchOnkel des Grundstücksverkäufers –will sich jedenfalls erinnern, dasssich die Schüttungen „über mehrereGrundstücke ziehen“. Aus den um-liegenden Hausbrunnen wurden ges-tern Wasserproben gezogen, die „alsGegenproben dienen“, erklärt EvaSchmalzbauer von der Bezirks-hauptmannschaft Graz-Umgebung,denn „eine Verseuchung des Grund-wassers liegt nach ersten Untersu-chungen nicht vor“.

Vor Ort waren auch Vertreter derFirma „Humanic“: „Nachdem hierunser Verpackungsmaterial gefun-den wurde, werden auch wir recher-chieren und unser Bestes tun, um zurAufklärung beizutragen“, versichertder Pressesprecher Andreas Feich-tinger.

n VON PETRA PRASCSAICS

Was heißt, da hat keiner da-von gewusst?“ – Josef Mög-ler schüttelt den Kopf, „Je-der hat g’wusst, dass hier

zwischen 1967 und 1968 Lederabfäl-le in die Lehmgruben geschüttetwurden“, behauptet der 88-Jährige.„Es waren damals sogar etliche Leu-te hier und haben die brauchbarenLederreste zusammengesammelt“,erzählt jener Nachbar weiter, der mitseinem Grundstück unmittelbar anjene Parzelle grenzt, wo vergangeneWoche bei Aushubarbeiten für einenKeller eine Leder-Deponie gefundenwurde.

Gestern Vormittag, Punkt halbzehn Uhr: Lokalaugenschein amGrundstück in der Ziegelstraße 33.„Über eine Deponie wurde immerwieder gemunkelt“, erzählt auch einanderer Anrainer. Auch Bürgermeis-ter Josef Eisner konnte inzwischeneinige Gemeindebürger ausfindigmachen, „die über diese Ablagerun-gen Bescheid wussten“. Für LeopoldSchmallegger, der letzte Woche aufdiesem Grundstück mit dem Haus-bau begonnen hat, ändern diese Aus-

„Jeder hat von derIn Unterpremstätten können sich etliche Leute an die Leder-Deponie

Grundstücksverkäufer: Wilfried Mögler

E inen Rückkauf desGrundstückes kann ich

mir nicht leisten. Von derDeponie wusste ich nichts.WILFRIED MÖGLER,Grundstücksverkäufer

UMWELTFREUNDLICH

SolaranlageertragreichVor einem Monat ist diegrößte Solaranlage Öster-reichs auf dem Arnold-Schwarzenegger-Stadionin Bertrieb gegangen undschon jetzt erfüllt dieAnlage mehr als die Er-wartungen. Das Ziel von82.000 kWh in den Mona-ten Juli und August wurdeum 8900 kWh übertrofffen.„250 Tonnen Kohlendioxidkönnen mit dieser Sonnen-kollektorfläche jährlicheingespart werden undwahrscheinlich noch mehr,schaut man sich das ersteMonat an“, zeigte sich Um-weltreferent Bürgermeis-ter-Stellvertreter PeterWeinmeister stolz. Interna-tional ist man vor allem ander Einspeisungstechnikvon Sonnenenergie in dasFernwärmenetz interes-siert. Bei den Eröffnungs-feierlichkeiten der Anlagezeigten sich Länder wieKroatien, Deutschland,Hongkong, Indien und Ma-rokko begeistert vom Gra-zer Vorzeigemodell.

PARKPLÄTZE

Grüne kritisieren:Noch mehr Autos„Josel wird wohl nichtübersehen haben, dass sei-ne Vorhaben nicht nurStaus, sondern auch höhe-re Wohn- und Baukostenverursachen würden“,fragt Gemeinderat MartinUnterrichter von den Gra-zer Grünen. Grund dafürist die geplante Stellplatz-verordnung des Planungs-stadtrats Franz Josel vonder FPÖ, die für mehrParkplätze sorgen soll. DieGrünen erachten es alssinnvoller, sich über auto-freie Siedlungen Gedankenzu machen, um die Lebens-qualität zu erhöhen, undbezeichnen Josels Vorha-ben als „Schnapsidee“.

Gedenkstätte.Mit einer Wall-fahrt, an derauch Gäste ausÜbersee teilnah-men, feierte derVerein „Gott-scheer Gedenk-stätte“ das 35-jährige Bestehender Gedenkstättein Mariatrost.Auf Initiative desObmann-Ehe-paares Elli undKurt Gröbl schufaus diesem An-lass der steirischeKünstler FranzWeiss ein Madon-nen-Relief.Geistlicher RatJosef Seitz nahmdie Segnungvor. KK

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Deponie gewusst“„erinnern“. Die Entsorgungsfrage bleibt nach wie vor ungeklärt.

PETRA PRASCSAICS

KOMMENTAR

A us der Traum vom Ei-genheim und dabei hat

alles so gut begonnen. Einwunderschönes Grund-stück mitten im Grünen,ein fertiger Hausplan.Doch statt sich täglichüber die Fortschritte beimHausbau zu freuen, starrtder Grazer nun schon seitacht Tagen in ein Loch vollmit Dreck und auf einenBerg alter Lederreste. Da-neben stehen die angemie-teten Baumaschinen stillund fressen täglich satteStornogebühren.

N atürlich drückt demBürgermeister diese

Sache schwer auf den Ma-gen. Hätte er von diesenAltlasten gewusst, hätte erauch keine Baubewilli-gung erteilt, wird er nichtmüde zu betonen. Aproposgewusst: So tief kann die-ses Geheimnis nicht ge-schlummert haben, dennwie sich jetzt herausstellt,können sich einige Nach-barn noch ganz gut an dieAufschüttungen derLehmgruben mit Müll er-innern.

D as Baurecht bleibeselbstverständlich auf-

recht – aber das ist dannschon alles, was die Ge-meinde für diesen Häusl-bauer tut. Beim Widmender Grundstücke sind dieGemeinden rasch zu Stel-le, das bringt neue Bürger.Wenn dann aber nicht allesnach Plan läuft, kann sichder neue Bürger von derGemeinde offensichtlichkeine weitere Hilfe mehrerwarten.

Ende des Traumes

Statt Traumhaus jede Menge alter Lederreste: Derzeit wird das Ausmaß der Deponie eruiert HARRY STUHLHOFER (2)

Schleusen für FußgängerOscar Freire aus Spanien, der regie-rende Weltmeister im Regenbogen-trikot, ist wie andere internationaleund österreichische Spitzenradlerheute Abend beim Altstadt-Kriteri-um in der Grazer Innenstadt zu be-wundern. Wer mit dem Radsportabsolut nichts am Hut hat, sollteaber zumindest etwas Verständnisfür die notwendigen Verkehrsbe-hinderungen aufbringen. Darumbitten die Veranstalter.

Schon von der Früh weg (bisetwa Mitternacht) herrscht entlangder Rundkurs-Strecke – Freiheits-platz/Burgtor/Burggasse/Tummel-platz/Bürgergasse/Abraham-a-

Santa-Clara-Gasse/Glockenspiel-,Mehl- und Färberplatz/Färbergas-se/Sporgasse/Hofgasse/Freiheits-platz – absolutes Halte- und Park-verbot. Dazu gehört auch der ge-samte Freiheitsplatz, wo ein Zeltaufgestellt wird. Wer dort unbefugtparkt, muss kostenpflichtig abge-schleppt werden.

Ab etwa Mitte Nachmittag istder Bereich der Kernzone des Ren-nens für den Autoverkehr über-haupt gesperrt. Das heißt, vor allemdie Autofahrt über Freiheitsplatz,Burgtor und Burggasse ist nichtmehr möglich. Die Zufahrt vomOpernring zur Opernringgarage

und die Abfahrt dorthin von derOpernringgarage ist während derganzen Zeit möglich.

„Für Fußgänger, die die Streckequeren wollen, haben wir diesmalaber Schleusen eingerichtet“, er-klärt Gruppeninspektor ReinhardDomanyi von der Grazer Verkehrs-polizei. Solche gesicherte Fußgän-gerschleusen an allen wichtigenKreuzungsbereichen sind auchwährend des Rennens zu überque-ren. Gesperrt sind sie nur, wenn dasHauptfeld diese Stellen passiert.Weitere Informationen über dasAltstadt-Kriterium siehe Farbum-schlag und Seiten 28 und 29.

Autofahrer sollten heute Nachmittag und am Abend den BereichFreiheitsplatz und Burggasse wegen des Altstadt-Kriteriums meiden.