Post on 29-Aug-2019
transcript
Schnarchen ist ein weit verbreitetes Phänomen. Es beeinträchtigt das Zusammenleben, ist aberkein gesundheitliches Problem. Anders verhält es sich mit dem sogenannten krankhaften Schnar-chen, der Schlafapnoe. Schlafapnoe stört den Schlaf, der dem Organismus Entspannung undRegeneration bringen soll. Der Goldstandard der Schlafapnoe-Behandlung ist die CPAP-Thera-pie, eine nächtliche Atemunterstützung mit Überdruck, der die oberen Atemwege offen hält. DieBehandlung mit einer Atemmaske ist jedoch für fast jeden Betroffenen ungewöhnlich und bringtzumindest am Anfang Probleme und viele Fragen mit sich. Diese Schwierigkeiten können prak-tischer Art, aber auch psychischer Natur sein: Viele empfinden die Maske als Beeinträchtigung;sie haben Angst, für ihren Partner/ihre Partnerin nicht mehr attraktiv zu sein oder vielleicht sogarlächerlich zu wirken. Andere haben ganz konkrete Probleme: Die Atemmaske sitzt nicht richtig,oder sie löst Angstzuständeund Beklem- mungen aus.Der Patient ist nicht in derLage, mit der Maske ruhigund entspannt zu atmen. VielePatienten rea- gieren in soeiner Situation zunächst ein-mal entsetzt. Sie sind über-zeugt davon, dass sie mitdiesem Unge- tüm vor demGesicht nicht schlafen kön-nen. Schon wenn sie dieMaske nur auf- setzen, gera-ten viele Schlafapnoiker in Panik und fangen an, hektisch zu atmen. Sie haben das Gefühl,ersticken zu müssen, und reißen sich die Maske sofort wieder vom Gesicht. Manche Patientenführen sich auch durch Druckstellen gestört; oder Luft pfeift an einer Stelle aus der Maske, weilsie nicht richtig auf dem Gesicht sitzt oder eben – auch das kommt vor – nicht die passendeMaske ist. Ihr Betreuer muss sich also schon Zeit nehmen, um Ihnen die Maske aufzusetzen, unddann erst einmal eine halbe Stunde zuwarten, um zu sehen, wie Sie damit zurechtkommen. Dochviele Patienten wollen höflich sein und tun so, als sei alles in Ordnung. Sie wollen sich vor demBetreuer keine Blöße geben und spielen mit. Und später stellen sie das Gerät in den Schrankund beginnen gar nicht erst mit der Therapie. Doch selbst wenn Sie Gerät und Maske benutzen,tauchen in der Regel Probleme und viele Fragen auf – Fragen, auf die Sie keine Antwort wissen.Früher war in solchen Fällen sofort der Berater der Sie betreuenden Firma zur Stelle. Aus Grün-den der Wirtschaftlichkeit ist dies in den meisten Firmen heute nicht mehr möglich. Manche Kran-kenkassen bezahlen den versorgenden Firmen immer weniger, sodass diese gar keinen wirklichumfassenden Service mehr bieten können, obwohl sie es gerne täten. Sie können sich natürlichauch in Ihrem Schlaflabor bera- ten lassen; doch auch derenMitarbeiter leiden unter Zeitnot und sind nicht immer erfreut,wenn sich Patienten bei ihnen melden, die mit ihrer Thera-pie unglücklich sind. Denn so eine Beratung und Problem-lösung ist zeitaufwändig. Des- halb haben wir in diesemBuch Informationen zusam- mengetragen, die Ihnen hel-fen können, möglicherweise auftretende Probleme eigen-ständig zu lösen. Wir haben reale Schwierigkeiten von Pa-tienten zusammengetragen und bieten Lösungen dafür an.
Schlafapnoe
Die MaskeTipps & Tricks für Patienten
BSDBundesverband Schlafapnoe undSchlafstörungen Deutschland e.V.
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„Fantasiereisen“
zum Entspannen
Schlafapnoe
Die MaskeTipps & Tricks für Patienten
BSDBundesverband Schlafapnoe undSchlafstörungen Deutschland e.V.
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Liebe Leserin, lieber Leser!
Sie haben sich dieses Buch ganz offensichtlich angeschafft, weil bei Ihnen kürzlich oder schon
vor längerer Zeit ein Schlafapnoe-Syndrom festgestellt wurde. Nun suchen Sie nach Informatio-
nen und brauchen praktische Ratschläge, wie Sie mit Ihrer Atemtherapie besser zurechtkom-
men können.
Sie leiden an nächtlichen Atemaussetzern, also einer obstruktiven Schlafapnoe. Das heißt,
während des Schlafs erschlafft immer wieder die Muskulatur in Ihrem Rachen, und die Atmung
wird für mehrere Sekunden blockiert.
Ein Schlafapnoe-Patient wird nach zwei oder drei polysomnografischen Überwachungsnäch-
ten im Schlaflabor nach Hause entlassen. Er bekommt als Therapie ein sogenanntes CPAP-
Gerät verordnet. CPAP ist eine Abkürzung für die englische Bezeichnung „continuous positive
airway pressure“). An dieses Gerät wird nun ein Schlauch angeschlossen und zu einer Atem-
maske geführt. Durch diese Maske – meist eine Nasenmaske – wird Ihnen ein Luftstrom mit
einem bestimmten Druck zugeführt, der Ihre Atemwege offen hält. Wie man Gerät und Maske
benutzt, wird Ihnen im Schlaflabor und später auch von der Sie betreuenden Firma – auf
„Neu-Deutsch“: dem Homecare-Versorger – genau erklärt.
Eine ausführliche Erklärung ist das eine; wichtiger ist jedoch, dass Ihnen der Fachmann die
Maske aufsetzt und Ihnen geduldig erläutert, wie man das korrekt macht. Wie man die Maske
pflegt und reinigt und was in Problemfällen zu tun ist.
Viele Patienten haben vor allem zu Beginn der Therapie große Probleme mit der Atemmaske.
Diese Schwierigkeiten können praktischer Art, aber auch psychischer Natur sein: Viele empfin-
den die Maske als Beeinträchtigung; sie haben Angst, für ihren Partner/ihre Partnerin nicht
mehr attraktiv zu sein oder vielleicht sogar lächerlich zu wirken. Andere haben ganz konkrete
Probleme: Die Atemmaske sitzt nicht richtig, oder sie löst Angstzustände und Beklemmungen
aus – der Patient fühlt sich außerstande, mit Maske ruhig und entspannt zu atmen.
Viele Patienten reagieren in so einer Situation zunächst einmal entsetzt. Sie sind überzeugt
davon, dass sie mit diesem Ungetüm vor dem Gesicht nicht schlafen können. Viele Schlaf-
ImpressumHerausgegeben vom Bundesverband Schlafapnoe und Schlafstörungen Deutschland e. V.
(BSD), Geschäftsstelle: Panoramastraße 6, 73760 OstfildernTexte: Ulrich Obergfell, Marion Zerbst, Dr. Martina Bögel, Werner Waldmann
Redaktion: Marion ZerbstLayout: Anna Wagner
Gesamtherstellung: MEDITEXT Dr. Antonic© 2014 by Werner Waldmann, Ostfildern
Gefördert von der IKK classic
nen sich die Firmen, die für die Versorgung zuständig sind, keinen umfassenden Beratungsauf-
wand mehr leisten. Deshalb haben wir in diesem Buch Informationen zusammengetragen, die
Ihnen helfen können, möglicherweise auftretende Probleme – vor allem mit der Maske – eigen-
ständig zu lösen. Wir haben keine theoretischen Probleme gesammelt, sondern reale Schwie-
rigkeiten von Patienten zusammengetragen und bieten Lösungen dafür an.
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apnoiker geraten schon in Panik und fangen an, hektisch zu atmen, wenn sie die Maske nur
aufsetzen. Sie haben das Gefühl, ersticken zu müssen, und reißen sich die Maske sofort wie-
der vom Gesicht. Manche Patienten fühlen sich auch durch Druckstellen gestört; oder Luft pfeift
an einer Stelle aus der Maske, weil sie nicht richtig auf dem Gesicht sitzt oder eben – auch
das kommt vor – nicht die passende Maske ist.
Ihr Betreuer muss sich also schon Zeit nehmen, um Ihnen die Maske aufzusetzen, und dann
erst einmal eine halbe Stunde zuwarten, um zu sehen, wie Sie damit zurechtkommen. Doch
viele Patienten wollen höflich sein und tun so, als sei alles in Ordnung. Sie wollen sich vor
dem Betreuer keine Blöße geben und spielen mit. Und später stellen sie das Gerät in den
Schrank und beginnen gar nicht erst mit der Therapie.
Doch selbst wenn Sie Gerät und Maske benutzen, tauchen in der Regel Probleme und viele
Fragen auf – Fragen, auf die Sie keine Antwort wissen. Früher war in solchen Fällen sofort der
Berater der Sie betreuenden Firma zur Stelle. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ist dies in
den meisten Firmen heute nicht mehr möglich. Manche Krankenkassen – das werden wir Ihnen
später noch erläutern – bezahlen den versorgenden Firmen immer weniger, sodass diese gar
keinen wirklich umfassenden Service mehr bieten können, obwohl sie es gerne täten. Sie kön-
nen sich natürlich auch in Ihrem Schlaflabor beraten lassen; doch auch deren Mitarbeiter lei-
den unter Zeitnot und sind nicht immer erfreut, wenn sich Patienten bei ihnen melden, die mit
ihrer Therapie unglücklich sind. Denn so eine Beratung und Problemlösung ist oft sehr zeitauf-
wändig.
Halten wir fest: Nicht alle Patienten kommen mit der Diagnose „Schlafapnoe“ und dem ihnen
angepassten CPAP-Gerät auf Anhieb gut zurecht. Solche Patienten brauchen im Anschluss an
den stationären Aufenthalt im Schlaflabor eine weitere ambulante Begleitung und Unterstüt-
zung. Gerade am Anfang benötigen CPAP-Nutzer eine intensive Betreuung, um Ängste und
Abwehrhaltungen gegen die Atemmaske abzubauen und die Compliance (Therapietreue) zu
fördern – lässt man sie mit ihren Problemen allein, so werden sie die Maske schon bald nicht
mehr benutzen. Man weiß, dass rund 50% aller CPAP-Patienten die Therapie mit der Atem-
maske ohne eine solche unterstützende Begleitung abbrechen!
Da die Krankenkassen die Versorgungspauschalen immer weiter nach unten korrigieren, kön-
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Ein Buch ersetzt niemals einen Experten, mit dem Sie reden und dem Sie Ihre ganz
individuellen Probleme schildern. Doch dieses Buch ist, so denken wir, besser als
nichts. Wenn Sie ein Maskenproblem haben, das hier nicht behandelt wird,
schreiben Sie uns, faxen Sie uns Ihr Problem oder schicken Sie uns eine Mail.
Wir suchen für Sie einen Lösungsvorschlag.
BSD-Geschäftsstelle, Panoramastraße 6, 73760 Ostfildern
Fax: 0711 4599496; E-Mail: w.waldmann@bsd-selbsthilfe.de
Ein Wort vorabEin Wort vorab
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INHALT
8 Das Sorgenkind der Ärzte: Therapietreue8 Wie gut ist die Therapietreue von CPAP-Patienten? 9 Was hindert einen Patienten daran,
sein Gerät regelmäßig zu benutzen? 10 Bettpartner oder Bettpartnerin müssen mitziehen
11 Problemfaktor Maske 12 Hilfsmittel, die den Therapiekomfort erhöhen 13 Auch
medizinische Geräte können ästhetisch wirken! 14 Der erste Eindruck ist entscheidend
14 Schlafapnoe-Betroffene brauchen intensive Betreuung 15 Gemeinsam wird alles leich-
ter: Selbsthilfegruppen 16 Telemedizin und Gesundheits-Apps 16 Tipps für CPAP-Neu-
linge 18 Was CPAP-Anfänger sich merken sollten
19 Das sollten Sie über die Maske für Ihre Therapie wissen19 Die Maske entscheidet über die Therapietreue 21 Was ist bei der Maskenanpassung
wichtig? 21 Worauf ist hinsichtlich der Maskengröße zu achten?
23 Die Maskentypen23 Die Nasenmaske 24 Die Mund-Nasen-Maske (Vollgesichtsmaske oder Full-Face-
Maske) 25 Die Nasenolivenmaske (Nasal Pillow) 26 Die Mundmaske (Oralmaske)
27 Ausatemventil 27 Maskenbänderung 27 Kinnband 27 Maskengrößen
28 Die hohe Kunst der Maskenentwicklung
32 Wer bezahlt die Therapie?32 Ist die Patientenversorgung gefährdet? 33 Der Hintergrund 35 Nicht alles, was
glänzt, ist Gold 37 Nichts bleibt, wie es war
38 Patienten fragen Experten39 Reinigung von Maske und Bänderung 42 Ist eine Maskendesinfektion sinnvoll?
44 Atemluftbefeuchter – eine gefährliche Keimschleuder? 46 Kondenswasser durch Atem-
luftbefeuchtung 48 Ist destilliertes Wasser empfehlenswert? 49 Atemluftbefeuchter reini-
gen 50 Hilfe, mir fehlt die Motivation! 52 Die ersten Nächte mit der Maske 54 Part-
nerschaftsprobleme 55 Selbstwertgefühl 56 Angst vor der Maske 58 In die Therapie
hineinwachsen! 61 Schlaflos mit der Maske 63 Gehen Sie auf Fantasiereise!
65 Können Atemübungen beruhigen? 66 Progressive Muskelentspannung 67 Ob mir
wohl Schlafmittel helfen? 68 Wie soll ich mit der Atemmaske liegen? 70 Schulter- und
Nackenschmerzen bei CPAP-Therapie 72 Benutzung von Hautpflegemitteln und Kosmetika
73 Wie kann ich Druckstellen vermeiden? 74 Löst eine Individualmaske alle Probleme?
76 Muss ich die Zahnprothese nachts ‘rausnehmen? 77 Augenreizungen bei Maskenbeat-
mung 79 Ich leide unter einem trockenen Mund 81 Trockene Nase 82 Ich leide unter
Dauerschnupfen 84 CPAP-Therapie trotz Heuschnupfen? 87 Fließschnupfen und Nies-
reiz 90 Schnupfen bei einem grippalen Infekt 92 Wenn einen lästiger Husten plagt
94 Nachts reiße ich mir die Maske vom Kopf 94 Mein Gerät ist zu laut 96 Probleme
mit der Geräuschentwicklung 98 Schnarchen trotz CPAP-Therapie 100 Wie lange hält
eine Maske? 103 Eine neue Maske 104 Maske ist nicht gleich Maske! 105 Verzicht
auf die Therapie im Urlaub? 106 Sorglos reisen trotz CPAP-Therapie? 108 Nützt mir
eine Selbsthilfegruppe? 111 Gibt es Schulungsmöglichkeiten für Schlafapnoe-Patienten?
112 Register
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Hindernisse
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Das Sorgenkind der Ärzte: Therapietreue
Eine Krankheit wird diagnostiziert, und der Arzt verordnet die Therapie: Medikamente, Geräte,
Verhaltensmaßnahmen. In der Klinik sorgt das Pflegepersonal dafür, dass die Behandlung strikt
durchgeführt wird. Doch zu Hause? Die Therapietreue – d. h. dass der Patient die Maßnahmen,
die ihn hoffentlich wieder gesund machen, auch durchführt (im ärztlichen Fachjargon als „Com-
pliance“ bezeichnet) – ist oft ein großes Problem.
Eigentlich müsste jeder Kranke mit Begeisterung alle Empfehlungen seines Arztes befolgen, um
wieder gesund zu werden. Je konsequenter und je länger pro Nacht ein Schlafapnoe-Patient
sein Gerät nutzt, desto besser ist die Wirkung. Doch eine solche konsequente Therapietreue ist
leider nicht immer selbstverständlich.
Wie gut ist die Therapietreue von CPAP-Patienten?Um die Therapietreue von Schlafapnoe-Patienten zu messen und Wege zu ihrer Verbesserung zu
finden, hat die Firma ResMed die Nutzungsdaten von mehr als 5000 ihrer S8-Modelle ausge-
lesen. Das S8-Gerät ermöglicht es, über einen Speicherchip sowohl die Tage zu erfassen, an
denen das Gerät genutzt wurde, als auch die jeweilige Nutzungsdauer (Stunden pro Tag) zu er-
mitteln, und zwar über die letzten 180 Tage. Das ermöglicht eine sehr genaue Beurteilung der
Therapietreue. Ferner gibt das Gerät Auskunft über den mittleren Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI
= die Anzahl der Apnoen und Hypopnoen pro Stunde) sowie über Maskendruck und Leckagen,
was wiederum Rückschlüsse auf die Therapieeffektivität zulässt.
Für diese Studie wurden Daten von beachtlichen 4281 Patienten ausgewertet; analysiert wurde
eine Behandlungsdauer von maximal 180 Tagen.
Die Studie ergab eine erstaunlich zufriedenstellende Therapietreue: Nur 17,6% der Patienten
nutzten ihr Gerät an weniger als fünf Tagen pro Woche. Die Patienten schliefen an 6,4 ± 1,4 Tagen
pro Woche mit ihrem CPAP-Gerät und nutzten es 6 Stunden und 16 Minuten ± 1 Stunde und 34
Minuten pro Nacht. Auch die Therapieeffektivität war gut.
Therapietreue
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Die CPAP-Compliance ist also keineswegs schlechter als die Medikamenten-Compliance der
Patienten bei anderen chronischen Volkskrankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck. Dennoch
ließe sich auch hier noch etliches verbessern. Und es gibt auch noch viele offene Fragen. Nach
wie vor strittig ist z. B., wie man CPAP-Compliance eigentlich definiert: anhand der Anzahl der
Nutzungsstunden pro Nacht? Oder der Nutzungstage pro Woche? Auch die Therapieabbruch-
rate ist ein wichtiges Kriterium: Wie viele Patienten bleiben überhaupt bei der Stange? Ferner
ist auch noch nicht geklärt, wie viele Tage pro Woche bzw. wie viele Stunden pro Nacht ein
Schlafapnoe-Patient sein Gerät eigentlich nutzen muss, um einen Therapieeffekt zu erreichen. Hier
scheint es auch große individuelle Unterschiede zu geben: „Es gibt Patienten, die mit drei Stun-
den pro Nacht eine positive Wirkung erzielen, und andere, die ihr Gerät sieben Tage pro Woche
acht Stunden pro Nacht benutzen und tagsüber trotzdem immer noch schläfrig sind – das sind
immerhin 5 bis 10% aller Patienten“, betont Schlafapnoe-Experte Holger Wöhrle.
Insgesamt betrachtet, hinkt die Anzahl der Tage, an denen das Gerät genutzt wird, der An-
zahl der Stunden hinterher, die es pro Nacht eingesetzt wird. Untersuchungen zeigen, dass es
bei vielen Patienten Auslasstage gibt, z. B. weil jemand für einen Tag geschäftlich verreist ist
oder ab und zu am Wochenende auch einmal das Bedürfnis hat, das Gerät aus dem ehelichen
Schlafzimmer zu verbannen. „Aber diese Daten relativieren sich, wenn man bedenkt, dass Pa-
tienten ihr Gerät ja z. B. bei Schnupfen oder Bronchitis auch nicht benutzen können“, so Wöhrle.
Was hindert einen Patienten daran, sein Gerät regelmäßig zu benutzen?Dafür gibt es natürlich die verschiedensten Gründe. Wer unter enormer Tagesschläfrigkeit leidet
(mit allen auch sozialen Folgen) und sich nach den ersten Therapienächten morgens plötzlich
ganz anders fühlt: fit, ausgeschlafen, voller Energie – der wird sehr rasch in seine Therapie hi-
neinwachsen und Gerät und Maske nicht mehr missen wollen. Ein geringer Leidensdruck dage-
gen – bei Patienten mit nur mäßig ausgeprägter Schlafapnoe und ohne Tagesschläfrigkeit – er-
muntert nicht sonderlich zu einem therapietreuen Verhalten. Wir wissen heute, dass ungefähr die
Hälfte aller Schlafapnoe-Patienten nicht unter Tagesschläfrigkeit leidet. Es geht ihnen relativ gut,
um die Uhr nehmen sie das alles nicht so wichtig. Ein Therapiehindernis sind auch häufige Rei-
sen. Da wird es schon mal als lästig empfunden, das Gerät immer mitzuschleppen. Allerdings
greift da ein neuer Trend, nämlich dass sich die meisten Geräte enorm verkleinert haben und auf
diese Weise problemloser im Reisegepäck Platz finden.
Auch das Alter der Patienten spielt eine Rolle. Für ältere Menschen, möchte man annehmen,
ist der Umgang mit dem Gerät oft schwierig. Seit die Technik keine simplen Knöpfe mehr anbietet,
sondern raffinierte Menüs, die mit wenigen Tasten die gewünschten Funktionen ansteuern lassen,
mag sich mancher ältere Patient verraten und verkauft vorkommen. Zur Ehre der Hersteller muss
man jedoch sagen, dass die Gerätefunktionen heute sehr gut durchdacht sind und kaum noch
einen Benutzer überfordern.
Problemfaktor MaskeAndere Hinderungsgründe für eine gute Compliance haben nichts mit dem Patienten, sondern
eher mit der Therapie selbst zu tun. Denn Gerät und Maske können sich auf vielfältige Weise stö-
rend auswirken und Probleme verursachen. Der wichtigste „Problemfaktor“ ist die Maske: Sie
kann, wenn sie nicht richtig sitzt, schmerzhafte Druckstellen im Gesicht verursachen. In solch
einem Fall sollte der Sitz der Atemmaske überprüft werden: Sie muss so fest sitzen, dass nir-
gendwo undichte Stellen (Leckagen) auftreten. Andererseits darf sie aber auch keinen zu starken
Druck auf Gesichtsstellen ausüben. Eventuell lässt sich der optimale Sitz durch Auspolsterung an
den kritischen Stellen erzielen. Man kann auch versuchen, die Kopfhalterung etwas zu lockern,
wobei jedoch keine Undichtigkeiten entstehen dürfen. Lässt sich das Problem durch solche Kor-
rekturen nicht beheben, so benötigt der Patient möglicherweise eine andere Maskenart oder
-größe.
Ferner kann durch Maskenleckagen ein unangenehmer Luftzug entstehen, der häufig die Augen
reizt und zu einer Bindehautentzündung führt. Das kann z. B. daran liegen, dass dem Patienten
das falsche Maskensystem angepasst wurde, der Maskeneinsatz die falsche Größe hat oder der
Winkel an der Stirnstütze der Maske falsch eingestellt ist. Hier bedarf der Patient fachkundiger
Bettpartner/Maskenprobleme
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und sie empfinden die Therapie nicht als lebensnotwendig. Gerade solche Patienten laufen Ge-
fahr, das Gerät in die Ecke zu stellen oder immer seltener zu nutzen. Und niemand motiviert sie
dazu, sich einer erneuten Kontrolle zu unterziehen. Die Richtlinien erlauben eine Nachuntersu-
chung nämlich nur dann, wenn ein Patient von sich aus über Beschwerden klagt, die eine am-
bulante und anschließend stationäre Kontrolle rechtfertigen.
Aber auch Schlafapnoe-Patienten, die nicht in ihrer Wachheit und ihrem Wohlbefinden bei
Tage beeinträchtigt sind, haben, wie man inzwischen weiß, ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreis-
lauf-Erkrankungen. Deshalb ist eine gründliche Aufklärung der Patienten sehr wichtig: Sie müs-
sen verstehen, wie positiv es sich auf Herz und Kreislauf auswirkt, wenn die Beatmung ihre nächt-
lichen Atemaussetzer verhindert und Herz und Gehirn regelmäßig mit lebensnotwendigem Sau-
erstoff versorgt werden.
Schlafapnoe-Patienten müssen zu Spezialisten ihrer Krankheit werden und genau wissen, wie
es zu ihrem Leiden kommt und was für Folgen es haben kann.
Bettpartner oder Bettpartnerin müssen mitziehenAuch die Psyche spielt den Patienten manchmal einen Streich. Vieles hängt davon ab, ob die Bett-
partnerin oder der Bettpartner den maskierten Bettgenossen ernst nimmt, in der Benutzung des
Geräts gar aktiv unterstützt, ermuntert – oder sich über ihn lustig macht. Man kann sich die Szene
vorstellen: Der Mann neben der neuen Freundin greift nach leidenschaftlichem Liebesspiel zur
Maske und stülpt sie sich über – während die Partnerin gerne noch etwas gekuschelt hätte. Falls
solche Akzeptanzprobleme zu befürchten sind, ist es hilfreich, wenn die Partnerin an der Schluss-
besprechung im Schlaflabor teilnimmt, damit sie ebenso wie der Patient begreift, dass diese The-
rapie lebensnotwendig ist.
Dennoch scheinen Paare besser mit der Maskentherapie zurechtzukommen als Singles. Eine
französische Studie hat ergeben, dass Menschen, die alleine leben, sich oftmals weniger thera-
pietreu verhalten als Paare. Schlafapnoiker in exponierter beruflicher Stellung neigen offenbar
ebenfalls dazu, ihre Therapie nicht besonders ernst zu nehmen: In der Hektik ihrer Arbeit rund
Therapietreue
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die Atemzüge der Patienten überwacht und mit Beginn der Ausatmung den Druck absenkt –
denn vielen Patienten fällt es schwer, gegen einen erhöhten Druck auszuatmen.
Automatisch regulierende Geräte (sogenannte Auto-CPAP-Geräte) steuern den Therapiedruck
in einem vorgegebenen Bereich selbst und passen ihn damit an die jeweiligen Therapiebedürf-
nisse des Patienten an – denn, wie der Pneumologe und Schlafapnoe-Experte Prof. Helmut Tesch-
ler es in seinen Vorträgen gerne formuliert: „Jede Nacht ist anders.“ Das heißt, dass ein Patient
einen unterschiedlich hohen Therapiedruck benötigt, je nachdem, ob er auf dem Rücken oder auf
der Seite liegt, am Vorabend vielleicht ein bisschen tiefer ins Glas geschaut hat, sich gerade in
einer REM- oder Leichtschlafphase befindet. Je nach diesen situativen Gegebenheiten wird der
Druck bei Geräten mit Auto-CPAP-Modus entweder erhöht oder abgesenkt. Auch das verbessert
den Therapiekomfort (weil der Patient dann nicht gegen einen Druck „anatmen“ muss, der höher
ist, als er ihn eigentlich braucht) und kann sich positiv auf die Compliance auswirken.
Auch medizinische Geräte können ästhetisch wirken!Und nicht zuletzt ist auch die Ästhetik ein nicht zu unterschätzender Compliance-Faktor. Bis vor
kurzem konnte man alle CPAP-Geräte auf den ersten Blick als medizinische Ausrüstung erkennen.
Doch wer will sein Schlafzimmer schon zur Intensivstation machen?
ResMed schuf das S9 und Fisher und Paykel das Icon, zwei kleine Geräte, denen man ihre
Hilfsmittel/Ästhetik
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Beratung. Die meisten Maskenprobleme lassen sich durch Schulung und Beratung, durch Ände-
rungen an der Maske oder den Umstieg auf einen anderen Maskentyp gut in den Griff bekom-
men. In besonderen Fällen ist auch die Anfertigung einer individuellen Atemmaske möglich. Und
nicht zuletzt gewöhnt man sich mit der Zeit an das Tragen der Maske. Viele Patienten finden auch
erst durch „Versuch und Irrtum“ den für sie richtigen Maskentyp.
Hilfsmittel, die den Therapiekomfort erhöhenEin wichtiges Problem ist die Austrocknung der Nase und der oberen Atemwege durch die Be-
atmungstherapie. Hier kann ein Atemluftbefeuchter Abhilfe schaffen. Automatische Befeuch-
tungssysteme und Schlauchheizung sorgen für ein angenehmes Beatmungsklima, das lästige
Kondenswasserbildung verhindert. Manche Maskennutzer klagen morgens über einen trocke-
nen Mund, häufig begleitet von ausgetrockneten Nasenschleimhäuten und verstopfter Nase. Zu
solchen Beschwerden kommt es häufig dann, wenn der Patient nachts durch den Mund atmet.
Solche Mundleckagen sind nicht nur lästig, sondern beeinträchtigen auch die Effektivität der Be-
handlung, weil der Therapiedruck, der in den oberen Atemwegen des Patienten ankommt, da-
durch verringert wird. In solchen Fällen kann eine Full-Face-Maske, die sowohl Nase als auch
Mund umschließt, Abhilfe schaffen.
Manchmal fühlt der Patient oder dessen Bettpartner sich durch das Geräusch des Atemthera-
piegeräts belästigt. Zum Glück gibt es heute Geräte auf dem Markt, die so flüsterleise sind, dass
man sich rasch an sie gewöhnt und der Nachtschlaf selbst bei empfindlichen Menschen nicht be-
einträchtigt wird. Überhaupt werden die CPAP-Geräte kontinuierlich weiter verbessert: Neuartige
Geräte mit ausgeklügelten Beatmungsalgorithmen gestalten die Therapie immer angenehmer –
ein wesentlicher Beitrag zur Erhöhung der Compliance. Für Patienten, die Probleme mit dem
Therapiedruck haben, gibt es beispielsweise die Rampe: eine langsame Drucksteigerung zu Be-
ginn der Nacht, die das Einschlafen erleichtern soll. Bei den meisten Geräten lässt sich diese
Rampe auch während der Nacht aktivieren, um das Wiedereinschlafen nach nächtlichem Auf-
wachen zu erleichtern. Ferner gibt es den C-Flex-Therapiemodus, bei dem das Beatmungsgerät
Therapietreue
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ResMed bietet zusammen mit Skinit, einemHersteller von Design-Hüllen, bunte Folien an,die sich auf dem S9 anbringen lassen.
ger Krankenkassen – alleine kaum zu leisten imstande sind. Leider erschweren die wirtschaftli-
chen Bedingungen für die Homecare-Versorger deren Patientenunterstützung ebenfalls massiv.
Das Ende vom Lied: Schlafapnoe-Patienten bleiben weitgehend sich selbst überlassen. Das ist ein
Riesenproblem. Compliance braucht Unterstützung. Die Krankenkassen interessiert dieser As-
pekt de facto – auch wenn sie es anders darstellen – herzlich wenig. Bei Ausschreibungen der
Schlafapnoe-Versorgung spielt die Qualität gegenüber dem Preis eine extrem geringe und neu-
erdings oft sogar überhaupt keine Rolle mehr. Viele Krankenkassen interessieren sich offenbar
nur noch dafür, die Versorgung so kostengünstig wie möglich einzukaufen.
Durch eine intensivere Betreuung der Schlafapnoe-Patienten werden gravierende gesundheit-
liche Folgeschäden vermieden, z. B. ein Herzinfarkt, Schlaganfall oder Diabetes. Solche Folge-
erkrankungen kommen die Kassen teuer zu stehen. Trotzdem ist es vielen Krankenkassen leider
wichtiger, kurzfristig Kosten zu sparen und dafür den jungen Versicherten, die wenig ärztliche
Hilfe in Anspruch nehmen, Prämien auszuschütten. Was in zehn Jahren sein könnte, das hat im
Augenblick keine Bedeutung. Freilich gibt es zum Glück auch noch namhafte Krankenkassen,
denen die Versorgungsqualität ihrer Schlafapnoe-Patienten nicht nur am Herzen liegt, sondern
die auch begriffen haben, dass eine ordentliche Versorgung Geld sparen hilft.
Gemeinsam wird alles leichter: SelbsthilfegruppenFür Schlafapnoe-Neulinge sind Selbsthilfegruppen eine große Unterstützung, denn im Kreis an-
derer (und meistens erfahrener) Patienten erhalten sie Informationen und die Möglichkeit zum Er-
fahrungsaustausch mit anderen Betroffenen. Doch Selbsthilfegruppen zum Thema Schlafapnoe
gibt es leider nicht überall in Deutschland, und mancher Patient scheut auch davor zurück, sich
einer solchen Gruppe anzuschließen. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Viele Patienten infor-
mieren sich heute lieber online, denn das Internet bietet mehr Anonymität, und es ist bequemer,
ins Netz zu gehen, als sich zu einem Gruppentreffen aufzumachen. Allerdings sollte man Inter-
netinformationen sehr, sehr kritisch betrachten, denn als medizinischer Laie kann man oft gar nicht
beurteilen, wie seriös diese sind.
Betreuung/Selbsthilfe
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medizinische Funktion kaum noch ansieht. Die neueste Gerätegeneration von ResMed und Wein-
mann setzt diesen Trend fort; man merkt deutlich, dass inzwischen auch die Industriedesigner ein
gewichtiges Wort bei der Entwicklung mitzureden haben. ResMed hat für sein S9 den renom-
mierten Designerpreis „Red Dot Award” erhalten. Jetzt spielt also auch in der Beatmungsgeräte-
Industrie das Aussehen eine Rolle. ResMed ging noch einen Schritt weiter und bot mit Skinit,
einem Hersteller von Designhüllen, bunte Folien an, die sich auf dem S9 anbringen ließen.
Das Aussehen ist freilich für den Erfolg der Therapie unbedeutend, sicher aber nicht für die Ak-
zeptanz der Geräte – und damit auch mit ein Faktor, die Therapietreue zu unterstützen. Ein
„hässliches” Gerät landet eher im Schrank sls eines, das auch ins Schlafzimmerambiente passt.
Der erste Eindruck ist entscheidendSchlafmediziner wissen, dass sich das Nutzungsmuster bereits innerhalb der ersten Woche ent-
wickelt und die Langzeitnutzung bestimmt. Anders ausgedrückt: Wer die Therapie nicht in den
ersten Tagen, sobald er das Gerät zu Hause hat, regelmäßig nutzt, wird sich damit höchst-
wahrscheinlich niemals anfreunden und höchstens widerwillig hin und wieder für ein paar Stun-
den seine Maske aufsetzen.
Deshalb ist eine intensive Betreuung der Patienten in den ersten Therapietagen entscheidend,
um auftretende Probleme sofort beheben zu können. Überhaupt weiß man, dass eine engma-
schige Betreuung für die Patienten eine wichtige Rolle spielt. Eine Studie hat eine Intensivbe-
treuung von CPAP-Patienten mit der Standardbetreuung verglichen – mit positivem Ergebnis: Der
durchschnittliche Gebrauch des Geräts verlängerte sich dadurch.
Schlafapnoe-Betroffene brauchen intensive BetreuungSchlafmedizin – insbesondere die Behandlung von Schlafapnoe-Patienten – ist nun einmal keine
Fünf-Minuten-Medizin! Eine effektive und den Patienten zufriedenstellende CPAP-Therapie erfor-
dert eine intensive Betreuung, die die Schlaflabore – nicht zuletzt aufgrund der Sparpolitik eini-
Therapietreue
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an verschiedenen Maskentypen und -größen zur Verfügung, sodass bei sachgerechter Anpassung
ein guter Komfort erzielt werden kann.
� Schlafmediziner empfehlen Patienten, die sich mit dieser Therapie anfangs schwertun, sich zu-
nächst im Wachzustand an die Maske zu gewöhnen. „Wer noch nie im Leben Schuhe ge-
tragen hat, empfindet sie zunächst vielleicht auch als unbequem und beengend. Setzen Sie
die Maske also erst einmal auf, wenn Sie lesen oder fernsehen“, rät die amerikanische Com-
pliance-Expertin Laurie Cree. „Sobald Sie sich daran gewöhnt haben, schließen Sie sie ans
Gerät an und schalten Sie es ein.“ So kann man sich entspannt und zwanglos mit der
Beatmungstherapie vertraut machen – ohne die Angst, „mit diesem Ding unmöglich einschla-
fen zu können“.
� Sobald man diesen Gewöhnungsprozess hinter sich hat und die Maske auf seinem Gesicht
nicht mehr als ungewohnt empfindet, legt man sich mit Maske ins Bett, dreht sich von einer
Seite auf die andere und spielt alle gewohnten Schlafpositionen durch, um herauszufinden,
wie das „Liegegefühl“ mit der Maske ist und ob beim Positionswechsel Leckagen entstehen.
� Viele Patienten leiden – vor allem am Anfang – unter Angstzuständen und Beklemmungen,
wenn sie die Maske aufhaben. Manche haben sogar das Gefühl, darunter ersticken zu müs-
sen, und entwickeln eine regelrechte Maskenphobie. Solche Probleme sind natürlich eine
große Barriere für die Compliance, und hier muss man frühzeitig gegensteuern. Zunächst gilt
es, die negative Einstellung zur Therapie zu überwinden, die hinter solchen Angstzuständen
häufig steckt. Die australische Schlafmedizinerin Dianne Richards erklärt, wie das geht:
„Haben Sie auch schon mal diese negative Stimme in Ihrem Kopf gehört, die Ihnen einredet:
,Das wird sicher ganz furchtbar‘ oder ,Das schaffe ich nicht‘?“, fragt sie. „Ich habe diese
Stimme erst letzte Woche bei meinem Yoga-Unterricht gehört, als die Lehrerin uns eine be-
sonders schwierige Position beibringen wollte. Ich versuchte meinen Körper in diese Stellung
zu bringen, aber die Stimme in meinem Kopf sagte: ,Das schaffst du nicht.’ Sobald ich die
Stimme abgeschaltet hatte, konnte ich meinen Körper viel weiter in die gewünschte Position
drehen als vorher.“
Telemedizin/Apps/Therapie-Einstieg
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Telemedizin und Gesundheits-AppsDie technische Entwicklung bietet heute ganz neuartige Möglichkeiten, Patienten bei ihrer The-
rapie zu begleiten. Die modernen Atemtherapiegeräte zeichnen alle wichtigen Parameter auf in-
ternen Speichermedien auf – für den Arzt eine ideale Möglichkeit, den Therapieverlauf zu prü-
fen und gegebenenfalls zu optimieren. Dazu muss der Patient aber ins Schlaflabor, wo die Daten
ausgelesen werden. Das ist umständlich und scheitert außerdem von vornherein daran, dass
diese Kontrolluntersuchung von den Krankenversicherungen nicht honoriert wird. Technisch mög-
lich ist es heute schon, die Daten über das Mobilnetz oder Internet an das Schlaflabor bzw. den
Homecare-Versorger zu übertragen. Was bei Trägern von Herzschrittmachern häufig praktiziert
wird, ist in der Schlafapnoe-Szene aber leider noch Wunschtraum, zumindest in Deutschland.
In den USA und in Frankreich ist man da schon weiter. Die größte Hürde sind die Kosten für die
technische Ausrüstung und das Datenschutzproblem: Viele Patienten lehnen eine Kontrolle rigo-
ros ab, während sie andererseits private Informationen ohne große Bedenken in die sozialen
Netzwerke einstellen.
Neuerdings werden unzählige Apps (kleine Zusatzprogramme für Smartphones und Tablet-
Computer) angeboten, die zum Teil auch die Schlafqualität messen. Mag sein, dass sich aus
dieser Technologie über kurz oder lang sinnvolle Hilfsmittel für die Kontrolle des Schlafs entwi-
ckeln, im Augenblick muss man diese Programme jedoch noch als Spielerei bewerten.
Tipps für CPAP-NeulingeDa gerade die ersten Tage und Wochen einen so entscheidenden Einfluss auf die spätere Com-
pliance haben, möchten wir hier ein paar Tipps geben, die Ihnen den Einstieg in Ihre Therapie
erleichtern. Für jeden Therapieneuling ist die Maske zunächst ein Fremdkörper im Gesicht, und
auch das Beatmungsgerät neben dem Bett ist ungewohnt. Die Qualität und die Wahl der für den
Patienten geeigneten Maske sind jedoch entscheidende Faktoren für den Erfolg der Schlafapnoe-
Therapie. Ungeeignete Masken sind Ursache vieler Nebenwirkungen und können bei großen
Leckagen sogar die Wirksamkeit der Therapie gefährden. Heutzutage steht Patienten eine Fülle
Therapietreue
16
Das sollten Sie über die Maske für Ihre Therapie wissen
Die CPAP-Therapie wurde im Jahr 1981 von dem australischen Arzt Colin Sullivan eingeführt und
ist heute der Goldstandard in der Schlafapnoe-Behandlung. Ursprünglich fertigte Sullivan die
Masken individuell an; doch das war zu aufwendig und natürlich auch sehr teuer. Darüber hi-
naus erfüllten diese handgefertigten Masken oft auch nicht die ästhetischen Ansprüche der Pa-
tienten. Dies mag unter therapeutischen Aspekten nebensächlich erscheinen, spielt aber für die
Lebensqualität und Therapieakzeptanz der Patienten eine wichtige Rolle. Konfektionierte Masken,
die der Serienproduktion entstammen, haben außerdem den Vorteil, innerhalb eines Typs voll-
kommen identisch und qualitativ gleichwertig zu sein.
Die Forderung nach qualitativ hochwertigen und ästhetisch anmutenden Masken kommt zu
einem guten Teil von den Patienten selbst. In den letzten 20 Jahren kamen nach und nach immer
mehr Maskentypen auf den Markt. Deren Qualität hat sich mit den technischen Möglichkeiten
und Erfahrungen enorm weiterentwickelt.
Die Maske entscheidet über die TherapietreueDie Maske – auch Patienten-Interface genannt, weil sie die Nahtstelle zwischen Mensch und
Maschine darstellt – ist ein wichtiger Faktor, der über die Akzeptanz und Qualität der CPAP-
Therapie entscheidet. Sie besteht in der Regel aus einem Maskenkörper sowie einem Masken-
wulst und umfasst die Nase oder zusätzlich auch noch den Mund des Patienten. Während der
Maskenkörper der Maske die erforderliche Stabilität verleiht, übernimmt der Maskenwulst außer
der Stütz- auch die Abdichtfunktion.
Eine gute Passform hat den Vorteil, mit einem geringen Anpressdruck die erforderliche Dich-
tigkeit zu gewährleisten. Insgesamt kommt es dadurch zu viel weniger maskenbedingten Druck-
stellen. Der Maskenkörper ist über bestimmte Befestigungspunkte mit einer Kopfbänderung ver-
bunden. So kann die Maske im Gesicht positioniert und sicher am Kopf des Patienten befestigt
werden. Die Kopfbänderung sollte so ausgerichtet sein, dass eine ideale Verteilung der Zug-
Wissen über die Maske
19
Was „CPAP-Neulinge“ sich merken sollten
Wenn Sie das Schlaflabor mit der Verordnung für ein Atemtherapiegerät
verlassen und von Ihrem Homecare-Versorger Ihr Gerät erhalten haben,
sollten Sie über folgende Punkte genau informiert sein:
� weshalb Ihr Arzt Ihnen ein solches Gerät verordnet hat (Sinn und Zweck der Therapie),
� wie Sie den Atemschlauch an das Gerät anschließen und richtig zur Maske führen,
� wie Sie Nasenmaske und Kopfbefestigung anlegen müssen, damit das System optimal
passt,
� wie Sie das Atemtherapiegerät richtig bedienen (Geräteeinweisung, Bedienungsanleitung),
� wie Sie einen eventuell vorhandenen Atemluftbefeuchter richtig anwenden,
� wie Sie die Rampenfunktion (Softstart) des Geräts aktivieren können,
� wie wichtig es ist, dass die Lüftung des Gerätes nicht blockiert wird (Gerätestandort),
� wie und in welchen Zeitabständen ein Filterwechsel notwendig ist,
� wo Sie rechtzeitig Ersatzfilter, Masken und anderes Zubehör erhalten,
� wie oft eine Gerätewartung erforderlich ist und wer diese durchführt,
� wie Sie Maske, Kopfbefestigung, Schlauch und anderes Zubehör reinigen und pflegen,
� welche Nebenwirkungen oder Probleme auftreten und was Sie dagegen tun können (Aus-
trocknung der Schleimhäute, Schnupfen, Druckstellen an der Nase, Undichtigkeiten der
Maske, Allergien, Geräuschentwicklung),
� was Sie tun müssen, falls erneut Symptome einer Schlafapnoe (Schnarchen, nächtliche
Atemaussetzer, Tagesschläfrigkeit) auftreten,
� wo Sie Hilfe erhalten, wenn Fragen und Probleme auftauchen (Schlaflabor, Homecare-
Versorger), und schließlich
� wo Sie eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe finden.
Therapietreue
18
atmet.) Dadurch ist das CO2-Rückatmungsrisiko geringer. Patienten, die zu Klaustrophobie nei-
gen, kommen mit relativ kleinen Masken meist auch besser zurecht. Zudem ist die Freiheit des
Blicks, z. B. beim Lesen eines Buches vor dem Einschlafen, besser gewährleistet. Und kleine Aus-
maße bedeuten natürlich weniger Gewicht: Auch das ist für den Patienten komfortabler.
Was ist bei der Maskenanpassung wichtig?Die Erstanpassung muss besonders sorgfältig vorgenommen werden. Der Patient ist zu diesem
Zeitpunkt noch unsicher, ob sich alles richtig anfühlt und perfekt sitzt, hat aber dennoch oftmals
ein recht treffsicheres spontanes Empfinden.
Die Kopfbänderung sollte während der Anpassung nicht zu fest angezogen werden. Das ist
bei gutem Sitz nicht erforderlich und führt unter Umständen zu Druckstellen. Auch ist eine Be-
rührung der Ohrläppchen durch die Bänderung zu vermeiden, da es dadurch zu Schürfstellen
kommen kann.
Möglicherweise stellt sich erst in einem zweiten Schritt heraus, dass der Patient mit einer Mund-
Nasen-Maske besser bedient ist, weil er nachts vermehrt durch den Mund atmet. Bei Patienten,
denen während der Mundatmung im Schlaf das Kinn absinkt, kann eine in die Maske integrierte
Kinnunterstützung helfen.
Andere Patienten sind klaustrophobisch und akzeptieren ausschließlich den Typ Nasal Pillow
(Nasenolivenmaske). Auch ist es möglich, dass sich im Laufe der Zeit ein Gel-Wulst als vorteil-
haft herausstellt. Das ist oft bei Patienten mit besonderer Druckempfindlichkeit der Fall.
Hinsichtlich der Maskengröße ist auf Folgendes zu achten: � Bei der Nasenmaske liegt der Maskenwulst oberhalb der Nasenwurzel und sollte dann unten
mittig zwischen Nase und Oberlippe aufliegen. Dabei muss man darauf achten, dass die Na-
senlöcher nicht durch den Wulst behindert werden.
� Kommt eine Mund-Nasen-Maske zum Einsatz, liegt der Maskenwulst ebenfalls oben auf
dem Nasenrücken und unten in der Vertiefung zwischen Unterlippe und Kinn.
Maskenanpassung
21
kräfte eingestellt ist. Heute werden häufig Vier-Punkt-Befestigungen gewählt. Sie gewährleisten
eine gute Kippstabilität. Als Material empfiehlt sich ein elastisches, atmungsaktives und haut-
freundliches Nylongemisch, das zudem strapazierfähig und leicht zu reinigen ist.
Die Stirnstütze ermöglicht die Höhenverstellbarkeit an der Stirn bzw. einen variablen Nei-
gungswinkel, gibt Halt und dient der besseren Druckverteilung auf dem Gesicht.
Grundsätzlich muss bei den Masken die Möglichkeit zur CO2-Auswaschung gegeben sein. In
der CPAP-Therapie wird dies durch ein integriertes Ausatemsystem gewährleistet. Das in der
Ausatemluft befindliche Kohlendioxid (CO2) fließt ab, sodass der Patient es nicht wieder einat-
men kann. Dieses Ausatemsystem ist aber leider auch eine Quelle der Geräuschentwicklung
während der Therapie. Das kann für den Patienten lästig werden. Darum haben die Hersteller
sich einiges einfallen lassen, um den Schallpegel so gering wie möglich zu halten. Der Lecka-
gestrom sollte vom Patienten weggelenkt werden, um eine Belästigung durch den Luftzug aus-
zuschließen.
Die Qualität des Maskenwulstes ist von der Form und den verwendeten Materialien abhängig.
Als besonders verträglich hat sich Silikon erwiesen. Es wird auf der Haut als angenehm emp-
funden, allergische Reaktionen treten so gut wie nie auf. Es hat sich auch bewährt, die Oberfläche
etwas aufzurauen. So wird übermäßiges Schwitzen vermieden. Man nennt diese raue Oberflä-
che auch Erodierstruktur. Silikon weist übrigens auch noch eine weitere nützliche Eigenschaft
auf: Das Material ist elastisch, d. h., selbst nach vielen Anwendungen bleibt die ursprüngliche
Form erhalten.
Die Maske sollte so klein wie möglich sein, um die durch den Atemschlauch verursachten He-
belkräfte zu verringern. Sie können ein Kippen der Maske verursachen und die Dichtigkeit be-
einträchtigen. Die dabei auftretenden Leckagen lösen gegebenenfalls über die entstehende Zug-
luft Augenreizungen aus. Außerdem können sie (insbesondere bei Auto-CPAP-Geräten) die Qua-
lität der Druckregelung beeinträchtigen und damit die Wirksamkeit der Therapie gefährden.
Kleine Masken haben zudem den Vorteil eines geringeren Totraumvolumens. („Totraum“ ist
der Raum einer Atemmaske, in dem sich neue und verbrauchte Luft vermischen. Ziel ist eine
Maske mit möglichst geringem Totraum, damit der Patient möglichst viel unverbrauchte Luft ein-
Wissen über die Maske
20
Die Maskentypen
Die NasenmaskeNormalerweise wird ein Patient, der zum ersten Mal ein Therapiegerät verordnet bekommt, mit
einer Nasenmaske versorgt. Diese besitzt eine Stirnstütze, welche die Maske stabilisiert. Sie darf
keinen unangenehmen Druck auf die Stirn ausüben. Das Herzstück der Maske ist der Masken-
wulst oder das Maskenkissen, meist aus Silikon gefertigt; es kann einfach oder doppelwandig
ausgeführt sein. Es gibt auch Masken mit einem Gelkissen, das manche Patienten als angeneh-
mer empfinden. Damit sich die Maske auf dem Gesicht nicht verschiebt, ist das Bindeglied zwi-
schen Maske und Atemschlauch entscheidend. Es gibt diverse Konstruktionen, welche die Kraft-
übertragung durch den Atemschlauch von der Maske fernhalten. Die Konstrukteure haben sich
dazu verschiedene Lösungen einfallen lassen: vom Knickstück aus Plastik über eine Gelenkfüh-
rung in zwei Ebenen bis hin zum raffinierten Kugelgelenk, das in drei Ebenen beweglich ist.
Maskentypen: Nasenmaske
23
� Die Nasenspitze darf niemals den Maskenkörper berühren!
� Die Maske abschließend zusammen mit dem Atemtherapiegeröt überprüfen! Dabei ist Fol-
gendes zu beachten:
• Die letzte Einstellung des Kopfbandes ist im Liegen vorzunehmen.
• Am Maskenwulst dürfen sich keine Falten bilden, denn hieraus können Undichtigkeiten
und Druckstellen entstehen.
• Während der CPAP-Anwendung sollten keine Leckagen auftreten. Zur Überprüfung wird der
Patient aufgefordert, verschiedene Liegepositionen – ähnlich wie im Schlaf – einzunehmen
und sich mehrmals zu drehen.
• Ein Tipp beim Einsatz von Auto-CPAP-Geräten: Die Dichtigkeit sollte hier bei einem
niedrigen und einem hohen Druck überprüft werden.
Im Anschluss an diesen Test werden die Auflageflächen auf Druckstellen und Hautirritationen
untersucht. Der Patient sollte die Maske schließlich als bequem und komfortabel empfinden.
Die Maske
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Foto: © Weinmann Geräte für Medizin GmbH + Co. KG Foto: © Philips GmbH
Die Nasenolivenmaske (Nasal Pillow)Man nennt dieses System so, weil die Luft aus dem Gerät direkt über zwei olivenförmige Teile in
die Nase geleitet wird. Ein Vorteil ist, dass der Patient keine Maske mehr vor dem Gesicht und
somit keine Einschränkung seines Gesichtsfeldes hat. Da der Atemschlauch dünner ist, trifft der
Luftstrom allerdings mit erhöhter Geschwindigkeit in die Nase, was als unangenehm empfunden
werden kann. Auch in diesem Fall muss darauf geachtet werden, dass der korrekte Therapiedruck
die Nase erreicht. In jedem Fall sollte man im Schlaflabor prüfen lassen, ob durch dieses Sys-
tem ausreichend Druck in den Atemwegen ankommt. Diese Maskenart eignet sich besonders
gut für Schlafapnoe-Patienten, die nur einen geringen Druck benötigen. Auch von Patienten, die
unter der Maskentherapie zu Klaustrophobie (Angst- und Erstickungsgefühlen) neigen, werden
solche Masken gerne angenommen.
Maskentypen: Nasenolivenmaske
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Die Mund-Nasen-Maske (Vollgesichtsmaske oder Full-Face-Maske)Bei Mundatmung und Mundleckagen ist die Wirkung der CPAP-Therapie in Frage gestellt. Die
Mund-Nasen-Maske löst dieses Problem elegant, weil sie – wie der Name schon sagt – sowohl
den Mund als auch die Nase umschließt, der Patient nachts also problemlos auch durch den
Mund atmen kann und trotzdem seinen Therapiedruck erhält. Übrigens ist so eine Full-Face-
Maske auch eine gute Zwischenlösung, wenn jemand an Schnupfen oder verstopfter Nase lei-
det! Allerdings sollte man sich bei seinem Schlaflabor erkundigen, ob der Druck eventuell ver-
ändert werden muss, wenn man von einem Maskentyp auf den anderen umsteigt.
Maskentypen: Mund-Nasen-Maske
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Foto: © Weinmann Geräte für Medizin GmbH + Co. KG Foto: © Philips GmbH Foto: © Philips GmbHFoto: © ResMed GmbH & Co. KG
Maskenzubehör und -größen
AusatemventilDas ausgeatmete Kohlendioxid muss aus der Maske austreten können. Dieses Ausatemventil ist
heute in alle Masken integriert. Die ausgeatmete Luft ist aber oft ein Problem für den Patienten,
nämlich dann, wenn der Luftstrom ihn ins Gesicht trifft, wodurch eine Bindehautentzündung ent-
stehen kann. Ebenso kann sich der Bettnachbar durch den Luftstrom gestört fühlen. Das Aus-
atemventil erzeugt auch pfeifende Geräusche, wobei die Hersteller sich natürlich bemühen, die
Ventile so zu konstruieren, dass die Lärmbelästigung so gering wie möglich gehalten wird. Es gibt
aber auch Geräte, bei denen die ausgeatmete Luft im Schlauch ins Gerät zurückgeführt wird, was
natürlich jede Belästigung durch die Atemluft und dadurch entstehende Geräusche verhindert.
MaskenbänderungDie Maske muss mithilfe eines Systems aus Stoffbändern um den Kopf festgehalten werden und
so konstruiert sein, dass ein stabiler Maskensitz garantiert ist, auch wenn sich der Patient im Bett
bewegt. Die Aufgabe der Bänderung ist es, die Dichtigkeit der Maske zu garantieren, also Le-
ckagen zu verhindern; andererseits darf sie aber nicht drücken oder sich auf dem Gesicht
unangenehm anfühlen. Das Material muss sich problemlos waschen lassen. Befestigt wird die
Maskenbänderung mit Clips. Ihre Länge lässt sich mithilfe von Klettverschlüssen individuell an-
passen.
KinnbandUm Mundtrockenheit bei der Maskenbeatmung zu vermeiden, hilft ein Kinnband, den Mund ge-
schlossen zu halten. Mit einem Klettband wird es am Hinterkopf befestigt. Ein um die Stirn lau-
fendes Klettband verhindert das Verrutschen.
MaskengrößenGesichter sind verschieden; daher bieten die Hersteller auch verschiedene Maskengrößen an:
• S = small (klein) • M = medium (mittelgroß) • L = large (groß).
27
Die Mundmaske (Oralmaske)Diese Masken sind relativ selten und gelten fast schon als „Exoten“. Sie werden eingesetzt, wenn
der Patient aufgrund von operativen Eingriffen, Verletzungen oder Fehlbildungen des Gesichts
nicht durch die Nase atmen kann. Die Maske sitzt vor dem Mund, wird mit einem Band um den
Kopf festgehalten und verabreicht den Therapiedruck ausschließlich durch den Mund.
Maskentypen: Mundmaske
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Foto: © Fisher & Paykel Healthcare GmbH & Co. KG
den die Vor- und Nachteile der gängigen Maskentypen abgeklopft. Fachhändler bringen ihre lo-
gistischen Fragestellungen mit ein, und ein kritischer Blick auf die im Markt befindlichen Masken
rundet den umfassenden Wissens-Input ab. Insgesamt ein enormes Paket wertvoller Informatio-
nen, das geordnet, bewertet und in enger Abstimmung mit den Patienten auf seine Machbarkeit
hin geprüft wird. Am Ende steht das sogenannte Pflichtenheft, das neben dem Anforderungs-
profil erstmals die technische Umsetzung beschreibt. Eine etliche Seiten umfassende Leitlinie, die
dem Kernteam, bestehend aus Produktmanager, Entwickler, Einkäufer – jeder ausgestattet mit
einem reichhaltigen Fundus an Erfahrung und erstklassigem Know-how –, grünes Licht gibt.
Maskenentwicklung
29
Die hohe Kunst der Maskenentwicklung
Schlafapnoe-Patienten erleben es Nacht für Nacht: Das Therapiegerät schnurrt ruhig vor sich
hin und schickt während des Schlafs Luft in die oberen Atemwege. Bedrohliche Atemwegsver-
schlüsse (Apnoen) haben dank der fortwährenden Luftzufuhr keine Chance mehr. Die Atemwege
bleiben offen. Mitten im Gesicht sitzt die Beatmungsmaske: perfekt angeschmiegt, hautverträg-
lich, einfach auf- und abzusetzen. Morgens ist der Patient ausgeschlafen und munter wie ein
Fisch im Wasser.
Aber es gibt auch diese Situation: Luft zischt dem Patienten geräuschvoll in die Augen oder
strömt kühl den Brustkorb hinab. Dreht der Patient den Kopf zur Seite, stellt die Maske gänzlich
ihren Dienst ein, stellt sich störrisch wie ein Esel. Die Maske hebelt aus, der Patient wird fluchend
wach: Klarer Fall von schlechtem Maskensitz! Grund genug für die Maskenhersteller, zu for-
schen und zu entwickeln mit dem Ziel vor Augen, die perfekte Schlafapnoemaske herzustellen.
Wie das vonstatten geht, das wollen wir uns nun ein bisschen genauer ansehen.
Was Patienten sich wünschenEhe die Konstrukteure Taten folgen lassen, steht am Anfang jeder Entwicklung das geschriebene
Wort. Im sogenannten Anforderungsprofil wird beschrieben, was die neue Maske alles können
muss. Um dorthin zu gelangen, ist zuvor ein riesiger Berg an Arbeit zu erledigen. In Workshops
berichten Patienten über ihre jahrelangen Maskenerfahrungen, z. B.: „Der Maskenwulst ist nach
der Reinigung nur schwer wieder auf dem Maskenkörper zu befestigen“ oder „Nachts, wenn ich
zur Toilette muss, ist es immer erst ein langes Gefummel, die Maske vom Kopf zu bekommen und
anschließend wieder richtig in Position zu bringen“. Nach lebhaften Gesprächen und Diskus-
sionen landen die Patienten (natürlich freiwillig) auf dem Scanner-Stuhl. Dort wird die Anatomie
jedes Gesichts per Scanverfahren vermessen, erfasst, klassifiziert und anschließend einer CAD-
Entwicklung (Computer Aided Design) zur Ermittlung der idealen Passform zugeführt. Darüber
hinaus werden jede Menge standardisierte Interviews mit Fachärzten geführt. Mit erfahrenen
medizinisch-technischen AssistentInnen, die täglich mit Maskenanpassungen zu tun haben, wer-
Maskenentwicklung
28
Das große Problem bei der Konstruktion einer Serienmaske ist, dass jedes menschliche Ge-sicht seine anatomischen Eigenheiten hat. Die Maskenkonstrukteure müssen also Kompro-misse finden, damit die neue Maske möglichst vielen Patienten passt. Dazu werden zahlrei-che Gesichter gescannt und im Computer die ideale Passform errechnet.
Optimierungsschleifen folgen. Erst wenn die Entwickler mit den Testergebnissen wirklich zufrie-
den sind, wird die nächste Phase eingeläutet: Werkzeuge zur Herstellung der Komponenten wer-
den geordert und Aufträge an Zulieferer erteilt. Die sogenannte Null-Serie ist eingeleitet und ver-
schlingt allein an Werkzeugkosten Hunderttausende Euro. Die technischen ZeichnerInnen sind voll
ausgelastet, stehen aber nicht mehr wie früher am Zeichenbrett, sondern arbeiten wie die Kon-
strukteure am CAD-Computer – alle sind miteinander vernetzt.
Parallel dazu laufen die Patentanmeldungen ebenso auf Hochtouren wie die Vorbereitungen in
Montage und Fertigung sowie die Planungen im Marketing für die Markteinführung. Die Abtei-
lung „Technische Redaktion“ beginnt mit der Erstellung der Gebrauchsanweisung der neuen
Maske, und Produktmanagement und Werbung überlegen sich einen möglichst griffigen Namen
dafür. Denn schließlich soll diese Maske auf dem Markt unverwechselbar sein.
Start frei für die SerienproduktionDie inzwischen eingetroffenen Masken der Null-Serie – drei Maskengrößen in unterschiedlichen
Ausführungen – müssen ebenfalls ein erbarmungsloses Prüfprogramm überstehen. Auch hier gilt
es neben den konstruktiv-technischen Aspekten (wie z. B. Haltbarkeit und Funktion des Aus-
atemsystems oder Reinigungsverhalten im Geschirrspüler) festzustellen, ob sich der Maskenwulst
einwandfrei dem Gesicht anschmiegt, keine Druckstellen verursacht, hautverträglich ist und bei
verschiedenen Drücken absolut dicht sitzt. Erst wenn das umfangreiche Qualifikationsprogramm
ohne Beanstandungen durchlaufen ist, gibt der Entwickler das lang ersehnte Okay zum Start
der Serienfertigung. Immer wieder ein großer Augenblick für das gesamte Entwicklungsteam. Jetzt
darf die Maske endlich während des Schlafens am Patienten verwendet werden. Aber auch die
Masken der Serienfertigung durchlaufen Stück für Stück ein strenges Prüfprogramm. Alles, was
die Prüfkriterien nicht erfüllt, fällt durchs Sieb. Kleinere Nacharbeiten – die einige Wochen ver-
schlingen – sind notwendig, um das angestrebte Fertigungsergebnis und die hochgesteckten
Qualitätsziele zu erreichen.
Maskenentwicklung
31
Entwickler und Computer arbeiten Hand in HandZunächst wird die Maske konzeptionell in sämtliche Einzelteile zerlegt. Der Masterplan und zahl-
reiche Einzelpläne werden in wohl durchdachter Fleißarbeit erstellt. Jeder Entwickler erhält seine
fest umrissenen Aufgaben: Maskenkörper, Maskenwulst, Stirnstütze, Ausatemsystem, Kopfbän-
derung. Der weitere Entwicklungsprozess erfordert eine enge und fortwährende Zusammenarbeit
der Entwicklungsingenieure, wobei der Projektleiter alle Fäden in der Hand hält. Die Entwicklung
der neuen Maske hat Fahrt aufgenommen. Erste Ideen, die Design und Konstruktion miteinander
verbinden, werden am CAD-Computer in dreidimensionalen Bildern sichtbar gemacht, disku-
tiert, für gut befunden oder wieder verworfen.
Ein monatelanger Entwicklungsprozess steht an, ehe das Grunddesign der einzelnen Kompo-
nenten wie beispielsweise Maskenkörper, Stirnstütze oder Ausatemsystem unter Dach und Fach
ist. Dann entstehen am CAD-Computer die ersten Funktionsmuster. Gespannt und neugierig zu-
gleich begutachten Konstrukteur und Versuchswerker schließlich die maschinell hergestellten Teile.
Mit kritischem Blick werden Materialstärke und Radien geprüft. Ein Meilenstein im Entwick-
lungsprozess der neuen Maske ist nun endlich erreicht, aber noch lange nicht das Ende der Kon-
struktion.
Es folgt das monatelange Feintuning und Zusammenfügen aller Einzelteile: Präzise wie bei
einem Schweizer Uhrwerk wird alles aufeinander abgestimmt. Ein Meeting jagt das nächste,
nichts wird dem Zufall überlassen.
Extreme Testverfahren müssen bestanden werdenIm nächsten Schritt werden die Prototypen der neuen Maske hergestellt. Erstmals werden alle
Funktionen und Einzelteile zu einem Ganzen zusammengefügt, und ihr Zusammenspiel wird sei-
tens der Patienten – und auch der Produktmanager und Entwickler – auf Herz und Nieren getestet:
Wie sitzt die Maske? Entstehen Druckstellen? Tun sich Leckagen auf? Wie ist die Handhabung?
Gleichzeitig werden die Prototypen im Testlabor in die Mangel genommen: Das Auf- und Ab-
knüpfen des Maskenwulsts per Hand auf den Maskenkörper muss tausendfach reibungslos klap-
pen, biologische Hautverträglichkeits- und Reinigungskriterien müssen erfüllt werden. Zahlreiche
Maskenentwicklung
30
auch Krankenhäuser, deren kardiologische Abteilung gerne ein Schlaflabor einrichten würde,
doch die Geschäftsführung lehnt dies ab, weil sie befürchtet, das neue Schlafabor würde sich
nicht rechnen. Ganz nebenbei: Die üblichen Wartezeiten der meisten Schlaflabore betragen ein
halbes Jahr oder mehr. Unter diesen Umständen ist es illusorisch, dass sich die Mitarbeiter der
Schlaflabore in Zukunft noch ausführlich um Problemlösungen für ihre Patienten kümmern können.
Und ebenso drastisch treffen die Sparmaßnahmen einiger tonangebender Krankenkassen die ver-
sorgenden Firmen. Aus diesem Grund können diese nicht mehr jede gewünschte Maske und
jedes Gerät anbieten. Die Kassen bestimmen den Preis, und ein Unternehmen kann natürlich
nicht mehr Geld in die Versorgung seiner Patienten stecken, als es von den Krankenkassen be-
kommt. Letztendlich bestimmen die Krankenkassen damit indirekt die Therapie des Patienten.
Das Kriterium für ihre Entscheidung ist inzwischen der Preis – und keinesfalls die Versorgungs-
qualität des Patienten. Um der Gerechtigkeit willen muss aber gesagt werden, dass es auch
noch eine große Anzahl von Krankenkassen gibt, die diesem Trend nicht folgen und denen das
Wohlergehen ihrer Versicherten am Herzen liegt.
Mag sein, dass man auch mit Billiggeräten einigermaßen ordentlich therapieren kann – was
im Übrigen sehr zu bezweifeln ist –, doch die Betreuung der Patienten durch die Versorgerfirmen
und Schlaflabore muss auf der Strecke bleiben. Jeder Kilometer, den ein Mitarbeiter zum Pa-
tienten fährt, kostet Geld. Und das ist in den durch Ausschreibungen bedingten Pauschalhono-
rierungen einfach nicht mehr drin!
Der HintergrundDie Krankenkassen handelten bislang, wie bereits erläutert, die Verträge zur Versorgung der
Schlafapnoe-Patienten mit den Homecare-Versorgern aus.
Das läuft so: Die Kasse ruft eine Vertragsabsicht aus, und die interessierten Leistungserbringer
signalisieren Interesse und werden zu Vorgesprächen und schließlich zu Vertragsverhandlungen
eingeladen. Die Krankenkasse will von den potenziellen Leistungserbringern wissen, welche Leis-
tung in welcher Qualität und zu welchem Preis sie zu erbringen imstande und willens sind.
Probleme bei der Patientenversorgung
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Wer bezahlt die Therapie?
32
Wer bezahlt die Therapie?
Natürlich die Krankenversicherung. So denkt jeder. Und er hat Recht damit, denn Schlafapnoe
ist eine ernsthafte Erkrankung und wurde deshalb vor kurzem in den Morbi-RSA, also die Liste
chronischer Erkrankungen aufgenommen. Das bedeutet, dass die Krankenkassen für jeden Schlaf-
apnoiker aus dem gemeinsamen Gesundheitsfonds einen bestimmten Betrag für den Mehrauf-
wand bei der Therapie der Schlafapnoe erhalten. Früher konnte der Betroffene seinen Homecare-
Versorger selbst aussuchen und diesen, wenn er unzufrieden war, auch wechseln. Der Versorger
handelte mit der jeweiligen Krankenkasse eine Pauschalbezahlung (quasi eine Miete) für die
Therapieausstattung aus, wobei das Gerät in seinem Besitz blieb. Die Pauschale beinhaltete die
Bereitstellung des Geräts, des Schlauchs und der Maske. Inbegriffen in dieser Pauschalregelung
waren auch Ersatzlieferungen von defekten Schläuchen oder Masken. Selbstverständlich gehörte
auch die Gerätewartung dazu. (Oder die Krankenkasse kaufte das Gerät dem Homecare-Ver-
sorger von vornherein ab und so gehörte es der Krankenkasse.) Wenn nun eine Maske oder ein
Schlauch defekt war oder eine Maske sich nicht bewährte, wandte sich der Patient an seinen Ver-
sorger und erhielt das gewünschte Produkt. Ja noch mehr: Der Versorger stand meist Gewehr bei
Fuß, um die Probleme des Patienten zu lösen. Nicht selten kam ein Mitarbeiter der versorgen-
den Firma zum Patienten nach Hause.
Ist die Patientenversorgung gefährdet?In unseren Anworten auf Patientenprobleme im zweiten Teil des Buches wird immer wieder emp-
fohlen, sich den Rat des Versorgers einzuholen oder gar beim Schlaflabor nachzufragen. Leider
ist das inzwischen gar nicht mehr so einfach. Inzwischen haben einige Krankenkassen das große
Sparen entdeckt und vergüten auch die Arbeit der Schlaflabore nicht mehr deren Leistung ent-
sprechend. Das hat durchaus Folgen: Einige Schlaflabore haben inzwischen ihren Betrieb ein-
gestellt, da die Vergütung der Kassen die Kosten nicht mehr deckt. Klinikgeschäftsführer müssen
heute mehr denn je darauf schauen, dass sie nicht allzu sehr in die roten Zahlen rutschen. Es gibt
diktat losgetreten. Die TK hat die erste bundesweite Ausschreibung für die Versorgung von Schlaf-
apnoe-Betroffenen gewagt! Die Konsequenz: Tausende Patienten wurden nach Auslaufen des
Vertrags mit ihrem bisherigen Versorger mit einem Schlag zu anderen Firmen umversorgt.
Ein TK-Vertreter bei der Podiumsdiskussion „Schlafapnoe-Versorgung vor dem Aus?” am 26.
Februar 2014 in Wilhelmshaven über die Motive seines Unternehmens: „Wir beschäftigen uns
vor jeder Verhandlung oder Ausschreibung mit dem Markt und sprechen mit Anbietern darüber,
was denn möglich ist. Gerade bei der Schlafapnoe-Therapie war es so, dass wir einem Verband
gegenüberstanden, dem ZVSA (Zentralverband Sauerstoff- und Atemtherapie), der gesagt hat,
was er bereit ist an Konditionen anzubieten. Und das konnten wir dann nehmen oder nicht. Es
gab auf Seiten der Leistungsanbieter keine Konkurrenzsituation mehr. Das könnte man schon
fast mit einem Kartell vergleichen ... Wenn wir der Meinung sind, dass die Versorgungssituation
in einem Bereich von uns nicht mehr beeinflussbar ist, weil auf der Gegenseite kein echter Wett-
bewerb stattfindet, dann werden wir diese Versorgung ausschreiben.” An die Patienten hat diese
Krankenkasse dabei nicht gedacht. Es ging ihr nur ums Geld.
Nun, andere überregionale Krankenkassen sahen das nicht so und verhandelten. Die Kritik der
TK, der ZVSA habe sich nicht bewegt, ist nicht korrekt. Der ZVSA wollte nie den Wettbewerb be-
hindern. Das jedoch hat die TK mit ihrem Preisdiktat und ihrer Loskonstellation geschafft! Viele
kleine Versorger wurden mit dieser Strategie aus dem Geschäft gekickt.
Nicht alles, was glänzt, ist Gold Ausschreibungen begrenzen überhöhte Medikamentenpreise. In der Hilfsmittelversorgung schaf-
fen sie sehr schnell Monopole. „Wir sind ein kleines Unternehmen“, so der Inhaber eines Home-
care-Versorgers bei der Podiumsdiskussion in Wilhelmshaven. „Wir haben eine sehr persönliche
Beziehung zu den von uns versorgten Patienten aufgebaut. Wenn es Probleme gab, mit der
Maske, mit dem Gerät, war sofort einer unserer Mitarbeiter bei den Betroffenen oder sie konn-
ten jederzeit bei uns vorbeischauen. Jetzt haben wir viele Patienten durch die TK-Ausschreibung
verloren.”
Probleme bei der Patientenversorgung
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Die Kasse wünscht für möglichst wenig Geld eine möglichst umfassende Leistung. Das ist ver-
ständlich und im Wirtschaftsleben gang und gäbe. Der Homecare-Versorger seinerseits erwar-
tet eine leistungsgerechte Honorierung. Dies wird nun verhandelt. Preise werden diskutiert, in Re-
lation zur Leistung gesetzt, es wird gefeilscht: Am Schluss steht die Einigung. Meist ist sie ein Kom-
promiss, mit dem beide Seiten leben können. Bei einer Verhandlung können aber zumindest
beide Partner ihre Vorstellungen detailliert darlegen und diskutieren.
Eine alternative Spielart im Gesundheitswesen – von der Politik gewollt, jedoch keine Ver-
pflichtung – ist die Ausschreibung. Im Baugewerbe läuft kein Projekt, ohne dass der Auftragge-
ber Art und Umfang seines Auftrags beschreibt und öffentlich Auftragnehmer einlädt, sich zu be-
werben.
Ausschreibungen für die Schlafapnoe-Versorgung funktionieren in der Regel so: Sie geben
Umfang und Art der erwarteten Leistung detailliert vor. Der interessierte Homecare-Versorger
kann diese Anforderungen nicht verhandeln. Er hat sie zu akzeptieren oder er verzichtet. Le-
diglich den Preis für die ausgeschriebene Leistung darf er nennen. Die Lose gewinnen dann die
Unternehmen mit der niedrigsten Preisofferte. Bei den Ausschreibungen im Gesundheitswesen
ging es bislang um Hilfsmittel wie Inkontinenzartikel, Rollatoren oder Rollstühle. Den Zuschlag
gaben die Kassen dem Unternehmen, das am billigsten anbot. Irgendwie steht in den Verträgen
auch etwas von Qualität, doch darüber, wie Qualität zu messen ist, kann man sich trefflich strei-
ten.
Das Gros der Homecare-Versorger sind bislang mittelständische Unternehmen, sprich: Sani-
tätshäuser, die in ihrem regionalen Einzugsgebiet im Lauf der Jahre eine exzellente Versor-
gungsstruktur etablierten. Die Zusammenarbeit mit den Schlaflaboren war bisher sehr eng und
vertrauensvoll – und das kam vor allem den Patienten zugute. Sie wurden prompt bedient, und
bei Problemen stand sofort ein Mitarbeiter vor der Haustür und half, das Problem zu lösen. Diese
Versorger unterstützen auch sehr engagiert die örtlichen Selbsthilfegruppen mit Vorträgen und
Maskensprechstunden. Neben den „kleinen“ regionalen Versorgern existieren noch wenige
„große“, die bundesweit tätig sind.
Die Techniker Krankenkasse als einer der überregional großen GKV-Kostenträger hat das Spar-
Wer bezahlt die Therapie?
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Nichts bleibt, wie es warDas bisherige Versorgungsmodell, dass ein Mitarbeiter des Homecare-Versorgers zum Rat su-
chenden Patienten fährt, hat keine Überlebenschance. Bei noch weiter sinkenden Preisen ist die
herkömmliche Betreuung der Patienten nicht mehr zu finanzieren. Die Frage ist, ob dies überhaupt
so sein muss. Viele Patienten holen sich bereits heute ihre Informationen aus dem Netz. Sie be-
suchen auch nicht mehr das SHG-Meeting am Abend. Sie tauschen sich in Internetforen aus. Sie
lassen sich durch internetbasierte Programme die Grundkenntnisse über ihre Krankheit beibrin-
gen und suchen dort auch Problemlösungen für ihre Therapie. Sie wollen mündige Patienten
sein. Die sozialen Medien bieten da ganz neue Möglichkeiten. Bei Maskenproblemen kann man
auf diesem Weg unzählige Betroffene um Rat bitten; eine traditionelle SHG kann dies nie leis-
ten.
Den Homecare-Versorgern fällt eine neue Aufgabe zu. Ein Diskussionsteilnehmer in Wil-
helmshaven formulierte dies treffend: „Wir müssen den Wettbewerb um die Patienten suchen, und
zwar um die beste Compliance. Wir brauchen sowohl kleine regionale als auch große Versor-
ger. Wir müssen gemeinsam jeden Tag darum wetteifern, wer unsere Patienten am besten ver-
sorgt.” Nicht der Preis darf im Vordergrund stehen, sondern die Zufriedenheit der Patienten: wie
konsequent sie ihre Therapie durchziehen.
Außerdem muss man übergreifend beurteilen, was für Auswirkungen eine Umversorgung auf
die in vielen Studien nachgewiesenen Folgeerkrankungen einer Schlafapnoe hat: Bluthochdruck,
Schlaganfall, Herzinsuffizienz usw. Es existieren bereits kleinere Studien, die nahelegen, dass ein
Schlafapnoe-Patient, der frühzeitig versorgt und gut nachverfolgt wird, seltener an diesen Volks-
krankheiten leidet. Doch wir brauchen mehr solcher Daten und vor allem größere Versorgungs-
studien. Nur so ist eine rationale Diskussion möglich.
Probleme bei der Patientenversorgung
37
Das kleine Unternehmen kann diesen Einbruch nicht einfach so wegstecken. Die Hoffnung, in
vier Jahren nach Vertragsende der TK-Ausschreibung vielleicht wieder zum Zuge zu kommen, ist
illusorisch und eigentlich auch gar nicht mehr möglich. Dazu reicht die Kapitaldecke nicht. Mit-
arbeiter müssen entlassen werden, und Know-how geht verloren. Kleinere Firmen werden aus dem
Markt gedrängt. Mit Wettbewerb hat das nichts zu tun. So entstehen Monopole.
Andere Kassen werden das TK-Preisniveau in Vertragsverhandlungen zugrunde legen. Trotz-
dem bleibt ein Unterschied zur Ausschreibung: Wer verhandelt, diktiert nicht den Preis! Da wird
darüber diskutiert, wie die Dienstleistung konditioniert sein soll, wie die Compliance dokumen-
tiert wird, wie Problempatienten betreut werden. Diesem Vertrag kann dann jeder Versorger bei-
treten. Der Preis basiert auf einem realistischen Niveau. Damit haben auch kleine Versorger eine
Chance. Es geht nicht mehr um den Preiswettbewerb, den nur kapitalkräftige Bieter wagen kön-
nen, es geht um die Art und Weise, wie gut oder wie nachlässig die Patienten betreut werden.
Es geht um Qualität.
Die TK beruft sich darauf, dass die Politik das Ausschreibungsverfahren legitimiert hat. Doch
die Politik hat das differenzierter gemeint. Der BSD hat in Berlin anlässlich eines parlamentari-
schen Frühstücks mit Abgeordneten das Problem dargestellt. O-Ton von MdB Michael Hennrich:
„Für uns als Gesundheitspolitiker ist es jedoch sehr wichtig, dass nicht nur auf den Preis geach-
tet wird, sondern auch eine gute Versorgung gewährleistet ist. Und da haben wir bei unserem
parlamentarischen Frühstück durchaus einige Informationen erhalten, die unsererseits wieder zu
Nachfragen bei den Krankenkassen führen werden. Da wollen wir sehr genau nachhaken.“
Ausschreibungen sind, um dies einmal klar zu sagen, nicht des Teufels – wenn man sie mit Au-
genmaß und Intelligenz umsetzt. MdB Michael Hennrich: „An Ausschreibungen führt heutzutage
kein Weg mehr vorbei. Wenn man sieht, welche Wirtschaftlichkeitsreserven wir in der Vergan-
genheit dadurch mobilisieren konnten, muss man einfach sagen: Wir brauchen Ausschreibungen,
gerade auch im Hinblick auf die demografische Entwicklung unserer Bevölkerung. Wir werden
in Zukunft immer höhere Ausgaben im Gesundheitssystem haben, weil die Menschen stetig älter
werden, und deshalb müssen die Themen Wirtschaftlichkeit und Effizienz ganz oben auf der Ta-
gesordnung stehen.”
Wer bezahlt die Therapie?
36
Reinigung von Maske und Bänderung
Als ich mein CPAP-Gerät mit der Maske im Schlaflabor erhalten habe, wurde mir gesagt,
dass ich die Maske jeden Tag komplett auseinanderbauen und reinigen soll. Das steht
auch in der Gebrauchsanleitung. Es nimmt bei mir aber ziemlich viel Zeit in Anspruch, weil ich
immer Schwierigkeiten habe, die Maske wieder richtig zusammenzubauen. Ist diese tägliche Rei-
nigung tatsächlich so wichtig?
Eine Maskenreinigung ist in etwa vergleichbar mit der regelmäßigen Reinigung des Ess-
geschirrs. Benutztes Geschirr wird gereinigt, weil es ziemlich unappetitlich wäre, von einem
verschmutzten Teller zu essen. Essensreste verderben und werden ungenießbar. Bei entspre-
chendem Nährboden vermehren sich Bakterien und wachsen Pilze. Ähnlich ist es auch mit einer
benutzten Maske: Hier sammeln sich durch Gebrauch Ablagerungen unterschiedlicher Art an.
Diese Ablagerungen entstehen insbesondere am Maskeneinsatz, also dem Maskenteil, der am
Gesicht anliegt. Im Wesentlichen sammeln sich hier während der Maskennutzung über Nacht
Hautfette und Schweiß, gegebenenfalls Nasenschleim, aber auch Kosmetika oder Cremes, die
auf die Gesichtshaut aufgetragen wurden.
An sich sind solche Ablagerungen unproblematisch. Zum Problem werden sie u. a. dadurch,
dass sich dort Krankheitskeime einnisten, die in dem feuchtwarmen Klima unter der Maske präch-
tig gedeihen. Diese Keime wandern dann mit dem Luftstrom in Richtung Nase, Rachen und Lunge
und können dort zu entsprechenden Infektionen führen.
Außerdem können die Ablagerungen auch das Maskenmaterial angreifen und verändern. So
ist z. B. Schweiß – je nach Beschaffenheit – unterschiedlich aggressiv. Ein Silikon-Maskeneinsatz
kann durch entsprechende Einwirkung an Elastizität verlieren, schneller altern und hart werden.
Eine sorgsame Reinigung ist also nicht nur aus hygienischer Sicht notwendig.
Aber bei der Maskenreinigung geht es, wie gesagt, vorrangig um den besonders verschmut-
zungsanfälligen Maskeneinsatz. Unsere Empfehlung lautet daher: Reinigen Sie den Maskenein-
satz täglich, die anderen Teile der Maske (sofern sie nicht sichtbar verschmutzt sind) und das
Reinigung von Maske und Bändern
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Patienten fragen Experten
Wir haben für Sie auf den folgenden Seiten eine Reihe von Fragen zusammengestellt, die
Patienten an uns herangetragen und für die wir eine Lösung gesucht haben.
Diese Sammlung deckt natürlich nicht alle Probleme ab, doch sie kann Ihnen einen gewissen Ein-
druck davon verschaffen, wie sich Probleme mit der Schlafapnoe-Therapie und insbesondere mit
der Maske lösen lassen. Sicherlich gibt es noch unzählige weitere Fragen. Wir sind dankbar,
wenn Sie uns kontaktieren und Ihre Probleme schildern. Wir versuchen Ihnen zu helfen und wer-
den Ihre Probleme samt den Lösungen in der nächsten Auflage dieses Ratgebers veröffentlichen
– zum Wohl anderer Mitpatienten.
Hier unsere Kontaktadresse:
Bundesverband Schlafapnoe und Schlafstörungen Deutschland e.V.
Geschäftsstelle, Panoramastraße 6, 76730 Ostfildern
Fax: 0711 4599495
E-Mail: w.waldmann@bsd-selbsthilfe.de
Schlauchsystem einmal pro Woche. Auch eine wöchentliche Reinigung der Kopfbänderung
(Handwäsche bei 30°C mit einer milden Flüssigseife oder einem milden Spülmittel) wird emp-
fohlen.
Bei vielen Maskenmodellen kann der Maskeneinsatz vom Maskenkörper abgenommen wer-
den. Dann ist natürlich eine gründlichere Reinigung möglich. Dazu kann der Maskeneinsatz z.B.
unter fließendem warmem Wasser (30 °C) durch Rubbeln – ohne Einsatz von Lappen oder Bürs-
ten – mit den Händen gewaschen werden. Zur besseren Entfernung von Verunreinigungen emp-
fiehlt es sich, auch hierzu ein mildes Reinigungsmittel, z. B. Flüssigseife oder Spülmittel, zu ver-
wenden. Im Handel sind außerdem Spezialreiniger für Silikonmasken erhältlich, die gleichzei-
tig eine pflegende Wirkung haben – sie halten das Silikonmaterial geschmeidig.
Wenn Sie eine Maske verwenden, bei der der Maskeneinsatz fest mit dem Maskenkörper ver-
bunden ist, dann können Sie den Maskeneinsatz einfach mit einem sauberen, feuchten Tuch ab-
wischen. Im Handel sind außerdem feuchte Maskenreinigungstücher erhältlich – praktisch vor
allem dann, wenn Sie auf Reisen gehen.
Diese Reinigung erfolgt am besten gleich morgens nach der Maskennutzung, solange die Ver-
schmutzung noch frisch und nicht angetrocknet ist. Angetrocknete Ablagerungen lassen sich
schwerer von der Maske lösen.
Egal, ob Sie die Reinigung in einem kleinen Wasserbad vornehmen oder unter fließendem
Wasser: Wichtig ist immer, das Reinigungsmittel vollständig mit klarem Wasser von der Maske
abzuspülen, da Spülmittelreste Hautreizungen verursachen können.
Am besten legt man die gereinigten Teile nach dem Abspülen auf ein sauberes Tuch, z. B. ein
Geschirrtuch. Sie können dann an der Luft trocknen. Auf keinen Fall den Maskenwulst und das
Stirnpolster trocken reiben! Dadurch könnte die feine Beschichtung Schaden nehmen.
Falls die Maske Kondenswasser enthält, ist ebenfalls das Abtrocknen mit einem sauberen Tuch
angebracht. Nach dem Trocknungsvorgang ist die Aufbewahrung der Maske in einem frischen,
trockenen Baumwolltuch oder Handtuch zu empfehlen, damit sie vor Staub und Schmutz ge-
schützt, aber nicht luftdicht abgeschlossen ist. Der tägliche Reinigungsaufwand ist bei dieser Vor-
gehensweise sehr gering und dennoch vollkommen ausreichend.
Dass die Hersteller von CPAP-Masken eine tägliche, gründliche Reinigung empfehlen, ist aus
Herstellersicht nachvollziehbar und beschreibt den bestmöglichen Idealzustand. Schließlich
möchte sich jeder Hersteller gegen Regressansprüche absichern, die z. B. dann entstehen könn-
ten, wenn ein Maskennutzer durch eine verunreinigte Maske einen gesundheitlichen Schaden er-
leidet und der fehlende Reinigungshinweis einen Rechtsstreit um Schadenersatz zur Folge hätte.
Auch wenn das bei hunderttausend Nutzern vielleicht nur einmal vorkommen mag, wäre das
einer zu viel. Wir kennen diese akribisch genauen Formulierungen ja auch aus vielen anderen
Gebrauchsanleitungen in unserem täglichen Leben: Sie enthalten längst nicht mehr nur das We-
sentliche und wirken auf viele Leser verunsichernd.
Ein Patient, der tatsächlich jeden Tag die komplette Maske reinigt, macht also nichts falsch.
Aber aus vielen Anwenderberichten wissen wir, dass der Aufwand hierfür oft gescheut und die
Maske mit dem Maskeneinsatz dann nur unregelmäßig gereinigt wird. Wenn man sich dagegen
nur auf die tägliche Reinigung des Maskeneinsatzes einlassen muss, kann die Maskenreinigung
zur ganz entspannten Angelegenheit werden.
Eine häufigere Reinigung der ganzen Maske kann höchstens bei Patienten mit erhöhter In-
fektanfälligkeit notwendig sein (nähere Ausführungen hierzu finden Sie auf Seite 42). Auch Fließ-
schnupfen kann ein Grund für mehr Verschmutzung und häufigere Reinigungen sein.
Ungeachtet der Herstellerempfehlung kann jeder Maskenträger für sich selbst sein Infektions-
risiko abschätzen und sich auf eigene Verantwortung einen persönlichen „Hygieneplan“ auf-
stellen. Dass jemand, der besonders infektanfällig ist, grundsätzlich mehr auf Reinlichkeit und Hy-
giene achten muss als jemand, der eine gute, stabile Gesundheit hat, ist einleuchtend. Dies be-
trifft aber nicht nur die Sauberkeit der Maske. Denn die Maske ist nur ein Glied in der
Hygienekette, wenn auch das wichtigste. Die Sauberkeit von Atemschlauch, Atemluftbefeuchter
(falls vorhanden) oder Bettwäsche und die eigene Körperhygiene spielen genauso eine Rolle. Des-
halb möchten wir das Thema Maskenreinigung auch nicht so verstanden wissen, dass nur die
Maske rein sein soll: Alle Orte, an denen durch Unreinheiten Keime Kontakt zum Therapiesys-
tem bekommen oder sich innerhalb des Therapiesystems vermehren können, sind potenzielle In-
fektionsquellen. Die wöchentliche Reinigung, bei der die ganze Maske in ihre Komponenten zer-
Patienten fragen Experten Reinigung von Maske und Bändern
40 41
legt wird, ist übrigens ein guter Zeitpunkt, um eine Sichtprüfung durchzuführen! Beschädigte
Teile sind umgehend zu ersetzen.
Ist eine Maskendesinfektion sinnvoll?
In der Gebrauchsanweisung meiner CPAP-Maske ist zu lesen, dass diese nach Gebrauch
desinfiziert werden soll. Stimmt das?
Eine Maskendesinfektion ist in der Regel nicht erforderlich. Allerdings ist der Hinweis in der
Gebrauchsanweisung Ihrer Maske auch nicht ganz unbegründet. Normalerweise sollten
derartige Anweisungen aber nicht verallgemeinernd, sondern differenziert beschrieben sein:
Geht man davon aus, dass Ihre Maske nur von Ihnen selbst und zu Hause genutzt wird und
kein besonderer Krankheitshintergrund vorliegt, dann ist eine Maskendesinfektion nicht erfor-
derlich.
Umgekehrt bedeutet dies, dass eine Maskendesinfektion dann vorzunehmen ist,
1. wenn die Maske den Besitzer wechselt (Patientenwechsel),
2. wenn die Maske in einem Klinikbetrieb oder Pflegeheim genutzt wird,
3. wenn Sie gerade eine Grippe oder einen sonstigen Atemwegsinfekt hinter sich haben oder
4. wenn bei Ihnen aufgrund besonderer Krankheitsumstände eine Immunschwäche (Schwä-
chung der körpereigenen Abwehr) vorliegt.
Typisches Beispiel für eine solche Immunschwäche ist eine Chemotherapie zur Krebsbehand-
lung, die regelmäßige Einnahme von Kortikosteroiden („Kortison“) oder von Medikamenten zur
Unterdrückung des Immunsystems (Immunsuppressiva) nach einer Organtransplantation. Aber
auch ohne besonderen Krankheitshintergrund gibt es Menschen, die infektanfällig sind und lau-
fend unter Erkältungen oder entzündlichen Erkrankungen der Atemwege leiden. Wenn Sie be-
sonders infektanfällig sind, sollten Sie Ihren Arzt fragen, ob in Ihrem Fall eine Maskendesinfek-
tion sinnvoll oder erforderlich ist.
Sagrotan ist für die Maskendesinfektion nicht geeignet, da der darin enthaltene Alkohol das
Silikon angreift! Halten Sie sich bei der Wahl des Desinfektionsmittels an die Empfehlungen in
der Gebrauchsanweisung Ihres Geräts.
Im Übrigen ersetzt eine Desinfektion keine Reinigung und kann deshalb nur eine zusätzliche
Maßnahme zur Keimabtötung sein. Wenn Ablagerungen auf der Maske, die durch den Ge-
brauch entstehen, durch sorgsame Reinigung entfernt werden, dann wird den Keimen der Nähr-
boden entzogen und so auch ohne Desinfektion die Gefahr von Infektionen verringert. In jedem
Fall ist eine gründliche Maskenreinigung jeder Desinfektion vorzuziehen.
Wird die Maske in einer Klinik oder in einem Heim genutzt, dann ist davon auszugehen, dass
man nicht nur mit den „eigenen Keimen“ in Berührung kommt, sondern auch mit fremden Krank-
heitserregern. Während die Keime aus der eigenen häuslichen Umgebung, an die sich der ge-
sunde Körper gewöhnt hat, für einen selbst in der Regel nicht krank machend sind, können
fremde Krankheitserreger eine Infektionsgefahr darstellen. Dies gilt in besonderem Maße dann,
wenn man selbst durch Krankheit abwehrgeschwächt ist. Deshalb kann unter solchen Bedin-
gungen eine Maskendesinfektion zusätzlich zur Reinigung sinnvoll sein.
Häufig werden Masken auch in Kliniken zur Maskenbeatmung von Patienten eingesetzt. Bevor
hier eine Maske nach Beendigung der Therapie für einen anderen Patienten eingesetzt wird, ist
natürlich eine einwandfreie Desinfektion und hygienische Aufbereitung nach Herstellervorschrift
erforderlich. Dass bei einem Patientenwechsel andere Maßstäbe angelegt werden, als wenn die
Maske immer von ein und derselben Person genutzt wird, versteht sich von selbst.
Eine gute Gebrauchsanweisung weist auf diesen Unterschied auch deutlich genug hin. Aus
manchen Gebrauchsanleitungen ist allerdings leider nicht ohne weiteres ersichtlich, dass die
dort beschriebenen Desinfektionsempfehlungen nur eingeschränkt gelten.
Patienten fragen Experten Ist eine Maskendesinfektion sinnvoll?
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Atemluftbefeuchter – eine gefährliche Keimschleuder?
Im Schlaflabor habe ich zusammen mit meinem CPAP-Gerät einen Atemluftbefeuchter er-
halten. Laut ärztlicher Begründung verhindert der Befeuchter Reizungen und Austrocknung
der Schleimhäute in Hals, Nase und Rachen. Mein behandelnder Arzt zu Hause sagt nun, ich
soll den Befeuchter weglassen. Das sei zu gefährlich, weil er eine „Keimschleuder“ sei. Ist das
wirklich so gefährlich?
Ein Atemluftbefeuchter funktioniert im Prinzip so, dass Wasser in einem Gefäß erwärmt
wird. Der entstehende Wasserdampf wird zusammen mit dem Luftstrom, der vom CPAP-
Gerät kommt, über Atemschlauch und Maske in die Atemwege des Körpers geführt. Im Hals-
Nasen-Rachen-Raum benetzt der Wasserdampf die Schleimhäute und verhindert so eine Aus-
trocknung der Atemwege. So gesehen erfüllt der Atemluftbefeuchter eine sinnvolle Aufgabe bei
der CPAP-Therapie. Denn trockene, gereizte und rissige Schleimhäute sind nicht nur unange-
nehm, sondern können auch zu gesundheitlichen Problemen führen. Ein Fließschnupfen, der ty-
pischerweise insbesondere morgens nach dem Abnehmen der Maske auftritt, oder eine ver-
stopfte Nase, die das Atmen erschwert, sind Kennzeichen für eine fehlende oder mangelnde Be-
feuchtung der Nasenschleimhäute. Weitere Probleme können dadurch auftreten, dass eine
trockene, rissige Schleimhaut eine ungenügende Abwehr gegen Keime oder Allergene darstellt.
Die „Schutzschicht“ der Schleimhaut wird für die Keime durchlässiger. Der Körper reagiert unter
Umständen mit allergischen Reaktionen, Entzündungen im Hals-Nasen-Rachen-Bereich, Erkäl-
tungen oder anderen Erkrankungen der Atemwege.
Diese Punkte sprechen alle für die Verwendung eines Atemluftbefeuchters.
Allerdings hat Ihr behandelnder Arzt nicht Unrecht, wenn er den Atemluftbefeuchter als „Keim-
schleuder“ bezeichnet. In der Tat ist das erwärmte Wasser eine ideale Brutstätte oder so etwas
wie ein „Paradies“ für Keime. Hier können sie sich gut und schnell vermehren. Schimmelpilz-
kulturen und Algenbesatz als Extrembeispiele sind mir aus der CPAP-Sprechstunde durchaus ver-
traut. Das Problem besteht nun darin, dass diese krank machenden Keime bei der CPAP-Thera-
pie inhaliert werden und so zu Infektionen und anderen gesundheitlichen Problemen führen kön-
nen.
Sprechen diese Punkte nun gegen die Verwendung eines Atemluftbefeuchters?
Nein, nicht wirklich! Spricht die Verkehrsunfallstatistik gegen die Nutzung eines Fahrzeugs?
Nein! Sie lehrt uns vielmehr, bestehende Gefahren durch geeignete Mittel, z. B. Sicherheitsgurt
oder Airbag, zu vermeiden.
So auch hier. Ein Atemluftbefeuchter erfüllt in der CPAP-Therapie einen nützlichen Zweck. Das
geeignete Mittel gegen Befeuchterverkeimung ist eine sorgsame Reinigung (siehe Seite 47 f.) und
Pflege.
Zuvor steht noch die Frage im Raum: Befeuchter – ja oder nein? Wenn kein Befeuchter ver-
wendet wird, ergibt sich hieraus kein Verkeimungsrisiko und ein geringerer Reinigungs- und Pfle-
geaufwand. Daher ist es nur logisch, zuerst individuell zu klären, ob die Verwendung eines Be-
feuchters tatsächlich erforderlich ist. Dafür gibt es verschiedene Anhaltspunkte. Einer der wich-
tigsten ist das Wohlfühlkriterium. Probieren Sie einfach mal aus, ohne Befeuchter zu schlafen, und
machen Sie Ihre eigenen Erfahrungen. Sie werden sehr schnell feststellen, ob es für Sie einen Un-
terschied macht, und dann die richtige Entscheidung treffen. Wenn Sie ohne Befeuchternutzung
unter trockenen Nasenschleimhäuten oder Fließschnupfen leiden, werden Sie auf den Befeuch-
ter nicht verzichten wollen.
Patienten fragen Experten Atemluftbefeuchter – eine gefährliche Keimschleuder?
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Kondenswasser durch Atemluftbefeuchtung
Mir wurde im Schlaflabor ein Atemluftbefeuchter verordnet, den ich an mein CPAP-Gerät
anschließen kann, weil ich von meinem CPAP-Gerät immer einen Fließschnupfen be-
komme. Seit ich den Befeuchter benutze, ist der Schnupfen weg, aber jetzt habe ich dauernd
Wasser in Maske und Schlauch. Manchmal wache ich nachts auf, weil mir Wasser ins Gesicht
läuft. Was kann ich dagegen tun?
Ein Atemluftbefeuchter ist ein sehr nützliches Gerät, um z. B. Fließschnupfen oder einer Aus-
trocknung der Atemwege entgegenzuwirken. Der Luftstrom, der aus dem CPAP-Gerät
kommt, nimmt im Befeuchter Wasserdampf auf und transportiert die feuchte Luft über Atem-
schlauch und Maske in Nase und Rachen des Patienten, um dort die Schleimhäute anzufeuch-
ten. Leider muss man dabei in Kauf nehmen, dass sich Kondenswasser bildet, das sich auf dem
Weg vom Befeuchter zur Nase in Maske und Atemschlauch niederschlägt. Das Kondenswasser
entsteht hauptsächlich durch den Temperaturunterschied zwischen Atemgastemperatur und Raum-
temperatur, also zwischen der Temperatur im Schlauch und außerhalb des Atemschlauches. Je
größer dieser Temperaturunterschied, umso stärker die Kondenswasserbildung. Deshalb spielt die
Kondenswasserproblematik in der kalten Jahreszeit eine größere Rolle als in der warmen.
Aus dieser Erkenntnis lassen sich nun die Gegenmaßnahmen ableiten: Alles, was zu einer Ver-
ringerung des Unterschiedes zwischen Atemgastemperatur und Raumtemperatur führt, trägt dazu
bei, die Kondenswasserbildung zu reduzieren. Dies bedeutet, dass Sie z.B. prüfen sollten, ob es
Ihnen möglich ist, die Raumtemperatur im Schlafzimmer zu erhöhen. In einem beheizten Schlaf-
zimmer zu schlafen, ist sicher nicht jedermanns Sache, aber Sie sollten zumindest unbedingt ver-
meiden, in einem ausgekühlten Raum zu schlafen. Oft reicht es schon, wenn man im Winter statt
mit offenem Fenster mit offener Schlafzimmertür schläft. Auch so ist ein Luftaustausch im Zimmer
möglich, ohne dass kalte Luft zugeführt wird. Im Allgemeinen wird eine Schlafzimmertemperatur
von ca. 18 Grad als ideal empfohlen. Wenn man die Raumtemperatur nur unter dem Gesichts-
punkt der Kondenswasservermeidung betrachtet, dann gilt: Je wärmer, desto besser.
Auch die Atemgastemperatur bzw. der Befeuchtungsgrad des Atemgases lässt sich beeinflus-
sen. An jedem Atemluftbefeuchter kann die Heizleistung reguliert werden. Je höher die Heiz-
stufe gewählt wird, umso mehr Wasserdampf wird im Befeuchter produziert und umso höher ist
der Befeuchtungsgrad des Atemgases. Zur Kondenswasservermeidung sollte nun angestrebt wer-
den, die Heizleistung des Befeuchters so niedrig wie möglich zu wählen. Andererseits muss der
Befeuchtungsgrad des Atemgases mindestens so hoch sein, dass die Beschwerden wie Fließ-
schnupfen oder Austrocknung der Atemwege erfolgreich beseitigt sind. Unter Berücksichtigung
dieser beiden Kriterien – „So niedrig wie möglich, aber so hoch wie erforderlich“ – gilt es für
Sie, die individuell richtige Einstellung der Heizleistung am Befeuchter zu finden.
Übrigens, man kann sich durch Wahl einer hohen Befeuchterleistung nicht „ertränken“. Wenn
kein Kondenswasserproblem vorliegt, kann man, wenn man will, ohne Risiko bis zur maximalen
Heizleistung des Gerätes die volle Befeuchterleistung ausschöpfen. In der Regel wird die Thera-
pie mit zunehmendem Befeuchtungsgrad des Atemgases eher als angenehmer empfunden. Pro-
bieren Sie es aus, indem Sie von Nacht zu Nacht die Heizleistung stufenweise erhöhen, bis Sie
– unter Berücksichtigung der Kondenswasserproblematik – den für Sie angenehmsten Befeuch-
tungsgrad gefunden haben.
Als weitere Methode zur Kondenswasservermeidung ist eine Isolierung des Atemschlauches zu
nennen. Dazu wird der Atemschlauch wie mit einer Art Schal umhüllt. Empfehlenswert ist die Ver-
wendung eines leichten Fleece-Stoffes, aus dem man sich selber eine Hülle für den Atemschlauch
nähen kann. Im Fachhandel sind auch fertige Schlauchhüllen erhältlich.
Eine Isolierwirkung wird ebenfalls erreicht, wenn man den Atemschlauch ein Stück unter der
Bettdecke entlang zur Maske führt. Diese Methode ist sehr wirkungsvoll, zumal durch die Kör-
perwärme über die Kondenswasservermeidung hinaus auch eine leichte Anwärmung des Atem-
gases erzielt wird. Wenn man sich nachts viel bewegt bzw. im Bett umdreht, wird diese Me-
thode allerdings leider kaum möglich sein.
Um zu vermeiden, dass Ihnen Kondenswasser aus dem Atemschlauch in die Maske und ins
Gesicht läuft, sollten Sie darauf achten, dass der Atemschlauch von der Maske weg nach unten
zum Befeuchter führt, also ein Gefälle entsteht.
Patienten fragen Experten Kondenswasser durch Atemluftbefeuchtung
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Ist destilliertes Wasser sinnvoll?/Atemluftbefeuchter reinigen
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Befeuchter keine Kalkablagerungen entstehen. Wer auf diesen Vorteil nicht verzichten will, dem
kann empfohlen werden, das destillierte Wasser vor Gebrauch abzukochen.
Atemluftbefeuchter reinigen
Ich benutze einen Atemluftbefeuchter.
Wie ist dieser zu reinigen?
1. Reinigen Sie die Befeuchterkammer täglich. In dem warmen Wasser des Befeuchters fin-
den Krankheitskeime ideale Bedingungen, um sich zu vermehren. An der Befeuchterkam-
mer bilden sich Ablagerungen, in denen ebenfalls Keime enthalten sind. Es genügt also nicht,
nur das Wasser auszutauschen.
Reinigen Sie die Kammer der Herstellerempfehlung entsprechend, am besten mit einem milden
Geschirrspülmittel. Haushaltsreiniger eignen sich für eine Befeuchterreinigung nicht. Desinfekti-
onsmittel sind bei Anwendung des Befeuchters im häuslichen Bereich nicht erforderlich, sofern
kein besonderer Krankheitshintergrund vorliegt. Eine sorgsame Reinigung und Pflege ist wichtig,
aber übertriebene Hygiene muss nicht sein.
Abhängig vom Kalkgehalt des verwendeten Wassers bilden sich mehr oder weniger starke
Kalkablagerungen an der Befeuchterkammer. Diese Ablagerungen können z. B. mit einer Essig-
Wasser-Lösung entfernt werden, in welcher die Kammer von Zeit zu Zeit eingeweicht wird. Aber
bitte nach jeder Reinigung nicht vergessen, alle Teile gut mit klarem Wasser nachzuspülen, damit
jegliche Reinigungslösungen möglichst sicher entfernt sind!
2. Lassen Sie Befeuchterkammer, Atemschlauch und Maske tagsüber lufttrocknen. Bei Ver-
wendung eines Atemluftbefeuchters kann sich in Atemschlauch und Maske vermehrt Kondens-
wasser bilden. Wenn nun diese Feuchtigkeit tagsüber nicht entweichen bzw. austrocknen kann,
dann ist hier – ebenso wie in der Befeuchterkammer – eine ideale Brutstätte für Keime geschaf-
fen. Durch Austrocknen wird den Keimen der Nährboden entzogen. Befeuchterkammer, Atem-
Ist destilliertes Wasser empfehlenswert?
Laut Gebrauchsanweisung meines Therapiegerätes soll ich für den Atemluftbefeuchter des-
tilliertes Wasser verwenden. Auf den Verkaufsverpackungen von destilliertem Wasser habe
ich aber noch in keinem Geschäft einen Hinweis gefunden, dass ich dieses Wasser für meinen
Zweck verwenden kann. Und der Kauf in der Apotheke ist auf Dauer ziemlich kostspielig. Gibt
es keine Alternative?
Das beheizte Wasser sollte täglich gewechselt werden, um einer Verkeimung vorzubeu-
gen. Von einer mehrtägigen Nutzung desselben Wassers ist abzuraten.
Verwenden Sie für Ihren Atemluftbefeuchter stets frisch abgekochtes Leitungswasser, das Sie
abgekühlt erst abends vor dem tatsächlichen Gebrauch des Geräts in die Befeuchterkammer ein-
füllen. Wenn das Wasser nicht ganz abgekühlt ist, spielt dies keine wesentliche Rolle; es sollte
jedoch nicht wärmer sein als die maximale Heizleistung des Befeuchters.
Unter dem Gesichtspunkt optimaler Hygiene wäre steriles Wasser die beste Wahl für den Be-
feuchter. Aber in der täglichen Praxis ist das eine teure Angelegenheit, die nur in Ausnahmefäl-
len bei einem besonderen Krankheitshintergrund zu empfehlen ist. Das Gleiche trifft auf sterile
physiologische Kochsalzlösung zu.
Abgekochtes Leitungswasser ist normalerweise vollkommen ausreichend. Im Wasser enthaltene
Keime werden durch das Abkochen abgetötet, was insbesondere bei einem Auslandsaufenthalt
wichtig sein kann. In Deutschland wird Leitungswasser so streng kontrolliert, dass eine Nutzung
von nicht abgekochtem Leitungswasser bei einem gesunden Menschen bedenkenlos möglich ist.
Von destilliertem Wasser (Aquadest), auf dem nicht ausdrücklich der Vermerk „für medizinische
Zwecke geeignet“ angebracht ist, muss abgeraten werden. „Destilliertes Wasser“ wird nämlich
meistens nicht durch einen Destillationsvorgang, sondern durch Ionenaustauscher hergestellt. Bei
diesem Herstellungsverfahren werden Keime nicht abgetötet. Untersuchungen haben gezeigt,
dass destilliertes Wasser eine wesentlich höhere Keimbelastung hat als Leitungswasser. Der ein-
zige Vorteil von destilliertem Wasser ist, dass ihm die Mineralien entzogen sind und deshalb im
Patienten fragen Experten
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schlauch und Maske sollten also tagsüber nicht feucht in eine Schublade oder einen geschlos-
senen Behälter gesteckt werden. Mit einem saugfähigen, sauberen Tuch können die zerlegten Ein-
zelteile durch Abreiben der zugänglichen Stellen abgetrocknet und anschließend zum Trocknen
ausgelegt werden. Der Atemschlauch kann z. B. durch Aufhängen über einer Duschstange tags-
über trocknen. Feuchträume ohne ausreichende Luftzufuhr sind nicht unbedingt als Trocknungs-
platz geeignet. Die Maske kann nach dem Trocknungsvorgang in einem frischen, trockenen
Baumwolltuch oder Handtuch aufbewahrt werden, damit sie vor Staub und Schmutz geschützt,
aber nicht luftdicht abgeschlossen ist.
Keinesfalls soll die Trocknung durch Heißluft (z. B. Föhn), Ablage auf einem Heizkörper oder
Sonneneinstrahlung bewirkt werden, weil dadurch das Material geschädigt wird. Wenn eine
beschleunigte Trocknung gewünscht wird, dann wäre prinzipiell eine Trocknung durch Kaltluft
(z. B. Ventilator) möglich. Ein Grund dafür könnte sein, dass nicht die Möglichkeit besteht, die
Teile tagsüber irgendwo zum Trocknen auszulegen (z. B. auf Reisen). Manche CPAP-Geräte ver-
fügen über ein Trocknungsprogramm, mit dessen Hilfe ein Ausblasen des Atemschlauches mög-
lich ist. Achten Sie auf entsprechende Angaben in Ihrer Gebrauchsanleitung!
Hilfe, mir fehlt die Motivation!
Als man mir im Schlaflabor mitteilte, dass ich unter Schlafapnoe leide, wurde ich auch
schon mit einem Gerät in der Hand nach Hause geschickt. Ich kann mich zwar erinnern,
dass ich einige Erklärungen dazu erhalten habe, jedoch komme ich mit Maske und Gerät zu
Hause irgendwie nicht zurecht und bin richtig demotiviert. Ich benötige Hilfe, weiß aber nicht
so recht, wie diese Hilfe aussehen kann und wo ich mich hinwenden soll.
Leider sind Sie mit Ihrem Problem nicht allein; vielen anderen Patienten geht es genauso
wie Ihnen. Die Gründe dafür sind recht unterschiedlich und lassen sich doch häufig auf
einen Nenner bringen: mangelnde Therapieunterstützung!
Obwohl z. B. eine medikamentöse Therapie vergleichsweise unkompliziert ist, gibt es genü-
gend Statistiken, die belegen, dass vielen Patienten die nötige Disziplin und Motivation für eine
regelmäßige Medikamenteneinnahme fehlt. Bei der CPAP-Therapie können Probleme in der An-
wendung erst recht dazu führen, dass Disziplin und Therapiemotivation erheblich sinken. Ent-
weder die Therapie wird dann abgebrochen oder nur widerstrebend und leidend durchgeführt.
Deshalb ist es für eine erfolgreiche CPAP-Therapie von entscheidender Bedeutung, den betrof-
fenen Patienten eine gute Therapieunterstützung anzubieten, und das ganz besonders zu Be-
ginn der Behandlung. Jedes Problem, das in der Therapie auftaucht, bedarf einer Lösung, damit
die Therapietreue, also die Akzeptanz der Behandlung, und die Motivation sicher gewährleis-
tet bleiben.
Es ist keineswegs überraschend, wie Sie den Therapiebeginn erlebt haben. Viele Patienten füh-
len sich geradezu überrumpelt, wenn sie von ihrer Erkrankung erfahren und mit einem Gerät nach
Hause geschickt werden. Der Freiburger Schlafmediziner Dr. Hubert Trötschler spricht dabei vom
„Maskenüberfall”. Die Patienten sind in keiner Weise vorbereitet auf diese durchaus an-
spruchsvolle Therapie. Auch Schlaflabore, die eine gute Therapieeinweisung bieten, geben ihren
Patienten nur den Anschub in die Therapie. Doch darüber hinaus ist eine weitere Betreuung für
viele Patienten hilfreich und wünschenswert, mindestens so lange, bis man sich als Patient in der
Anwendung seines Geräts ausreichend sicher fühlt und möglichst alle Fragen und Probleme ge-
löst sind. Wenn man als Patient Vertrauen zur Therapie gewonnen hat, lässt man sich nicht mehr
so leicht demotivieren. Leider machen viele Patienten die gleiche Erfahrung wie Sie, nämlich
dass sie nach der Entlassung aus dem Schlaflabor auf sich selber gestellt sind, mit dem wohl-
gemeinten Hinweis: „Bei Problemen rufen Sie uns oder die Gerätefirma an.“ Doch oft helfen
Hotlines bei Therapieproblemen, und erst recht bei Motivationsproblemen, nicht wirklich weiter.
Häufig lassen sich Schwierigkeiten, die ein Patient mit seiner Therapie hat, nur im persönlichen
Gespräch erkennen und lösen, da sie nicht immer eindeutig zu benennen oder zu erklären sind.
Dafür sind Sie ein gutes Beispiel. Der erfahrene Blick einer Fachkraft und das individuelle Ge-
spräch in persönlicher Zuwendung sind oft wesentliche Faktoren für eine erfolgreiche Problem-
lösung und Motivation.
Patienten fragen Experten Hilfe, mir fehlt die Motivation!
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Die ersten Nächte mit der Maske
Als ich mit einem CPAP-Gerät aus dem Schlaflabor nach Hause entlassen wurde, war ich
völlig überrascht darüber, dass ich mit einem solchen Gerät schlafen soll. Dieses medizi-
nische Gerät im Schlafzimmer ist für meine Frau und mich kein schöner Anblick. Es ist unästhe-
tisch und beeinträchtigt unsere Schlafzimmeratmosphäre. Ist es nicht möglich, das Gerät mit
entsprechend langem Schlauch z. B. in einem Schrank zu verstecken und von dort aus zu be-
treiben, damit die Harmonie im Schlafzimmer erhalten bleibt?
Es mag für manchen Nichtbetroffenen lächerlich klingen, dass jemand sich über solche
scheinbaren „Nichtigkeiten“ Gedanken macht. Jeder vernünftige Mensch würde – über-
spitzt formuliert – sagen, dass die Ästhetik hinter einer notwendigen Therapie zurückstehen muss
und selbst der hässlichste Geräteaufbau im Schlafzimmer in Kauf zu nehmen ist, wenn die eigene
Gesundheit oder die des Partners davon abhängt. Also alles eine Frage der richtigen inneren Ein-
stellung? Muss die Ästhetik hinter allem anderen zurückstehen?
Ja, schon, aber … Es haben sich schon viele schlaue Leute den Kopf darüber zerbrochen,
warum das Vernunftprinzip nicht immer anwendbar ist. Und wenn dieses Ästhetikproblem auch
nicht für jeden wichtig sein mag, so steht dennoch zweifelsfrei fest, dass die Atmosphäre im
Schlafzimmer durch einen „Fremdkörper“ gestört werden kann. Es gibt tatsächlich Patienten, die
eine CPAP-Therapie aus ästhetischen Gründen abgelehnt oder abgebrochen haben.
Die richtige Antwort auf diese Frage zu finden, ist also gar nicht so einfach. Wie bereits er-
wähnt, kommt man hier allein mit „Vernunft“ nicht unbedingt weiter. Hier geht es mehr um Ängste
und Blockaden, die zu überwinden sind, und um die Änderung von Gewohnheiten.
In der Tat kann man ein CPAP-Gerät nicht gerade als schönen Einrichtungsgegenstand be-
zeichnen, den man sich für das Schlafzimmer wünscht. Die neueren CPAP-Geräte werden zwar
in zunehmendem Maß von Designern mitentwickelt und sind teilweise ansprechend und modern
gestaltet; aber so hübsch das Gerät auch sein mag, es will doch nicht so recht ins Schlafzimmer
passen. Außerdem geht es nicht nur um das Gerät selber, sondern auch um das für den Betrieb
notwendige Zubehör wie z. B. die Maske, Kopfbefestigung oder das Schlauchsystem, das die
Maske mit dem Gerät verbindet. Wenn diese Teile offen im Schlafzimmer auf dem Nachttisch
liegen, kann schon der Gedanke an eine Krankenhausatmosphäre aufkommen, und nicht nur die
Ästhetik, sondern auch die Intimität des Schlafzimmers kann dadurch gestört sein. Auch der Ge-
danke daran, den Partner oder sich selbst in voller Therapieausrüstung mit montierter Maske im
Bett liegen zu sehen, kann die Harmonie stören.
Doch selbst wenn man tagsüber das Gerät und Zubehör in einem Schrank „versteckt“, muss
es spätestens beim Zubettgehen hervorgeholt werden und wird dann unvermeidlich sichtbar.
Das Gerät fest in einem Schrank zu installieren und von dort aus zu betreiben, ist zwar denkbar,
aber meist nicht umsetzbar. Es darf nämlich kein geschlossener Schrank sein, da dieser keine
Wärmeabgabe und keine ausreichende Raumluftzufuhr ermöglicht. Es muss also gewährleistet
sein, dass die Raumluft um das Gerät herum frei zirkulieren kann. Das Gerät muss die Wärme,
die beim Betrieb entsteht, an die Umgebung abgeben und frische Raumluft ungehindert ansau-
gen können. Aus diesem Grund darf man das Gerät auch nicht abdecken oder umwickeln.
Die Standard-Atemschlauchlänge bei einem CPAP-Gerät beträgt 1,80 Meter. Nicht bei jedem
Gerät ist es möglich bzw. vom Hersteller zugelassen, längere Atemschläuche mit 2,70 Metern
oder (als längstes Maß) 3,60 Metern zu verwenden.
Die Möglichkeiten, das Gerät während des Betriebs irgendwo zu verstecken, sind also be-
grenzt. Idealerweise sollte das Therapiesystem so aufbewahrt werden, dass man das Gerät ohne
großen Aufwand in Betrieb setzen kann, da sonst die Gefahr besteht, dass man es aus Faulheit
abends in seinem „Versteck“ belässt und ohne Therapiegerät schläft. Jeder Therapieverzicht oder
-abbruch wäre allerdings die schlechteste aller Lösungen.
Patienten fragen Experten Die ersten Nächte mit der Maske
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Partnerschaftsprobleme
Einerseits sehe ich ja ein, dass ich als Schlafapnoe-Patient meine Therapie konsequent
durchführen muss, doch der Preis dafür ist mir zu hoch! Ich bin schon seit einiger Zeit ge-
schieden. Seit einem knappen Jahr lebe ich mit meiner neuen Freundin zusammen. Sie ist 19
Jahre jünger als ich und sehr lebenslustig. Als ich ihr mein Therapiegerät und die Maske vor-
führte, schaute sie mich entsetzt an und sagte nur: „Du machst Witze!“ Dann brach sie in schal-
lendes Gelächter aus. An diesem Abend setzte ich mir im Bett nach unserem Liebesspiel die
Maske auf. Meine Freundin sagte nichts; doch Tage später machte sie mir klar, dass ich in einem
anderen Zimmer schlafen müsse, oder sie werde mich verlassen. Es sei nicht nur der Luftstrom,
der sie belästige; sie könne mich als Maskenmann einfach nicht mehr ernst nehmen. Ich stehe
also vor der Alternative: Maske oder Frau.
Sie müssten zuerst einmal versuchen, Ihrer Freundin klarzumachen, welche Folgen der Ver-
zicht auf Ihre Therapie haben würde. Fragen Sie sie ganz einfach, ob sie Sie denn dann
im Rollstuhl durch die Gegend schieben würde, wenn Sie einen Schlaganfall kriegen. Falls ihr
das gleichgültig ist, sollten Sie sich von ihr trennen. Ihre Gesundheit ist mehr wert, als eine junge
Frau neben sich im Bett zu haben. Ich bin sicher, dass Sie bald eine Partnerin finden, die Ihre
Therapie nicht nur erträgt, sondern Sie im Interesse Ihrer Gesundheit sogar ernsthaft dazu drängt.
Außerdem müssen Sie als CPAP-Patient nicht auf Sexualität verzichten. Zuerst die Liebe, dann das
Licht aus und die Maske auf. Auch mit Maske können Sie sich aneinanderkuscheln. Viele Män-
ner genieren sich, weil sie meinen, mit Maske wie kleine Monster auszusehen. Ein Trick: Fordern
Sie Ihre Partnerin auf, sich vorzustellen, neben ihr liege ein Jetpilot. Diese Helden der Lüfte tra-
gen nämlich noch viel schaurigere Masken. Oft kommt man sich als Schlafapnoe-Patient selbst
minderwertig vor, weil man ohne das verflixte Ding nicht mehr schlafen kann. Trösten Sie sich:
Viele Diabetiker tragen eine Insulinpumpe; und manche Herzkranke müssen sich sogar einen
Herzschrittmacher oder Defibrillator einbauen lassen.
Wenn es um die Gesundheit geht, darf es keine Partnerschaftsprobleme geben!
Ein Schlafapnoe-Patient hat uns seine Erfahrungen dazu mitgeteilt. „Ich bin mit über fünfzig Jah-
ren eine neue Partnerschaft eingegangen”, schreibt er. „Wir haben bald geheiratet. Meine jet-
zige Frau ist sieben Jahren jünger als ich. Natürlich ist es nicht einfach, zu Beginn einer neuen
Beziehung bei der Partnerin gleich mit der Botschaft ins Haus zu fallen, dass man ein Masken-
träger ist und so ins Bett geht. Eigenartigerweise hat meine Frau sich daran überhaupt nicht ge-
stört. Nach einiger Zeit hatte sie sich für mich auch einen Kosenamen ausgedacht: Monsterchen
nannte sie mich, beinahe zärtlich. Außerdem“, so unser Maskenträger zwinkernd, „gehe ich mit
der Maske nicht ins Bett, sondern die Maske mit mir. Und ich setze sie erst auf, wenn unsere Zärt-
lichkeiten abgeschlossen sind.“ Vielleicht ist dieses Verständnis der Partnerin auch darauf zu-
rückzuführen, dass diese ebenfalls Gesundheitsprobleme hat. „Meine Frau leidet an RLS, an der
Krankheit der unruhigen Beine. Es kann schon mal passieren, dass ich in der Nacht unsanft
durch einen Tritt ihrer ausschlagenden Füße geweckt werde.”
Selbstwertgefühl
Seit ich mit einer Maske therapiert werde, wachsen meine Zweifel an mir selbst. Bin ich
eigentlich noch ein richtiger Mann? So wie früher? Meine Frau sagt nichts, sie hänselt
mich auch nicht. Im Gegenteil, sie ermuntert mich, die Maske abends aufzusetzen, falls ich sie
mal wieder gerne vergessen will. Ihre Fürsorge geht mir aber ganz schön auf den Wecker. Ich
komme mir manchmal wie ein kleines Kind vor.
Vielleicht sollten Sie mit Ihrer Frau einmal ganz offen darüber sprechen. Zu viel Fürsorge
schadet offenbar Ihrem Selbstwertgefühl. Andererseits sollten Sie froh sein, eine so ver-
ständnisvolle Frau an Ihrer Seite zu wissen. Und machen Sie sich klar, dass Ihre Therapie schon
eine gewisse Einschränkung mit sich bringt! Doch andererseits hilft sie Ihnen, den Tag zu ge-
nießen und wach und leistungsfähig zu sein. Stellen Sie sich nur vor, Sie verzichten auf Ihre The-
rapie und ein Schlaganfall bringt Sie für immer in den Rollstuhl!
Patienten fragen Experten Partnerschaftsprobleme/Selbstwertgefühl
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Angst vor der Maske
Bereits seit ein paar Monaten habe ich ein CPAP-Gerät. Ich muss zugeben, dass ich es
nicht immer nutze. Oft denke ich mit Widerwillen daran, die Maske aufsetzen zu müssen.
Ich komme mir mit Maske so eingeengt vor. Manchmal bekomme ich unter der Maske richtig
Angst oder reiße sie mir nachts in Panik vom Gesicht. Wissen Sie mir einen Rat?
Es wäre zu einfach, Ihnen einreden zu wollen, dass alles nur eine Frage der richtigen in-
neren Einstellung ist. Die richtige Einstellung zur Therapie ist zwar außerordentlich wich-
tig, aber eben nicht allein für den Erfolg verantwortlich.
Eine Maske im Gesicht zu tragen, ist nicht normal. Eine Maske ist und bleibt ein Fremdkörper
im Gesicht. Ich habe noch keinen CPAP-Patienten getroffen, der mir gesagt hat, dass er, wenn
es nicht notwendig wäre, freiwillig die Maske tragen würde.
Es geht darum, die Therapie so angenehm wie möglich zu gestalten und im Idealfall den
Fremdkörper sogar zum Freund zu machen. Und das fällt natürlich umso leichter, je mehr es
dem Fremdkörper gelingt, sich an Sie anzupassen. Wir sehen hier durchaus Parallelen zu an-
deren Erfahrungen aus unserem Leben: Beide Seiten müssen sich aufeinander zubewegen, Kom-
promisse finden, sich aufeinander einlassen, Vertrauen fassen.
Für die Maske bedeutet das, ein möglichst angenehmes Tragegefühl zu vermitteln, ohne ein-
zuengen, ohne Druckstellen zu verursachen und ohne aufdringlich zu wirken.
Weil die Maske aber ein toter Gegenstand ist, der sich nicht von selbst auf Ihre Bedürfnisse
einstellen kann, kommt es darauf an, aus der wirklich großen verfügbaren Maskenauswahl das
richtige Modell zu wählen und dieses auch richtig anzupassen. Ich vermag aus der Entfernung
nicht zu beurteilen, was an Ihrem Therapiesystem konkret optimiert werden kann. Jedoch fallen
mir bei den Stichworten „eingeengt“ und „Panik“ bestimmte Maskenmodelle ein, die ich als Be-
rater in einem persönlichen Beratungsgespräch vorstellen und zur Anprobe anbieten würde. Ins-
besondere denke ich hier in Richtung Nasenolivenmasken. Das sind Masken, bei denen kein Mas-
kenkissen die Nase umschließt, sondern kleine Nasenpolster am Naseneingang sitzen und die
Luft direkt in die Nase einströmt. Es ist nachvollziehbar, dass das Engegefühl eher abnimmt, je
kleiner, leichter und unaufdringlicher die Maske ist.
Auf das Engegefühl kann aber auch die Art der Kopfbefestigung Einfluss haben. In Ihrem Fall
empfiehlt es sich, ein besonders einfaches Band zu verwenden, das den Kopf weitgehend frei
hält. Möglicherweise reicht es auch aus, einzelne Maskenkomponenten auszutauschen, z. B. nur
das Kopfband, oder einen Wechsel von Gelmaskenkissen (= schwer, groß) zu Silikonmasken-
kissen (= leicht, klein) vorzunehmen.
Nicht zuletzt ist noch zu klären, ob das Engegefühl und die Angst mit dem Therapiedruck oder
dem Regelverhalten des Gerätes in Verbindung stehen, d. h., ob Sie das Gefühl haben, zu viel
oder zu wenig Druck zu erhalten. Ob hier Änderungen möglich sind, wäre dann mit dem ver-
ordnenden Arzt zu besprechen.
Auch kann z. B. für die Einschlafphase bei vielen Geräten ein geringerer Druck als der ei-
gentliche Therapiedruck eingestellt werden, um das Einschlafen zu erleichtern und damit das
Wohlbefinden zu fördern. Nach einiger Zeit steigert sich dann der Druck auf den eingestellten
Wert (Rampenfunktion).
Das sind die äußeren Faktoren. Es gibt aber auch psychische Einflüsse, die bei einer CPAP-
Therapie eine große Rolle spielen können und nicht zu unterschätzen sind. Diese Faktoren wer-
den u. a. auch durch unsere Prägung bzw. durch unser Wesen bestimmt. Wir Menschen sind nun
mal sehr verschieden in unseren Empfindungen: Manche Patienten haben selbst unter den wid-
rigsten Umständen keinerlei Therapieprobleme, während andere wie die Prinzessin auf der Erbse
keine Ruhe finden. Hier sollte versucht werden, die Erbse zu finden, die den erholsamen, be-
schwerdefreien Schlaf verhindert. Meist ist dies ohne fachkundige Hilfe nicht möglich.
Viele Patienten mussten aus eigener Erfahrung lernen, dass zur Therapieeingewöhnung oft
viel Geduld erforderlich ist. Dabei ist es wichtig, sich ständig selbst zu motivieren und zusätzlich
Motivationshilfe von außen anzunehmen. Ein wichtiges Ziel dabei ist es, eine positive Einstellung
zur Therapie zu gewinnen und diese auch auf Dauer zu behalten. Wenn man selber von der Not-
wendigkeit der Therapie und dem Gewinn an neuer Lebensqualität überzeugt ist, wird man so
manche Widrigkeiten leichter bewältigen.
Patienten fragen Experten Angst vor der Maske
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In die Therapie hineinwachsen
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Viele CPAP-Anwender berichten, dass sie mit Beginn der CPAP-Therapie eine einschneidende
Veränderung ihres Lebens erfahren und sich wie neugeboren fühlen. Diese neue Lebensenergie
wirkt sich auf den ganzen Lebens- und Schlafrhythmus positiv aus. Je deutlicher die positive Ver-
änderung der Lebensqualität wahrgenommen wird, umso einfacher ist die Therapie-Eingewöh-
nung und umso leichter fällt es, mögliche Probleme der Therapieanwendung zu meistern. Wenn
die CPAP-Therapie in ihrer Wirkung aber nicht so positiv erlebt wird und die Eingewöhnung in
die Therapie Schwierigkeiten bereitet, sind auch die Lebens- und Schlafgewohnheiten in nega-
tiver Weise betroffen.
Ihrer Beschreibung nach vermute ich aber, dass hier Eingewöhnungsschwierigkeiten in Kom-
bination mit einem gestörten Schlaf-wach-Rhythmus vorliegen.
Ein unruhiger und gestörter Schlaf kann die Eingewöhnung in die Therapie deutlich erschwe-
ren. Also muss die Ursache für den gestörten Schlaf beseitigt werden, damit die Eingewöhnung
gelingen kann. Zunächst sollten Sie Ihren Tagesablauf kritisch prüfen und gegebenenfalls um-
stellen. Denn es ist hilfreich, den Schlaf und die CPAP-Therapie durch einen geregelten Tages-
ablauf und einfache Verhaltensmaßnahmen zu unterstützen. Der Gedanke, der Sie dabei leiten
soll, lautet ganz einfach: Alles vermeiden, was den Schlaf negativ beeinflussen kann, und alles
tun, was den guten Schlaf fördert.
Dafür gibt es zahlreiche Regeln und hilfreiche Ratschläge, wovon manche leicht umsetzbar sind
und andere einige Disziplin erfordern. Ob und welche Gewohnheiten möglicherweise neu an-
trainiert werden müssen, hängt von Ihrem derzeitigen Tagesablauf ab. Doch je mehr Ihr Schlaf-
wach-Rhythmus durcheinandergeraten ist, umso mehr tun Sie gut daran, sich an den nachfol-
genden Ratschlägen zu orientieren.
Ess- und Trinkgewohnheiten können den Schlaf beeinflussen. Regelmäßige Mahlzeiten helfen,
den Tagesablauf zu ordnen. Abends sollten Sie keine großen Portionen mehr essen und auch
keine fetten oder schweren Speisen zu sich nehmen. Denn wenn Magen und Darm nachts be-
schäftigt sind, wirkt sich das negativ auf Ihren Schlaf aus. Mit Hungergefühl sollten Sie dennoch
nicht ins Bett gehen. Denken Sie daran: Kaffee und schwarzer oder grüner Tee sowie Cola und
Nikotin wirken stimulierend. Deshalb spätestens etwa vier Stunden vor dem Schlafengehen da-
Eine positive Einstellung gewinnt man z.B. dadurch, dass man sich über die CPAP-Therapie
näher informiert und sich damit beschäftigt. Selbsthilfegruppen sind dabei eine wichtige Adresse,
aber auch Patientenkongresse oder Fachpublikationen wie z.B. das Schlafmagazin. Ein wichti-
ger Motivator ist auch der Lebenspartner. Ein Lebenspartner, der wegen des scheinbar störenden
Geräts oder der unattraktiven Maske an einem herumnörgelt, prägt auch die eigene Einstellung
zur Therapie mit. Motivierend können sich außerdem so einfache Dinge wie die Bezeichnung von
Maske oder Gerät mit Kosenamen oder Verniedlichungen auswirken. Es wirkt doch ganz anders,
ob man sagt: Ich muss mit einer Beatmungsmaske schlafen, oder ob man sagt: Ich freue mich auf
einen guten Schlaf mit meinem „Schnaufi“ oder meiner „Kuschelmaske“. So kann es gelingen, Be-
klemmungen abzubauen und in einen traumhaften Schlaf mit Maske zu sinken.
In die Therapie hineinwachsen!
Seit kurzem habe ich ein CPAP-Gerät und benutze es auch fast jede Nacht. Der Gebrauch
fällt mir aber schwer. Ich schlafe oft sehr unruhig und wache häufig auf. Auch mein Ta-
gesrhythmus ist irgendwie aus den Fugen geraten. Ich gehe häufig erst spät ins Bett, weil ich
schlecht einschlafen kann. Was kann ich tun, damit sich mein Schlaf verbessert?
Der Beginn einer CPAP-Therapie bringt einige Veränderungen mit sich. Welche Änderun-
gen das sind und wie tiefgreifend die Probleme empfunden werden, die sich daraus er-
geben, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Die bedeutendste Änderung ist zweifellos die
neue Bettpartnerschaft mit der Maske und dem Therapiegerät. Daran muss man sich gewöhnen.
Das gelingt bei dem einen etwas schneller, beim anderen dauert es länger. Aber auch Lebens-
und Schlafgewohnheiten können in Unordnung geraten und müssen neu organisiert werden.
Bei einem unbehandelten Schlafapnoe-Syndrom ist die Schlafstruktur massiv gestört und ein er-
holsamer Schlaf praktisch unmöglich. Die Lebens- und Schlafgewohnheiten werden dadurch na-
türlich beeinflusst, bewusst oder unbewusst.
Patienten fragen Experten
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rauf verzichten. Das Gleiche gilt für Alkohol. Er wirkt zwar entspannend und macht müde, kann
aber einen erholsamen Schlaf durch häufigere Wachphasen in der Nacht stören. Hektik und
Stress, Streit, Ärger und Aufregung sind allgemein ungesund – vermeiden Sie diese besonders
abends. Das bedeutet z. B. auch den Verzicht auf einen spannenden Abendkrimi. Machen Sie
stattdessen vor dem Zubettgehen einen kurzen Spaziergang, lesen Sie ein entspannendes Buch
oder hören Sie beruhigende Musik. Solche oder ähnliche Gewohnheiten eignen sich hervorra-
gend als tägliches Einschlafritual. Sport oder andere körperliche Anstrengungen sollten Sie
abends dagegen meiden. Achten Sie auch darauf, möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett zu
gehen und vor allem zur gleichen Zeit aufzustehen. Solche regelmäßigen Gewohnheiten tragen
viel dazu bei, Ihrem Schlaf den richtigen Rhythmus zu geben. Ich empfehle Ihnen außerdem, auf
einen Mittagsschlaf zu verzichten und sich stattdessen tagsüber ausreichend körperlich zu betä-
tigen, um abends wirklich müde ins Bett zu gehen. Wenn Sie den Mittagsschlaf bisher gewohnt
waren, behalten Sie ihn bei, achten Sie aber auch hier auf Regelmäßigkeit und benutzen Sie für
den Mittagsschlaf wie für den Nachtschlaf immer das CPAP-Gerät. Außerdem soll der Mittags-
schlaf wirklich nur kurz sein, d. h. nicht länger als 15 bis 20 Minuten. Das Schlafzimmer sollte
nachts dunkel und ruhig sein. Das Bett soll immer einen „Schlafimpuls“ geben. Deshalb gehören
Fernseher und andere Ablenkungen aus dem Schlafzimmer verbannt.
Diese Ratschläge sind meiner Meinung nach die wichtigsten. Es gibt noch weitere Empfeh-
lungen von Experten und ganze Bücher, die sich mit diesem Thema befassen. Bei Interesse in-
formieren Sie sich einfach über den Buchhandel oder das Internet.
Natürlich kann es auch andere Gründe für Ihre Schlafstörungen geben – Ursachen, die vor der
CPAP-Therapie unentdeckt geblieben sind und nicht bemerkt wurden, weil sie von der Schlaf-
apnoe überlagert waren. Um zu klären, ob bei Ihnen eine solche Ursache vorliegt, empfiehlt sich
ein Gespräch mit dem Schlaflabor, in dem die polysomnografische Untersuchung zur CPAP-Ein-
stellung erfolgt ist. Es geht dabei um die Frage, ob bei der durchgeführten Untersuchung An-
zeichen für eine Ursache der jetzigen Schlafstörung erkennbar waren und welche Schritte zur
medizinischen Abklärung sinnvoll sind.
Schlaflos mit der Maske
Ich nutze meine CPAP-Therapie jetzt schon seit einigen Wochen, und es fällt mir schwer,
mit Gerät und Maske in den Schlaf zu finden. Wie kann ich Abhilfe schaffen?
Das kommt auf die Ursache Ihrer Schlafprobleme an. Vielleicht hatten Sie schon vor Beginn
Ihrer CPAP-Therapie eine Ein- oder Durchschlafstörung (Insomnie)? Das kommt gar nicht so
selten vor: Untersuchungen zufolge leiden 20 bis 50% aller Patienten mit Schlafapnoe auch an
Insomnien. Kommt dann noch eine CPAP-Therapie dazu, so wird der Schlaf durch die unge-
wohnte Maske auf dem Gesicht natürlich noch mehr gestört, und man schläft noch schlechter als
vorher. Das kann die Compliance (Therapietreue) gefährden. Deshalb ist es in jedem Fall wich-
tig, etwas gegen Schlafstörungen unter einer Maskentherapie zu tun.
Ist Ihr Schlafproblem nur durch die ungewohnte CPAP-Therapie verursacht, so versuchen Sie
es doch einmal mit der Einschlaframpenfunktion, über die heutzutage alle CPAP-Geräte nam-
hafter Hersteller verfügen: Das Gerät startet dann mit einem niedrigeren CPAP-Druck, der sich
erst allmählich bis zum effektiven Therapiedruck steigert. Oft entstehen Schlafprobleme unter
einer CPAP-Therapie nämlich dadurch, dass man es beim Einschlafen als störend empfindet,
gegen den Therapiedruck anzuatmen. Die Einschlaframpe kann individuell – entsprechend Ihrer
Einschlafzeit – eingestellt werden, sodass der „richtige“ Therapiedruck erst dann erreicht ist,
wenn Sie bereits schlafen und der Druck Sie nicht mehr stört.
Es kann aber auch sein, dass Ihr Einschlafproblem einfach nur auf Eingewöhnungsschwierig-
keiten zurückzuführen ist: Die Maske ist noch neu und ungewohnt; Sie empfinden sie ganz na-
türlich als Fremdkörper und haben deshalb das Gefühl, damit nicht schlafen zu können. In sol-
che Ängste kann man sich regelrecht hineinsteigern. Für solche Fälle gibt es aber eine gute Ein-
gewöhnungsstrategie, die Ihnen den Einstieg in die CPAP-Therapie erleichtert: Tragen Sie die
Maske zur Gewöhnung auch öfters einmal bei Tage, z .B. bei einem Mittagsschläfchen. Dann
ist der innere „Zwang“, einschlafen zu müssen, nicht so hoch, und es wird Ihnen vielleicht leich-
ter gelingen, mit der Maske einzunicken.
Patienten fragen Experten Schlaflos mit der Maske
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Auch Entspannungsverfahren können das Einschlafen mit Maske erleichtern. Es gibt verschie-
dene solche Verfahren, die beruhigend und schlaffördernd wirken:
• Das autogene Training funktioniert nach dem Prinzip der Autosuggestion. Mit formelhaften
Sätzen wie „Ich bin ganz ruhig“, „Mein Körper ist ganz schwer“ redet man sich selbst ein,
dass man allmählich immer ruhiger und entspannter wird. Wichtig: Es gibt auch eine Auto-
suggestion für ruhiges, tiefes Durchatmen – bei Maskenproblemen besonders hilfreich.
• Bei der progressiven Muskelentspannung spannt man nacheinander einzelne Muskelgrup-
pen an, hält diese Spannung für kurze Zeit und entspannt die Muskulatur dann wieder.
Durch die vorangegangene Anspannung merkt man die Entspannung hinterher viel deutli-
cher und fühlt sich angenehm müde.
• Bei einer Fantasiereise malen Sie sich in Gedanken etwas Schönes aus, z. B. einen Wald-
spaziergang, einen erholsamen Tag am Meeresstrand usw. Wichtig ist, sich dieses Erlebnis
mit allen Sinnen ganz genau vorzustellen: Hören Sie das Meeresrauschen, riechen Sie die
salzige Meeresluft, fühlen Sie den weichen Sand an Ihren Fußsohlen… Lassen Sie sich ganz
in dieses angenehme, beruhigende Gefühl hineinfallen.
Entspannungsverfahren wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung erlernt
man am besten in Kursen, wie sie z.B. von Krankenkassen oder Volkshochschulen angeboten wer-
den. Bei einer Fantasiereise brauchen Sie eigentlich nur Ihrem eigenen Vorstellungsvermögen
freien Lauf zu lassen. Es gibt aber auch CDs mit aufgesprochenen Fantasiereise-Texten, meist
untermalt mit schöner Entspannungsmusik.
Je länger und konsequenter Sie Ihre Entspannungsmethode praktizieren, umso schneller und
leichter wird sie Ihnen gelingen.
Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, sich abends vor dem Zubettgehen zu entspannen:
beispielsweise ein heißes Bad mit einem beruhigenden Badezusatz (Melisse, Hopfen, Lavendel
usw.), ein gemütlicher Abendspaziergang oder das Anhören beruhigender Musik.
Ich will Ihnen noch eine Strategie gegen „Schlafkiller” beschreiben.
Bestimmte auf den Schlaf bezogene Gedanken können, wenn man sie sich vor dem Einschlafen
durch den Kopf gehen lässt, wahre Schlafkiller sein.
Was denken Sie nachts, wenn Sie sich schlaflos im Bett hin und her wälzen? Denken Sie: „Oh
Gott, in ein paar Stunden klingelt schon wieder der Wecker, ich werde morgen im Büro sicher-
lich wieder nicht leistungsfähig sein“ oder: „Alles, was ich versuche, um wieder besser schlafen
zu können, ist zwecklos; ich schaffe es ja doch nicht“?
Durch solche Gedanken geraten Sie nur noch mehr in Stress. Also schreiben Sie sie auf eine
Liste und formulieren Sie in der rechten Spalte jeweils einen positiven Alternativgedanken dazu.
Diese Liste sollten Sie sich abends vor dem Schlafengehen – oder nachts, wenn Sie nicht schla-
fen können – immer wieder anschauen. In der linken Spalte könnte zum Beispiel stehen: „Wenn
ich nicht genug schlafe, bin ich morgen nicht leistungsfähig“ und in der rechten Spalte: „Es war
schon öfter so, dass ich auch nach einer schlechten Nacht einiges geleistet habe“. Oder in der
linken Spalte: „Jetzt liege ich schon wieder eine Stunde wach und kann einfach nicht einschla-
fen“ und in der rechten Spalte: „Ich bleibe jetzt ganz ruhig und mache eine Entspannungsübung.
Der Schlaf wird schon kommen.“
Gehen Sie auf Fantasiereise!
Mit der Maske im Gesicht fällt es mir meistens schwer, einzuschlafen. Nicht die Maske ist
schuld, sondern meine Gedanken. Wie kann ich die Technik der Fantasiereise wirklich er-
folgreich anwenden?
Die Fantasiereise ist die einzige Entspannungsübung, die Sie auch von An fang an im Bett
zum Einschlafen praktizieren dürfen, weil sie sich leicht erlernen lässt und kein langes
Üben erfordert; aber knüpfen Sie anfangs keine allzu hohen Ansprüche daran und ärgern Sie
sich nicht, wenn das Einschlafen damit nicht gleich auf Anhieb gelingt!
Bei einer Fantasiereise malt man sich in Gedanken etwas Schönes aus, z. B. einen Spazier-
gang, einen erholsamen Tag an einem Südseestrand, etc. Wichtig ist, sich dieses Erlebnis in
Echtzeit vorzustellen; d. h., wenn man sich einen Spaziergang ausmalt, der in der Realität eine
Patienten fragen Experten Gehen Sie auf Fantasiereise
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halbe Stunde dauern würde, sollte sich auch die Fantasiereise über diesen Zeitraum erstrecken,
und man sollte versuchen, sich den Spaziergang in allen Details vorzustellen: jeden Baum, jeden
Strauch, jede Blume am We g rand.
Wichtig ist auch, dass man dabei möglichst alle Sinne mit einbezieht: Man konzentriert sich
nicht nur auf das, was man sieht, sondern auch auf Geräusche, Gerüche, Geschmack und Tast-
sinn. Sie hören bei Ihrem Waldspaziergang also beispielsweise das Rauschen der Bäume und
das Gezwitscher der Vögel; Ihnen steigt der Duft des feuchten Waldbodens und der Tannen-
nadeln in die Nase; Sie spüren es, wenn die Zweige eines am Wegrand stehenden Baumes
über Ihre Arme streichen, und vielleicht haben Sie auch den Geschmack der Walderdbeeren auf
der Zunge, die Sie unterwegs pflücken.
Die entspannende, schlaffördernde Wirkung von Fantasiereisen beruht auf folgendem Prin-
zip: Unser Gehirn ist so konstruiert, dass wir ständig an irgendetwas denken müssen. Wir kön-
nen unsere Gedanken nicht abschalten; das schaffen nur geübte Meditationsmeister. Wenn wir
also abends im Bett schon unbedingt etwas denken müssen, dann sollte es wenigstens etwas
Angenehmes sein, was uns nicht innerlich aufwühlt, sondern uns in einen angenehmen Zustand
der Entspannung und inneren Harmonie versetzt. Indem wir schöne Gedankenbilder vor unse-
rem inneren Auge heraufbeschwören, blenden wir belastende, negative Ge danken aus.
Das gelingt allerdings – wie übrigens bei allen Entspannungsübungen – nicht gleich auf An-
hieb. Am Anfang werden sich immer wieder unerwünschte Ge danken dazwischenschieben. Das
ist völ lig normal. Wichtig ist nur, sich nicht darüber aufzuregen, sonst ist es mit der Entspannung
vorbei. Nehmen Sie diese Gedanken wahr und akzeptieren Sie sie, aber verfolgen Sie sie nicht
weiter – sagen Sie sich: „Okay, ich denke später darüber nach.“ Und dann setzen Sie Ihre Fan-
tasiereise einfach an der Stelle fort, bis zu der Sie gekommen waren, ehe der störende Gedanke
Sie davon abgelenkt hat; und falls Sie aus dem Konzept gekommen sind, fangen Sie noch ein-
mal von vorn an. Denn wenn Sie einen störenden Gedanken zu krampfhaft zu ver drängen ver-
suchen, wird er erst recht im mer wiederkehren. Mit zunehmender Übung werden im mer weni-
ger ab lenkende Gedanken in Ihnen aufsteigen.
Wichtig ist auch, dass Sie sich ein kleines Repertoire an verschiedenen Fantasiereisen zu-
rechtlegen und öfter einmal abwechseln; wenn Sie immer auf die gleiche Reise gehen, wird es
mit der Zeit langweilig, und dann können Sie sich nicht mehr richtig auf Ihr positives Gedan-
kenbild konzentrieren.
Können Atemübungen beruhigen?
Ich habe gehört, dass man sich mit bestimmten Atemübungen vor dem Zubettgehen und
Schlafen mit der Maske in eine sehr ruhige, entspannte Situation bringen kann, sodass man
die Angst vor der Maskenbeatmung in den Griff bekommt und auch die Furcht davor verliert,
man könne unter der Maske ersticken?
Sie haben recht. Man weiß, dass die Atmung großen Einfluss auf die Befindlichkeit des
Menschen hat, und umgekehrt: Wer Angst hat oder innerlich angespannt ist, beginnt schnell
und hechelnd zu atmen (Hyperventilation). Wenn man dagegen entspannt ist, atmet man ganz
langsam, ruhig und gleichmäßig.
Ziel einer Atemübung ist es daher, über die Atmung seinen Gemütszustand zu beeinflussen und
innerlich wie der ruhig und entspannt zu werden, indem man tief durchatmet. Dazu gibt es ver-
schiedene Übungen.
Sehr hilfreich ist beispielsweise folgende Methode: Halten Sie fünf Sekunden lang den Atem
an und atmen Sie dann ganz tief aus. Als Nächstes atmen Sie ungefähr drei Se kunden lang ein
und drei Sekunden lang aus. Wiederholen Sie das mindestens zehnmal und nehmen Sie sich am
Tag öfter einmal Zeit für diese kleine Übung: Sie kann in Stresssituationen zu einer leichten Ent-
spannung führen.
Patienten fragen Experten Können Atemübungen beruhigen?
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Progressive Muskelentspannung
Kann mir die progressive Muskelentspannung gegen meine Angst vor der Maskenbeat-
mung helfen?
Auch dies ist eine Methode, mit der Sie sich psychisch lockern können, um die Masken-
therapie gelassener durchzuführen. Das Verfahren der progressiven Muskelentspannung
wurde um dieselbe Zeit entwickelt wie das autogene Training (1929), und zwar von dem ame-
rikanischen Internisten Edmund Jacobson. Er ging davon aus, dass sich psychische Erregung
und Anspannung in muskulärer Verspannung ausdrücken. Wird die Muskelverspannung gelöst,
so löst sich auch die psychische Anspannung. Die Wirksamkeit dieses Verfahrens ist wissen-
schaftlich nachgewiesen, ähnlich wie beim autogenen Training: Herzschlag und Puls verlangsa-
men sich. Der Zustand der Entspannung, den man dadurch erreicht, ist also körperlich messbar.
Bei der progressiven Muskelentspannung spannt man nacheinander einzelne Muskelgruppen
an, hält die Spannung kurz (etwa für sieben Sekunden) und entspannt die Muskeln dann wieder.
In der Regel beginnt man mit dem rechten Arm: Man spannt zunächst die Muskeln von Hand und
Unterarm an und entspannt sie dann wieder; dann kommt der Oberarm dran, und dann prakti-
ziert man das Gleiche mit dem linken Arm. Anschließend macht man mit Kopf und Gesicht,
Rumpf und Beinen weiter. Das Prinzip dieses Verfahrens: Durch die vorangegangene An spannung
merkt man die Entspannung hinterher viel deutlicher. Wichtig ist allerdings, dass man während
des Anspannens der Muskulatur gleichmäßig weiteratmet; denn wenn man dabei die Luft anhält,
verkrampft man sich.
Zu Beginn sollte die Übung etwa 20 Minuten dauern, denn anfangs braucht man schon etwas
Zeit, um sich in einen Zustand der Entspannung hineinzuversetzen. Später schafft man es in der
Regel innerhalb von zehn Minuten.
Ob mir wohl Schlafmittel helfen?
Ich hatte schon vor der Einleitung meiner CPAP-Therapie Schlafstörungen, die dadurch
jetzt noch schlimmer geworden sind. Ist es sinnvoll, vor dem Schlafengehen ab und zu
etwas Alkohol zu trinken oder ein Schlafmittel einzunehmen, um leichter einzuschlafen?
Verschreibungspflichtige Schlafmittel aus der Medikamentenklasse der Benzodiazepine
(also Substanzen wie Diazepam, Clonazepam, Brotizolam) und Benzodiazepinrezeptor-
agonisten (auch als „Z-Substanzen“ bezeichnet, z.B. Zolpidem, Zopiclon, Zaleplon) haben eine
muskelentspannende Wirkung: Das heißt, die Muskulatur der oberen Atemwege erschlafft da-
durch nachts noch stärker als sonst, was eine bereits bestehende Schlafapnoe verstärkt. Ist Ihr
Therapiedruck gut eingestellt, so ist gegen eine gelegentliche Einnahme solcher Schlafmittel
grundsätzlich nichts einzuwenden. Günstig sind in solchen Fällen Auto-CPAP-Geräte, bei denen
der Druck je nach dem aktuellen Bedarf variiert.
Allerdings sind vor allem ältere Menschen aufgrund der muskelentspannenden und benommen
machenden Wirkung dieser Mittel sturzgefährdet, wenn sie nach Einnahme eines solchen Mit-
tels nachts aufstehen. Außerdem besteht bei Benzodiazepinen (und in geringerem Grad auch bei
den Z-Substanzen) die Gefahr einer Toleranzentwicklung: Das Gehirn gewöhnt sich mit der Zeit
an das Medikament, sodass der Patient eine immer höhere Dosis einnehmen muss, um die glei-
che Wirkung zu erzielen wie vorher. So kann es zur Medikamentenabhängigkeit kommen; und
irgendwann wirken die Tabletten vielleicht gar nicht mehr. Daher dürfen solche Schlafmittel nur
über einen kurzen Zeitraum hinweg und nur unter ärztlicher Kontrolle eingenommen werden.
Langfristig sind nicht-medikamentöse Strategien sinnvoller: Durch schlaffördernde Maßnahmen
(so genannte Schlafhygiene) lernen Sie, wieder besser zu schlafen. Dazu gehören:
• ruhige, ausreichend dunkle bzw. abgedunkelte Schlafumgebung,
• bequemes, rückengerechtes Bett,
• regelmäßiger Schlaf-wach-Rhythmus: Jeden Morgen um die gleiche Zeit aufstehen, abends
immer um die gleiche Zeit zu Bett gehen.
Patienten fragen Experten Progressive Muskelentsopannung/Schlafmittel
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• Kein Nickerchen tagsüber, wenn Sie unter Schlafstörungen leiden.
• Vor dem Schlafengehen abschalten und entspannen.
• Nachts niemals auf die Uhr oder den Wecker schauen!
Manche Schlaflabore bieten mittlerweile richtige „Schlafschulen“ an: Kurse, in denen man
den Ursachen seiner Schlafstörung auf die Spur kommt und individuelle Strategien für einen bes-
seren Schlaf findet.
Alkohol ist übrigens kein guter Schlummertrunk: Erstens führt er ebenfalls zu einer stärkeren Er-
schlaffung der Rachenmuskulatur; zweitens unterdrückt er den Tiefschlaf und führt zu einem eher
unruhigen, unerholsamen Schlaf. (Gegen ein gelegentliches Gläschen Bier oder Wein am Abend
ist natürlich nichts einzuwenden.)
Wie soll ich mit der Atemmaske liegen?
Vor ein paar Wochen habe ich im Schlaflabor wegen Schlafapnoe eine Maske und ein
Gerät erhalten, mit dem ich jede Nacht schlafen soll. Ich habe mich noch nicht daran ge-
wöhnen können. Insbesondere fällt es mir schwer, ruhig auf dem Rücken liegen zu bleiben. Rü-
ckenschmerzen plagen mich. Aber sobald ich mich mal im Schlaf auf die Seite drehe, bläst es
aus der Maske heraus, und ich wache auf. Gibt es auch eine Maske, mit der man auf der Seite
schlafen kann?
Ein durch Atemaussetzer gestörter und unruhiger Schlaf wird durch eine Maskentherapie
mit einem CPAP-Gerät in einen ruhigen und erholsamen Schlaf verwandelt. So jedenfalls
sieht die Idealvorstellung einer erfolgreichen Schlafapnoe-Therapie aus. Dass dieser Idealzu-
stand nicht immer erreicht wird, kann verschiedene Ursachen haben.
Eingewöhnungsschwierigkeiten sind nicht ungewöhnlich. Insbesondere die veränderten Be-
dingungen, mit einer CPAP-Maske im Gesicht zu schlafen und auf die Schlauchführung neben
dem Bett zum Therapiegerät zu achten, sind für viele Betroffene gewöhnungsbedürftig. Die mög-
lichen Liegepositionen im Bett müssen neu ausprobiert werden, und die als eingeschränkt emp-
fundene Bewegungsfreiheit kann zu einem verkrampften Umgang mit der Therapiesituation füh-
ren. Auch Probleme mit der Maske, die ich allgemein mit „mangelndem Tragekomfort“ um-
schreiben würde, treten zu Therapiebeginn häufig auf. Idealerweise sollte der Tragekomfort der
Maske so gut sein, dass ein unbequemer Sitz, Druckstellen, Undichtigkeiten oder andere Stö-
rungen (unabhängig von der Liegeposition) nicht vorhanden sind. Auch wenn eine Maske immer
einen Fremdkörper im Gesicht darstellt, muss dies nicht bedeuten, dass sie auf Dauer als solcher
wahrgenommen wird. Eine Maskentherapie sollte die Bewegungsfreiheit im Schlaf nicht wirklich
wesentlich einschränken. Jedenfalls muss man mit Maske nicht stur auf dem Rücken liegen. Sei-
tenlage und sogar Bauchlage sind genauso möglich. Eine Maskentherapie bedeutet also nicht
automatisch eine Einschränkung alter Liegegewohnheiten.
Es gibt keine spezielle Maske nur für die Rückenlage oder nur für die Seitenlage. Jede Maske
kann theoretisch in jeder Liegeposition angewendet werden, wenn auch Unterschiede der ver-
schiedenen Masken sie bevorzugt für bestimmte Liegepositionen geeignet machen. Gewöhnlich
bewegen wir uns aber im Schlaf hin und her, sodass die grundsätzliche Anforderung an jede
Maske darin besteht, sowohl in Rückenlage als auch in Seitenlage anwendbar zu sein.
Wenn es bei Ihnen zu Undichtigkeiten kommt, sobald Sie sich auf die Seite drehen, gilt es zu
ergründen, woran das liegt, und der Ursache entsprechend nach Lösungsmöglichkeiten zu su-
chen. Ursachen können allgemein in der Passform der Maske, Maskentyp, Kopfbefestigung,
Maskenbefestigung, Schlauchführung, Kopfkissen oder in einer Kombination mehrerer Punkte
vorliegen. Es lässt sich also nicht pauschal eine Lösung anbieten, die jedem Maskenträger glei-
chermaßen hilft. Hier kann ich Ihnen nur dringend zu einer persönlichen Maskenberatung durch
qualifiziertes Fachpersonal raten.
Einen kleinen Tipp für eine einfache Selbsthilfemaßnahme gibt es aber doch: Es ist durchaus
möglich, dass durch die Positionsverlagerung im Bett (wenn Sie beispielsweise das Gesicht ins
Kissen drücken) die Maske etwas verschoben wird. Versuchen Sie, wenn Sie sich umdrehen
(z. B. in die Seitenlage), die Maske ein klein wenig zu verschieben, und prüfen Sie den Sitz der
Bänderung, bis die Leckage beseitigt ist.
Patienten fragen Experten Wie soll ich mit der Atemmaske liegen?
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Leider klagen viele Patienten über Rückenbeschwerden, die zwar ursächlich mit der Schlaf-
apnoe-Therapie nichts zu tun haben, aber durch mögliche Änderungen des Schlafverhaltens
bzw. der Liegegewohnheiten im Bett verstärkt auftreten können. Hier die richtigen Maßnahmen
wie z. B. Wirbelsäulengymnastik und andere Behandlungsmöglichkeiten zu ergreifen, ist sicher
richtig. Auch die Wahl der richtigen Matratze ist ein wichtiger Eckpfeiler für einen guten Schlaf.
Viel wichtiger ist es aber, die CPAP-Therapie mit einem so gut passenden Maskensystem durch-
zuführen und sich damit so wohl zu fühlen, dass ein möglichst unverkrampftes Liegeverhalten ohne
Angst vor Undichtigkeiten oder anderen Störungen möglich ist. Dann wird ein ruhiger und er-
holsamer Schlaf in fast jeder Lage Wirklichkeit.
Schulter- und Nackenschmerzen bei CPAP-Therapie
Seit Beginn der erfolgreichen Behandlung meiner Schlafapnoe mit einem CPAP-Gerät leide
ich immer wieder unter Schulter- und Nackenverspannungen. Ich wache dann oft vor
Schmerzen auf und kann nicht mehr weiterschlafen. Ich habe bereits ohne Erfolg ein orthopä-
disches Kopfkissen ausprobiert. Wissen Sie einen erfolgversprechenden Rat für dieses Problem?
Das Erste, woran ich bei dieser Problemschilderung denke, ist die Frage nach dem ver-
wendeten Maskensystem. Jedes Maskensystem hat eine Vorrichtung, die einen gewollten
Luftaustritt aus der Maske gewährleistet. Diese Vorrichtung wird in der Regel als Ausatemventil
bezeichnet. Es handelt sich dabei um nichts anderes als Öffnungen in Form von Löchern oder
Schlitzen, die in die Maske oder in einen Adapter, der zwischen Maske und Atemschlauch sitzt,
eingearbeitet sind. Durch diese Öffnungen entweicht bei der Anwendung des CPAP-Geräts eine
definierte Menge an Luft aus dem System, die in Abhängigkeit vom Therapiedruck variiert. Wie
der Name schon sagt, wird durch dieses Ausatemventil gewährleistet, dass die ausgeatmete ver-
brauchte Luft aus dem Maskensystem entweichen kann und nicht wieder eingeatmet wird. Die
Öffnungen dürfen also auch nicht zugeklebt oder anderweitig blockiert werden.
Je nach Konstruktion des Systems kann der Luftstrom entweder nur in eine bestimmte Richtung
gelenkt oder aber „zerrissen“ und diffus in alle Richtungen zerstreut werden. Obwohl die Her-
steller in den letzten Jahren viel dafür getan haben, dass es bessere Masken- und Ausatemsys-
teme gibt, werden noch immer Systeme produziert und angeboten, die einen gerichteten Luftstrom
der Ausatemluft verursachen.
Wird der Luftstrom nur in eine bestimmte Richtung gelenkt und strömt dabei in den nackten
Schulterbereich, dann kann dies eine Zugwirkung verursachen, die zu Schulter- und Nacken-
verspannungen oder sogar zu einer Erkältung führt.
Entscheidend ist also, zu klären, ob diese Ursache bei Ihnen vorliegt. Wenn dem so ist, kön-
nen Sie ganz einfach Abhilfe schaffen: Entweder Sie verwenden zukünftig ein anderes Mas-
kensystem bzw. ein anderes Adapterventil, das keinen gerichteten Luftstrom verursacht, oder Sie
versuchen den Schulter-Nacken-Bereich besser abzudecken und warm zu halten. Dies kann z. B.
durch eine bis zum Hals abschließende Schlafbekleidung erreicht werden oder durch ähnliche
Maßnahmen, die verhindern, dass der kalte Luftstrom auf den Körper bläst. Auch kann geprüft
werden, ob eine Richtungsänderung der ausströmenden Luft durch eine veränderte Atem-
schlauchführung möglich ist.
Neben der beschriebenen Ursache können Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich auch ein-
fach nur durch eine Fehlhaltung des Kopfes entstehen. Diese besteht aber häufiger nur zu Beginn
der Therapie, wenn man die richtige Schlafposition noch nicht so recht gefunden hat und an-
gespannt versucht, den Kopf so zu positionieren, dass die Maske nicht verrutscht und gut ab-
dichtet. Darüber hinaus ist die ideale Kopfhaltung, die eine entspannte Halswirbelsäule beim
Schlafen gewährleistet, nicht nur für Maskenträger ein wichtiges Thema. Hierfür gibt es als Hilfe
ein breites Angebot an orthopädischen Kopfkissen. Auf dem Markt wird auch ein spezielles
Maskenschläferkissen angeboten, mit dem eine optimale Schlafposition des Kopfes mit einer
deutlichen Reduktion von Schulter- und Nackenschmerzen möglich sein soll. Solche Kopfkissen
können sicher hilfreich sein, und wenn der kalte Luftstrom des Ausatemventils als Ursache für
Verspannungen ausscheidet, dann ist es die eigene Gesundheit bestimmt wert, auszuprobieren,
ob so ein Kopfkissen hilft.
Patienten fragen Experten Schulter- und Nackenschmerzen
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Nicht zuletzt kann als Ursache für Nacken- und Schulterschmerzen auch die Kopfbefestigung
der CPAP-Maske verantwortlich sein. In der Regel führt das untere Band der Kopfbefestigung
um den Nacken. Wenn das Band zu fest angezogen wird, entsteht hier ein Druck auf den Na-
cken, der über mehrere Stunden (nämlich über Nacht) anhält und zu ausstrahlenden Schmerzen
führen kann. Am einfachsten kann man diese Schmerzursache ausschalten, indem man ein an-
deres Kopfband verwendet, das eine Bandführung um den Nacken vermeidet. Möglicherweise
ist damit aber auch ein Wechsel auf ein anderes Maskenmodell verbunden, das eine andere Be-
festigung am Kopf ermöglicht.
Wie Sie sehen, gibt es eine ganze Reihe von Ursachen, aber auch viele Möglichkeiten, dem
Problem abzuhelfen. In jedem Fall wäre es also hilfreich, wenn Sie sich in einem persönlichen
Beratungsgespräch mit Fachpersonal über die für Sie sinnvollen Maßnahmen beraten lassen.
Abhängig von der Ursache des Problems kann insbesondere auch ein Beratungsgespräch beim
Orthopäden sinnvoll sein
Benutzung von Hautpflegemitteln und Kosmetika
Kann ich trotz CPAP-Therapie meine Nachtcreme benutzen? Oder kann dies die Mas-
kenbeatmung stören?
Meiden Sie abends jede Anwendung von Kosmetika. Reinigen Sie Ihre Haut nur mit Was-
ser und Seife. Pflegende Cremes sollten erst am nächsten Morgen wieder aufgetragen wer-
den, damit keine kontaktallergische Hautreaktion entsteht.
Wie kann ich Druckstellen vermeiden?
Morgens habe ich von meiner Maske rund um die Nase rote Druckstellen. Das ist mir sehr
unangenehm, weil es nicht schön aussieht. Gibt es für dieses Problem eine Lösung?
Hautrötungen und leichte Druckstellen in den Bereichen, in denen die Atemmaske auf dem
Gesicht aufliegt, können ganz normal sein. Sie sollten aber idealerweise nach dem Ab-
nehmen der Maske wieder verschwinden. Während Sie die Maske auf dem Gesicht tragen, ist
die Durchblutung und damit die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Hautregionen vermin-
dert, in denen die Maske mit Druck auf der Haut aufliegt. Das führt zu einer Übersäuerung des
Gewebes, auf die der Körper mit einer Weitstellung der Blutgefäße reagiert. Die betroffenen
Hautstellen werden also verstärkt durchblutet, was an der Hautrötung erkennbar ist. Besonders
betroffen davon ist der Nasenrücken, weil hier aufgrund mangelnden Unterhautfettgewebes der
punktuelle Maskendruck nicht ausreichend verteilt werden kann. Sobald sich die Durchblutung
wieder normalisiert hat, verschwindet auch die Hautrötung. Das ist bei ansonsten intakter Haut
in der Regel einige Minuten nach Abnehmen der Maske der Fall. Um die Hautrötung etwas
schneller zu beseitigen bzw. den Vorgang der Normalisierung der Durchblutung zu beschleuni-
gen, hilft in vielen Fällen eine Hautmassage in den betroffenen Bezirken. Das Gesicht mit kaltem
Wasser zu waschen, regt die Durchblutung an und kann daher ebenfalls hilfreich sein.
Wenn Hautrötung oder Druckstellen nach dem Abnehmen der Maske noch längere Zeit sicht-
bar sein sollten, wäre abzuklären, woran das liegt, um dann die Ursachen zu beseitigen. Ein
möglicher Grund könnte in einer zu straff angezogenen Maske liegen. So bilden sich Druck-
stellen, die schmerzhaft sein und außerdem zu einer anhaltenden Hautschädigung und Hautrö-
tung führen können: Mit der Zeit können daraus nämlich Wunden oder Druckgeschwüre entste-
hen. Versuchen Sie die Kopfhalterung etwas zu lockern oder den Stirnabstandshalter zu verän-
dern. Dabei sollten jedoch keine undichten Stellen entstehen. Wenn es nicht gelingt, den Sitz der
Maske zufriedenstellend anzupassen, benötigen Sie wahrscheinlich eine andere Maskenart oder
-größe.
Patienten fragen Experten Hautpflegemittel und Kosmetika/Druckstellen
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Ein anderer Grund für rote Druckstellen kann eine Allergie sein. In Wechselwirkung mit dem
Auflagedruck der Maske kann unter Umständen bereits eine leichte Allergie zu Hautrötungen,
brennender Haut, Pustelbildung oder offenen Hautwunden führen. Dabei wird die Allergie in
der Regel nicht vom Maskenmaterial selbst verursacht. Allergieauslöser sind vielmehr Stoffe, die
am Maskenmaterial anhaften, so auf die Haut gelangen und diese angreifen. In erster Linie han-
delt es sich dabei um Reinigungs- oder Desinfektionsmittel, die zur Maskenpflege verwendet wer-
den. Der weiche Maskeneinsatz einer konfektionierten Standard-CPAP-Maske besteht aus einem
offenporigen Silikon. Die Pflegemittel lassen sich nach einer Reinigung oder Desinfektion nicht
vollständig von der Maske abwaschen, sondern bleiben bis zu einem gewissen Grad an dem
offenporigen Material haften. So gelangen die Pflegemittel bei Anwendung der Maske über
Nacht auf die Haut und können diese schädigen. Deshalb dürfen zur Maskenpflege keine Rei-
nigungs- oder Desinfektionsmittel verwendet werden, die hautschädlich sind. Beachten Sie die
Reinigungsempfehlungen in der Gebrauchsanweisung! Eine Desinfektion der Maske ist ohnehin
nur in besonderen Fällen erforderlich; normalerweise reicht die normale Maskenreinigung aus.
Da auch Kosmetika oder Hautschweiß im Zusammenhang mit der Maskenanwendung eine
hautschädigende Rolle spielen können, empfiehlt es sich, vor dem Anlegen der Maske das Ge-
sicht immer gründlich zu waschen und nachts keinerlei Kosmetika zu verwenden.
Die abwechselnde Nutzung von zwei verschiedenen Maskentypen mit unterschiedlichen Auf-
lage- bzw. Druckpunkten auf der Haut kann ebenfalls eine gute Lösung des Problems sein. Mög-
licherweise ist auch der Wechsel auf eine Nasenolivenmaske hilfreich. Diese Maske umschließt
nicht die ganze Nase, sondern sitzt nur rund um die Nasenöffnungen auf der Haut auf.
Löst eine Individualmaske alle Probleme?
Seit Beginn meiner CPAP-Therapie habe ich Probleme mit der Maske. Ständig verursacht
sie schmerzhafte Druckstellen, manchmal auch offene Wunden auf der Nase. In einer
Werbeanzeige habe ich nun gelesen, dass es eine Spezialmaske für CPAP-Patienten gibt, die
individuell passend für jede Nase angefertigt wird und mit der es deshalb keine Druckstellen gibt.
Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Können Sie mir zu einer solchen Maske raten?
Die Spezialmaske, die Sie erwähnen, wird als Individualmaske bezeichnet und von zahl-
reichen Herstellern bzw. Vertriebsfirmen oder Fachhändlern angeboten. Es gibt sie in un-
terschiedlichen Materialien und Fertigungsverfahren. Am gebräuchlichsten sind die Verfahren,
bei denen ein Abdruck der Nase angefertigt und dazu passend der Maskenkörper geformt wird,
und das Verfahren, bei dem ein vorgefertigter Maskenkörper mit einer Silikonmasse ausgespritzt
und der Nasen- bzw. Gesichtskontur angepasst wird. Gemeinsam ist allen Verfahrensweisen die
individuelle Anfertigung für jeden Patienten. Bei dieser individuellen Fertigung müsste man ei-
gentlich tatsächlich davon ausgehen können, dass die Maske eine optimale Passform hat, immer
gut abdichtet und keine Druckstellen verursacht. Das stimmt jedoch leider nicht generell. Es gibt
einige Variablen, die zu Problemen führen können. So kann z. B. die Individualmaske, wie jede
andere Maske auch, bei unruhigem Schlaf während der Nacht verrutschen. Während Stan-
dardmasken in der Regel mit einem weichen, beweglichen Silikon- oder Gelkissen ausgestattet
sind, das sich Veränderungen der Maskenposition oder Gesichtsform besser anpassen kann,
haben Individualmasken ein festes Nasenkissen, das in der vorbestimmten, angepassten Position
verbleiben muss, damit die Dichtigkeit gewährleistet ist und Druckstellen vermieden werden.
Auch Veränderungen der Nase oder der Gesichtsform, die z. B. durch Gewichtszunahme, Ge-
wichtsabnahme oder Erkrankungen verursacht werden können, führen bei Individualmasken häu-
fig zu Problemen mit der Passform. Sobald sich die Gesichtskonturen verändern, stimmt die Pass-
form der Maske nicht mehr. Daraus lässt sich ableiten, dass auch durch Lageveränderung des
Körpers von Rückenlage auf Seitenlage die Passform mehr beeinträchtigt sein kann als bei einer
Standardmaske. Eine Individualmaske muss daher in der Regel auch fester durch das Kopfband
am Kopf befestigt werden, um ein Verrutschen zu verhindern. Nicht zuletzt ist es bei den meis-
ten Individualmasken ein großes Problem, dass nachträgliche Änderungen bzw. Korrekturen der
Masken entweder Flickwerk oder gar nicht möglich sind. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Durch diese negative Darstellung der Individualmasken soll deren Berechtigung aber nicht
Patienten fragen Experten Löst eine Individualmaske alle Probleme?
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grundsätzlich in Frage gestellt werden. Vielmehr möchte ich nur deutlich machen, dass diese Art
der Maskenversorgung tatsächlich nicht so problemfrei ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Mein Rat für Sie ist, die Wahl einer Individualmaske erst als letzten Schritt in Erwägung zu zie-
hen. Davor gilt es eine persönliche Maskenberatung durch Fachpersonal in Anspruch zu nehmen,
um eine für Sie passende Standardmaske zu finden, bei der möglichst keine Druckstellen und
schon gar keine Wunden mehr auftreten. Die Auswahl an Standardmasken ist in den letzten Jah-
ren immer größer geworden. Diese breite Produktpalette gilt es zu nutzen. Aus Erfahrung weiß
ich, dass es fast immer möglich ist, eine passende Standardmaske zu finden. Dazu sind allerdings
manchmal viel Ausdauer des Betroffenen bei der Erprobung und eine kompetente, geduldige
Fachberatung erforderlich. Manchmal wird von Schlaflaboren oder Firmen gar zu gerne auf
eine Individualmaske in der CPAP-Therapieversorgung zurückgegriffen, und das auch bei un-
problematischen Fällen. Hintergrund sind hier oft finanzielle Interessen, da eine Individualmaske
sehr teuer und damit für den Verkäufer lukrativ ist. Aber auch mangelnde Zeit oder Erfahrung für
die Beratung oder ein zu kleines Maskenangebot sind häufig Grund für die Aussage der bera-
tenden Person, dass eine Individualmaske die beste Lösung sei. Akzeptieren Sie dies nicht sofort!
Eine Individualmaske ist angebracht, wenn trotz ausführlicher Beratung durch Fachpersonal
und Erprobung von Standardmasken keine Problemlösung gefunden wurde. Außerdem hat eine
Individualmaske dann ihre Berechtigung, wenn Nase oder Gesichtsform, z.B. durch anatomische
Besonderheiten oder krankhafte Veränderungen, keine Standardversorgung zulässt.
Muss ich die Zahnprothese nachts ‘rausnehmen?
Ich trage normalerweise eine Zahnprothese. Soll ich die abends herausnehmen, bevor
ich meine Maske aufsetze?
Nein, tun Sie dies nicht! Das Tragen von Zahnprothesen im Schlaf unter der Maske wird
ausdrücklich empfohlen, weil die Maske so besser sitzt und Leckagen verhindert werden.
Augenreizungen bei Maskenbeatmung
Seit geraumer Zeit habe ich das Problem, dass ich morgens oft mit geröteten, manchmal
brennenden oder auch tränenden Augen aufwache. So was hatte ich früher – vor der
CPAP-Therapie – nie. Deshalb nehme ich an, dass es damit zusammenhängt. Ist das eine CPAP-
Unverträglichkeit und soll ich deswegen die Therapie unterbrechen oder beenden?
Das Problem, das Sie schildern, weist auf eine Bindehautentzündung hin, deren wahr-
scheinlichste Ursache bei einer CPAP-Maskenbeatmung eine Reizung durch einen unge-
wollten Luftstrom in die Augen ist. Der Luftstrom wiederum ist meist durch eine undicht sitzende
CPAP-Maske verursacht, kann aber auch durch eine ungünstige Strömungsrichtung vom Aus-
atemventil der Maske herrühren. Im letzteren Fall ist eine Problemlösung in der Regel ganz ein-
fach durch Änderung der Ausrichtung des Ausatemventils zu erreichen. Wenn dies nicht mög-
lich sein sollte, z. B., weil die Ausatemöffnung fest in die Maske integriert ist, muss ein Mas-
kenmodellwechsel in Erwägung gezogen werden.
Eine undicht sitzende Maske wird vom Maskenträger nicht immer unmittelbar wahrgenom-
men. Denn vor dem Einschlafen kann die Maske sehr wohl noch gut sitzen und abdichten, kann
sich dann aber während des Schlafes durch Bewegungen und Änderungen der Schlafposition
verschieben. Eine häufige Ursache dafür, dass dieses Problem erst im Laufe der Therapie entsteht,
ist, dass durch Alterung der Maske der elastische Maskensitz nachlässt. Auch die Kopfbefesti-
gung wird durch Alterung – je nach Material – entweder zu lasch oder zu starr. Eine gewisse
Elastizität des Silikon-Maskenkissens und der Kopfbefestigung ist aber erforderlich, um Verän-
derungen durch Bewegungen des Kopfes auszugleichen. Wenn Sie schon lange dieselbe Maske
und Kopfbefestigung tragen, kann also durch eine Erneuerung des Silikon-Maskenkissens
und/oder der Kopfbefestigung die Ursache der Bindehautentzündung möglicherweise behoben
werden.
Sofern Alterungsgründe des Materials als Ursache ausgeschlossen werden können, wäre wei-
ter zu prüfen, ob durch eine andere Maskengröße oder ein komplett anderes Maskenmodell
Patienten fragen Experten Zahnprothese/Augenreizung
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eine bessere Passform und damit eine bessere Abdichtung erreicht werden kann. Jedenfalls lässt
sich durch eine sorgfältige Wahl der passenden Maske ein Luftaustritt mit Strömungsrichtung zu
den Augen in der Regel vermeiden.
Eine Therapieunterbrechung ist – außer auf ausdrücklichen ärztlichen Rat – keinesfalls erfor-
derlich. Sollte die Luftströmung in die Augen aber nicht die Ursache des Problems darstellen, dann
ist ein Besuch beim Augenarzt unerlässlich. Ein Zusammenhang mit der CPAP-Therapie ist dann
unwahrscheinlich.
An Ihrem Beispiel wird deutlich, dass es bei der Schlafapnoe-Behandlung mit einer bloßen Ge-
räte- und Maskenversorgung zu Beginn der Therapie nicht getan ist. Im Laufe einer CPAP-Therapie
können immer wieder Probleme auftreten, bei denen man als Patient unvorbereitet und ratlos ist.
Therapieprobleme erzeugen verständlicherweise Frust und stellen eine Motivationsbremse für
eine konsequente Therapie dar. Ich freue mich, dass Sie die CPAP-Therapie nicht einfach abge-
brochen haben, sondern sich um Rat für eine Problemlösung bemühen. Damit machen Sie auch
all jenen Mut, die ähnliche oder andere Probleme mit der CPAP-Therapie haben.
Leider ist es aufgrund des Kostendrucks immer schwieriger, therapiebegleitende und fachlich
fundierte Beratungsangebote zu finden. Regelmäßige jährliche Kontrolluntersuchungen für CPAP-
Patienten beim Facharzt oder im Schlaflabor sind aus Kostengründen gestrichen worden. Pa-
tientenbesuche beim oder durch den Therapiegerätelieferanten werden aufgrund verlängerter Ge-
räte-Wartungsintervalle immer seltener. Es ist erklärtes Ziel der Politik, die „Eigenverantwortung
des Patienten“ einzufordern. Dies bedeutet vor allem, dass auftretende Therapieprobleme –
gleich welcher Art – nicht mehr automatisch im Rahmen einer Kontrolluntersuchung erkannt wer-
den, sondern der Patient selber aktiv werden muss, wenn er ein Problem feststellt. Leider gibt es
zahllose Beispiele für Therapieprobleme, die vom Patienten selber – aus den unterschiedlichsten
Gründen – nicht als solche erkannt oder viel zu lange toleriert wurden, bis es zu einer Lösung
kam. Oft genug entscheiden sich Patienten dann für einen Therapieabbruch. Daraus kann man
aber keineswegs einen Vorwurf an die betroffenen Patienten konstruieren, denn wie könnte man
auch von einem Laien eine fachlich fundierte Beurteilung und Lösung erwarten. Auch darf man
vom Schlaflabor bei der ersten Therapieversorgung nicht verlangen, dass der Patient auf alle mög-
lichen Probleme, die auftreten können, detailliert vorbereitet werden kann. Sie müssen daher
jede unerwünschte Veränderung während Ihrer CPAP-Therapie selbst wahrnehmen und bei mög-
lichen Problemen eine Fachberatung in Anspruch nehmen
Ich leide unter einem trockenen Mund
Schon seit Beginn meiner CPAP-Therapie habe ich ständig Probleme mit Trockenheit der
Mundhöhle. Ich wache dann nachts häufig auf und muss etwas trinken. Einen Atemluft-
befeuchter benutze ich bereits. Kann man gegen die Mundtrockenheit etwas tun?
Eine Austrocknung der Schleimhäute in Nase, Mund und Rachen ist eine der häufigsten Ne-
benwirkungen bei einer Maskentherapie. Ursächlich verantwortlich dafür ist der kontinu-
ierliche Luftstrom des Therapiegerätes, der über die Maske in die Atemwege gelangt. Hier ar-
beitet der Luftstrom wie eine Art Belüftungssystem, so dass eine Trocknungswirkung entsteht.
Dennoch sind nicht alle Therapieanwender gleichermaßen stark von Austrocknungserschei-
nungen der Schleimhäute betroffen. Häufig versuchen die Schleimhäute der Nase, durch eine
Überproduktion an Schleim der Austrocknung entgegenzuwirken. So kommt es dann zum Fließ-
schnupfen.
Die Nase reagiert typischerweise am heftigsten auf den Therapieluftstrom. Letztendlich können
aber alle Bereiche, in denen die Luft über Schleimhaut strömt, betroffen sein.
Wenn Sie – wie die meisten CPAP-Nutzer – eine Nasenmaske tragen, gelangt der Luftstrom
über die Nase und den Rachenraum direkt in die Lunge. Die Mundhöhle ist dann vom Luftstrom
kaum betroffen, und die Schleimhaut im Mund bleibt geschützt. Anders ist es jedoch, wenn der
Luftstrom beim Ausatmen ungewollt auch über den Mund nach außen entweicht und so über die
Mundschleimhaut geleitet wird. Das ist häufig bei solchen Menschen der Fall, die bereits vor der
Therapie gewohnheitsmäßig im Schlaf über den Mund geatmet haben. Am einfachsten wäre es
nun, zu beschließen, nachts fortan den Mund geschlossen zu halten. Das lässt sich aber im
Patienten fragen Experten Ich leide unter einem trockenen Mund
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Schlaf nicht willentlich steuern. Hier gibt es verschiedene Ansatzpunkte, um eine ungewollte
Mundatmung zu verhindern. Im Fachhandel ist z. B. eine sogenannte Kinnbinde erhältlich, mit
der das Kinn im Schlaf nach oben gehalten werden soll. Die Kinnbinde ist mit einem Klettver-
schluss versehen und sehr einfach zu handhaben. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung
einer Mund-Nasen-Maske. Diese Maske wird allgemein als Vollgesichtsmaske bezeichnet und
führt den Luftstrom nicht nur über die Nase, sondern dichtet auch den Mund ab, so dass hier nicht
ungewollt Luft nach außen entweichen kann. Vollgesichtsmasken gibt es auch mit einer Kinnun-
terstützung, die das Kinn stabilisieren soll. Kinnbinde und Vollgesichtsmaske führen aber nicht
immer zum Erfolg. Außerdem sollten Vor- und Nachteile von Vollgesichtsmasken gegeneinander
abgewägt werden.
Wie Sie schildern, besteht die Problematik der Mundtrockenheit bei Ihnen bereits seit Thera-
piebeginn. Deshalb ist zu vermuten, dass Sie davor auch schon eine trockene Mundschleimhaut
hatten. Vor der Therapie ist Ihnen das möglicherweise nur nicht so sehr aufgefallen, weil es noch
nicht so störend war wie jetzt. In jedem Fall ist zu empfehlen, die Ursache des Problems he-
rauszufinden, weil es immer besser ist, Ursachen zu beseitigen, statt nur die Auswirkungen zu
bekämpfen. Deshalb scheint mir bei Ihnen auch eine medizinische Abklärung angebracht zu
sein. Falls Sie Medikamente einnehmen, achten Sie bitte darauf, ob unter der Rubrik „Neben-
wirkungen“ ein Hinweis auf trockene Schleimhäute enthalten ist. Sprechen Sie auch Ihren be-
handelnden Arzt darauf an. Außerdem ist zu empfehlen, alles zu vermeiden, was eine Aus-
trocknung begünstigt, und alles zu unternehmen, um der Schleimhaut genügend Feuchtigkeit zu
geben. Zu kalte oder zu warme Luft in der Schlafumgebung sollten Sie z. B. vermeiden und tags-
über immer ausreichend trinken, wobei Wasser und Tee zu bevorzugen sind. Inhalationen zur
Schleimhautpflege sind ebenfalls sehr empfehlenswert.
Dass Sie bereits einen Atemluftbefeuchter zur Anfeuchtung des Therapieluftstroms benutzen,
ist gut und richtig. Doch offenbar reicht dies nicht aus. Das kann daran liegen, dass Luft durch
den Mund nach außen entweicht. Oder es kann sein, dass die Befeuchtereinstellung noch opti-
miert werden muss. Sie können z. B. durch eine entsprechende Erhöhung der Befeuchterleistung
den Luftstrom mit mehr Feuchtigkeit sättigen, die dann den Schleimhäuten zugute kommt.
Trockene Nase
In letzter Zeit macht mir meine ausgetrocknete Nase immer mehr zu schaffen. Immer wie-
der kommt es sogar zu leichtem Nasenbluten. Nasentropfen und Nasensalbe habe ich be-
reits probiert, aber das hilft mir nicht. Vor der CPAP-Therapie hatte ich nie Probleme damit. Was
kann ich tun?
Die Austrocknung der Nasenschleimhäute ist eine der häufigsten Nebenwirkungen der
CPAP-Therapie. Sie tritt hauptsächlich dadurch auf, dass die Luftmenge, die über die Maske
durch die Nase in die Atemwege strömt, um ein Vielfaches größer ist als gewöhnlich. Außerdem
ist diese Luft meist kalt und trocken.
Unsere Nasenschleimhäute haben die Funktion, die eingeatmete Luft anzuwärmen und anzu-
feuchten. Bei einer CPAP-Behandlung ist unsere Nase in vielen Fällen nicht mehr in der Lage, für
genügend Wärme und Feuchtigkeit des erhöhten Luftstromes zu sorgen. Trockene, gereizte und
geschwollene Schleimhäute sind das unangenehme Ergebnis. Infolge der Austrocknung kann es
sogar zu kleinen Einrissen in der gut durchbluteten Nasenschleimhaut kommen, wodurch sich das
Nasenbluten erklärt. Außerdem bietet eine ausgetrocknete, rissige Schleimhaut eine ideale Ein-
trittspforte für Keime und Allergene. Infektionen und allergische Reaktionen sind so leichter mög-
lich.
Ziel muss es also sein, eine Austrocknung der Nase möglichst zu verhindern und für ausrei-
chenden Schutz der Schleimhäute während der CPAP-Therapie zu sorgen.
Nasentropfen und Nasensalben helfen oft nur bedingt und nicht für die Dauer einer mehr-
stündigen nächtlichen Therapie. Auch Nasenspülungen und Inhalationen vor dem Zubettgehen
gehören zu solchen Methoden, die nur in leichten Fällen der Austrocknung wirklich hilfreich sind.
Wenn es bereits zu Nasenbluten gekommen ist, kann man nicht mehr von einer leichten Aus-
trocknung sprechen; diese sollte stets ernst genommen werden.
Die effektivste Behandlung trockener Nasenschleimhäute im Zusammenhang mit einer CPAP-
Therapie wird durch eine so genannte aktive Atemluftbefeuchtung erzielt. Das bedeutet, dass der
Patienten fragen Experten Trockene Nase
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Luftstrom, der vom CPAP-Gerät zur Maske führt, mithilfe eines Zusatzgerätes erwärmt und be-
feuchtet wird und so die Schleimhäute der Nase und der oberen Atemwege befeuchtet und vor
Austrocknung bewahrt werden.
Dabei ist das Funktionsprinzip ganz einfach: In einem kleinen, beheizten Wasserbehälter ent-
steht Wasserdampf, der vom Luftstrom aufgenommen und über den Atemschlauch in die Nase
transportiert wird. Es handelt sich um eine anerkannte, wirksame und bewährte Methode, die
keinen besonderen Luxus darstellt, sondern zur besseren Verträglichkeit der CPAP-Behandlung bei-
trägt.
Atemluftbefeuchter gibt es als separate Zusatzgeräte, als optionales Zubehörteil zum CPAP-Gerät
oder als in das CPAP-Gerät fest integriertes Bauteil. Sie sind als Kassenleistung verordnungsfähig
und gelten als Standardtherapie bei Austrocknung der Nasenschleimhäute unter CPAP-Therapie.
Trotz der Vorteile wird ein Atemluftbefeuchter nicht unbedingt von Beginn der CPAP-Therapie
an mitverordnet, sondern bedarfsabhängig. Stellt sich der Bedarf erst später heraus, kann der
Befeuchter bei vielen Geräten nachgerüstet werden.
In Ihrem Fall ist aufgrund der Schilderung Ihrer Beschwerden der Bedarf für einen Atemluft-
befeuchter eindeutig gegeben. Sie sollten deshalb mit Ihrem Facharzt sprechen, ihm die Pro-
bleme schildern und sich von ihm beraten lassen.
Die richtige Anwendung des Atemluftbefeuchters entscheidet dann über die erfolgreiche Be-
handlung der Beschwerden. Lassen Sie sich deshalb von Ihrem Fachhändler entsprechend ein-
weisen und beachten Sie die Empfehlungen in der Gebrauchsanleitung
Ich leide unter Dauerschnupfen
Schon seit Beginn der CPAP-Therapie plage ich mich mit ständigem Schnupfen. Ich habe
schon alles Mögliche versucht, um das Problem zu lösen, aber bislang ohne anhaltenden
Erfolg. Ich nutze einen Atemluftbefeuchter, mache Nasenspülungen und Inhalationen. Auch ver-
schiedene Schnupfenlösungen, Salben und Sprays habe ich schon ausprobiert.
Zunächst ist zu unterscheiden, ob der Schnupfen erkältungsbedingt und zeitlich begrenzt
ist oder ob er, wie bei Ihnen, ursächlich durch die CPAP-Therapie entstanden ist. Typi-
scherweise hält der durch die CPAP-Therapie verursachte Schnupfen nur über Nacht an, oft auch
noch in den ersten Morgenstunden. Dieser Schnupfen beruht auf einer Abwehrreaktion des Kör-
pers gegen den kalten, trockenen, mit Staubpartikeln und Allergenen beladenen Luftstrom, der
Reizungen an der Schleimhaut der Atemwege verursacht. Der Körper reagiert auf diese Rei-
zungen, indem er mehr Schleim produziert, um die Schleimhaut mit einer Schutzschicht zu über-
ziehen und Reizstoffe abzustoßen. Je stärker die Reizung, umso stärker die Abwehrreaktion.
Alle erforderlichen Maßnahmen zielen also darauf ab, diese Reizungen zu lindern oder bes-
ser ganz zu verhindern. Ein Atemluftbefeuchter stellt bei Schleimhautreizungen eine der wich-
tigsten Gegenmaßnahmen dar. Er erwärmt und befeuchtet die vom CPAP-Gerät zugeführte Atem-
luft und wirkt so Reizungen, die durch einen kalten und trockenen Luftstrom entstehen können,
entgegen. Da der Befeuchter bei Ihnen nicht zum gewünschten Erfolg geführt hat, wäre zu klä-
ren, ob sich diese Strategie durch eine höhere Befeuchterleistung möglicherweise noch opti-
mieren lässt. Dazu verfügt jeder Atemluftbefeuchter über einen Regler, mit dem die Heizleistung
und damit die Menge an Wasserdampf erhöht werden kann. Hinweise zu den Einstellmöglich-
keiten finden Sie in der Gebrauchsanleitung.
Eine weitere wichtige Grundlage bei der Bekämpfung von CPAP-Schnupfen ist die Vermei-
dung von Reizstoffen. Das beginnt damit, dass Sie kühle Atemluftzufuhr vermeiden sollten. Die
individuelle Wohlfühl-Raumtemperatur ist zwar bei jedem verschieden, jedoch sollten Sie in der
kühlen Jahreszeit möglichst nicht in unbeheiztem Raum und bei offenem Fenster schlafen. Wird
der Schlafraum hingegen zu stark beheizt und die Raumluft zu trocken, kann auch dies Reizun-
gen durch Austrocknung der Schleimhäute verursachen.
Bei CPAP-Schnupfen bislang zu wenig erforscht sind die Schleimhautreizungen, die durch zu-
geführte Staubpartikel und Allergene entstehen. Die meisten CPAP-Geräte sind mit Filtern aus-
gestattet, die keine allergenfreie Luft gewährleisten. Manche Geräte sind aber mit entsprechen-
den Filtern nachrüstbar. Prüfen Sie also, ob bei Ihnen eine Allergie gegen Pollen, Feinstaub,
Schimmel, Hausstaubmilbenkot oder andere Allergene bekannt ist. Wenn ja, setzen Sie sich mit
Patienten fragen Experten Dauerschnupfen
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Ihrem Gerätehersteller oder Fachhändler in Verbindung und fragen Sie, ob Ihr Therapiegerät
mit einem Allergie- oder Bakterienfilter nachrüstbar ist. Falls nicht, erkundigen Sie sich, welche
Möglichkeit es gibt, ein entsprechendes Gerät auszuprobieren.
Wenn eine Allergie oder Überempfindlichkeit bei Ihnen bislang nicht bekannt ist, wäre ein Al-
lergietest beim Facharzt anzuraten. Bei weiterhin anhaltenden Beschwerden empfehle ich Ihnen,
mit Ihrem Fachhändler zu erörtern, ob eine Erprobung eines Therapiegeräts mit Allergiefilter
möglich ist. Beim Ausprobieren zeigt sich schnell, ob der Filter hilft oder nicht. Aus eigener Er-
fahrung weiß ich, dass es nicht wenige Patienten gibt, bei denen ein CPAP-Schnupfen durch Ver-
wendung eines Allergiefilters kuriert werden konnte, obwohl in Allergietests keine Allergie fest-
gestellt wurde. So kann es z. B. auch sein, dass jemand allergisch gegen bestimmte Reizstoffe
bzw. Allergene ist, aber ohne Anwendung des CPAP-Geräts beschwerdefrei bleibt und erst mit
Anwendung dieser maschinellen, künstlichen Luftzufuhr die Überempfindlichkeit und die allergi-
schen Beschwerden sich durch Schnupfen zeigen.
Leider lässt sich nicht jedes Schnupfenproblem zur Zufriedenheit lösen. Nicht immer ist eine
Ursache allein für den CPAP-Schnupfen verantwortlich oder eine Gegenmaßnahme allein aus-
reichend. Eine optimale Befeuchternutzung und die Verhinderung der Zufuhr von Reizstoffen sind
aber bei CPAP-Schnupfen entscheidende Eckpfeiler einer erfolgreichen, beschwerdefreien The-
rapie.
CPAP-Therapie trotz Heuschnupfen?
Regelmäßig im Frühjahr leide ich unter Heuschnupfen. Ich kann inzwischen durch ent-
sprechende Verhaltensregeln und Medikamente einigermaßen damit umgehen. Eine be-
gonnene CPAP-Therapie musste ich jedoch abbrechen, weil sich der Heuschnupfen so ver-
schlimmert hat, dass ich starke Atemnot bekam. Ohne CPAP-Therapie habe ich aber wieder die
Atemaussetzer in der Nacht, und am Tag bin ich müde und schlapp. Ich kann offenbar nur zwi-
schen zwei Übeln wählen, oder gibt es für dieses Problem eine Lösung?
Bei einer CPAP-Therapie bewirkt der anhaltende kühle und trockene Luftstrom des Thera-
piegerätes eine Austrocknung der Schleimhäute in den oberen Atemwegen, besonders in
der Nase. Das kann dazu führen, dass auch schon Nichtallergiker die Folgen von Schleimhaut-
reizungen zu spüren bekommen. Die Nase läuft dann in der Regel dünnflüssig und wasserklar,
kann aber auch bei überreizten Nasenschleimhäuten zugeschwollen und blockiert sein oder bei
starker Austrocknung durch die rissige Schleimhaut Nasenbluten verursachen. Typischerweise je-
doch ist das häufigste Kennzeichen von Schleimhautreizungen in der Nase der Fließschnupfen.
Es ist also leicht nachvollziehbar, dass eine CPAP-Therapie das empfindliche Schutzsystem der
Schleimhäute in den oberen Atemwegen derart beeinträchtigen kann, dass es bei allergiean-
fälligen Menschen erst recht zu unerwünschten und überschießenden Reaktionen des körperei-
genen Immunsystems auf den Kontakt mit Reizstoffen kommt. Diese Reizstoffe sind bei Heu-
schnupfen gewöhnlich Blütenpollen. Daneben gibt es aber auch andere Allergene wie z. B. Tier-
haare, Schimmel, Hausstaub, Feinstaub und weitere Umweltschadstoffe, die zu ähnlichen
allergischen Reaktionen führen können. Sie sehen, dass nicht nur Heuschnupfenallergiker von die-
sem Problem betroffen sind und dass hier oft verschiedene Faktoren zusammenwirken, die sich
gegenseitig verstärken.
Allergischer Schnupfen ist tatsächlich ein Problem, das vielfach unterschätzt wird und in der
Schlafmedizin noch nicht ausreichend erforscht und beachtet ist.
Er wird häufig mit normalem Schnupfen verwechselt und deshalb falsch oder unzureichend the-
rapiert. Wie bereits dargestellt, liegt das teilweise daran, dass eine CPAP-Therapie auch ohne
Allergieneigung zu Fließschnupfen führen kann. Nicht immer liegt der Fall so klar und eindeutig
auf der Hand wie bei Ihnen, wo bereits ein Heuschnupfen bekannt ist. Bei vielen Patienten, die
unter allergischem Schnupfen leiden, war vor der CPAP-Therapie keine Allergie bekannt oder nur
latent vorhanden. Außerdem lässt sich ein allergischer Schnupfen erfahrungsgemäß nicht immer
durch einen gewöhnlichen Allergietest nachweisen.
Ist also eine CPAP-Therapie bei Heuschnupfen oder anderem allergisch bedingtem Schnupfen
nicht möglich?
Doch, sie ist möglich! Die Lösung ist im Prinzip ganz simpel. Es geht im Wesentlichen einfach
Patienten fragen Experten CPAP-Therapie trotz Heuschnupfen?
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darum, den oder die allergieauslösenden Reizstoffe aus der Luft herauszufiltern bzw. zu verhin-
dern, dass die Allergene über die Schleimhäute der oberen Atemwege aufgenommen werden
können.
So einfach diese Lösung theoretisch ist, so überaus wichtig ist sie auch, wenn man bedenkt,
welch schwerwiegende Folgen – nämlich allergisches Asthma – ein allergischer Schnupfen haben
kann.
Allergene aus der Atemluft des Therapiegerätes herauszufiltern, gestaltet sich in der Praxis lei-
der oft nicht so einfach, wie es theoretisch möglich wäre. Denn die Mehrzahl der Therapiege-
räte verfügt nur über einfache Luftfilter, die bei allergischem Schnupfen nicht ausreichend sind.
Es gibt aber auch Therapiegeräte, die mit Pollenfiltern – wenn auch unterschiedlicher Qualität –
ausgestattet oder nachrüstbar sind. Zur Filterung gewöhnlicher Blütenpollen sind diese Filter in
der Regel gut geeignet, nicht aber zur Filterung von Feinstaub oder anderen Allergenen in Bak-
teriengröße. Leider gibt es nur sehr wenige Therapiegeräte, die mit solchen speziellen Bakterien-
bzw. Allergiefiltern nachrüstbar sind. Die fachlich richtige Bezeichnung dieser Filter lautet Schweb-
stoff-Filter oder HEPA-Filter (High Efficiency Particulate Air Filter). Die Bezeichnung Bakterienfil-
ter oder Allergiefilter wird jedoch häufiger verwendet.
Erkundigen Sie sich also bei der Lieferfirma oder beim Hersteller Ihres Gerätes, ob dieses sich
je nach Bedarf mit einem Pollenfilter oder Allergiefilter nachrüsten lässt. Wenn dies nicht der Fall
ist, dann erkundigen Sie sich, welches Gerät diese Anforderungen erfüllt und wie Sie es erhal-
ten können. Nutzen Sie hierzu auch entsprechende Beratungsangebote von Schlaflaboren und
Selbsthilfegruppen.
Weil ein Filter, der nicht zur Standardausstattung des Gerätes gehört, oder ein eventuell er-
forderlicher Gerätetausch zusätzliche Kosten verursacht, ist auch die Klärung der Kostenüber-
nahme durch die Krankenkasse eine schwierige Hürde. In der Regel gibt es hier keine standar-
disierte Verfahrensweise, sondern nur Einzelfallentscheidungen.
In jedem Fall ist eine ärztliche Verordnung erforderlich, aus der die Notwendigkeit eines Pol-
len- oder Allergiefilters begründet ersichtlich ist. Dazu gehört auch ein Allergietest-Nachweis
eines Allergologen. Wenn kein Allergienachweis vorliegt und auch nicht erbracht werden kann
und dennoch der Verdacht auf allergischen Schnupfen besteht, dann ist es unerlässlich, selber
einen Nachweis über die Wirksamkeit des Spezialfilters zu führen. Das bedeutet z. B., einen Al-
lergiefilter zunächst selbst zu erwerben, seine Wirksamkeit zu erproben und mit ärztlicher Un-
terstützung den positiven Effekt bzw. die erfolgreiche Anwendung zu dokumentieren. Verständ-
licherweise wird die Krankenkasse einen Spezialfilter nur bei nachgewiesener Wirksamkeit be-
zahlen.
Nicht ganz unerwähnt bleiben soll auch die Therapie von CPAP-verursachtem Schnupfen mit-
tels Verwendung eines Atemluftbefeuchters. Jedoch wird diese Maßnahme bei allergisch be-
dingtem Schnupfen, der durch Pollen oder andere Allergene ausgelöst ist, nicht ausreichend
sein. Eine Atemluftbefeuchtung wirkt in jedem Fall aber unterstützend mit, um Reizungen der
Schleimhäute in der Nase zu mindern und die Schutzfunktion der Schleimhäute zu fördern.
Es ist also in der Regel immer möglich, eine CPAP-Therapie trotz Heuschnupfen oder anderem
allergisch bedingtem Schnupfen durchzuführen.
Fließschnupfen und Niesreiz
Seit ich regelmäßig ein CPAP-Gerät nutze, leide ich öfters an Schnupfen. Meine Nase
läuft, vor allem am Morgen, unmittelbar dann, wenn die Maske abgenommen wird. Es bil-
det sich aber kein Schleim wie beim Schnupfen. Die Nase tropft nur stark; ich brauche viele Ta-
schentücher und muss auch ziemlich oft niesen. Im Unterschied zum echten Schupfen sind dabei
aber keine sonstigen Erkältungszeichen wie Kopfschmerz oder Fieber zu spüren. Am späten
Vormittag bessert sich der Schnupfen; aber am nächsten Morgen nach der Maskennutzung be-
ginnt er wieder von Neuem.
Sie leiden unter Fließschnupfen! Das ist – zum Glück – eine seltene Nebenwirkung der
Maskentherapie. Er ist ungefährlich, jedoch für den Betroffenen sehr unangenehm und tritt
vor allem zu Anfang einer CPAP-Therapie häufig auf. Manchmal verschwindet der lästige Fließ-
Patienten fragen Experten Fließschnupfen und Niesreiz
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schnupfen nach wenigen Tagen von selbst; bei anderen Betroffenen bleibt er hartnäckig beste-
hen.
Die Ursache dafür ist nicht eindeutig geklärt; eine Reizung durch Kälte ist zumindest daran be-
teiligt. Doch Abhilfe ist möglich: Eine erste Maßnahme bei Fließschnupfen ist der Einsatz eines
Atemluftbefeuchters, durch den sich das Problem bei vielen Betroffenen bessert. Im Winter ist die
Nutzung des Befeuchters besonders wichtig. Die Schlafzimmertemperatur sollte nicht unter 18
Grad sinken, und man sollte das Fenster im Winter nachts, wenn es draußen kalt ist, auch nicht
offen lassen bzw. schräg stellen.
Hilfreich ist es außerdem, den Atemschlauch unter die Bettdecke zu nehmen, um die Körper-
wärme auszunutzen. Einige Hersteller bieten auch einen elektrisch beheizbaren Schlauch an.
Pflegen Sie Ihre Nase! Eine gute Wirkung erzielen Sie mit einem Salzspray, das Sie etwa drei
Wochen lang mindestens fünfmal am Tag anwenden sollten. Es gibt Meersalzsprays zu kaufen.
Empfehlenswert ist auch nasic®-cur-Nasenspray mit dem Wirkstoff Dexpanthenol, der die tro-
ckene Nase feucht hält und die Heilung der Nasenschleimhaut fördert.
Schleimhautabschwellende Nasensprays wie Nasivin® sollten niemals länger als maximal eine
Woche lang angewendet werden. Bei hartnäckigen Problemen, die trotz der genannten Maß-
nahmen auch nach drei Wochen immer noch nicht greifen, kann der Hausarzt ein kortisonhal-
tiges Nasenspray (z. B. Nasonex®) verordnen. Solche Sprays helfen nicht nur bei Fließschnup-
fen, sondern auch bei angeschwollenen Nasenschleimhäuten und allergischem Schnupfen sehr
gut. Ihre Anwendung ist auch über viele Monate völlig unbedenklich.
Manche Patienten erzielen mit Honig als Nasencreme erstaunliche Erfolge. Nehmen Sie etwas
flüssigen Honig auf den Finger und benetzen Sie am Abend die Nasenschleimhaut damit. Da
Honig aber Pollen enthalten kann, ist dies wegen der Allergiegefahr ausdrücklich nur dann zu
empfehlen, wenn keine Pollenunverträglichkeit vorliegt.
Niedere Drücke sind bei Fließschnupfen logischerweise günstiger als hohe. Bei der Entlas-
sung aus dem Schlaflabor wird der Druck meist so eingestellt, dass er gut ausreicht. Zur Sicher-
heit wird gern auch eine Druckstufe höher gewählt, um einen höheren Bedarf (z. B. bei ver-
mehrter Rückenlage oder nach Alkoholgenuss) mit zu berücksichtigen. Bei hartnäckig anhalten-
dem Fließschnupfen kann man mit dem Schlafexperten darüber sprechen, ob es möglich ist,
einen kleinen Kompromiss einzugehen. Nur der geschulte Schlafmediziner kann abwägen, ob
es ratsam ist, den Druck zu reduzieren und dann möglicherweise mit einer Rückenlageverhin-
derungsweste („Anti-Schnarch-Rucksack“) dafür zu sorgen, dass der Patient nicht mehr so häu-
fig auf dem Rücken schläft, sondern öfters eine Seitenlage einnimmt. Auch das hilft vielen.
Nicht zuletzt kann auch ein offener Mund beim Schlafen (sogenannte Mundleckage) Ursache
eines Fließschnupfens sein. Die Beobachtung durch Ihren Bettpartner kann am eindeutigsten klä-
ren, ob dies die Ursache des Problems ist. Falls ja, gibt es mehrere mögliche Lösungen: Ein Kinn-
band hilft gelegentlich, doch leider nicht immer. Für die meisten ist das Mundöffnen zum Glück
nur ein Anfangsproblem, da unter Atempausen der Mund gewohnheitsmäßig offen stand. Mit
der Zeit lernen die Nutzer von CPAP-Geräten dank der verlässlichen Atemwegsschienung des Ge-
räts, den Mund immer öfter geschlossen zu halten. Diesen Umstellungsprozess können Sie un-
terstützen, indem Sie sich angewöhnen, beim Einschlafen die Zunge am oberen Gaumen zu hal-
ten. Dadurch lernt man den Mundschluss in der Regel nach wenigen Wochen.
Sollten Sie Zahnprothesen tragen, so belassen Sie diese nachts im Mund. Das erhöht die Si-
cherheit des Mundschlusses und verhindert den Rückfall des Unterkiefers und der Zunge, der
Atempausen fördert.
Und machen Sie sich keine Sorgen: Kleinere Mundleckagen sind für die Therapie meist kein
Problem. Atemstillstände werden dabei trotzdem ausreichend unterdrückt.
Auch die Maske kann am Fließschnupfen schuld sein. Nasenolivenmasken verursachen häu-
figer Fließschnupfen als reine Nasenmasken. Eventuell ist in so einem Fall ein Umstieg auf eine
andere Maske erforderlich. Ein Luftaustritt bei Undichtigkeit der Maske ist ebenfalls nicht selten
Ursache eines Fließschnupfens. Dann kann eine Full-Face-Maske, die Mund und Nase umschließt,
helfen, den unbemerkten nächtlichen Luftaustritt aus dem Mund zu vermindern. Das sollte aber
die allerletzte Hilfsmaßnahme sein, da Vollgesichtsmasken die Atempausen oft weniger gut un-
terdrücken und bei einem Umstieg daher unbedingt eine neue Kontrollnacht im Schlaflabor er-
forderlich ist. Eventuell muss dann nämlich der Therapiedruck erhöht werden.
Übrigens: Fließschnupfen kann gerade in den ersten Tagen einer Therapie einem gutwilligen
Patienten fragen Experten Fließschnupfen und Niesreiz
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Patienten den Einstieg in die CPAP-Beatmung vergällen. Gerade deshalb sollte von Anfang an
ein Atemluftbefeuchter zum Einsatz kommen, der später – nach Gewöhnung an die Therapie –
oft nur noch an kritischen Tagen gebraucht wird
Schnupfen bei einem grippalen Infekt
Was soll ich tun, wenn ich im Winter Schnupfen bekomme? Dann habe ich große Pro-
bleme mit meiner Maskentherapie. Was tue ich, damit der Schnupfen möglichst schnell vor-
beigeht und ich mein CPAP-Gerät wieder nutzen kann?
Bei starkem Schnupfen oder starker Anschwellung der Nasenschleimhäute (wenn die Nase
„zu“ ist), wird es mit der Maskentherapie in der Tat schwierig. Allenfalls könnten Sie, wenn
Sie öfters unter Schnupfen leiden, über den Umstieg auf eine Mund-Nasen-Maske nachdenken
(dann ist allerdings unter Umständen ein anderer Therapiedruck erforderlich) oder sich eine sol-
che Full-Face-Maske als „Zweitmaske“ für Erkältungszeiten anschaffen.
Ähnlich wie Husten ist auch Schnupfen auf eine vermehrte Schleimproduktion zurückzuführen,
mit deren Hilfe der Körper sich von Krankheitserregern befreit, und sollte deshalb grundsätzlich
genauso wenig unterdrückt werden wie Husten.
Schleimhautabschwellende Mittel lindern zwar die lästigen Schnupfensymptome und lassen
einen nachts besser durchschlafen, sollten aber mit Vorsicht angewendet werden. Ihre Wirkung
beruht nämlich darauf, dass die durch die Infektion erweiterten Blutgefäße der Nasenschleimhaut
sich verengen: Die Schleimhaut wird schwächer durchblutet, schwillt ab, und man kann wieder
freier atmen. Doch man gerät dadurch leicht in einen Teufelskreis hinein: Wenn man das Medi-
kament nach ein paar Tagen wieder absetzt, schwillt die Nasenschleimhaut häufig noch stärker
an als vorher, sodass man das Bedürfnis hat, die Nasentropfen oder das Nasenspray wieder zu
nehmen. Viele Menschen werden dadurch regelrecht abhängig von diesen Medikamenten und
verwenden sie ständig. Dadurch wird aber auf Dauer die Nasenschleimhaut geschädigt: Sie
trocknet aus und kann ihre Schutzfunktion gegen Krankheitserreger nicht mehr so gut erfüllen.
Eine erhöhte Infektionsanfälligkeit ist die Folge. Deshalb darf man schleimhautabschwellende
Präparate höchstens eine Woche lang anwenden; dann müssen sie abgesetzt werden.
Abschwellende Medikamente gibt es als Tabletten (z. B. Rhinopront®) und als Tropfen oder
Sprays zur äußerlichen Anwendung (z. B. Nasivin®). Man sollte lieber auf Tropfen oder Sprays
zurückgreifen, da die Tabletten systemisch (d. h. auf den ganzen Körper) wirken und aufgrund
ihrer gefäßverengenden Wirkung den Blutdruck erhöhen können. Vor allem für Patienten, die oh-
nehin schon unter Bluthochdruck leiden, ist hier Vorsicht geboten. Die Medikamente zur äußer-
lichen Anwendung hingegen wirken nur dort, wo sie wirklich gebraucht werden (nämlich an
der Nasenschleimhaut) und haben daher weniger unerwünschte Nebenwirkungen.
Wenn möglich, sollte man sich bei Schnupfen lieber an altbewährte Naturheilmittel halten:
Eine Nasenspülung mit einer Lösung aus Emser Salz oder Kochsalz ist zwar mühsamer und viel-
leicht auch weniger angenehm, als ein Spray zu benutzen oder eine Tablette zu schlucken – sie
hat aber dafür eine positive Wirkung ohne negative Nebeneffekte. Das Salzwasser löst Schleim-
ansammlungen und entfernt Staub und Krankheitserreger. Lösen Sie einen Teelöffel Salz in 200
Milliliter warmem Wasser auf und tropfen Sie sich diese Lösung mithilfe einer Pipette in beide
Nasenlöcher. Die Salzlösung fließt durch die Nasenhöhle in den Rachen und kann dann aus-
gespuckt werden. Machen Sie mehrmals täglich eine solche Nasenspülung. (Wer einen Horror
vor dem Salzwasser hat, kann seine Nase stattdessen auch mit Kamillentee spülen.)
Auch das Inhalieren von Kamilledämpfen (eine Handvoll Kamillenblüten auf einen Liter ko-
chendes Wasser), eventuell mit einem Zusatz von ein paar Tropfen Eukalyptus- oder Thymianöl,
hilft gut gehen Schnupfen. Ähnlich wie bei Husten sollten Sie außerdem auch bei Schnupfen viel
trinken, um den Schleim zu lösen.
Patienten fragen Experten Schnupfen bei einem grippalen Infekt
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Wenn einen lästiger Husten plagt
Ich leide immer wieder einmal unter lästigem Husten, den ich nicht so leicht wieder los-
werde. Oft kann ich in den Nächten, in denen der Husten besonders schlimm ist, dann
nicht mit meiner Maske schlafen. Die Verbesserung der Schleimhautbefeuchtung durch einen
Atemluftbefeuchter hat mir kaum geholfen. Auch mein Hausarzt konnte mir nicht wirklich wei-
terhelfen.
Husten ist an sich zunächst einmal ein Schutzreflex des Körpers und von daher durchaus
sinnvoll: Mit hoher Geschwindigkeit werden mögliche Fremdkörper (z. B. Schleim oder ein
verschluckter Essensbrocken) aus der Luftröhre und den Bronchien nach draußen befördert. Das
Signal zum Husten wird durch eine Reizung der Hustenrezeptoren in der Schleimhaut der Luft-
röhre und der Bronchien ausgelöst und ans Gehirn weitergeleitet. Gehustet wird, indem sich
Bauch- und Rumpfmuskulatur plötzlich zusammenziehen.
Aber bei einer CPAP-Therapie ist Husten natürlich sehr störend, sodass man ihn möglichst
schnell wieder loswerden will.
Es gibt zwei verschiedene Arten von Husten. Bei einem Atemwegsinfekt sondern die Rachen-
schleimhäute vermehrten und dickeren Schleim ab, um die eingedrungenen Krankheitserreger ab-
zufangen und durch Husten nach draußen zu befördern. Ein solcher „produktiver“ Husten mit
schleimigem Auswurf hilft dem Körper, den Infekt möglichst rasch zu bewältigen, und sollte daher
nicht bekämpft werden. Wenn Sie jetzt ein Mittel nehmen, das den Husten unterdrückt, laufen
Sie Gefahr, dass sich der Schleim in Ihren Atemwegen ansammelt und die Atmung beeinträch-
tigt. Außerdem ist solcher Schleim ein guter Nährboden für Krankheitserreger und muss daher
unbedingt regelmäßig abgehustet werden.
Unterstützen Sie produktiven Husten lieber durch Trinken heißer Flüssigkeiten, die den Schleim
dünner machen, sodass er leichter abgehustet werden kann. Sehr gut eignen sich dazu Tees aus
Heilpflanzen mit schleimlösender Wirkung, die Sie in der Apotheke kaufen können (z. B. Anis,
Eukalyptus, Königskerze, Schlüsselblume). Außerdem gibt es Fertigpräparate, die dazu beitra-
gen, den Schleim aus den Bronchien zu lösen (sogenannte Expektoranzien). Es gibt aber auch
den unproduktiven, trockenen Reizhusten, der bei Infekten durch eine Entzündung von Kehlkopf,
Luftröhre und Bronchien entsteht. Vor allem bei einem Temperaturwechsel und nachts, wenn man
im Bett liegt, treten diese Hustenanfälle auf, die sehr quälend sein und den Schlaf empfindlich
stören können. Dieser Husten ist kontraproduktiv, da jeder Anfall die Schleimhäute weiter reizt
und die Entzündung verschlimmert. In so einem Fall kann man ruhig hustenstillende Mittel (Anti-
tussiva) einnehmen, die durch Dämpfung des Hustenzentrums im Gehirn den Hustenreiz unter-
drücken. Dazu zählen beispielsweise Arzneimittel mit den Wirkstoffen Pentoxyverin oder Dro-
propizin. Bei besonders schwerem, hartnäckigem Reizhusten kann der Arzt ein rezeptpflichtiges
Präparat mit dem Wirkstoff Codein oder Dihydrocodein verschreiben.
Achten Sie aber darauf, ob Ihr Husten sich nicht verändert: Trockener Reizhusten geht bei
einem grippalen Infekt oft nach ein paar Tagen in einen produktiven Husten mit zähem Schleim
über. Dann müssen Sie das hustenstillende Medikament absetzen und stattdessen einen schleim-
lösenden Hustensaft nehmen.
Auch mit natürlichen Maßnahmen kann man gegen trockenen Reizhusten einiges ausrichten:
Achten Sie jetzt ganz besonders auf ausreichende Luftfeuchtigkeit, nehmen Sie heiße Bäder und
lutschen Sie pfefferminz- oder mentholhaltige Bonbons oder Isländisch-Moos-Lutschtabletten –
das hilft besonders bei einem akuten Hustenanfall.
Auch Dampfbäder mit japanischem Heilpflanzenöl oder ätherischen Ölen von Eukalyptus, Kie-
fern- oder Fichtennadeln stillen den Hustenreiz. Dazu geben Sie vier bis sechs Tropfen von dem
Öl in einen Topf mit einem Liter heißem Wasser, bedecken ihn mit einem Handtuch und inhalie-
ren den heißen Dampf. Das sollte mehrmals täglich wiederholt werden. Wem das zu umständ-
lich ist, der kann in der Apotheke ein Gerät zum Inhalieren kaufen.
Darüber hinaus gibt es auch noch ein paar gute Selbsthilfemaßnahmen bei Reizhusten. Denn
zu heftige und gepresste Hustenstöße reizen die Schleimhäute immer wieder neu, sodass die Ent-
zündung – und damit auch der Hustenreiz – nicht abklingen kann. Dagegen hilft eine offene Hus-
tenstoßtechnik: Husten Sie mit wenig Druck (also ohne die Rachenmuskulatur zusammenzupres-
sen) in kleinen Hustenstößen gegen die leicht geschlossenen Lippen an. So kann die Luft locker
Patienten fragen Experten Wenn einen lästiger Husten plagt
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entweichen, ohne die Schleimhäute immer wieder aufs Neue zu reizen. Außerdem sollten Sie
sich bemühen, nicht bei jedem kleinen Kitzeln im Rachen gleich loszuhusten, sondern stattdes-
sen lieber erst einmal langsam schlucken, in kleinen Schlucken Wasser oder warmen Tee trinken
oder ein Bonbon lutschen.
Falls das alles nichts hilft, können Sie stattdessen versuchen, langsamer und weniger tief zu
atmen; oder atmen Sie durch die Nase ein und durch die „Lippenbremse“ (mit locker aufeinan-
derliegenden Lippen und leicht aufgeblähten Wangen) wieder aus. Auch so kann man Reiz-
husten in den Griff bekommen.
Nachts reiße ich mir die Maske vom Kopf
Oft reiße ich mir während des Schlafs, ohne es zu merken, die Maske vom Gesicht.
Woher kommt das, und was kann man dagegen tun?
Unbewusstes Entfernen der Maske im Schlaf kann bei unruhigem Schlaf oder bei Atemnot
vorkommen. Für nächtliche Atemnot ist oft ein Anschwellen der Atemschleimhaut verant-
wortlich, sodass der CPAP-Druck nicht mehr ausreicht, um die Atemwege frei zu halten. Abhilfe
gelingt meist durch Pflege der Schleimhäute (siehe Frage zum Thema Fließschnupfen auf Seite
87 ff.), eine Vollgesichtsmaske oder einen Warmluftbefeuchter.
Mein Gerät ist zu laut
Mein CPAP-Gerät nervt mich. Die Geräusche, die es nachts macht, stören mich beim Ein-
schlafen. Es ist kein gleichmäßiger Ton, sondern wird beim Atmen lauter. Auch meine Frau
empfindet das als störend. Ist das bei jedem Gerät so, oder gibt es auch leisere Geräte, und
wie komme ich da dran?
Da man als Patient in der Regel ja auch nicht die Möglichkeit hat, das Gerät einfach aus-
zutauschen, sollte sich die Problemlösungsstrategie darauf konzentrieren, das Gerätege-
räusch einzudämmen. Hierfür gibt es ein paar einfache Regeln und Tipps, die man beachten und
einfach selber ausprobieren sollte.
Der wichtigste Punkt ist die Standortwahl für das Therapiegerät. Hier kann man sich von lo-
gischen Überlegungen leiten lassen.
Eine mögliche Lösung wäre es, das Gerät nicht im Schlafzimmer aufzustellen, sondern in einem
Nebenraum. Tatsächlich haben mir einige Betroffene berichtet, dass sie am Kopfende des Bet-
tes ein Loch in die Wand gebohrt haben, durch das der Atemschlauch passt. Das Therapiege-
rät wurde dann hinter der Wand im Nebenraum aufgestellt. Sicher eine etwas ungewöhnliche,
aber überzeugende Problemlösung.
Etwas sollte man unterlassen: nämlich das Gerät in einen neben dem Bett stehenden ge-
schlossenen Schrank zu stellen, aus dem der Atemschlauch durch ein Loch herausgeführt wird.
Die Idee mit dem Schrank wäre theoretisch eine gute Problemlösung. Allerdings muss dabei un-
bedingt eine ausreichende Luftzuführung in den Schrank gewährleistet sein. Denn erstens muss
das CPAP-Gerät ungehindert Luft ansaugen können, die für den Luftstrom bei der Therapie er-
forderlich ist. Zweitens erzeugt das Therapiegerät beim Betrieb Wärme, die sich nicht stauen
darf. Dies ist insbesondere beim Betrieb mit einem beheizbaren Luftbefeuchter zu beachten.
Die Geräuschdämmung mit einem Handtuch oder anderen Materialien direkt am Gerät bzw.
um das Gerät herum ist tabu. Das Therapiegerät soll grundsätzlich frei stehen und darf nicht ab-
gedeckt oder umwickelt werden.
Wenn das Gerät auf dem Nachttisch in Kopfhöhe platziert wird, ist die Geräuschwahrnehmung
für den Therapieanwender und den Bettpartner am lautesten. Man hat das Gerät dann sozusa-
gen direkt vor dem Ohr. Die Geräuschwahrnehmung wird aber geringer, wenn das Gerät tiefer
steht als die Bettkante. Idealerweise stellt man das Gerät also nicht auf einen Nachtschrank, son-
dern auf einen kleinen Hocker neben dem Bett. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass Vibrationen
oder Resonanzen als geräuschverstärkende Eigenschaften des Nachtschrank-Hohlkörpers ver-
mieden werden. Das Gerätegeräusch wird außerdem häufig verstärkt wahrgenommen, wenn das
Patienten fragen Experten Nachts reiße ich mir die Maske vom Kopf/Geräuschentwicklung
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Gerät auf oder in einem Nachttisch platziert ist, der nicht frei steht, sondern direkt mit dem Bett
verbunden ist. Das Gleiche gilt für eine fest mit dem Bett verbundene Ablage. Hier wird das
ganze Bett zum Resonanzkörper. Natürlich kann man das Therapiegerät auch auf den Fußbo-
den, neben oder unter das Bett stellen. Dieser Standort hat allerdings den Nachteil, dass das
Gerät dort mehr Staub ansaugt und der Gerätefilter dementsprechend schneller verschmutzt. Ob
der Gerätenutzer bei dieser Lösung möglicherweise mehr Staub einatmet, hängt letztendlich von
der Filterqualität ab.
Unabhängig von der Standortwahl empfiehlt es sich außerdem, das Gerät auf eine vibra -
tionshemmende Unterlage (z. B. aus Schaumstoff oder Teppich) zu stellen.
Allerdings sind moderne Geräte extrem leise. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass die
Geräusche, die von der Maske ausgehen, von vielen Anwendern als störender empfunden wer-
den als das Gerätegeräusch.
Probleme mit der Geräuschentwicklung
Seit ich ein neues CPAP-Gerät erhalten habe, kommt es mir so vor, als wäre meine Maske
lauter geworden. Bei meinem alten CPAP-Gerät kam ich mit den Maskengeräuschen ir-
gendwie besser zurecht. Bilde ich mir das nur ein, oder passt der von mir verwendete Mas-
kentyp nicht mit dem neuen CPAP-Gerät zusammen?
Ihre Wahrnehmung ist nachvollziehbar und sicher keine Einbildung. Ältere CPAP-Geräte
sind meistens lauter als moderne neue Geräte. Dies liegt zum einen an der fortschreiten-
den Entwicklung, die leisere Systeme ermöglicht hat. Zum anderen trägt der Verschleiß der Ge-
rätemotoren dazu bei, dass die Systeme mit zunehmendem Alter lauter werden können und alle
anderen Geräusche in den Hintergrund treten lassen. Bei einem Gerätewechsel muss man sich
dann wieder an neue Geräusche von Gerät oder Maske gewöhnen, weil eben jedes Gerät an-
ders ist.
Wenn Ihr neues Gerät jetzt leiser ist als das alte, dann ist es nicht ungewöhnlich, dass Sie die
Maskengeräusche – die vorher auch schon da waren – nun deutlicher oder sogar als störend
wahrnehmen. Die veränderten Geräusche sagen jedoch nichts darüber aus, ob der verwendete
Maskentyp mit dem neuen Gerät zusammenpasst. Sie können davon ausgehen, dass bei einem
Wechsel auf ein neues Therapiegerät derselben Art (z. B. von CPAP auf CPAP) der bisher ver-
wendete Maskentyp unbedingt beibehalten werden kann. Bei einem Wechsel auf ein Therapie-
gerät anderer Art (z.B. von CPAP auf BiPAP ST oder ASV) werden Sie üblicherweise bei der Ge-
räteverordnung durch Ihr Schlaflabor darüber aufgeklärt, ob ein Wechsel des Maskentyps in
Ihrem Fall erforderlich ist.
Viele CPAP-Nutzer finden das Maskengeräusch wesentlich störender als das Gerätegeräusch,
egal welches Gerät verwendet wird, insbesondere dann, wenn sie bereits hilfreiche Lösungen
zur Geräuschreduktion des Therapiegerätes nutzen, z. B. die richtige Standortwahl des Geräts.
Bei der Maske ist eine Standortwahl nicht möglich und der Einfluss auf die Geräuschentwick-
lung dementsprechend begrenzt. Die einzige Möglichkeit, die man als Betroffener hat, besteht
darin, aus der großen Auswahl verschiedener Maskentypen diejenige Maske auszuwählen, die
am leisesten ist. Denn bei einer Maskenanprobe wird man feststellen, dass sich die Masken in
der Geräuschentwicklung zum Teil erheblich unterscheiden. Jedoch wird die Maskenauswahl in
der Praxis häufig dadurch eingeschränkt, dass auch andere wichtige Kriterien (z. B. die optimale
Passform der Maske) zu berücksichtigen sind. Allgemeine Empfehlungen für ein bestimmtes Mas-
kenfabrikat sind schon deshalb nicht möglich, weil jeder Einzelfall individuell zu betrachten ist.
Ein wesentlicher Faktor, der die Geräuschentwicklung mitbestimmt, ist die Höhe des verord-
neten Therapiedrucks. Je höher der Druck, umso höher ist der durch die Maske strömende Luft-
strom und damit auch das Strömungsgeräusch in der Maske und am Ausatemsystem der Maske.
Das Ausatemsystem – ein unabdingbarer Bestandteil jeder Therapiemaske – besteht aus Luft-
austrittsöffnungen, die entweder im Maskenkörper fest integriert sind oder sich in einem Adap-
terstück zwischen Maske und Schlauch befinden.
Allgemein lässt sich sagen, dass diejenigen Systeme, bei denen die Luftaustrittsöffnungen durch
Löcher direkt im Maskenkörper integriert sind, fast immer lauter sind. Doch auch bei den ande-
Patienten fragen Experten Probleme mit der Geräuschentwicklung
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ren Ausatemsystemen, die z. B. durch ausgeklügelte Luftführung im Maskensystem verdeckt sit-
zen, gibt es Unterschiede in der Lautstärke. Ältere Maskentypen verfügen teilweise alternativ
über ein separates Ausatemsystem, das als Adapterstück zwischen Maske und Atemschlauch
sitzt. Diese separaten Ausatemsysteme unterscheiden sich ebenfalls in der Geräuschentwicklung.
Falls also ein Wechsel auf ein leiseres Ausatemsystem ohne Maskenwechsel möglich ist, wäre
das die einfachste Lösung zur Geräuschreduktion. Wenn aber ein Maskenwechsel erforderlich
ist, dann sind andere Kriterien (z. B. Passform, Dichtigkeit und guter Sitz) bei der Maskenwahl
mindestens genauso wichtig wie die Maskengeräusche.
Weil man sich als Betroffener in der Regel nicht auskennt und daher auch nicht wissen kann,
welche Masken überhaupt die gewünschten Kriterien erfüllen, ist eine individuelle und kompe-
tente Beratung durch Fachpersonal entscheidend, das im Dschungel der zahlreichen Möglich-
keiten die richtige Problemlösung aufzeigen kann.
Schnarchen trotz CPAP-Therapie
Ich benutze seit einigen Jahren ein CPAP-Gerät. Meine Frau berichtet mir nun, dass ich
nachts zeitweise wieder schnarche, obwohl ich meine Maske trage. Ich selber merke
davon nichts. Wie kann das sein, und was kann ich dagegen tun?
Ein Schnarchgeräusch entsteht, wenn sich die Rachenöffnung im Schlaf durch muskuläre
Entspannung verengt und die Weichteile hier beim Atmen in Schwingungen geraten. Die
CPAP-Therapie bezweckt eine Öffnung des Rachens bzw. verhindert einen Verschluss durch einen
kontinuierlichen Luftstrom, der im Bereich des Rachens die Luftwege „schient“. Entscheidend
dabei ist die richtige Stärke bzw. der Druck des Luftstromes. Er wird als „CPAP-Druck“ oder „The-
rapiedruck“ bezeichnet und in mbar (Millibar) angegeben. Die Druckhöhe, die erforderlich ist,
um die Atemwege offen zu halten, wird für jeden Patienten individuell im Schlaflabor ermittelt
und eingestellt.
Wenn man um diese Grundlagen weiß, versteht man auch, dass das erneute Auftreten von
Schnarchgeräuschen – wie in Ihrem Fall – auf einen zu geringen Therapiedruck hinweist. Das
heißt, der Luftweg im Rachen wird nicht mehr ausreichend geöffnet, um das Schnarchen zu ver-
hindern.
Als Ursache für ein Schnarchen trotz CPAP-Therapie kommen mehrere Faktoren in Frage. Mit
zu den häufigsten Ursachen gehört, dass der Therapiedruck nicht dort ankommt, wo er ankom-
men soll, nämlich am Ort der Behinderung im unteren Rachenraum. Dies kann z. B. durch einen
zusätzlichen Widerstand im Bereich der oberen Atemwege bedingt sein. Dazu zählen z. B.
verstopfte Nase durch Schnupfen, häufige Erkältungen oder Nasenscheidewandverkrümmung.
Diese Ursachen können durch ärztliche Untersuchung und Behandlung in der Regel beseitigt
werden.
Ein Problem, das immer wieder unterschätzt wird, ist der Druckverlust durch einen geöffneten
Mund. Das heißt, der Luftstrom gelangt dann zwar weiterhin durch die Nase in den Rachen, je-
doch entweicht ein Teil davon durch den Mund. Somit kommt nicht der gesamte notwendige
Druck im unteren Rachenraum an. Ein häufiges, aber nicht ausschließliches Merkmal dieses Pro-
blems ist ein trockener Mund. Der Grund dafür ist der Luftstrom, der durch den offenen Mund
strömt und dabei die Schleimhäute austrocknet. Abhilfe schafft hier eine Maske, die sowohl die
Nase als auch den Mund umschließt. Sie wird als Vollgesichtsmaske bezeichnet und ist in un-
terschiedlichen Ausführungen erhältlich. Aber Achtung: Ein Wechsel von einer Nasenmaske auf
eine Vollgesichtsmaske sollte nie ohne Fachberatung erfolgen. Vor dem Einsatz einer Vollge-
sichtsmaske sind bestimmte Kriterien wie z. B. Kompatibilität mit dem Gerätesystem, mögliche
Druckänderung und andere Risiken zu klären.
Abhilfe gegen einen offenen Mund kann aber möglicherweise auch der Einsatz eines Atem-
luftbefeuchters oder die Optimierung der Befeuchterleistung eines vorhandenen Befeuchters brin-
gen. Eine Mundöffnung während des Schlafes kann nämlich auch einfach nur eine Reaktion auf
Austrocknung und Reizung der Schleimhäute im Nasen-Rachen-Raum sein.
Eine weitere Methode, einem geöffneten Mund im Schlaf entgegenzuwirken, ist die Verwen-
dung eines Kinnbandes.
Patienten fragen Experten Schnarchen trotz CPAP-Therapie
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Manchmal sind auch Kombinationen mehrerer Lösungsansätze hilfreich. Nicht jede Option
ist bei jedem Patienten gleichermaßen wirksam oder möglich.
Technische Ursachen für einen mangelnden Therapiedruck bzw. für einen Druckverlust sind
ebenfalls fachlich abzuklären. Als Fehlerquellen kommen dabei sowohl ein defektes Therapie-
gerät als auch Probleme mit Schlauch- oder Maskensystem in Frage. Oft spielt hier eine undichte
Maske eine große Rolle, durch die ein Teil des Luftstromes verloren geht. Ein geringer Druck-
verlust ist dabei in der Regel unbedeutend, weil das Therapiegerät solche kleinen „Leckagen“
normalerweise kompensieren kann. Kritisch wird es erst, wenn der Druckverlust so groß ist, dass
das Gerät nicht mehr in der Lage ist, den erforderlichen CPAP-Druck aufrechtzuerhalten.
Nicht zuletzt kommen auch ganz andere Faktoren als Ursache in Betracht, die damit zu tun
haben, dass sich der notwendige Therapiedruck im Laufe der Jahre erhöhen kann. Dazu zählen
u. a. vor allem eine Zunahme an Körpergewicht oder altersbedingte oder gesundheitliche Ein-
flüsse. In diesem Fall ist eine Kontrollmessung mit einem Screeninggerät beim Facharzt unbe-
dingt anzuraten.
Die Palette möglicher Ursachen für ein Schnarchen trotz CPAP-Therapie ist so vielschichtig,
dass die Inanspruchnahme einer Fachberatung zu empfehlen ist. Schnarchen trotz CPAP-Thera-
pie ist nicht normal, und daher sollte die Ursache ermittelt und beseitigt werden.
Wie lange hält eine Maske?
Meine CPAP-Therapie führe ich jetzt seit etwa vier Jahren durch und komme damit ganz
gut zurecht. In letzter Zeit ist meine Maske aber nicht mehr richtig dicht, und ich brauche
wohl eine neue. Das Sanitätshaus an meinem Wohnort hat so etwas nicht. Wo bekomme ich
eine neue Maske her, und muss ich sie selber bezahlen?
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann haben Sie seit etwa vier Jahren dieselbe
Maske in Gebrauch. Es ist schon erstaunlich, wenn die Maske bei täglicher Nutzung so
lange gehalten hat. In der Regel geht man bei einer Maske von einer Gebrauchsdauer von zirka
einem Jahr aus. In vielen Gebrauchsanweisungen der verschiedenen Maskenhersteller ist das
auch so angegeben. Das heißt nicht, dass die Maske nach einem Jahr automatisch kaputtgeht,
aber eine Maske ist ein Hilfsmittel, das sich bei Gebrauch ganz natürlich abnutzt.
Die Abnutzungserscheinungen machen sich normalerweise durch nachlassenden Tragekomfort
und Undichtigkeit bemerkbar. Mit Undichtigkeit ist nicht das Maskenmaterial gemeint, sondern
ein undichter Abschluss in dem Bereich, in dem die Maske auf dem Gesicht aufliegt. Und dass
eine Maske, die nicht richtig abdichtet, sehr unangenehm sein kann, das haben Sie sicher schon
selber festgestellt. Diese Undichtigkeit führt oft dazu, dass als Gegenmaßnahme die Kopfbefes-
tigung strammer angezogen und dadurch der Auflagedruck der Maske erhöht wird. Je höher aber
der Auflagedruck der Maske auf dem Gesicht ist, umso schlechter ist der Tragekomfort. Denn der
höhere Auflagedruck führt zu vermehrten Druckschmerzen, Haut rötungen und möglicherweise
sogar zu Druckgeschwüren.
Die Verschlechterung im Tragekomfort ist für den Maskenträger allerdings nicht immer so deut-
lich wahrzunehmen, weil es sich um langsame und kontinuierliche Abnutzungserscheinungen
der Maske handelt. Wenn Sie aber eine alte Maske und eine neue Maske im Vergleich aufset-
zen, dann wird der Unterschied im Tragekomfort klar erkennbar. Jedenfalls dann, wenn Sie die
für Sie passende Maske verwenden. Denn der Tragekomfort hängt nicht nur vom Alter der Maske
ab, sondern im Wesentlichen von der richtigen Passform.
Die tatsächliche Lebensdauer einer Maske ist von mehreren Faktoren abhängig, letztendlich
ist die Maske aber doch ein Verschleißartikel, der auch aus hygienischen Gründen regelmäßig
ausgetauscht werden sollte.
Wenn Ihre Krankenversicherung die Kosten für das Gerätesystem zu Beginn der Therapie über-
nommen hat, dann werden üblicherweise auch alle Folgekosten der Therapieversorgung von
der Versicherung getragen. Dazu zählen sowohl der Austausch von Verschleißartikeln wie Mas-
ken, Kopfbefestigungen, Schlauchsystemen und Gerätefiltern als auch Gerätewartungen und -re-
paraturen und die Kosten der Beratung und Therapiebetreuung durch den Fachhandel. Die meis-
ten Krankenkassen leisten hierfür pauschale Vergütungen an den Fachhändler, in denen die ge-
Patienten fragen Experten Wie lange hält die Maske?
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nannten Leistungen beinhaltet sind. Ihr Ansprechpartner, bei dem Sie eine neue Maske erhalten,
ist daher der Fachhändler bzw. Homecare-Versorger, von dem Sie das Therapiegerät erhalten
haben. Falls Sie den Lieferschein oder die Gebrauchsanweisung von damals nicht mehr zur
Hand haben, ist das nicht tragisch. Denn normalerweise finden Sie auf Ihrem Therapiegerät
einen Aufkleber mit dem Namen des Fachhändlers und mindestens eine Telefonnummer dieser
Firma als Service-Hotline. Falls das nicht der Fall sein sollte, können Sie sich bei Ihrer Kranken-
kasse, die das Therapiesystem bezahlt hat, nach den Kontaktdaten der Firma erkundigen. Denn
dort sind die Daten des Lieferanten gespeichert.
Für einen Austausch der Maske gilt die Regel, dass Sie jedes Jahr Anspruch auf eine neue
Maske haben. Die Maske erhalten Sie aber nicht automatisch zugesandt, sondern sie muss beim
Fachhändler angefordert werden. Je nach den Modalitäten der Firma oder Ihrer Krankenkasse
ist gegebenenfalls eine Verordnung durch Ihren Hausarzt oder Facharzt erforderlich. Welche
Bestimmungen für Sie konkret gelten, erfahren Sie von Ihrem Fachhändler.
Wenn die alte Maske noch einsetzbar ist, dann empfiehlt es sich, diese Maske als Reserve auf-
zubewahren, falls Ihre neue Maske unerwartet kaputtgehen sollte – und das kann immer mal pas-
sieren. Diese Vorhaltung einer Reserve gilt natürlich auch für die Kopfbefestigung und den Atem-
schlauch.
Dass Ihr Sanitätshaus um die Ecke Sie nicht mit Therapiezubehör beliefern kann, ist nicht ver-
wunderlich, da nicht jedes Sanitätshaus über eine spezialisierte Fachabteilung für Schlafapnoe-
Therapiesysteme verfügt. Früher konnten Sie sich in Ihrem Schlaflabor, bei Ihrem Facharzt oder
bei Ihrer örtlichen Selbsthilfegruppe für Schlafapnoe nach einem wohnortnahen Therapiever-
sorger erkundigen. Dies hat sich heute allerdings vielfach geändert, seit einige Krankenkassen
angefangen haben, die Versorgung der Schlafapnoe-Patienten auszuschreiben. Die freie Wahl
Ihres Therapieversorgers ist heute kaum noch möglich. Wenden Sie sich zuerst an Ihren derzei-
tigen Versorger. Wenn es dabei Probleme gibt, sprechen Sie mit Ihrer Krankenkasse.
Eine neue Maske
Nachdem ich wegen Verschleiß meine Maske erneuern musste, habe ich mir ein ande-
res Maskenfabrikat zusenden lassen als bisher, weil ich in einem Werbeprospekt gele-
sen hatte, dass diese andere Maske eine revolutionäre Neuentwicklung mit perfektem Sitz
und hervorragendem Tragekomfort sei. Leider ist bei mir die Maske nicht richtig dicht und ver-
ursacht Druckstellen auf der Nase. Einen Umtausch lehnt die Lieferfirma ab. Wie komme ich
zu einer neuen passenden Maske?
Eine Maske Nacht für Nacht tragen zu müssen, fällt den meisten Patienten nicht gerade
leicht. Auch wenn die Therapieakzeptanz an sich vorhanden ist und die Maske konse-
quent Nacht für Nacht getragen wird, wünscht sich doch jeder, es gäbe eine angenehmere Lö-
sung – eine Maske, bei der es keine Probleme gibt, die man am besten gar nicht spürt. Doch
eine Maske ist und bleibt ein Fremdkörper im Gesicht. Ziel ist, das Tragen der Maske so ange-
nehm wie möglich zu machen, um die Therapieakzeptanz zu erhalten oder zu verbessern. Die
Aufgabe der Industrie ist es, solch angenehmere Lösungen zu schaffen. Dass sie das tut, ist an
den zahlreichen Produktneuheiten der letzten Jahre zu sehen.
Jeder Mensch hat eine andere Nase, andere Gesichtszüge, andere Schlafgewohnheiten. Des-
halb lässt es sich nicht so einfach sagen, dass eine Maske, die bei einer Person passt, auch bei
einer anderen die Ideallösung darstellt. Eine Maske ist eine individuelle Angelegenheit und muss
an den Maskenträger angepasst werden. Dies bedeutet nicht automatisch, dass eine individuell
gefertigte Maske erforderlich ist, sondern dass aus dem großen Sortiment der konfektionierten
Masken der richtige Maskentyp, die richtige Größe und das richtige Zubehör ausgewählt und
richtig auf den Maskenträger eingestellt bzw. angepasst wird. Wenn der Wunsch besteht, auf
einen anderen Maskentyp zu wechseln, sollte dies mit einem Beratungsgespräch mit Fachpersonal
verbunden sein. Nicht nur, dass Sie hier Vor- und Nachteile der verschiedenen Masken erklärt
bekommen – Sie können bei einer Beratung auch Masken ausprobieren und erhalten eine rich-
tige Maskenanpassung.
Patienten fragen Experten Eine neue Maske
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Ein Maskenwechsel ohne Fachberatung birgt auch noch ein anderes Risiko. Es sind stets ver-
schiedene Aspekte zu berücksichtigen, von denen der Laie nicht unbedingt etwas weiß. Grund-
sätzlich können alle Masken und Therapiegeräte verschiedener Hersteller miteinander kombi-
niert werden, da die Masken- und Schlauchanschlüsse entsprechend genormt sind. Im Einzelfall
können verschiedene Funktionalitäten wie Autostart/-stopp dann eventuell nur noch eingeschränkt
funktionieren. Dies ist dann beim Gerätehersteller zu erfragen. Außerdem kann es unter Um-
ständen erforderlich sein, Geräte- bzw. Druckeinstellungen im Schlaflabor neu anzupassen.
Maske ist nicht gleich Maske!
Ist es eigentlich möglich, ohne Probleme von einem Maskentyp auf den anderen umzu-
steigen oder muss ich deshalb das Schlaflabor konsultieren?
Untersuchungen im Schlaflabor zeigen, dass es zwischen den einzelnen Maskentypen Un-
terschiede in der Therapieeffizienz gibt. In der Lungenfachklinik Immenhausen wurde bei
zwei Patienten während der Therapieeinstellungsphase zwischen Nasenmaske und Mund-Nasen-
Maske (Full-Face-Maske) gewechselt. Beide Patienten litten an einer schweren Schlafapnoe
(Apnoe-Hypopnoe-Index [AHI]: rund 85). Beim ersten Patienten ließ sich der AHI mit einer Mund-
Nasen-Maske bei einem CPAP-Druck von 9,5 bis 10,5 mbar nur auf rund 37 senken, während
der AHI bei einer Nasenmaske und einem Therapiedruck von zuletzt 11,5 mbar lediglich 1,9
betrug. Auch beim zweiten Patienten ließen sich mit einer Nasenmaske deutlich bessere Thera-
pie ergebnisse erzielen als mit der Full-Face-Maske.
Untersuchungen aus dem Schlaflabor der Lungenklinik Hemer zeigen ebenfalls immer wieder,
dass eine Umversorgung von einer Full-Face- auf eine Nasenmaske zu einem niedrigeren Druck-
bedarf führt. Daher sollten Patienten, die auf einen anderen Maskentyp umsteigen, grundsätz-
lich eine polygrafische Kontrolluntersuchung durchführen lassen, weil es sein kann, dass sie hin-
terher einen anderen Druck benötigen.
Anhand der technischen Spezifikationen der Maske kann das Fachpersonal erkennen, inwie-
weit das Atemtherapiegerät mit der Maske zusammenpasst.
Wird dies nicht berücksichtigt, so ist es möglich, dass die Abdichtung der Maske unwirksam
ist und Lecks entstehen oder die Druckstabilität nicht garantiert ist. Man sollte also niemals ei-
genständig die Maske wechseln, ohne den Fachhändler oder das Schlaflabor zu befragen.
Verzicht auf die Therapie im Urlaub?
Die Urlaubszeit beginnt, und obwohl ich mich auf meine geplante Reise freue, denke ich
ungern an das notwendige Gepäck. Soll ich wirklich mein CPAP-Gerät mit Befeuchter,
Maske und allem, was dazugehört, überall mitschleppen? Es müsste doch möglich sein, für die
paar Tage im Jahr auf das Gerät zu verzichten, ohne dass es mir schadet?
Zunächst wäre zu sagen, dass eine therapiebedürftige Schlafapnoe grundsätzlich keinen
Urlaub macht. Das heißt, eine CPAP-Therapie sollte das ganze Jahr, Nacht für Nacht, ohne
Unterbrechung durchgeführt werden. Es gibt zwar Berichte einzelner Patienten, bei denen sich
die Schlafapnoe gebessert hat und die deshalb während des Urlaubs kein CPAP-Gerät verwen-
den. Das sind jedoch absolute Ausnahmen. Andere Betroffene nutzen auf Reisen z. B. einen
zahnärztlichen Schnarchschutz oder andere Hilfsmittel, die eine Schlafapnoe reduzieren oder ver-
hindern sollen. Ob eine dieser Möglichkeiten für Sie in Betracht kommen könnte, muss mit dem
behandelnden Schlafmediziner konkret abgeklärt werden. Er kennt Ihre Untersuchungsergeb-
nisse und kann Sie über Vor- und Nachteile der Hilfsmittel und mögliche Risikofaktoren aufklä-
ren. Für die meisten Betroffenen ist jedoch das CPAP-Gerät die einzige verlässliche Behand-
lungsmethode.
Eigenmächtig sollten Sie die verordnete CPAP-Therapie nicht unterbrechen oder ändern, auch
nicht im Urlaub. Eine Unterbrechung bedeutet, dass die Folgen der Schlafapnoe wieder auftre-
ten, so wie es vor Therapiebeginn der Fall war. Wenn der erholsame Schlaf fehlt, kommt es wie-
Patienten fragen Experten Maske ist nicht gleich Maske/Therapie im Urlaub
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der zu der typischen Tagesschläfrigkeit und anderen Einschränkungen der Lebensqualität. Auch
die mit der Schlafapnoe verbundenen Risiken (erhöhte Unfallgefahr bei Autofahrten, Blutdruck-
anstieg, erhöhtes Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko) treten dann wieder auf. Sie haben also in
jedem Fall mehr von Ihrem Urlaub und sind vor möglichen Risiken besser geschützt, wenn Sie
die Therapie nicht unterbrechen. Wer möchte schon ausgerechnet im Urlaub unausgeschlafen,
matt und antriebslos sein?
Ihr Wunsch, auf das zusätzliche Gepäck zu verzichten, ist verständlich. Der spürbare Thera-
pieerfolg mit dem Gerät und die Aussicht auf einen erholsamen Urlaub sollten Sie jedoch von
der Unverzichtbarkeit dieses Reisebegleiters überzeugen.
Da Sie ein CPAP-Gerät mit Befeuchter nutzen, ist es unter Umständen möglich, für die Dauer
einer Urlaubsreise Kompromisse zu schließen. Sie sollten zwar nicht auf das CPAP-Gerät ver-
zichten, jedoch ist es durchaus möglich, den Befeuchter im Urlaub zu Hause zu lassen. So be-
richten z. B. viele Patienten, die ihren Urlaub am Meer oder in warmen Ländern mit hoher Luft-
feuchtigkeit verbringen, dass sie während dieser Zeit auf den Luftbefeuchter verzichten können.
Je nach verwendetem CPAP-Gerätesystem nimmt der Befeuchter unterschiedlich viel Raum im
Gepäck ein, der sich dann einsparen lässt. Ob diese Möglichkeit auch für Sie in Betracht kommt,
hängt letztendlich davon ab, dass Sie Ihre eigenen Erfahrungen mit und ohne Befeuchternut-
zung machen. Wesentlicher Anhaltspunkt für Ihre Entscheidung ist das Wohlfühlkriterium. Wenn
Sie ohne Befeuchternutzung unter trockenen Nasenschleimhäuten oder Fließschnupfen leiden, soll-
ten Sie nicht auf den Befeuchter verzichten.
Sorglos reisen trotz CPAP-Therapie?
Seit ich mit der CPAP-Therapie begonnen habe, bin ich nicht mehr verreist. Ich fürchte, dass
bei einer Reise das CPAP-Gerät oder die Maske kaputtgehen könnte und ich dann ohne
Hilfe dastehe. Vielleicht kann ich das Gerät auch nicht überall benutzen? Andere Länder haben
ja zum Teil andere Stromanschlüsse. Und so gibt es noch viele andere Fragen, die mir Sorge
bereiten … Der Erfolg der CPAP-Therapie ist bei mir so deutlich spürbar, dass ich keine Nacht
mehr ohne Gerät schlafen möchte. Auf das Reisen möchte ich auf Dauer aber dennoch möglichst
nicht verzichten – oder sollte ich das besser doch?
Selbst wenn Sie nicht verreisen und zu Hause bleiben, kann Ihnen das Gerät oder die
Maske kaputtgehen, kann ein Gewitter für Stromausfall sorgen, kann eine Erkrankung Sie
ans Bett fesseln und können viele andere unvorhergesehene Dinge eine CPAP-Therapie er-
schwerend beeinflussen. Ihre Reisewünsche brauchen Sie keinesfalls zu begraben. Der Spaß
am Leben hört mit einer CPAP-Therapie nicht auf, sondern fängt damit neu an. Bei sorgfältiger
Planung und Vorbereitung ist eine CPAP-Therapie auch auf Reisen sehr gut möglich. Klar ist, dass
eine Safari in Afrika mehr Vorbereitung erfordert als ein Wochenendtrip in Deutschland.
Außer den individuell zu klärenden Fragen, die Sie sich vor einem Reiseantritt stellen und die
Sie mit Ihrem CPAP-Fachberater besprechen können, gibt es ein paar grundsätzliche Ratschläge,
die ich Ihnen geben kann:
• Bei bisher wenig Reiseerfahrung können Sie zunächst mit einem Kurzurlaub in einigermaßen
vertrauter Umgebung beginnen, z. B. übers Wochenende zu Bekannten oder Verwandten fah-
ren. Wenn Sie dann feststellen, dass Sie bei Ihren Reisevorbereitungen etwas vergessen haben,
ist eine Problemlösung einfacher.
• Liegt die letzte Wartung Ihres Gerätes oder der Austausch Ihrer Maske länger als ein Jahr zu-
rück, so ist in der Regel eine fachmännische Überprüfung anzuraten, die Sie rechtzeitig vor der
geplanten Reise durchführen lassen sollten.
• Es kann auch sinnvoll sein, für die Reise eine neue Maske oder bestimmte Ersatzteile zusätz-
lich mitzunehmen. Dies gilt insbesondere dann, wenn Sie bereits aus Erfahrung wissen, dass
bei Ihrem Maskensystem bestimmte Teile nur eine begrenzte Lebensdauer haben. So vermei-
den Sie das Risiko, dass Sie bei einem Maskendefekt unterwegs plötzlich ohne funktionie-
rende Maske dastehen.
• Denken sollten Sie auch an Ersatzfilter für das CPAP-Gerät und Ersatzsicherungen, falls für Ihr
Gerät erforderlich.
Patienten fragen Experten Sorglos reisen trotz CPAP-Therapie?
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• Bei Hotelübernachtungen empfiehlt es sich, ein Verlängerungskabel mitzuführen. Leider be-
finden sich in vielen Hotels keine Steckdosen neben dem Bett, sondern z. B. in einer dem Bett
gegenüberliegenden Wand.
• Nicht nur bei Urlaubsreisen gilt, dass der Patientenpass immer mitgeführt werden sollte. Die-
ser in der Regel mehrsprachige Pass ist bei einem Arztbesuch oder Krankenhausaufenthalt im
In- und Ausland hilfreich, da er normalerweise alle relevanten Informationen enthält, die für
einen Arzt wichtig sind. Auch am Zoll hilft er, Unannehmlichkeiten zu vermeiden, weil er als
Nachweis dafür dient, dass die Mitführung des Therapiegerätes medizinisch unerlässlich ist.
• Bei Reisen ins Ausland sollten Sie sich informieren, welche Stromspannung dort vorhanden ist
und welchen Stecker-Adapter Sie benötigen. Viele CPAP-Geräte stellen sich automatisch auf die
vorhandene Stromspannung ein, die Gebrauchsanweisung oder Ihr Gerätelieferant gibt da-
rüber Auskunft. Den passenden Stecker-Adapter erhalten Sie in einem Elektrofachgeschäft.
• Für den Fall, dass Ihr CPAP-Gerät ausfällt, kann Ihnen Ihr Gerätelieferant Serviceadressen im
In- und Ausland nennen, an die Sie sich wenden können. Die CPAP-Therapie ist auf der gan-
zen Welt so verbreitet, dass Sie zumindest in zivilisierten Ländern davon ausgehen können,
kompetente Hilfe zu erhalten.
• Empfehlen möchte ich Ihnen auch das Gespräch mit anderen Betroffenen, z. B. in einer Selbst-
hilfegruppe. Hier kann man Erfahrungen zu diesem Thema und zu anderen Problemen aus-
tauschen und gewinnt dadurch an eigener Sicherheit.
Nützt mir eine Selbsthilfegruppe?
Mein Mann hat seit ein paar Wochen ein CPAP-Gerät, kommt aber mit der Therapie nicht
zurecht. Er benutzt das Gerät deshalb nicht immer, merkt aber selber, dass es ihm dann
nicht gut geht. Unser Hausarzt hat meinem Mann den Besuch einer Selbsthilfegruppe empfoh-
len, was er aber ablehnt. Das sei nur was für Gestörte. Meine Frage: Was sind das für Leute,
die sich da treffen, und was machen die?
Vor der Beantwortung Ihrer Frage möchte ich vorsorglich darauf hinweisen, dass sich meine
Antwort nur auf Selbsthilfegruppen bezieht, die sich mit dem Themenbereich Schlafapnoe
befassen. Für Selbsthilfegruppen anderer Krankheitsbilder kann ich nicht sprechen, auch wenn
es sicher viele Übereinstimmungen gibt.
Ihre Frage ist durchaus berechtigt, denn schon der Begriff „Selbsthilfegruppe“ weckt mitunter
zwiespältige Gefühle. Das hat sicher zum Teil damit zu tun, wie Selbsthilfegruppen in den Me-
dien dargestellt werden. Mir selber sind einige Spielfilme in Erinnerung, in deren Handlung die
Personen, die in eine Selbsthilfegruppe gehen, als psychisch krank dargestellt werden. Da sitzt
man oft bei schummrigem Licht zusammen im Kreis, und jeder erzählt der Gruppe, wie krank er
ist. Sicher haben Sie, Ihr Mann und viele andere Leser diese Bilder auch im Kopf. Das ist Holly-
wood und nichts als Illusion, und doch prägt es unser Denken. Und dieses Denken bestimmt
auch die Hemmschwelle, die viele davon abhält, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen. „Nein, so
krank bin ich nicht, dass ich das nötig hätte!“ Oder: „Ich bin doch nicht blöd!“ Gerade so, als
wären das keine normalen Menschen, die in eine Selbsthilfegruppe gehen, sondern Irre. Hier
gilt es vonseiten der Selbsthilfegruppen, aber auch der Ärzte und Schlaflabore noch eine Menge
Aufklärungsarbeit zu leisten. Interessanterweise wurde mir von Teilnehmern an Selbsthilfegrup-
penveranstaltungen auch schon gesagt: „Man ist doch blöd, wenn man das Angebot der Selbst-
hilfegruppen nicht nutzt!“ Also offensichtlich profitiert man als Betroffener doch erheblich von die-
ser Arbeit! Zugegeben, ich habe wegen des Begriffs „Selbsthilfegruppe“ auch schon manche Dis-
kussion erlebt, in der es darum ging, diesen Begriff im Vereinsnamen einer Gruppe durch eine
weniger belastete Bezeichnung zu ersetzen. Wenn man die Arbeit einer Selbsthilfegruppe ken-
nengelernt hat, wird man feststellen, dass Vorurteile unbegründet sind und der Begriff „Selbsthilfe“
den Kern der Sache am besten trifft. Hier organisieren überwiegend selbst betroffene Schlafap-
noiker ehrenamtlich Veranstaltungen und investieren viel Zeit in unterschiedliche Aktivitäten, um
damit anderen Betroffenen zu helfen.
Zunächst einmal wird man beim Besuch einer Selbsthilfegruppe erfahren, dass sich hier ganz
normale Menschen wie du und ich treffen. Diese Feststellung allein hat schon manchem gehol-
fen, seine Erkrankung und sich selber anders zu bewerten und sich von eigener Stigmatisierung
Patienten fragen Experten Nützt mir eine Selbsthilfegruppe?
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zu befreien. In eine Selbsthilfegruppe kommen überwiegend Menschen, die eine Schlafapnoe-
Therapie durchführen und daran interessiert sind, mehr über das Krankheitsbild und mögliche Be-
gleiterkrankungen zu erfahren, sich aber auch über die Therapiemöglichkeiten und über die Be-
wältigung verschiedenster Probleme informieren möchten, die eine solche Therapie mit sich brin-
gen kann.
Die meisten Gruppen haben einen festen Mitgliederstamm, sind aber in der Regel immer offen
für Betroffene und Interessenten, die vielleicht nur einmal oder nur bei bestimmten Veranstal-
tungsthemen teilnehmen möchten.
Die einzelnen Selbsthilfegruppen unterscheiden sich teilweise erheblich im Ablauf und in der
Häufigkeit ihrer Treffen. Gemeinsam haben die meisten Gruppen, dass jedes Treffen unter einem
bestimmten Thema steht, zu dem ein Facharzt oder andere Experten einen Vortrag halten und
Fragen der Teilnehmer beantworten. Dabei erhält man aktuelle Informationen über Fortschritte
in der Diagnose und Therapie der Erkrankung und über Weiterentwicklungen und Neuheiten
von Masken und Therapiegeräten. Viele Gruppen bieten im Rahmen ihrer Treffen Masken-
sprechstunden an, in denen Beratungsgespräche durch geschultes Fachpersonal stattfinden.
Dabei handelt es sich in der Regel um Mitarbeiter von Hersteller- oder Vertriebsfirmen von Mas-
ken und Geräten, die mit der Therapieanwendung und mit Problemlösungen bestens vertraut
sind. Manche Gruppen bieten auch Patientenschulungen an, in denen wichtige Grundkenntnisse
für Anwender einer Schlafapnoe-Therapie vermittelt werden. Anderen ist es wichtig, einen re-
gelmäßigen Austausch untereinander anzubieten und zu pflegen, auch um voneinander zu ler-
nen und eigene Erfahrungen an andere Betroffene weiterzugeben. Und so unterschiedlich die
Mentalitäten sind, so unterschiedlich ist auch die Prägung der einzelnen Gruppen.
Eine Selbsthilfegruppe ist aber nicht nur für die direkt betroffenen Personen da, sondern auch
für die Lebenspartner, denn bei einer Schlafapnoe sind auch diese als Bettpartner von dem Pro-
blem betroffen. Deshalb ist die Problembewältigung, die Therapieakzeptanz und Therapietreue
eine gemeinsame Aufgabe und eine gemeinsame Herausforderung. Dass Sie für Ihren Mann
aktiv geworden sind und sich mit dem Thema gemeinsam auseinandersetzen, finde ich außer-
ordentlich wertvoll und wichtig. Nichts ist für eine erfolgreiche Schlafapnoe-Therapie schlimmer
als Gleichgültigkeit oder Demotivation vonseiten des Partners. Diese Therapie braucht Motivati-
onsunterstützung, und wer kann das besser als der eigene, gut informierte und motivierte Le-
benspartner?
Motivation wiederum benötigt eine Quelle, aus der sie gespeist wird. Diese Quelle kann eine
Selbsthilfegruppe sein, die gemeinsam besucht wird. Noch viele weitere Gründe sprechen für die
Arbeit der Selbsthilfegruppen, doch möchte ich Ihnen empfehlen, gemeinsam mit Ihrem Mann den
hohen Stellenwert der Selbsthilfe selber kennenzulernen und in Ihrer beider Interesse einfach mal
eine entsprechende Veranstaltung zu besuchen. Sie werden positiv überrascht sein!
Gibt es Schulungsmöglichkeiten für Schlafapnoe-Patienten?
Manche Schlaflabore informieren ihre Patienten nach der Diagnostik über die Krankheit
und deren Therapie. Vieles hört man zum ersten Mal und vergisst es leider sehr schnell wie-
der. Ich kenne nur die Freiburger Schlafschule von Dr. Trötschler, der seine Patienten als Einzi-
ger vor der Untersuchung im Schlaflabor an einem Samstag umfassend informiert. Dennoch
kommen im Laufe der Therapie viele Fragen und Probleme auf. Es gibt schon einige Schlaf-
schulen, die meist von Bettenfachhändlern organisiert werden und sich auf orthopädische Pro-
bleme beziehen, oder von Schlafmedizinern, die mehr die Schlafstörungen im Blick haben.
Aber gibt es auch Schulungsprogramme für Schlafapnoiker?
Eine Möglichkeit, Probleme zu lösen, bieten Selbsthilfegruppen. Die freilich gibt es noch nicht
flächendeckend in Deutschland. Sie können sich aber mit Ihren Fragen an den BSD (Adresse
Seite 38) wenden, der mit Unterstützung seiner medizinischen Berater Lösungen zu finden versucht.
Der BSD ist dabei, einen umfassenden Ratgeber in Buchform zu entwickeln, der über das Krank-
heitsbild informiert. Geplant ist ebenso, aus diesem Material einen internetbasierten Schlafapnoe-
Kurs zu produzieren. Dieser soll Ihnen ermöglichen, sich in einzelnen Kapiteln Wissen anzueignen,
das zur Verfestigung abgefragt und so vertieft wird.
Patienten fragen Experten Schulungsmöglichkeiten für Schlafapnoe-Patienten
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Register
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Allergiefilter S. 84 ff.Allergien S. 44, 74, 83 ff., 88Angstzustände S.17, 21, 25,
56 ff., 66Atemluftbefeuchter S.12, 44 f.,
46 f., 48 ff., 80 ff., 87, 94, 99 Atemnot S.94Atemschlauch S. 23, 39 f., 47, 50,
53, 70 f.Atemübungen S. 65Aufbewahrung S. 40, 49 f.Augenprobleme S. 11, 77 ff.Ausatemventil S. 20, 27, 70 f.,
77, 97Ausschreibungen > Patientenver-
sorgungAuto-CPAP S. 13, 22, 67
Bakterienfilter > AllergiefilterBeklemmungen > AngstzuständeBindehautentzündung > Augenpro-
bleme
Compliance S. 8 f., 12 f., 14 f.,19, 50 f., 56 ff., 61
Desinfektion S. 42 ff., 49, 74Druckstellen S.11, 21, 73 f., 74
Eingewöhnung > TherapieeinstiegEinschlaframpe S.12, 57, 61Entspannungsverfahren S. 60,
62 ff.
Full-Face-Maske > Mund-Nasen-Maske
Geräuschentwicklung S. 94 ff.Gesichtscreme S. 72, 74
Haltbarkeit > MaskenverschleißHautrötungen S. 73 f.Heuschnupfen > AllergienHomecare-Versorger > Patienten-
versorgungHusten S. 92 ff.
Individualmaske S.12, 74
Kinnband S. 21, 27, 80, 89, 99
Klaustrophobie > AngstzuständeKondenswasser S. 46 f., 49Kopfbänderung S.11, 21, 27, 40,
57, 72Kopfkissen S. 71
Luftstrom > Augenprobleme, > Aus-atemventil, > Maskenleckagen
Maskenanpassung S. 21 f.Maskenbestandteile und -zubehör
S.19 f., 27Maskenentwicklung S. 28 ff.Maskengröße S.11, 20 f., 27Maskenleckage S.11, 22, 27,
76 f., 89, 100, 101Maskenmaterial S. 20, 57Maskentypen S. 23 ff.Maskenverschleiß S.100 ff., 103 f.Maskenwechsel S.104 f.Mund-Nasen-Maske S.12, 21, 24,
80, 89 f., 94, 99, 104Mundatmung S. 24, 79 f.Mundleckage S.12, 24, 89, 99Mundmaske S. 26Mundtrockenheit S. 79 f., 99
Nasal Pillow > NasenolivenmaskeNasenmaske S. 23, 104Nasenolivenmaske S. 21, 25,
56 f., 74, 89Nasenprobleme S. 44 f., 81 f.,
85 ff., 99Nasensprays S. 88, 90 f.
Oralmaske > Mundmaske
Partner/Partnerin S.10, 52 f., 54 f., 58
Patientenberatung und -schulungS.14 f., 50 f., 110 ff.
Patientenversorgung, ProblemeS.32 ff.
Pollenfilter > Allergiefilterpsychische Probleme S.55, 57
Rampe > EinschlaframpeReinigung S.39 ff., 45, 49 f., 74Reisen S.11, 50, 105 ff.Rückenbeschwerden S. 68 ff.
Schlafmittel S. 67 f.Schlafposition S. 68 ff., 71 Schlafstörungen S. 57 ff., 61 ff.,
67 f.Schlauchheizung S.12schleimhautabschwellende Mittel >
NasenspraysSchleimhäute der Atemwege,
Probleme S. 44 f., 46 f., 79 f.,81 f., 94, 99
Schnarchen trotz CPAP S. 98 ff.Schnupfen S. 41, 44 f., 46 f., 79,
82 ff., 87 ff., 90 f., 99Selbsthilfegruppen S.15, 58,
108 ff.Standort des Geräts S. 95 f.
Therapiedruck S. 12 f., 24, 57,61, 97, 98, 100
Therapieeinstieg S.14, 16 ff., 52 f., 56 ff., 68 f.
Therapietreue > ComplianceTragekomfort S.12 f., 69, 101Trocknung S.40, 49 f.
Undichtigkeit > Maskenleckage, > Mundleckage
Vollgesichtsmaske > Mund-Nasen-Maske
Zahnprothese S. 76, 89
Schnarchen, ein weit verbreitetes Phänomen, beeinträchtigt das Zusammenleben,ist aber kein gesundheitliches Problem. Anders verhält es sich mit dem „krank-haften“ Schnarchen mit nächtlichen Atemaussetzern, der Schlafapnoe.Schlafapnoe stört den Schlaf, der dem Organismus Entspannung und Regenerationbringen soll. Schlafapnoe führt im Lauf der Zeit, gewissermaßen schleichend, zu• Befindlichkeitsstörungen, Abgeschlagenheit, Müdigkeit am Tage,• Leistungsminderung,• Einschlafneigung am Steuer und am Arbeitsplatz mit erhöhtem Unfallrisiko,• psychosomatischen und sozialen Problemen,• Herz- und Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck, Herzschwäche),• Stoffwechselstörungen (Diabetes mellitus)• und weiteren Krankheitsrisiken.
Der Goldstandard der Behandlung ist die CPAP-Therapie, eine nächtliche Atem-unterstützung mit Überdruck, der die oberen Atemwege offen hält (CPAP = Continuos Positiv Airway Pressure). Die Behandlung mit einer Atemmaske ist jedoch für fast jeden Betroffenen ungewöhnlich und bringt zumindest am AnfangProbleme und viele Fragen mit sich: Wie lange soll eine Maske genutzt werden?Welche Probleme bringt die Maskentherapie mit sich? Wie kann man sich zu einerregelmäßigen Nutzung von Gerät und Maske motivieren?
Dieser Ratgeber ist aus der Praxis entstanden und beantwortet Fragen von Betroffenen, die mit der Therapie Probleme hatten.
Der Herausgeber:Der Bundesverband Schlafapnoe und Schlafstörungen Deutschland e. V. (BSD) versteht sich als bundesweit wirkende Dachorganisation für alle Selbsthilfegruppen,die sich der Betroffenen mit dem Schlafapnoe-Syndrom oder mit Schlafstörungenim weitesten Sinne annehmen.